Into the West

  • Ich habe am Di die fast erfolgreich im Nachtprogramm von RTL 2 versteckte erste Folge gesehen und bin noch nicht wirklich überzeugt. Für mich hat sich da erst mal gepflegte Langeweile breitgemacht. Aber, das sind vielleicht die Anlaufschwierigkeiten, ich habe schon vor, mir die nächste Folge auch noch zu geben. Ich hoffe vor allem, daß wir den nach Texas (vermute ich mal, Tejas?) ausgewanderten Bruder wiedersehen, denn Alan Tudyk mag ich sehr gern.


    Was mich ein wenig nervt ist die Indianermystik. Hätte man das nicht ganz normal, ohne übernatürliches darstellen können? Sonst finde ich den Ansatz ganz interessant, es von beiden Seiten aus darzustellen, auch wenn das von dieser nur traurig sein kann.


    Erinnert mich ein wenig an die gute alte "Colorado Saga". Das würde ich leidenschaftlich gern noch mal sehen.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich habe am Di die fast erfolgreich im Nachtprogramm von RTL 2 versteckte erste Folge (...)


    Sehr schön ausgedrückt. Auf die DVDs habe ich schon länger ein Auge geworfen, doch die sind mir zu teuer. Kurz vor der Sendung habe ich es im Programm entdeckt (RTL2 gehört nicht unbedingt zu meinen Favoriten) und - da zu spät am Abend - aufgenommen. :-)



    Zitat

    Original von Grisel
    Was mich ein wenig nervt ist die Indianermystik. Hätte man das nicht ganz normal, ohne übernatürliches darstellen können? Sonst finde ich den Ansatz ganz interessant, es von beiden Seiten aus darzustellen, auch wenn das von dieser nur traurig sein kann.


    Indianermystik? Dann muß ich wohl baldiges Ansehen einplanen, das ist was für mich. Wenngleich mir der Ausgang der Entwicklung mit den Indianern nur zu gut bekannt ist. :cry



    Zitat

    Original von Grisel
    Erinnert mich ein wenig an die gute alte "Colorado Saga". Das würde ich leidenschaftlich gern noch mal sehen.


    Ich muß bekennen, daß mir die "Colorado Saga" nichts sagt. Kann sich aber bald ändern, die Beschreibung bei Amazon klingt schon mal gut. :-)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Indianermystik? Dann muß ich wohl baldiges Ansehen einplanen, das ist was für mich. Wenngleich mir der Ausgang der Entwicklung mit den Indianern nur zu gut bekannt ist. :cry


    Da man sich hier entschlossen hat, die Geschichte aus beiden Sichten zu erzählen, kann man zumindest auf irgendwas tröstliches am Ende hoffen.
    Zum Thema Mystik, die indianische - Lakota - Hauptfigur ist ein Junge, der zum Medizinmann ausgebildet wird und Visionen hat. OK, im Prinzip ist wohl nur bildhaft dargestellt, was er sieht bzw. zu sehen glaubt. Aber, ich weiß nicht, ich mag so übersinnliches Zeug abseits von Fantasy nicht wirklich.


    Zitat

    Original von Grisel
    Ich muß bekennen, daß mir die "Colorado Saga" nichts sagt. Kann sich aber bald ändern, die Beschreibung bei Amazon klingt schon mal gut. :-)


    Im Zweifelsfall kannst Du auch das Buch lesen, bzw. solltet Du sogar, wenn Dich das Thema interessiert, James A. Michener.
    Es hat mich daran erinnert, da es bei der "Colorado Saga" auch um mehrere Generationen geht und die Indianer, ich denke, das waren auch Sioux, ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
    Die Serie habe ich geliebt. Ketzerischerweise wünschte ich mir fast, die hätten die wiederholt, stattdessen.


    Das ist wohl der Nachteil der DVDerei, daß man alte Serien wohl nur noch so durch teure Investitionen zu sehen bekommt.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Da man sich hier entschlossen hat, die Geschichte aus beiden Sichten zu erzählen, kann man zumindest auf irgendwas tröstliches am Ende hoffen.


