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'Nana' - Seiten 142 - 237
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Jetzt bin ich endlich in diesem Teil angelangt
Der Graf Muffat taut ja langsam auf, wie man merkt. Ich bin gerade an der Stelle, wo sich der Prinz usw. in Nanas Garderobe befinden. Sie ist halbnackt -
So mittlerweile bin ich an der Stelle, wo Nana ihr Gut besichtigt, welches sie von Steiner (der war es doch oder?) gekauft bekam. Ich war richtig entzückt, wie sie durch das Haus rannte und sich das Blumenbeet angeschaut hat. Sie war so voller Freude, das hat mir richtig gut gefallen. Warum Zoé so komisch war, verstand ich aber nicht. Sie hätte sich doch mitfreuen können.
Mittlerweile merkt man schon sehr stark, welche Wirkung Nana auf die Männer hat. Besonders Mignon und Georges sind ihr ja schon sehr verfallen. Und der Prinz schien mir auch sehr von ihr angetan zu sein. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Mittlerweile gefällt mir das Buch wirklich gut, trotz anfänglicher Schwierigkeiten. Ich bin froh, dass ich nicht gleich aufgegeben habe -
Habe das 5. Kapitel beendet und ich komme mehr zu dem Schluss, dass Zola ein olfaktorischer Mensch ist Er beschreibt zwar auch jede visuelle Kleinigkeit, aber seine Beschreibungen von den Geruchseindrücken sind der Hammer Gerade in diesem Kapitel im Theater hat es mir richtig in der Nase gejuckt vom Puder und sie hat sich gekräuselt bei diesem Gemisch aus süßem Parfüm, Mottenkugeln und Schweiß. Mir gefällt es auch richtig gut mittlerweile, ich genieße jeden Satz und das Personenverzeichnis (wer Lust hat, kann übrigens HIER in meinem Lesetagebuch schauen) hat wirklich viel geholfen!!
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Ja milla, das hab ich ja ganz vergessen! Mit den Gerüchen... allerdings fand ich nur die beschriebenen Frauengerüche angenehm. Alles andere kam mir furchtbar stickig und warm und so vor. Zumindest von der Beschreibung her.
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Auf jeden Fall!! Da müffelts ganz schön Aber mich erstaunt und beeindruckt die Intensität, die da durchkommt!
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kurz zu Kapitel 6:
Da hat also Steiner tatsächlich für Nana ein eigenes Gut gekauft… Ich nehme an, er wird dafür einiges an Gegenleistung verlangen… Die kindliche Freude, die Nana allerdings bei der Gutsbesichtigung zeigt, ist einfach nur schön, und als Leser freut man sich mit und nimmt teil an ihrer Entdeckungstour. Andere freuen sich ebenfalls, z.B. Georges, dessen Zuhause ganz in der Nähe liegt und der diese Tatsache ausnutzt, indem er sich heimlich zu Nana schleicht. Mit der Zeit entwickelt sich dann eine Art Liebesbeziehung zwischen den beiden, wobei Nana Georges am Anfang eher aus mütterlicher Sicht betrachtet. Ein wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Nana auch nicht viel älter sein kann. Allerdings hat sie wahrscheinlich schon viel mehr in ihrem Leben erlebt als der unbedarfte Georges. Der lässt dann auch aus Liebe einiges mit sich machen, die Szene, in der er ihre Kleider auszieht, weil er wegen eines Platzregens tropfnass bei ihr auftaucht, ist einfach köstlich!
Frau Hugon hat derweil viele Gäste auf ihrem Gut, unter ihnen auch diverse Verehrer Nanas, die sich wirklich aufführen wie Hunde, die eine läufige Hündin wittern, furchtbar! Sie alle nutzen den Aufenthalt auf dem Land mehr oder weniger dazu, Nana näher zu sein oder ihr heimlich näher zu kommen. Eines Tages kommt es dann zu einer peinlichen Begegnung, bei der sich die beiden Gesellschaften (Nana mit ihren Freunden aus Paris und Frau Hugon mit ihren hochrangigen Gästen) zufällig treffen. Zola beschreibt diese Szene so drollig und realistisch, dass ich die pikierten Gesichter geradezu vor mir gesehen habe, ein herrlicher Spaß!!
