Das gute Leben (The good life) - Jay McInerney

  • Klappentext
    "Hailed by Newsweek as »a superb and humane social critic« with, according to The Wall Street Journal, »all the true instincts of a major novelist,« Jay McInerney unveils a story of love, family, conflicting desires, and catastrophic loss in his most powerfully searing work thus far.


    Clinging to a semiprecarious existence in TriBeCa, Corrine and Russell Calloway have survived a separation and are thoroughly wonderstruck by young twins whose provenance is nothing less than miraculous, even as they contend with the faded promise of a marriage tinged with suspicion and deceit. Meanwhile, several miles uptown and perched near the top of the Upper East Side’s social register, Luke McGavock has postponed his accumulation of wealth in an attempt to recover the sense of purpose now lacking in a life that often gives him pause—especially with regard to his teenage daughter, whose wanton extravagance bears a horrifying resemblance to her mother’s. But on a September morning, brightness falls horribly from the sky, and people worlds apart suddenly find themselves working side by side at the devastated site, feeling lost anywhere else, yet battered still by memory and regret, by fresh disappointment and unimaginable shock. What happens, or should happen, when life stops us in our tracks, or our own choices do? What if both secrets and secret needs, long guarded steadfastly, are finally revealed? What is the good life?


    Posed with astonishing understanding and compassion, these questions power a novel rich with characters and events, both comic and harrowing, revelatory about not only New York after the attacks but also the toll taken on those lucky enough to have survived them. Wise, surprising, and, ultimately, heart-stoppingly redemptive, The Good Life captures lives that allow us to see–through personal, social, and moral complexity–more clearly into the heart of things."


    Über den Autor:
    Jay McInerney ist 1955 in Hartford/Connecticut geboren, wächst in London, Vancouver, Tokio und
    New York auf.


    Weitere Bücher von Jay McInerney:
    Bright Light, Big Citys, Story of my life, Brightness falls, Ransom, Last of the savages, Model Behaviours, How it ended




    Eigene Meinung:
    Das meiner Meinung nach bisher beste Buch zum Ground Zero von New York,neben Jonathan Safran Foer´s „Extrem laut und unglaublich nah“


    Der Kultautor aus New York City Jay McInerney schreibt in diesem 2006 erschienen Buch in einem besonders gelungenen Stil über die Geschehnisse vor und nach dem 11.09.2001 und über amerikanische Paare.
    Anhand zweier Familien werden detailliert das Leben in Manhattan, (z.B. TriBeCa und Financial Distrikt) beschrieben.


    Der Stil ist etwas anders geworden seit dem Debütroman Bright light, Big Citys, deutsch „ein starker Abgang“, verfilmt mit Michael J. Fox als „Die grellen Lichter der Großstadt“
    Die Charaktere sind glaubwürdig und realistisch geschildert.
    Empfehlenswert für Leser, die die aktuelle amerikanische Literatur mögen.
    Hoffentlich wird das Buch auch in Deutsch übersetzt.


    ASIN/ISBN: 3462039180

  • Als "Das gute Leben" vor kurzem als Taschenbuch erschien, kam ich nicht um hin, es endlich auch zu lesen, nachdem es schon sehr lange auf meiner Wunschliste stand. Und ich wurde nicht enttäuscht.


    Aufgrund des 11. Septembers kreuzen sich zufälligerweise die Leben von zwei Menschen - Luke, der mit seiner Frau und seiner Tochter in der Upper East Side wohnt und Corrine, die mit ihrem Ehemann und den Zwilingen in TriBeCa lebt. Jay McInerney beschreibt anhand beider Familien die Gefühle, die mit dem Zusammensturz der Türme einhergingen - die Trauer, den Kummer, aber auch die Wut und Verlustängste der Menschen.


    Zitat

    "Alles verändert sich, alles bricht auseinander. Ich wünschte, ich würde immer noch am Strand liegen. Ich wünschte, ich würde immer noch am Strand liegen, wäre sechs Jahre alt, niemand wäre gestorben, und der Sommer wäre immer noch endlos. Früher kam es mir irgendwie so vor, als ginge es immer weiter und weiter, und nie passierte was Schlimmes."


    Am Ende führt McInerney die beiden Erzählstränge gekonnt zusammen und als Leser habe ich mich gefragt, ob das wofür sich Corrine und Luke entscheiden auch wirklich das "gute Leben" ist.


    Ein wirklich toller Roman, von einem Schriftsteller, der gekonnt erzählen kann. Und ich kann mich Herrn Palomar nur anschließen: auch für mich ist "Das gute Leben" eines der besten Bücher über den 11. September.