    Das hoffe ich auch.



    Zitat

    Original von Grisel
    Zum Thema Mystik, die indianische - Lakota - Hauptfigur ist ein Junge, der zum Medizinmann ausgebildet wird und Visionen hat. OK, im Prinzip ist wohl nur bildhaft dargestellt, was er sieht bzw. zu sehen glaubt.


    Hm, das klingt sehr nach dem, was ich in (Sach-)Büchern über Indianer und ihre Vorstellungen gelesen habe.



    Zitat

    Original von Grisel
    Im Zweifelsfall kannst Du auch das Buch lesen, bzw. solltet Du sogar, wenn Dich das Thema interessiert, James A. Michener.


    Ja, zumal das seit längerer Zeit auf meiner Wunschliste steht. Von Michener habe ich bisher nur "Alaska" und "Patrioten". Ob es sich allerdings in den Kartons vor Jahren von meinen Eltern geerbter Bücher versteckt, weiß ich nicht.



    Zitat

    Original von Grisel
    Es hat mich daran erinnert, da es bei der "Colorado Saga" auch um mehrere Generationen geht und die Indianer, ich denke, das waren auch Sioux, ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.


    Es müßten Arapaho, Cheyenne und Pawnee sein, wenn ich das im Wikipedia-Artikel richtig gelesen habe. Hm, eigentlich wollte ich die DVDs nicht so schnell kaufen, die sind mir zu teuer und werden nach ein, zwei Jahren sicherlich im Preis fallen. Andererseits, wenn ich die Beschreibung lese, fällt das genau in mein "Beuteschema". Schwierige Entscheidung. Erst mal werde ich mir das Buch besorgen. Und ansonsten die Preisentwicklung verfolgen. Mal sehen, vielleicht kommen die DVD auch in UK heraus; meist sind die dort erheblich günstiger als in Deutschland. Deutsche Tonspur brauche ich nicht unbedingt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe mir soeben den ersten Teil angesehen und bin noch ganz „hin und weg“. Mal sehen, wie meine Meinung ist, wenn ich alle Folgen gesehen habe. Eines allerdings steht jetzt schon fest: das ist die absolut erste Produktion, in der Steven Spielberg seine Finger drinnen hat, die mir gefällt. Ich habe bisher bewußt noch keinen Spielberg-Film gesehen, den ich gemocht hätte.



    Zitat

    Original von Grisel
    Was mich ein wenig nervt ist die Indianermystik. Hätte man das nicht ganz normal, ohne übernatürliches darstellen können?


    Ähm, nein, hätte man nicht können, wenn es authentisch sein soll. Ich habe letztes Jahr einiges über Indianer gelesen, zwar meist Cheyenne, aber in der Hinsicht dürften die meisten Stämme ähnlich veranlagt sein. Es spiegelt die Denk- und Lebenswelt der Indianer (hier Lakota - also Sioux) genau so wider, wie ich es in (Sach-) Büchern gefunden habe. Die Indianer kannten nicht die Trennung in hie materielle, rein „wissenschaftliche“ Welt - dort geistige, religöse, „Fantasy“-Welt wie wir (Weißen). Für sie war alles eine untrennbare Einheit. Sie lebten, was sie glaubten, und sie glaubten, was sie lebten. Aus dieser Einheit heraus kommt m. E. auch die große Weisheit, die man bei ihnen immer wieder findet. Nicht so „verkopft“, wie in unserer (westlichen) „Zivilisation“, sondern einheitlich im besten Sinne des Wortes: während „wir“ lange Abhandlungen schreiben und Diskussionen führen und uns an Begriffen stören, sind sie längst zu dem, was die Welt im innersten zusammenhält, vorgedrungen.


    :gruebel Etwas ungeschickt, vielleicht undeutlich, ausgedrückt, aber besser kann ichs im Moment nicht. Falls die Serie so gut bleibt, werde ich mit absoluter Sicherheit einige meiner (zum Glück reichlich vorhandenen) Indianerbücher lesen. Dann kann ich es vermutlich besser formulieren.



