Klappentext:
Jack Ketchums beunruhigender, grenzüberschreitender Horrorthriller
gilt unter Experten als eines der großen Meisterwerke des Genres.
Die Geschichte eines Jungen, der inmitten einer amerikanischen
Vorstadtidylle mit unvorstellbaren Grausamkeiten konfrontiert wird,
steigt tief hinab in die Abgründe der menschlichen Psyche. Nachdem
der brillant geschriebene Roman viele Jahre unter der Hand als
geheimer Klassiker die Runde gemacht hatte, erhält er jetzt nicht
zuletzt dank Stephen King, der zu diesem Werk auch eine ausführliche
Einleitung verfasst hat, die verdiente Aufmerksamkeit und erscheint
nun endlich auch als deutsche Erstausgabe.
Der Autor:
Dass "Jack Ketchum" ein Pseudonym ist, daraus machte Dallas William
Mayr (geb. 1946) nie ein Geheimnis. Er wählte es nach eigener Auskunft
nach dem Vorbild des Wildwest-Outlaws Thomas "Black Jack" Ketchum,
der es Ende des 19. Jahrhunderts sogar zum Anführer einer eigenen
Bande - der "Black Jack Ketchum Gang" brachte, letztlich jedoch gefangen
und aufgehängt wurde.
Im Vorwort zur deutschen Erstausgabe von "The Girl Next Door" (dt. "Evil")
weist Stephen King außerdem darauf hin, dass "Jack Ketch" in England
der "Spitzname" für den Henker war und sich als Pseudonym für Mayr
wesentlich besser anbietet, denn: "Immer klappt die Falltür auf, immer
zieht sich die Schlinge zusammen, und auch die Unschuldigen müssen
baumeln."
Als Jack Ketchum durchlief Mayr diverse "Karrieren" als Schauspieler,
Sänger, Lehrer, Literaturagent, Handlungsvertreter usw. - die
typische "Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär"-Laufbahn à la USA, nur dass
Mayr nie wirklich seinen Durchbruch schaffte, da er sich als reichlich
sperriger Schriftsteller erwies, der lieber im Taschenbuch-Ghetto
verharrte als der Bestsellerszene Mainstream-Zugeständnisse zu
machen - kein Wunder für "ein früheres Blumenkind und früheren
Babyboomer, der erkannte, das 1956 Elvis [Presley], Dinosaurier und
Horror sein Leben retteten". (So liest es sich jedenfalls in
Mayrs "Biografie" auf seiner Website www.jackketchum.net.)
Noch heute ist der Autor stolz auf eine Kritik der "Village Voice",
die sein Romandebüt "Off Season" 1980 als "Gewaltpornografie" verdammte.
Die Literaturkritik musste Mayr alias Ketchum inzwischen als
unkonventionellen aber fähigen Schriftsteller zur Kenntnis nehmen.
1994 gewann seine Story "The Box" einen "Bram Stoker Award", was
Ketchum 2000 mit "Gone" wiederholen konnte. Zudem wurde Ketchum
mehrfach nominiert. Längst wurde auch Hollywood aufmerksam auf sein
Roman- und Kurzgeschichtenwerk, das indes ob seiner
Kompromisslosigkeit vor allem im plakativ Sexuellen im prüden
US-Amerika vor Problemen steht.
Meine Meinung:
Evil ist ein Buch, daß grausamer kaum sein kann. Man ist versucht, es
sofort wieder zuzuklappen und wegzulegen, kann sich aber trotzdem
der Faszination des Geschrieben nicht entziehen. Man fragt sich, ob
der Mensch wirklich fähig ist zu solch einer Handlung und muss sich die
Frage mit einem klaren JA beantworten. Kann solches wirklich unbemerkt
in der Nachbarschaft geschehen????
Ketchum versucht in diesem Buch eine Erklärung für das Unerklärliche zu
finden und hat in der Person von "Ruth" die richtige für diesen Versuch
gefunden.
Das Buch ist eine Orgie der Gewalt, die sich von Seite zu Seite langsam
steigert. Die Wirkung kann nur als durchschlagend bezeichnet werden.
Ketchum hat seine Mitwirkenden überaus sorgfältig charakterisiert. Sie
stehen stellvertretend für das Dreieck der alltäglichen Gewalt, das aus
Opfer - Täter - Mitläufer/Zuschauer besteht.
Für Leser mit schwachen Nerven ist es allerdings nicht unbedingt geeignet.