Wie seid ihr zum schreiben gekommen?

  • Hallo,


    zuerst, danke für die neue Rubrik!


    Um sie einzuweihen gleich meine Fragen:


    Wie seid ihr Autoren /Hobby-Autoren zum schreiben gekommen? Wolltet ihr schon immer schreiben, bzw. ein Buch veröffentlichen? Wann habt ihr eure Leidenschaft u. Begabung entdeckt?


    mfg

  • Morgen,


    wie bin ich zum Schreiben gekommen? Veröffentlicht habe ich noch nichts, hab's auch noch gar nicht versucht (bin erst 20) - zum Schreiben bin ich in erster Linie durch schlechte Lektüre gekommen. Ihr kennt das bestimmt, nach einem reichlich schwachen Schmöker sagt man: "Hey, das kann ich aber besser!"


    Nun, ich folgte meiner Eingebung und siehe da, es macht
    ausgesprochen viel Spaß und das nötige Rüstzeug wurde mir auch schon bescheinigt.


    Gruß,
    Grizzly

  • Wie die Jungfrau zum Kind, wenn Du es so nennen willst.


    Früher (im besten Teeniealter) habe ich manchmal (selten) versucht, meine Gedanken in Gedichte zu verfassen. Habe ich aber niemand gezeigt, was auch sicher besser so war. :grin


    Viele Jahre später habe ich von meinem Partner mal ein selbstverfasstes Gedicht bekommen und wollte mich mit ein paar ebenfalls selbst verfassten Zeilen "revanchieren". Seitdem schreibe ich immer wieder mal Gedichte.


    Kurzgeschichten habe ich noch nie geschrieben. Als aber das Wettbewerbsthema "Losgelöst" aufkam, hatte ich plötzlich (auf Arbeit :rolleyes) die Idee zu meiner veröffentlichten Geschichte.


    Der Rest ist Geschichte. :chen

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das ist eine saudumme Frage, Historikus: Durch die Schule natürlich! :chen


    "Das Schreiben" wird eigentlich ziemlich überbewertet. Es kommt darauf an, erzählen zu können, um das Erzählte dann niederschreiben zu köennen. Die Kulturfertigkeit des Schreibens erweitert die Möglichkeiten der Feinbearbeitung, was Sprache und Stil angeh (wobei ich das angesichts eines guten Märchenerzählers und der homerischen Epen auch bezweifele). Doch letztendlich kommt es darauf an, ob man Freude daran hat, anderen etwas zu erzäehlen - und ob es da ein entsprechend positives Feedback gibt.


    Ich hatte gewissermaßen Glück: Ich habe mich schon immer gerne in phantastischen Welten bewegt und auch immer davon erzählt und die Erwachsenen meiner näheren Umgebung haben das nie gebremst - im Gegenteil: Meine Omi und ich, wir haben uns gelegentlich richtig hochgeschaukelt und hineingesteigert in verrückte Geschichten, bis wir Tränen gelacht haben.


    Irgendwann habe ich angefangen, diese Verrücktheiten auch aufzuschreiben, wenn es mir nicht mehr gefiel, flog es in die Tonne. Innig geliebtes wurde säuberlichst abgetippt, illustriert und fadengeheftet - aber auch diese kleinen Kunstwerke landeten gelegentlich im Müll. Es war einfach zu viel Zeug! :o)


    Tagebuch hat mich geödet - warum mir selbst einen Tagesablauf zu rekapitulieren? Warum sich in Problemen wälzen, wenn man zugleich von Weltraumabenteuern, dem Wilden Westen oder Troja träumen konnte, wo es um "richtige" Probleme ging (und die eigenen dabei unbewusst verarbeitet wurden, wie ich später merkte).


    Erst im Studium habe ich begonnen, bewusst für andere zu schreiben: möglichst verständliche Hausarbeiten, Referate etc. denn unverständliche, das war der Regelfall.
    Und irgendwann fand alles zusammen: historische, politische und kulturelle Interessen mit der Lust am Erzählen.


    Wenn man obendrein tolle KollegInnen findet wie ich mit meinen Autorengruppen, die einem durch die Kinderkrankheiten des Schriftstellerlebens helfen, dann braucht man nur noch einen Hang zu einer guten alten preußischen Sekundärtugend namens Disziplin.


