Es gibt Bücher für alle Lebenslagen und Bücher für jede Stimmung. Das hier ist eines für jene farblosen Stunden, in denen man sich, ohne genau zu wissen, warum, ein wenig fehl am Platz fühlt.
‚Fehl am Platz’, also falsch in der Welt der Zielstrebigen, Rationalen, Immer-Genau-Bescheid-Wissenden ist auch Herr Jakobi. Eigentlich ist er nie so ganz da, immer ein wenig daneben. Er kommt meist zu spät, er schimpft mit Ampeln, er fährt gern Boot, mag aber keine Ruder und Schuhe eigentlich auch nicht, er bäckt sein Frühstücksbrot jeden Morgen im Frotteebademantel und geht nachts mit seinem Fahrrad spazieren. Sprechen tut er nicht viel, hin und wieder dienstags mit Stella, die bei ihm putzt. Er mag Stella. Wenn sie Urlaub hat und verreist ist, schreibt er ihr eine Postkarte.
In 28 kleinen Geschichten, die selten länger sind als drei Seiten, erzählt Annette Pehnt von diesem kleinen Lebenskünstler. Die Geschichten sind alles andere als vernünftig, sie sind sicher nicht weise, nicht mal unbedingt klug, aber sie sind ungemein liebenswert. Ob es um Schirme geht, gußeiserne Bügeleisen oder pelzige Steine, für Herrn Jakobi ist die Welt durchaus in Ordnung. Und schon nach drei Sätzen ist sie es auch wieder für die LeserInnen. Mit Herrn Jakobi fühlt man sich zuhause, selbst wenn er schließlich in den Wald zieht, weil er genug hat.
So liebevoll, wie die Geschichten geschrieben wurden, sind sie von Jutta Bauer illustriert.
Ein freundliches, warmes Büchlein, ein wenig verrückt, das in jede Handtasche paßt, sich aber auch ausgezeichnet zum Vorlesen eignet für Kinder jeden Alters.
Die Autorin, Jahrgang 1967, lebt als freie Schriftstellerin in Freiburg, der Erzählband ist ihr viertes Buch. Jutta Bauer (geb. 1955) lebt in Hamburg als Illustratorin von Kinder – und Jugendbüchern.