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Ich bin ganz erstaunt, wie sich Muffat entwickelt Er gibt sich immer mehr seiner Leidenschaft hin und vergeht dabei ja fast schon.
Ich bin gerade da, wo er erfahren hat, dass seine Frau ihn angeblich mit Fauchery betrügt. Mal sehen was das noch gibt -
zu Kapitel 7:
In der Ehe der Muffats lebt also jeder nur noch so vor sich hin und geht seinen eigenen Liebschaften nach. War ja irgendwie zu erwarten… Interessant zu sehen, dass dies natürlich mit unterschiedlichem Maß gemessen wird, ER wird bemitleidet und für SIE soll es selbstverständlich sein. Nun ja, das ist ja heute nicht viel anders
Faucherys Artikel über Nana hat es ganz schön in sich, der Vergleich mit der Schmeißfliege ist mehr als deftig - ich frage mich, aus welchen Motiven heraus er so denkt. Sieht er einfach klarer als andere oder schützt er über Umwegen seine unglücklich verheiratete Geliebte? Muffat selbst gebärdet sich bezüglich Nana wie ferngesteuert, Zola beschreibt die Kombination von Grauen und Anziehung, die er ihr gegenüber empfindet meiner Meinung nach sehr eindringlich, man spürt förmlich wie er hin- und hergerissen ist. Und als er am Ende des Kapitels seiner eben zurückgekommenen Frau begegnet, wirken sie beide wie ZERrissen.
Nana war ja schon immer nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, allerdings kann ich ihre Wahl von Fontan absolut nicht nachvollziehen, wo steckt der Sinn? Er sieht weder gut aus noch hat er Geld und kann ihr etwas bieten? Oder will sie sich nur aus Muffats "Fängen" befreien? Eine tiefe wirkliche Liebe nehme ich ihr einfach nicht ab. Oder macht sie sich selbst nur etwas vor und GLAUBT sie liebt ihn wirklich? Dann ist sie noch naiver, als ich dachte…@ all: Was denkt ihr warum ausgerechnet Fontan?
zu Kapitel 8:
Fontan ist ein Ekel wie er im Buche steht - nicht nur, dass er Nana regelmäßig schlägt (auch wenn er gut gelaunt ist, um “nicht aus der Übung” zu kommen), er nimmt ihr auch ihr Geld weg, so dass sich Nana finanziell letztendlich wieder allein durchschlagen muss. Zusammen mit ihrer ehemaligen Freundin Satin gerät sie immer tiefer zurück in den Sumpf der Prostitution und trifft sich mit den übelsten Typen in schmierigen Spelunken um ein bisschen Haushaltsgeld zu verdienen. Sie ist da, wo sie als junges Mädchen begonnen hat, in der Gosse. Und wieder frage ich mich: Warum bleibt sie bei Fontan? Will sie nicht einsehen, dass er sie gar nicht lieben kann? Will sie sich selbst beweisen, dass sie eine lange Beziehung führen kann? Gottseidank sieht sie zumindest am Ende ein, dass es so nicht weitergehen kann und nimmt das Angebot der besorgten Frau Lerat an.
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Ich bin auch hier angekommen und ich finde Nana einfach herrlich. Wie sie ständig halb bekleidet die Herren aus dem Konzept bringt... königlich.
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Mannometer, die "Spiegelszene" ist der Hammer! Ich war ja nachhaltig beeindruckt von meiner früheren Lektüre, aber daß diese Szene so stark ist, hatte ich nicht mehr präsent ...