    Beim "Schreiben" ist es nämlich wie in der Mathematik: 1 % Inspiration stehe 99 % Transpiration gegenüber.


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Also ich schreibe auch gerne, auch für andere.
    Aber dabei bin ich im Selbstvertrauen meinen Geschichten gegenüber nicht sehr kräftig.


    Dagegen schreibe ich total gerne Referate (schon immer!) und mach das auch supergerne für andere. In der Facharbeit bin ich total aufgegangen und hätte gerne noch mehr geschrieben.
    Mir macht das Spaß, stundenlang über schwierigen Texten zu brüten und sie für andere verständlicher zu schreiben oder Lernzusammenfassungen usw.


    Aber sowie ich keine direkte Vorgabe und besonders keinen Text etc. habe, an den ich mich halten kann, fühle ich mich total nackt und unsicher.


    Ich denke, in gewisser Hinsicht zählt das vielleicht auch zum Schreiben.
    Aber mit Kurzgeschichten etc., das ist sowas wie ein Seelenstrip für mich...:rolleyes

  • angefangen hat es bei mir mit presseberichten, die ich für einen verband geschrieben habe. dann war ich es redakteur einer kleinen jugendzeitschrift tätig und habe artikel für unsere firmenzeitschrift geschrieben. als ich dann einige jahre eine auszeit genommen habe und ein veget. vollwertrestaurant betrieben habe, wurde ich gefragt, ob ich nicht für einen entsprechenden restaurantführer rezepte für ein menu liefern möchte. das habe ich getan und darauf anschliessend mein 1. kochbuch geschrieben. Dabei war ich auch im kontakt mit dem verlag des restaurantführers, der mir dann spezielle themen vorgegeben hat, die ich in weiteren kochbücher bearbeitet habe.
    ausserdem habe ich fachartikel geschrieben, dann unsere 1. deutschlandwanderung in einem buch veröffentlicht, es folgten einige veröffentlichte forschungsarbeiten und im februar kam mein erstes Fachbuch auf den markt, an anderen habe ich mich schon beteiligt.
    in 3 wochen gibt es dann ein buch über meine krebserkrankung, in 6 wochen meine della-kurzgeschichten, die erste geschichte wurde gerade in einer zeitschrift veröffentlicht. im herbst ein neues kochbuch und ich hoffe, ein neues fachbuch.
    derzeit versuche ich mich an meinem ersten roman und arbeite am 2. band meiner della-geschichten.

  • Zitat

    Original von Iris
    Doch letztendlich kommt es darauf an, ob man Freude daran hat, anderen etwas zu erzäehlen - und ob es da ein entsprechend positives Feedback gibt.


    Hi Iris, was hättest du denn getan, wenn du kein positives Feedback bekommen hättest? Hättest du solange weiter geschrieben, bis jemand auf dich aufmerksam geworden wäre, oder hättest du irgendwann mit dem Schreiben aufgehört?

  • Zitat

    Original von Batcat
    Kurzgeschichten habe ich noch nie geschrieben. Als aber das Wettbewerbsthema "Losgelöst" aufkam, hatte ich plötzlich (auf Arbeit :rolleyes) die Idee zu meiner veröffentlichten Geschichte.


    Hi Batty,
    ich glaube da hat früher die ganze Zeit in dir ein verborgenes Talent geschlummert, wenn ich mir so deine Kurzgeschichte von gestern anschaue, alle Achtung!
    Für alle, die die Kurzgeschichte noch nicht gesehen haben, ist hier der Link:

  • Zitat

    Original von Wolke
    Hi Iris, was hättest du denn getan, wenn du kein positives Feedback bekommen hättest? Hättest du solange weiter geschrieben, bis jemand auf dich aufmerksam geworden wäre, oder hättest du irgendwann mit dem Schreiben aufgehört?


