Nana - Emile Zola

  • Kurzbeschreibung:
    Die Titelheldin von Zolas Roman arbeitet sich von einem armseligen Straßendirnendasein empor in die vornehme Pariser Gesellschaft. Die Verführungskraft ihres Körpers verleiht ihr Macht über Minister, Aristokraten und Bankiers - und die Einsicht in Lasterhaftigkeit und Verlogenheit der höheren Stände.


    Über den Autor:
    Einen guten Überblick liefert wikipedia HIER.


    Meine Meinung:
    Der Aufstieg einer Dirne in Paris, die von der Straße kommt und sich bis in die höchsten Pariser Kreise hochschläft und dort durch ihre Anziehungskraft die Macht erlangt, Familien zu zerstören, Männer zu ruinieren und in den Suizid zu treiben. In ausschweifender Erzählweise beschreibt Zola mit eindringlichem Blick auf Details ein buntes, lebhaftes, leidenschaftliches und sinnliches, doch auch verdorbenes und faulendes Bild des Lebens in Paris zur Zeit des Zweiten Kaiserreiches, das den Leser teilhaben lässt an allen Sinneseindrücken und dem Lebensgefühl der damaligen Gesellschaft. Zola beherrscht den Witz und die Ironie für peinliche Situationen ebensogut wie das Grauen und Entsetzen im Erkennen gnadenloser Abhängigkeit, was den Roman so vielfältig und überzeugend macht. Ein absoluter Lesegenuss, der mich sowohl inhaltlich als auch sprachlich sehr beeindruckt und mich neugierig gemacht hat auf weitere Werke von Zola. :anbet


    Die gemeinsame Leserunde gibt es HIER

  • Danke milla für die schöne Rezi :-)


    Mir hat das Buch alles in allem gut gefallen. Teilweise hatte es seine Längen für mich, aber es gab auch viele Stellen, die ich wunderbar genossen habe. Zola hat einen angenehm witzigen Schreibstil und ich fand viele Passagen äußerst amüsant. Er hat eine lockere Art, die damalige Zeit zu schildern und das hat mir gut gefallen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Aeria
    "Paradies der Damen" habe ich sicher schon 15 mal gelesen (kein Scherz). Meine Rezi dazu kann ich ja heute Nachmittag reinstellen.


    ***
    Aeria


    Das würde mich auch interessieren. Da freue ich mich drauf :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Emile Zola hat mit Nana ein wahres Meisterwerk geschaffen. Nana, mit einem Wort von Zola als die Sexbombe schlechthin beschrieben, spielt mit den Männerherzen des französischen Pariser Adels, lässt sich aushalten und gibt ihnen nur stundenweise, das was sich ein Mann von ihr am meisten gewünscht hat; nämlich Sex. Wobei hier Zola die erotischen Szenen nicht beschreibt, man muss zwischen den Zeilen lesen, wie es knistert. Nana, eine völlig unbegabte Schauspielerin überzeugt in einem Theaterstück (Debütaufführung) allein nur mit ihrem Sex-Appeal. Den Zuschauern ist egal, wie sie spielt (denn sie spielt qualitativ schlecht), es passt in die Rolle und sie hatte wie gesagt eben eine Menge Sex-Appeal. Mit diesem Stück wurde sie sogar noch berühmt in ganz Paris. Nanas Untergang: das Nachfolgetheaterstück, bei dem es nicht auf Sex-Appeal, sondern künstlerische Fähigkeiten und hervorzuhebendes Schauspielereikönnen ankam, was sie jedoch nicht hatte. Und sie übertreibt es mit der Ausbeutung der Männerherzen. Mit einem entscheidenden Fehler (... sie geht mit dem Vater des Mannes, der sie aushält ins Bett...) verlässt sie nun auch der adelige Mann, der ihr so manch Fehltritt (... er wusste, dass sie fremd ging...) verziehen hatte. Aber die Sache mit seinem Vater hat ihm dann doch noch den Rest gegeben, so dass er sich von ihr am Schluss abgewandt hatte, weil er das nicht mehr ertragen konnte.


    Nana, ein wunderbares Werk von Zola. Und trotzdem frage ich mich an dieser Stelle, wieso er nicht auf die erotischen Szenen eingegangen ist? Es wäre in Nana nahezu perfekt gewesen. Ich hätte es nicht verpönt, schließlich schreibe ich ja auch darüber, aber wieso hat es Zola nicht getan? Comte de Mirabeau und Marquis de Sade haben es doch auch getan, und sogar noch viel früher, wenn man in die Vergangenheit zurückgeht. Aber ich denke, ich weiß, wieso er in seinem Roman die Erotik gänzlich weggelassen hat. Er wollte wohl als "seriöser Schriftsteller" glänzen. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich es schade finde, dass sogar in unserer heutigen Zeit Schriftsteller, die erotische Romane schreiben, von der Gesellschaft nicht als seriös bezeichnet werden. Wir brauchen uns an dieser Stelle ja nur die Bestseller-Liste von Amazon anschauen und diese mit der Spiegel-Bestseller-Liste vergleichen. Wahrscheinlich hätte Zola ebenfalls - so wie auch die anderen Schriftsteller erotischer Romane - einen Pseudonym Namen verwendet, um Nana als erotischen Roman zu veröffentlichen, hätte er soweit gehen wollen. Ich finde es außerdem schade, dass sich die vielen guten Schriftsteller hinter einem Pseudonym gerade aus diesem Grund verstecken müssen. Also ich stehe dazu, was ich schreibe und ich schäme mich nicht für eine einzige erotische Zeile in meinen Romanen. Daher verstecke ich mich auch nicht hinter einem Pseudonym.