Sprachlich-erzählerisch absolut vom Feinsten! Naturalismus bedeutet minutiöse Beobachtung, steigern konnte das wohl nur noch Marcel Proust, und ich überlege wirklich, ob ich Eine Liebe von Swann lese, bevor ich mich an Abbé Prévosts Manon Lescaut mache ...Selbstverständlich lese ich so was ausschließlich aus Recherchegründen -- was denke ihr denn?
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Zitat
Original von Iris
Selbstverständlich lese ich so was ausschließlich aus Recherchegründen -- was denke ihr denn?Ich denke, ich glaube dir kein Wort.
So ganz blicke ich jetzt grade im Buch aber nicht mehr durch. Von wem hat sie denn nun das Landgut? Von Steiner? Oder vom Grafen Muffat? Und dieses Bübchen Georges.... was findet sie denn an dem? Ich konnte ja noch nie Frauen verstehen, die auf so Bengelchen stehen.....
Graf Muffat ist für mich auch so eine seltsame Figur und ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, was Zola mit dieser Figur weiter vor hat. Will er demonstrieren, daß zu viel Frömmelei eben auch nicht das gelbe vom Ei ist? Oder durchlebt der gute Graf einfach eine zweite Jugend?
Hm... ich bin unschlüssig... weiterlesen.Leider komme ich derzeit wirklich gar nicht voran.....viel Arbeit wenig Zeit... seufz.
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Das Landgut hatte sie von Muffat.
Und den kleinen, so denke ich mir, mochte sie eben, weil er ihr ihre Verliebtheit zurück gab. Bei ihm konnte sie so sein, wie sie wollte. Sie musste nichts tun, was sie nicht wollte. Das hat sie genossen.
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hm....naja...wems gefällt seine Liebhaber wie Hündchen zu behandeln.... *grusel* so ganz bin ich mit der Erklärung noch nicht einverstanden, ich denke, daß ihr Verhalten da auch etwas mit Macht zu tun hat.... nicht nur etwas, sondern ne ganze Menge.
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Zitat
Original von Branka
Das Landgut hatte sie von Muffat.
Nein, Steiner hat es ihr gekauft. Deshalb ist er ja auch so stinkesauer, daß er während seines Aufenthaltes nicht zum Zuge kommt.Nana ist ein ziemlich egozentrisches und a-soziales material girl; sie hält die Herren hin, gibt ein kleines bißchen nach, bis sie bekommen hat, was sie will, und dann läßt sie sie zappeln.
Eigentlich ist sie nur in sich selbst verliebt, aber ohne sich tatsächlich zu lieben. Sie findet ihren Marktwert toll und spielt damit. Georges (der "Kleine") ist wiederum eine Weile ihr Spielzeug. Das spiegelt ihre Stellung als Spielzeug reicher Männer.
Daß sie sich Fontan unterwirft, liegt einerseits -- wie Zola selbst schreibt -- an ihrer zutiefst spießigen Ader, andererseits ist er der erste Mann, den sie respektiert, weil er sie so behandelt, wie sie es ihren eigenen spießigen Vorstellungen nach, verdient.Dieses 19. Jh. war wirklich ein extrem finsteres Zeitalter: prüde und bigott wie keines zuvor und zugleich verkommen bis ins Mark, wo sich Geld sammelte.
Die Figur Nana auch im übertragenen Sinne als Metapher für la bonne cité de Paris zu sehen, liegt schon nahe: Die ganze Stadt wirkt durch ihren von einer glänzenden, funkelnden, hellen Fassade kaum verborgenen Sumpf aus Armut, Gewalt und heuchlerischem Spießertum ziemlich verkommen und für diejenigen, die sie sich quasi kaufen können verderblich, da sie wie Nana auch nicht hält, was sie rein äußerlich verspricht.