    Die Freude am Erzählen war für mich immer untrennbar mit dem Erfolg bei den Zuhörern verbunden.
    Ich "schreibe" nicht für mich selbst, sondern diese Tätigkeit ist für mich eine Form der Kommunikation: Ich möchte etwas (mit)teilen.
    Wo man mich nicht hören will, da lass ich das Reden irgendwann auch (trotz aller Mitteilsamkeit), und wer mein Buch nicht lesen möchte, soll es lassen - es ist ein Angebot.
    Und gäbe es keine Nachfrage, würde ich etwas anderes tun, aber nicht für die Schublade schreiben. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • danke für den schönen bereich hier



    ich würde verrückt werden.
    es schwirren zu viele wörter und ideen in meinem kopf herum, dass ich nur zu stift und blatt kreifen kann bzw. den computer. ich bin auch schon oft genug in der nacht aufgestanden und musste das aufschreiben, was in meinem kopf war. an schlafen war sonst nicht zu denken. und sonst wäre sie womöglich am nächsten tag fort gewesen.
    ein leben ohne schreiben würde es für mich gar nicht geben. auch wenn ich nie etwas veröffentlichen werde. oder noch nicht mal ein buch zusammen bekommen sollte. aber schreiben msus ich. sonst lande ich vielleich doch noch in der klapse wie doc sagte.
    selbst gestern im kino hätte ich schreiben müssen, wenn ich gerade papier und stifft gehabt hätte. doch hatte ich mein block in der anderen tasche gelassen. normal schlepp ich immer was zu schreiben mit. man kan nie wissen wan der nächste geistesblitz kommt. es sind manchmal nur kleine banale dinge die mich wieder auf eine neue klasse idee bringen. ein wort, eine sache, ein ding. egal was. oft mals kommen mir geschichten auch im traum. da würd ich am liebsten gleich alles aufschreiben. doch ist dies meist wieder sehr schnell verschwunden, das da nur ein tonbandgerät helfen würden. (werd ich mir auch noch anschaffen).
    aber ich merk ich scheife ab.
    ich schreib weil ich muss. der drang ist einfach immer wieder da zu schreiben. mein krankeshirn und phantasie ausleben zu lassen.
    aber fehlt mir oft mals zeit. und an ungegelegenen orten, zeiten denn drang.
    schreiben, schreiben, schreiben...


    ich hoff ich konnt meine situation verständlich machen.

  • Zitat

    Original von Sterntaler
    Aber mit Kurzgeschichten etc., das ist sowas wie ein Seelenstrip für mich...:rolleyes


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen - so hab ich auch immer gedacht. Egal, wie unpersönlich man den eigenen Text hält, wie sehr man sich davon distanziert, da ist immer was von einem drin.

  • Historikus
    Bei mir war es eigentlich eine ganze Verkettung von Umständen, die mich zum Schreiben brachte.
    Ich war Mitte der 80er mal wieder bei den Politikern in Ungnade gefallen und an eine langweilige Stelle strafversetzt worden. Nachdem ich meinen Wirkungsbereicht umorganisiert hatte, war ich mit Ausnahme von etwa einer Stunde täglich arbeitslos und suchte ein Betätigungsfeld, um nicht verrückt zu werden. Da ich schon immer eine Vorliebe für Geschichte hatte und zudem mein Haus auf einem historischen Gelände steht, stürzte ich mich mit Feuereifer auf die Recherchen. Zunächst stand noch nicht einmal der Wunsch zu schreiben dahinter.
    Als ich die ersten Ergebnisse hatte, begann ich eine Fortsetzungsreihe in einem lokalen Monatsblatt. Ich kam in Kontakt mit anderen Historikern und einer unserer Professoren, selbst ein Kunsthistoriker, nahm mich ein wenig unter seine Fittiche. Nachdem wir mit anderen zusammen ein Sammelwerk herausgebracht hatten, konnte ich mein eigenes Buch auflegen.
    Mittlerweile hatte sich meine berufliche Situation zum xten Male verändert und dann wurde mir leider die Zeit knapp. Aber seit ich jetzt in Pension bin, menge ich natürlich wieder mit.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Exzentriker


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen - so hab ich auch immer gedacht. Egal, wie unpersönlich man den eigenen Text hält, wie sehr man sich davon distanziert, da ist immer was von einem drin.