    Ich würde gerne weitere Romane von McInerney lesen, aber leider musste ich feststellen, dass auf Deutsch kein weiteres Werk mehr verfügbar ist - ich hoffe sehr, dass in Zukunft noch weitere Bücher von ihm übersetzt werden.

  • Ich kann Herrn Palomar und buzz nur zustimmen. Der Autor ist ein sehr guter Erzähler, der die Thematik des 11. Septembers gekonnt rüberbringt. Ein wirklich sehr gutes Buch, dass ich jedem empfehlen kann.

  • Dieses Buch ist mal wieder eines der Sorte, das einem beim Lesen durchaus Vergnügen bereitet, das einen aber am Ende, wenn man noch einmal über das Gelesene nachdenkt, mit zwiespältigen Gefühlen zurücklässt.


    Da ist zum einen die Liebesgeschichte. In einer lebensgefährlichen Situation treffen sich zwei Fremde, entbrennen in Liebe zueinander, haben aber das Königskinder-Problem: Beide sind verheiratet, haben Kinder, können ihr früheres Leben nicht so einfach aufgeben.
    Dieser Erzählstrang war mir doch an einigen Stellen zu kitschig, häufiger noch zu romantisch, aber das liegt womöglich in der Natur von Liebesgeschichten.


    Zum anderen sind da die Attentate vom elften September, die New York in den Ausnahmezustand versetzen. Dieser Erzählstrang ist eher dürftig, zwar fallen zwei Protagonisten den Anschlägen zum Opfer, aber sie verschwinden irgendwie eher beiläufig aus der Geschichte, hinterlassen keine Lücke, weshalb ihr Tod als dramaturgisches Element seinen Zweck verfehlt. Ansonsten scheint die Gesellschaft seltsam unverändert, man feiert weiter Partys, geht seinen Geschäften nach, fährt in den Urlaub. Lediglich Corrines Engagement am Ground Zero lässt einen ein wenig erahnen von dieser Ausnahmesituation, auch wenn die Stimmung keine wesentlich andere gewesen wäre, hätte sie sich ganz einfach in der Obdachlosenhilfe engagiert. Das oft zitierte Zusammenhörigkeitsgefühl der New Yorker nach den Anschlägen kommt nur sehr schwach rüber.


    Die Gesellschaftschicht, in der Roman angesiedelt ist, ist die New Yorker Upperclass. Hier bestimmt allein der Kontostand den sozialen Status, weshalb die männlichen Protagonisten sich in erster Linie um die Mehrung ihres Vermögens kümmern, während die weiblichen es wieder mit vollen Händen ausgeben. Mein feiert Partys, auf denen die wichtigsten Gesprächsthemen sind, wer mit wem eine Affaire hatte, und wer welches Kleid bei der letzten Charity Party trug. Wie verrückt wird hier seitengesprungen, Sex scheint der Kitt zu sein, der die Gesellschaft zusammenhält. Sex und Geld als Inbegriff des gute Lebens. Terror hin oder her.


    Als Kontrapunkt also die wahre Liebe unsrer Helden, auch sie suchen das gute Leben, allerdings im Sinne eines richtigen Lebens, eines moralisch vertretbaren Lebens. Sie sind das Gegenteil dieser oberflächlichen Upperclass. Corrine ist die einzige Mutter in dem Roman, die sich eigenhändig um ihre Kinder kümmert, sie hat eine verhältnismäßig altertümliche Sexualmoral und engagiert sich ehrenamtlich. Luke dagegen hat sich aus dem Hamsterrad des immer mehr Geld verdienen müssens befreit, auch er kümmert sich, im Gegensatz zu deren Rabenmutter, um seine Tochter (wenn auch spät) und buddelt eigenhändig Leichen aus den Trümmern des World Trade Centers.


    Und das ist die Krux an der Geschichte: Irgendwie passen die Helden und die Gesellschaftsschicht, in der sie leben, nicht so richtig zusammen. Sie wirken wie Fremdkörper, obwohl sie fester Bestandteil der Gesellschaft sind. Das ist zwar der Dreh- und Angelpunkt des Plots, wirkt aber leider etwas konstruiert, ebenso wie die Gegensätze zwischen dem verlotterten Stadtleben und dem heimeligen, guten Landleben oder der wahren romantischen Liebe und den oberflächlichen statusgesteuerten Zweckehen.


    Ein seltsamer Effekt, den manche Bücher haben: während des Lesens hatte ich durchaus das Gefühl, ein gutes Buch zu lesen, um am Ende festzustellen, dass es doch eher mittelmäßig war.



    Zitat

    Original von buzzaldrin


    Am Ende führt McInerney die beiden Erzählstränge gekonnt zusammen und als Leser habe ich mich gefragt, ob das wofür sich Corrine und Luke entscheiden auch wirklich das "gute Leben" ist.


    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)