'Nana' - Seiten 238 - ENDE

  • Dann möchte ich mal diesen Abschnitt eröffnen. Muffat wurde von Nana fortgejagt. Er ist ja ziemlich in sie verschossen, so wie er leidet!


    Ich fand die Szene schön, wo Nana und Fontan so verliebt am Tisch sitzen. Obwohl es bei den anderen Gästen nicht so gut ankam, mir hat es gefallen wie verliebt sie tat. Allerdings frage ich mich, ob das ernst war oder ob sie einfach nur Theater gespielt hat.


    Zur Zeit bin ich an der Stelle, wo sie ihren ehemaligen Coiffeur trifft und der ihm erzählt, Muffat würde über sie verbreiten, dass er sie weggejagt habe und nicht umgekehrt. Und dann sitzt sie mit Fontan im Bett und isst Kuchen und hat ihren ersten Streit mit ihm :grin jetzt wird es interessant.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ich konnte das Buch vorhin nicht weg legen. Bin richtig erschrocken. Fontan hat Nana ja geschlagen... was für ein übler Kerl. Anfangs war er mir sympathisch, doch dann wurde er von einem auf den anderen Moment so. Und das nur der Krümel wegen? Das glaube ich irgendwie nicht....
    Jetzt ist sie endlich von ihm weg. Aber wie wird es weitergehen?


    Ist noch jemand so weit wie ich? Was denkt ihr über die Geschehnisse??

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    Erich Kästner

  • :wave zu Branka, ja iiich! :-) Im Moment lese ich Nana weg wie nix :grin
    Ups da hab ich mich was mit der Seiteneinteilung vertan, zu Fontan habe ich im vorherigen Thread was geschrieben - kurz: ekliger Kerl. Ich persönlich glaube ja, dass ihm die Hand sowieso locker saß, aber in der ersten Zeit gemeinsam....





    zu Kapitel 9:


    Wieder im Theater. Die bekannten Gesichter proben ein neues Stück und Nana sieht zu, um herauszufinden, ob die ihr angebotene Rolle ihr auch zusagt. Tut sie nicht, denn sie will keine Kokotte mehr spielen, sondern eine anständige Dame. Nun ja. Tut sie eigentlich schon im richtigen Leben ganz gerne - obwohl es ihr zunächst nicht besonders gut geht, aber gottseidank hat ja selbst eine Hure ihre Verbindungen und so schafft sie es doch tatsächlich mit ihrem eigenen einnehmenden Wesen, nicht nur den Grafen zurück zu erobern (und ihn dazu zu bringen, vor ihr auf den Knien zu rutschen…), sondern mit seiner Hilfe auch, ihre Traumrolle der Herzogin zu ergattern. Dass letzteres (natürlich) schief geht, wundert den Leser nicht, und auch nicht, dass Nana den Misserfolg bei der Aufführung nicht ihrem fehlenden Talent, sondern der Rachsucht und dem Neid der Zuschauer zuschreibt. Dummheit und Selbstschutz können manchmal sehr dicht beieinander liegen oder nicht? ;-)


    zu Kapitel 10:


    So miserabel Nanas Theater-Auftritt als Herzogin war, so kometenhaft ihr gesellschaftlicher Aufstieg danach. Muffat kaufte ihr ein traumhaftes ehemaliges Künstlerhaus (natürlich fast vollmöbliert) und gönnte ihr nicht nur diverse Dienstboten, sondern auch eigene Pferde inkl. Kutschen und vor allem die Freiheit sie nur an festen Terminen sehen zu wollen. Natürlich schwor sie ihm alleinige Treue und natürlich hielt dieses Versprechen - v.a. in Anbetracht ihrer grenzenlosen Freiheit - nicht allzu lange. Statt dessen trifft sie Satin wieder und nimmt sie zu sich und auch weitere Begegnungen kommen zustande, mit alten Bekannten und neuen Gesichtern und Nana ist ganz die feine Dame. Ich glaube nicht, dass das gut geht, irgendwann geht sowas immer schief - sage ich jetzt einfach mal vorher…


    zu Kapitel 11:


    Ein Tag auf der Pferderennbahn und Nana schlägt mit all ihrem Gefolge auf. Ein Triumphzug wie er im Buche steht, natürlich nicht ohne die neidischen Konkurrentinnen und die sie bewundernden Männer. Auch hier gilt wieder: Zola schreibt einfach so lebendig, dass man als Leser einfach teilhaben muss, man sieht die Menschen, setzt sein Geld bei einem Buchmacher, schaut durchs Opernglas, trinkt Champagner und feuert die Pferde an. Einfach toll! :anbet Leider endet das Kapitel mit einem traurigen Ereignis, wobei andere Personen an der Authentizität dieses Ereignisses zweifeln - ich bin gespannt, ob das noch aufgeklärt wird…


    zu Kapitel 12:


    Die Stimmung wendet sich. Der Graf besinnt sich auf seine Religion und Nana beginnt sich vor dem Verfall und dem Tod zu fürchten, alle Leichtigkeit verschwindet. Zwar versuchen sie sich gegenseitig zu trösten und aufzubauen, doch so richtig gelingt es nicht, die Zweifel bleiben, zumindest beim Grafen. Nana schätze ich so ein, dass sie solch düstere Gedanken doch schneller wieder verdrängt. Der Graf erhält außerdem von einer rachsüchtigen, dem Leser wohlbekannten Person, den Beweis für die Untreue seiner Frau zugesteckt und ist am Boden zerstört. Auch hier sucht er Trost bei Nana, die meiner Meinung nach sehr klug handelt - ob absichtlich, sei aber mal dahingestellt. Der Rat, sich mit seiner Frau zu versöhnen und die Ehe aufrechtzuerhalten bedeutet nämlich gleichzeitig, dass er nicht mehr so oft bei Nana ist, was ihr nur gelegen kommt nehme ich an.
    Nana hatte eine Fehlgeburt und alle ihre Verehrer (und potentiellen Väter) kommen sie besuchen. Die peinliche Atmosphäre spürt man förmlich in der Luft, denn jeder fragt sich natürlich, ob nicht vielleicht er…. Nana gibt sich jedoch bürgerlich und lässt den Grafen im Glauben, er sei der Vater gewesen. Ich weiß gar nicht genau, inwieweit es zu jener Zeit in Frankreich üblich war zu verhüten (kondomähnliche Gebilde gab es ja schon viel früher), Nana selbst scheint davon jedenfalls noch nicht viel gehört zu haben, sonst hätte sie sich nicht so über die Schwangerschaft gewundert.


    Weiß da eine Eule mehr drüber? :wave

  • Nana ist verdammt gerissen und ich habe immer mehr die Gewissheit, dass sie ganz genau weiß was sie tut. Man siehe ihr Verhalten bei Muffat. Erst lehnt sie ihn ab, obwohl er ihr allerhand Geschenke anbietet. Und dann schmeichelt sie ihm wieder, nur um die bessere Rolle zu bekommen. Sie ist verdammt clever :grin
    Und die Männer fallen wirklich darauf herein. Sie lassen sich von ihr umgarnen, beschenken sie und laufen ihr nach. Das ist echt verrückt.

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    Erich Kästner

  • Hi,
    Einmischung, ich bin ja nicht bei der Leserunde.


    Branka
    Nana ist nicht gerissen im Sinn von 'gescheit'. Achtung, nicht zu modern lesen.
    Es kommt daher, weil wir heute andere Regeln haben.


    Nana tut nur, was ihr in den Kopf kommt, sie will reich sein, bewundert werden und sonst nichts. Sie lebt 'von der Hand in den Mund', sie denkt nie voraus und wenn Du mal ihre Umgehensweise mit Männern betrachtest, so ist sie auch gefühllos, im Sinn von: unfähig, tief zu empfinden.
    Kein Wunder, daß sie auf Dingens reinfällt, Fontan??
    Habt ihr diese Stelle schon gelesen, als sie alle Geburtstagsgeschenke zerstört? Einfach so, weil's Spaß macht?
    Sie zieht durch diese Gesellschaft wie ein Feuerbrand - war Absicht des Autors.
    Alles soll sich nur um sie drehen, ich erinnere an diese sagenhafte Szene vor dem Spiegel, während Muffat (?) dabeisitzt.