    Zum einen das aber zum anderen ist für mich die Tatsache, etwas zu veröffentlichen, bei dem ich mich nicht verteidigen kann bzw. mich nicht auf etwas berufen und erklären kann, warum ich das so und so geschrieben habe, irgendwie bloßstellend für mich.
    Ich hab das Gefühl, wenn jemand meine Geschichte nicht mag, dann verletzt er auch mich damit, weil ich davon überzeugt bin, jedoch mit nichts argumentieren kann, warum sie gut ist.

  • Hm... wie bin ich zum Schreiben gekommen ?


    Ich lese gerne, also schreibe ich auch gerne, weil einfach der Gedanke, auch mal ein tolles Buch zuwege zu bringen mich irgendwann nicht mehr losgelassen hat !


    Aber leider fehlt mir, wie Iris es so schön gesagt hat, die nötige Selbstdisziplin, und so wird wohl nie was daraus werden, mal ein Buch zu veröffentlichen :(


    Außerdem bin ich zu kritisch mit dem was ich schreibe, und wie mir ein "befreundeter" Autor, der selber schon 3 Krimis veröffentlicht hat, verriet, ist es besser die Story schon fertig im Kopf zu haben, bevor man sie niederschreibt ... und das ist bei mir eben nicht so, bei mir kommen die Gedanken, die Weiterführungen erst während des Schreibens :gruebel !


    Aber es reicht mir schon, einfach mal am PC zu sitzen und wieder mal ein weiteres Kapitel oder auch zwei geschafft zu haben !


    Und wenn ich dann mal ein altes Großmütterchen bin, können ja meine Enkel das Buch veröffentlichen und dann abkassieren :grin


    Liebe Grüße


    Hannah *Möchtegernautorin* ;)

  • Danke für eure Antworten.


    Da sieht man einmal wieder, wie vielfältig man zum schreiben bzw. "erzählen" (extra für dich, meine liebe Iris ;-) ) kommt.


    mfg

  • Zitat

    Original von Sterntaler
    Ich hab das Gefühl, wenn jemand meine Geschichte nicht mag, dann verletzt er auch mich damit, weil ich davon überzeugt bin, jedoch mit nichts argumentieren kann, warum sie gut ist.


    Jo, das kann ich gut verstehen. Man liebt natürlich sein geschriebenes Baby und da fällt's schwer, wenn einer hart ins Gericht geht.


    Hab das alles auch schon selbst erlebt.

  • Zitat

    Original von Exzentriker


    Jo, das kann ich gut verstehen. Man liebt natürlich sein geschriebenes Baby und da fällt's schwer, wenn einer hart ins Gericht geht.
    Hab das alles auch schon selbst erlebt.


    Kann ich bestätigen. :grin
    Ich hab zwar schon einiges an sehr guten Rezis eingefangen, aber es gibt Leute, die finden, da ist zu wenig Gefühl drin, und andere halten den Text für schmalzig. Man kann's nicht jeder/m recht machen. :chen


    Aber wenn man keinen Abstand vom eigenen Baby bekommt, so dass Kritik richtig wehtut, wird es schwierig mit der Veröffentlichung. LektorInnen und RedakteurInnen müssen erbarmungslos sein und sind es auch.
    Wenn man dann über ein bereits abgenabeltes Baby spricht, fällt es leichter, Stärken und Schwächen zu erkennen, um erstere auszubauen und letztere abzubauen.


    Aufmunternde Grüße,


    Iris

  • wie bin ich zum schreiben gekommen?


    kurz gesagt, ich wollte es tun, seit ich einen Stift halten und Buchstaben auf Papier malen konnte und begann immer wieder, kurze Geschichten zu skizzieren. Als ich dann die erste Chance hatte, in einem SF-Fanzin zu veröffentlichen, habe ich diese sofort ergriffen. Was dann weiter kam, war eine Symbiose aus Erzähltalent und eisernem Willen.


    Im Gegensatz zu Iris gebe ich beim Schreiben der Inspiration mehr Raum (10 %) und der Transpiration nur 90 %. Doch ist hier nicht jede Autorin und jeder Autor gleich. Eines müssen jedoch alle mitbringen, Phantasie und Disziplin. Nur der richtige Mix aus beiden lässt ein gutes Werk entstehen.


    Liebe Grüße
    Gheron