    Zola hat mit Nana ein Meisterwerk geschaffen und es wäre noch viel pompöser geworden, hätte er die Erotik mit einfließen lassen. Sie hätte hier vorzüglich gepasst. Was ich bis heute noch nicht verstehen kann, jeder tut es (sagt er zumindest), jeder will es sehen (man sieht es in Filmen. Cold Mountain ist nur ein Beispiel von vielen), jeder will es auch lesen und trotzdem spricht man nicht geradeheraus in der Öffentlichkeit darüber und tut dies alles unter dem Deckmäntelchen "ich doch nicht" verstecken, da es nicht als seriös angesehen wird. Sollte man hier nicht sogar von einer heuchlerischen Gesellschaft sprechen? Hier sollte mal jeder selbst darüber nachdenken, aus welchem Grund ein seriöser Schriftsteller nicht über Sex schreiben sollte. Also mir fällt kein Grund ein.


    Aber um auf Zola zurückzukommen. Ich finde diesen französischen Klassiker Weltklasse und ich kann ihn jedem nur weiterempfehlen (Hoffe, ich erreiche das mit 'Mariposa' und 'Obsession, Sinnenrausch & Bella Donna' eines Tages auch...): Lasst euch von Nana, Zolas gelungenen Sexbombe überzeugen. Es lohnt sich! Und wer es nicht glaubt, sollte sich dieses wunderbare Werk gleich bei Amazon bestellen. Kein Cent ist hier umsonst ausgegeben.


    P. S.: Und es stellt sich hier die Frage, ob nicht sogar Shakespeares "Sommernachtstraum" mit einer gewürzten Portion Erotik noch weitaus besser geworden wäre, als er es eh schon geworden ist. Ich bin überzeugt davon, dass es möglich gewesen wäre.


    Darja Behnsch
    Autorin
    :lesend

    Mein Name ist Darja Behnsch. Ich bin Autorin von "Diagnose: Schizophasie", "Mariposa" und "Obsession, Sinnenrausch & Bella Donna". Das Search Inside und Leseproben sind im Amazon eingerichtet.

  • :-)Hallo Büchereule,


    merci fürs Zusammenfügen der beiden Threads. Werde jetzt immer vorher schauen, ob's den Thread schon gibt...


    Schönen Tag.


    Bonne journée...


    LG Darja


    P. S.: :-)

    Mein Name ist Darja Behnsch. Ich bin Autorin von "Diagnose: Schizophasie", "Mariposa" und "Obsession, Sinnenrausch & Bella Donna". Das Search Inside und Leseproben sind im Amazon eingerichtet.

  • Nana - der 9. Teil des Rougon-Macquart-Zyklus'.


    Für mich das erste Buch, das ich aus dieser Reihe gelesen habe und ich bin begeistert. Ich liebe die Erzählweise Zolas und auch das Milieu, das er beschreibt.
    Nana, Mädchen aus armer Herkunft, arbeitet sich zuerst als Schauspielerin ohne Talent, aber mit optischen Reizen und einer Menge Intrigen, hoch zur bestbezahlten Prostituierten der Stadt.


    Nach Beendigung des Romans bin ich sehr neugierig auf die Geschichte davor und danach geworden.
    Leider sind die 20 Bände dieser Reihe teilweise nur noch gebraucht erhältlich.


    Falls jemand mehrere oder alle Bände dieser Reihe gelesen hat, würde mich nun interessieren, welche Bücher daraus empfehlenswert sind und welche man sich eher sparen kann.


    Ich gebe für dieses Buch 9 Punkte.


    Edit: Übrigens kann ich mich der Meinung meiner Vorposterin nicht anschliessen.
    Die erotischen Szenen waren zwar nur angedeutet, aber mir gefiel diese Art und Weise sehr.
    Meiner Meinung nach konnte man sich trotzdem sehr gut vorstellen, welche Sexpraktiken angedeutet werden sollten. Und auf "normale" erotische Szenen konnte ich ebenfalls bei diesem Roman sehr gut verzichten, weil es einfach unnötig gewesen wäre.


    Nochmal Edit: Ich habe mir gerade die Leserunde zu Nana durchgelesen. Sehr interessant und aufschlussreich. Dort wurde auch eigentlich schon meine Frage zu weiteren Werken aus der Reihe beantwortet :-).