    Zur Schwangerschaftsverhütung:


    klar gab es das und wie.
    Kondome (1855 vom amerikanischen Chemiker und Gummifabrikanten Goodyear - ja, genau wie die Reifen!!- zum erstenmal aus Latex hergestellt), Pessare, Vaginalduschen, Schwämmchen, Zäpfchen... you name it, they got it.
    Es ging nicht nur um Verhütung, sondern auch um Geschlechtskrankheiten. Die grassierten gewaltig.
    Genützt hat das alles ebensoviel wie heute. :grin


    Nana hat überdies Zoe. Die, das steht irgendwo am Anfang, war Tochter einer Hebamme und kam doch selber mal in Schwierigkeiten. Ich habe den Satz nicht mehr im Kopf. Ich habe das immer so interpretiert, daß sie Erfahrung mit Abtreibung hatte.
    Trotzdem hat Nana wenig Ahnung, kümmert sie auch nicht sehr. Sie glaubt ohnehin, daß ihr nichts passieren kann.


    Die gesamte Schwangerschgaftsverhütung war aber etwas, über das man eigentlich nicht sprach. Die Apotheken führten die Produkte. Man brauchte aber Ausreden, um so etwas zu kaufen. Medizinische Gründe, in der Art.
    Dazu kam eine starke kulturelle Rekatholisierung der gesamten Gesellschaft seit der Heirat Napoleons III. mit Eugénie.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali
    Ich lese es nicht zu modern. Nur kommt sie mir sehr clever vor, denn sie bekommt was sie will durch ihre Art wie sie handelt. Oder habe ich das falsch verstanden?
    Ich meine, natürlich, sie ist auf Fontan hereingefallen, allerdings hat sie bei anderen Männern durchaus ein Händchen das zu bekommen was sie will.


    Allerdings gebe ich dir recht, wenn du sagst, dass sie will, dass es sich nur um sie dreht und das sie sich keine Gedanken macht. Natürlich nutzt sie alle für sich selbst aus und sie ist naiv in meinen Augen. Aber irgendwie erreicht sie doch was sie will, zum Beispiel hat sie Muffat dazu gebracht, dass er sich um ihre Rolle kümmert.


    Übrigens magali sind deine Kommentare sehr willkommen, zumindest bei mir. Denn aus diesen kann ich immer was lernen, besonders, weil du dieses Buch gelesen hast und dazu etwas sagen kannst :-)

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    Erich Kästner

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  • Du, das Lernen ist gegenseitig. Ich habe seit Jahren nicht mehr in das Buch geguckt, mich aber letzte Woche, als ihr angefangen habt, prompt für einen Abend festgelesen!
    Und eine Menge (neu)entdeckt.


    Mit 'modern' lesen meine ich, daß wir heute eine Protagonistin wie Nana anders sehen.
    Zola wollte, daß sie schockiert, sie ist laut ihm rundum negativ, man soll kein Mitleid haben. Sie ist schlecht, durch und durch. Verdorben.
    Alles Wörter, die wir nicht mehr gern benutzen für Menschen.


    Wenn Nana sich daran macht, etwas zu bekommen, folgt sie ihrem 'Trieb'. Sie ist gierig. Ein Raubtier. Wenn Raubtiere 'clever' sind, dann ist Nana clever.


    Wir haben heute eine andere Vorstellung von Prostituierten, wir versuchen daher beim Lesen des Buchs durchaus, etwas Positives an ihr zu sehen.
    Ein Ziel zu erreichen ist positiv, aber wenn es das falsche Ziel ist, ist alles, was dafür getan wird, falsch.
    Zola ist da ein bißchen didaktisch, aber er wollte eben zeigen, wie verdorben die ganze Gesellschaft ist. Da ist ja kaum eine postive Figur in 'Nana'.
    Jeder korrumpiert alles und jeden. Bloß faule Äpfel.
    Und wer vorher noch nicht verdorben war, der ist es nach der Begegnung mit Nana.
    Es bleibt kein Stein auf dem anderen, sozusagen.