In Muffat zeigt sich schon die Gefahr und Gefährdung der Frömmelei, den wrklich gläubig ist er nicht. Er ist von Angst getrieben einem "strengen Richter" gehorsam, allerdings Geboten, die das Bodenpersonal ausgegeben hat. Dieser Venot ist auch nur ein bigotter Parasit, der Macht ausübt.
Für Zola erscheint es sicher schlüssig, daß ein derart verklemmter Mensch wie Muffat, wenn er erst "dem Bösen" verfällt, völlig außer sich gerät. -
Wie? Aber sie bekommt doch auch von Muffat was geschenkt, das weiß ich noch.... oder ist das erst später??
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Zitat
Dieser Venot ist auch nur ein bigotter Parasit, der Macht ausübt.
Das war der Anwalt, richtig ?
Danke für die Beschreibung von Nana / la bonne cité de Paris (Heißt die Stadt Paris, oder ist cite die Bevölkerung? Mein Französisch rostet leider immer noch vor sich hin!) ich war mir sicher, daß Nana für irgendwas steht, allerdings hätte ich sie eher als Sinnbild für die gehobene Gesellschaft gesehen....
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Original von Babyjane
Das war der Anwalt, richtig ?
Jep. Raffiniert, wenn man zugleich Anwalt und Beichtvater ist, gell?ZitatDanke für die Beschreibung von Nana / la bonne cité de Paris (Heißt die Stadt Paris, oder ist cite die Bevölkerung? Mein Französisch rostet leider immer noch vor sich hin!) ich war mir sicher, daß Nana für irgendwas steht, allerdings hätte ich sie eher als Sinnbild für die gehobene Gesellschaft gesehen....
Nana stammt aus sehr kleinen Verhältnissen, sie schafft es nach oben, weil sie hübsch ist und als Prostituierte gelernt hat, ihre Reize einzusetzen. Bordenave, der Chef des Varietés, weiß diese Begabung für seine Zwecke einzusetzen; das zeigen die Bühnenszenen deutlich, wo Nana ihr Bordsteinschwalbenflirten ja im ganz großen Stil zeigen kann.
Auch sie wird nur benutzt.La bonne cité (auch: ville) de Paris ist ein sehr alter Ausdruck. Von Robert Merle gibt es einen Roman mit diesem Titel: Paris, ma bonne ville (dritter Band der Reihe Fortune de France).
Ich denke, es geht um die Stadt insgesamt, um den schmutzigen Sumpf hinter der glänzenden Fassade. Paris war der Sitz frz. Könige, bis Louis XIV nach Versaille abwanderte, weil es ihm wortwörtlich stank -- ausgerechnet dem! -
@BJ
Nana als Verkörperung von Paris zu sehen, ist beim Autor schon angelegt. Zola konnte ziemlich wettern über Paris.Eine Stadt zu personifizieren ist ja eines der ältesten literarischen Mittel, ich erinnere an die 'Hure Babylon' oder an all die hübschen Stellen im AT über Jerusalem, das am Wegrand die Beine breit macht.
Es geht um die Personifizierung des Lasters, aber auch um Kritik an 'Stadt', die vorgeblich die Menschen verdirbt. 'Sündenbabel'.
Zugleich steht Stadt auch immer für die Menschen, die in ihr leben (Sodom und Gomorrah!!), die Bürger nämlich und zwar zunächst die guten, d.h. die, die städtische Wirtschaft befördern.
Da die gute Gesellschaft des dritten Kaiserreiches eine Gesellschaft war, die auf Geld basierte und sonst auf nichts - deshalb sind die Parties in dem Buch gesellschaftlich auch so gemischt - echter Adel und Geldadel sitzen nebeneinander oder auch Steiner, als jüdischer (die waren ziemlich antisemitisch eigentlich!) Bankier, ist dabei -
setzt hier auch Zolas Gesellschaftskritik an.
Die anderen gesellschaftlichen Schichten sind aber nicht besser für Zola, es gärt oben wie unten, man infiziert sich gegenseitig, das gesamte Gemeinwesen ist verrottet.