    Ich werde mir die DVDs also doch recht bald zulegen müssen. :rolleyes Was mich allerdings irritiert ist, daß für die Region-2 DVDs (also Europa) eine Laufzeit von ca. 523 Minuten angegeben wird, für die Region-1 Box (USA) jedoch 552 Minuten. Da werde ich mal recherchieren müssen, ob es da tatsächlich Unterschiede gibt, oder ob die Angaben einfach falsch sind. imdb.com gibt auch 552 Minuten an, desgleichen TNT.


    >Hier< übrigens die Site bei TNT (der Produktionsfirma) zur Miniserie mit Zusatzinformationen, Downloads etc. (in englischer Sprache).


    Ferner habe ich das Buch zur Serie hier mit verlinkt.



    Edit ergänzt, daß die europäische Version in der Tat gekürzt ist (weswegen ich mir die amerikanische zulegen werde). Ich habe gestern die Teile 4 und 5 gebrannt und einige Szenen angeschaut. :cry Es ist eine Sache, von bestimmten historischen Entwicklungen zu wissen bzw. in Sachbüchern zu lesen, oder sich von der Anthropologin Lilian D. Sloan >hier< erzählen zu lassen ( ;-) ). Aber etwas ganz anderes, das in Bildern zu sehen. Sobald ich alle Teile habe, werde ich sie mir am Stück ansehen. Das gibt einen harten Tag.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • West is a place on the map, not a way to live
    (Der Westen ist ein Ort auf der Landkarte, keine Lebensart. Jedediah Smith, aus Folge 1)


    Jetzt hat es denn doch drei Jahre gedauert; ich hätte nicht gedacht, daß mein letzter Eintrag hier so lange her ist. Allerdings habe ich die DVDs erst seit ein paar Tagen. Und als sich diese Woche plötzlich ein „Zeitfenster“ auftat, habe ich das sofort genutzt und alle Folgen in zwei Tagen angesehen, heute noch das Bonusmaterial. „Hin und weg“, wie ich damals nach dem Ansehen der 1. Folge war, ist ein recht schwacher Ausdruck, wie es mir jetzt, nach allen Folgen, die meisten davon am Stück, geht.


    Die Erwähnung von Sand Creek und Wounded Knee für sich vermag schon Angst und Schrecken zu erzeugen, aber dann noch beides in zeitlich kurzem Abstand hintereinander in einem Film - das war ein harter Tag. Zumal ich nicht wußte, wie das gefilmt war. Zum Glück nicht so hart wie im „Wiegenlied vom Totschlag“ (Original „Soldier Blue“), obwohl dort, so extrem gewalttätig die Szenen sind, längst nicht alles gezeigt wurde, was damals wirklich an Verbrechen begangen wurde.


    Ich habe die Folgen im amerikanischen Original gesehen. Viele Szenen mit den Native Americans sind in Originalsprache gedreht und untertitelt. In einigen Fällen (Lakota / Cheyenne beispielsweise) waren sogar für mich, der keine der Sprache versteht, die Unterschiede deutlich hörbar. Dem Bonusmaterial ist zu entnehmen, daß die Stämme im Film wirklich verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen.


    Die sechs Folgen spannen einen weiten Bogen von etwa 1825 bis hin nach 1892. Leben die Native Americans zu Beginn noch weitgehend gemäß ihrer überlieferten Weise, so ist diese am Ende der letzten Folge unwiderbringlich untergegangen. Indem historische mit fiktiven Figuren vermischt werden, sowohl auf Seiten der Weißen als auch der Indianer, werden die Geschehnisse aus der Sicht beider Beteiligter erzählt, exemplarisch anhand der Familiengeschichte der Wheelers.