    Eigentlich eine schreckliche Vorstellung.

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    K. Kraus

  • Da hast du wohl Recht. Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich alles was er beschreibt anders als er es wohl gesehen hat. Und den Eindruck den er erwecken wollte von Nana, den hat er bei mir auch nicht wirklich so erweckt. Denn heute ist es eben nicht mehr so. Auch wenn ich versuche, mich in die damalige Denkweise zu versetzen. Das ist gar nicht so leicht. Für mich ist sie nicht rundum schlecht. Irgendwie finde ich ein paar liebenswerte Dinge an ihr. Auch wenn ich sie in manchen Situationen überhaupt nicht mochte, weil sich da ihre ganze Art, ihre Gier und ihre eingebildete Haltung besonders gezeigt hat.


    Natürlich ist ihr Verhalten in vielen Bereichen falsch, schlecht, verdorben. Ich nutze diese Worte durchaus gern auch für Menschen :grin


    Nana ist gierig, das stimmt. Sie lässt sich beschenken, bringt Männer dazu ihr Geld zu geben und sie wird es sicher nie zurückzahlen. Bei Fontan aber war sie nicht gierig, sie war nur naiv. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob sie es mit ihm ernst gemeint hat. Will sie wirklich eine ehrbare Frau werden? Wenn ja, dann würde sie aber nicht so weit kommen. Denn als ehrbare Frau müsste sie ihre ganze Art und Weise zu leben ändern und umkrempeln.


    Naja. Ich bin schon gespannt wie es weiter geht. Mittlerweile, trotz anfänglicher Schwierigkeiten, bin ich durchaus angetan von diesem Werk. :-)

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    Erich Kästner

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  • Zitat

    Original von magali
    Zola wollte, daß sie schockiert, sie ist laut ihm rundum negativ, man soll kein Mitleid haben. Sie ist schlecht, durch und durch. Verdorben.
    Alles Wörter, die wir nicht mehr gern benutzen für Menschen.


    Genauso kam sie auch rüber. Ich habe sie zum Endes des Buches hin förmlich gehasst. Laut Zola sollte sie doch auch das Sinnbild für das Paris ihrer Zeit sein: heuchlerisch und verdorben - genau wie du es so treffend gesagt hast.



    Ich habe das Buch mittlerweile rausgekramt und freue mich schon darauf, es noch einmal zu lesen.


    EDIT:

    Zitat

    Zola ist da ein bißchen didaktisch, aber er wollte eben zeigen, wie verdorben die ganze Gesellschaft ist. Da ist ja kaum eine postive Figur in 'Nana'.
    Jeder korrumpiert alles und jeden. Bloß faule Äpfel


    Das ist einer der Gründe, warum ich von Zola damals erst einmal kein zweites Werk gelesen habe, obwohl ich Nana großartig fand. Ursprünglich wollte ich den gesamten Zyklus der Rougon-Macquart lesen, aber das habe ich dann erst einmal gelassen.


    EDIT:
    Ich denke, in dem Fall sieht man Nana nicht nur als Person, sondern auch als das, wofür sie steht.

    Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. (Rudyard Kipling)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Laila ()

  • ja, seht ihr,
    ich habe Probleme, Menschen als 'schlecht' oder 'verdorben' zu bezeichnen. Typisch politisch korrektes spätes 20. Jahrhundert!!
    :lache


    Ich sehe auch Liebenswertes an Nana. Weil sie so jung ist, so spontan, sich so freuen kann. So schön ist.


    Das ist genau die Falle, die Zola einem stellt. Hinter dem ganzen Glanz, der Schönheit ist nur Müll.
    In seinem Fall hatte er so unrecht nicht.


    Aber das Ende find ich doch traurig.
    Obwohl es auch eklig ist.
    Brrrrrrrrr.

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    K. Kraus

  • ISCH ABE FERTIG :-] Uiuiui also die letzten beiden Kapitel haben es nochmal richtig in sich - zu euren Anmerkungen:


    Ich halte Nana schon für ziemlich dumm, allerdings weiß sie intuitiv (?) was sie tun muss, damit sie maximalen (materiellen!) Gewinn erzielen kann. Das kann man natürlich klug nennen. Muss man aber nicht *g*.


    Nana als Person hm, schwierig, irgendwie tut sie mir leid. Nicht weil sie schön ist oder spontan oder sich freuen kann. Aber weil sie in ihrem ganzen Leben nie wirklich glücklich war glaube ich. Mit ihrer Gier nach mehr Geld, mehr Ruhm, mehr Männern hat sie doch nichts weiter erhalten, was sie AUF DAUER wirklich berührt. Die Männer waren ihr hörig ja, sie haben sich für sie ruiniert, wurden kriminell, versuchten sich umzubringen. Aber hat nur einer von ihnen sie wirklich geliebt? Sie als Person? Ich bezweifele es. Und sie selbst hat sich auch nicht geliebt. Sicher versank sie des öfteren in Selbstmitleid - allerdings in den absurdesten Situationen (z.B. vorletztes Kapitel "Und das in meinem Haus!!").
    Nana wütet wie eine Feuersbrunst, genau das trifft es, sie hinterlässt mit einer unwiderstehlichen süßen Schönheit die totale Verwüstung. Irgendwann reicht es ihr ja selbst nicht mehr zu zerstören, sie muss die gebrochenen Menschen auch noch beschimpfen und erniedrigen. Sie überschreitet immer weiter Grenzen, die sie von den Betroffenen aber überhaupt nicht gezeigt bekommt, im Gegenteil, die machen diesem Mist ja noch freiwillig mit. Wobei freiwillig hier natürlich diskussionswürdig ist - schließen sich sexuelle Hörigkeit und freier Wille aus?


    Das Ende finde ich auch krass. Und nein, ich hab es ihr nicht gewünscht, obwohl ich ihr Verhalten nahezu durchgehend abscheulich und verachtenswert fand, sie tat mir leid. Zola hat aber das passendste Ende geschaffen, denn dort, am Ende, ist auch ihr höchstes Gut, ihre "Einnahmequelle", ihr größter Stolz, ihre Schönheit vergangen.


    Bemerkenswert das Verhalten von Rose. Damit hätte ich nicht gerechnet. Sieht sie sich selbst im Zuge der Ereignisse? Fühlte sie sich doch mehr mit Nana verbunden?
    Was denkt ihr?



    Auch wenn ich für eine Abschlussmeinung noch etwas Zeit brauche, kann ich jetzt schon sagen: Ich bin beeindruckt! Und das war nicht mein letzter Zola. Laila erwähnte ja den ganzen Rougon-Macquart-Zyklus, zu dem Nana gehört, vielleicht sehe ich mich da mal um, aber noch sind meine Gedanken irgendwie bei Nana gefangen :wow

  • So. Ich habe es jetzt auch endlich geschafft. Fast 2 Wochen habe ich für dieses Büchlein gebracht. Naja. Aber trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat es mir am Ende ganz gut gefallen. Allerdings glaube ich, dass ich entweder noch zu jung für diese Art Literatur bin oder es ist einfach nicht mein Gebiet. Denn für mich hatte das Buch einige Längen. Themen über die lang und breit geschrieben wurde, fand ich weniger interessant. Andere Teile des Buches dann wieder sehr. Also es war durchwachsen.
    Ich bereue nicht es gelesen zu haben. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich. Ob ich aber noch einen Emile Zola lese, das weiß ich jetzt noch nicht.