    Es beginnt mir Jakob Wheeler, der sich den Mountain Men um Jedediah Smith anschloß und so als erster das Familienunternehmen, in dem Wagenräder hergestellt und repariert wurden, verließ. So gelangt er bis nach Californien. In der dortigen Station von San Antonio hatte ich ein Dejavus-Erlebnis und wußte nicht so richtig, weshalb. Das Bonusmaterial half weiter: es wurden einige Sets aus anderen Filmen verwendet und das klingelte es: das müßte das gleiche Set wie im ersten Teil der Lonesome Dove Saga sein, nur daß das dort für Texas stand, oder es sieht dem dort zum Verwechseln ähnlich.


    Als er (Jakob) eine gefangene Lakota freikauft und zu ihrem Stamm zurückbringt, beginnt sich das Rad für ihn und seine künftige Familie zu drehen, denn er wird sie heiraten und in der Folge begleiten wir ihn, Thunderheart Woman, ihre Kinder und weitere Verwandte auf ihrem Lebensweg.


    Überhaupt ist das Rad eines der zentralen Elemente der Miniserie. Da gibt es das Medizinrad der Lakota, ein wesentlicher Punkt ihrer Religion und Mythologie, und da gibt es das Wagenrad, durch dessen Hilfe erst die Ströme von Siedlern in den Westen gelangen konnten. Immer wieder, vom Vorspann angefangen, taucht dieses Symbol auf und verbindet die Geschichten zur Geschichte.


    Das Besondere an Into The West ist, daß die Geschichte zu einen aus zwei verschiedenen Erzählperspektiven berichtet wird und zum anderen es nicht um eine Glorifizierung des „Wilden Westens“ geht, sondern um eine weitgehend historische korrekte Darstellung, soweit das in so einer TV-Produktion möglich ist. Man hat unter mit dem Hintergedanken, daß diese Filme später einmal, was die Authentizität betrifft, für schulische Zwecke Verwendung finden können, produziert. Und was die indianischen Sprachen betrifft, von denen viele vom Aussterben bedroht sind, sind die Filme in der Tat ein Dokument.


    Der „Westen“ war weder schön noch romantisch, auch wenn die Landschaft einfach atemberaubend war/ist und es sicherlich romantische „Verwicklungen“ gab. Man bekommt ein deutliches Gefühl dafür, denn der Dreck, die Gefahr, der ständig mitreisende Tod sind allgegenwärtig. So manches Grab bleibt am Wegesrand zurück. Oh nein, dieser Westen ist hart, rauh, wild. Nur wer stark ist, überlebt.


    „It’s not a Western. It’s about the American West.“ (Es ist kein Western. Es geht um den amerikanischen Westen.“) So wird im Bonusmaterial zur Grundidee der Serie ausgeführt. Um den Westen mit vielen, oftmals nicht gezeigten oder ausgeblendeten Seiten. Gute und Böse gab es bei Weißen wie Roten. Und daß letztere nicht die „Wilden“ waren, als die sie von den Zeitgenossen oft bezeichnet wurden, sondern ganz normale Menschen mit normalen Gefühlen; auch das sieht man mehr als ein Mal. Denn auch Indianer können weinen.


    „You see, the only history a man knows for certain, ist that small part he owns for himself.“ (Siehst Du, die einzige Geschichte, die ein Mensch sicher weiß, ist die, die er selbst erlebt hat.“ - Aus dem Zusammenhang heraus übersetzt). So heißt es gegen Ende des sechsten Teiles. Nach sechs Teilen mit rund neun intensiven Stunden hat man das Gefühl, eine Zeitspanne von rund siebzig Jahren selbst miterlebt zu haben. Mit allen Höhen und Tiefen, den schönen wie den furchtbaren Momenten. Erschöpft bleibt der Gedanke ans Rad übrig. Wie wäre die Geschichte verlaufen, hätte es nur das Medizinrad der Lakota, aber nicht das Wagenrad der Planwagen gegeben.



    Kurzfassung


    Siebzig Jahre, die den amerikanischen Kontinent veränderten, erzählt aus Sicht der Weißen wie der Native Americans. Grandios und Beeindruckend in Szene gesetzt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")