    Zum Buch: Ich fand das Ende sehr traurig und ich hatte nicht damit gerechnet, das es so ausgeht. Zum Schluss hin habe ich Nana gehasst. Sie hat ihre ganze Gier und ihre ganze Art offen herausgekehrt und da wurde mir erst klar, was ihr alle bereits vorher gesagt habt. Sie ist wirklich eine furchtbare Person. Damit, dass sie das ganz offen gezeigt hat, wurde sie für mich ganz widerlich.
    Die Männer taten mir auf der einen Seite leid. Sie haben sich von ihr so tief in den Mist reiten lassen. Egal wie schlecht es ihnen ging, sie kamen immer wieder zu ihr zurück. Das fand ich faszinierend. Zola hat es für mich am Ende geschafft, aus Nana eine Teufelin zu machen. Sie ist eine schlechte Person, eine Dirne wie sie nur im Buche steht. Trotz des ganzen Reichtums, den sie durch ihre Betrügereien errungen hat, ist sie nicht besser geworden. Sie ist und blieb eine Dirne, egal in welche Kreise sie kam.


    Am Schluss ging alles sehr schnell. Alle Männer hat sie in den Ruin getrieben, alle Frauen hat sie wütend gemacht und gegen sich aufgebracht, selbst ihre Bediensteten konnten sie nicht mehr ertragen. Fast wurde es mir zu viel. Ich konnte ihre Art, diese Überheblichkeit und Selbstverliebtheit auch nicht meh ertragen. Selbst dem Leser macht Zola am Ende auf ziemlich schockierende Weise klar, wie schlimm diese Frau wirklich ist.


    Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Anfängliche Schwierigkeiten habe ich nach einer Gewöhnungsphase beiseite legen können und dann hat es mir Spaß gemacht zu lesen. Viele Stellen haben mich schmunzeln lassen und grinsen. Er hat vieles sehr witzig beschrieben. Die Worte, die damals für gewisse Dinge verwendet wurden, haben mir gut gefallen.


    Also alles in allem ein gutes Buch, auch wenn es für mich so seine Längen hatte :-)

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    Erich Kästner

  • Zitat

    Ups da hab ich mich was mit der Seiteneinteilung vertan, zu Fontan habe ich im vorherigen Thread was geschrieben - kurz: ekliger Kerl. Ich persönlich glaube ja, dass ihm die Hand sowieso locker saß, aber in der ersten Zeit gemeinsam....


    Also bei meiner Seitenaufteilung gehörte der Teil auch in den vorherigen Fred.... :knuddel1


    Ich bin noch nicht ganz durch, krebse auf Seite 250 herum.
    Nana clever? Nein ganz bestimmt nicht. Sie ist nicht besonders gebildet, nicht besonders intelligent und clever ist sie schon gar nicht. Sie ist wie ein trotziges Kind. Aber ob sie durch ihr Verhalten bekommt, was sie will? Na ich weiß nicht. Sie hat trotz ihrer Liebschaften immer noch Geldprobleme, wird von Fontan ordentlich verprügelt und niemand liebt sie wirklich. Ich bezweifel, daß ihre Wünsche erfüllung finden.


    Nana, durch und durch schlecht? Ich weiß auch nicht, klar blitzt es immer wieder auf. Aber schlecht ist sie nicht, sie ist nur egoistisch und will aus ihrem Leben etwas besseres machen, als das was sie erreichen kann. Ob dieser Wunsch so schlecht ist, wage ich zu bezweifeln. Klar, ist ihr Verhalten Muffat gegenüber mehr als widerlich. Aber ich muß gestehen, so fies sind Frauen halt, wenn sie von Männern genervt sind und von Muffat wäre ich schon viel früher genervt gewesen.


    so ich geh weiter lesen... :kiss

  • So, ich bin im Endspurt.... noch 30 Seiten.


    Trotzdem kann ich eurer Meinung nicht folgen. Wieso ist sie durch und durch schlecht? Sie spielt mit den Männern und ja sie ruiniert sie, aber das sind eigenständige Wesen, denkende und geachtete Menschen, sind sie nicht selbst schuld, wenn sie sich von dieser Dirne hinters Licht führen lassen?
    Ich finde schon. Nana ist für mich ein Opfer der Umstände, sie schwimmt bei dieser "verderbten" Gesellschaft munter mit, aber als schlechter oder besser als eine Gräfin Muffat oder einen Vandeuvre würde ich sie nicht stehen.


    Wenn ich da lese, daß ihr ihr ihr Ende gönnt, dann gruselt es mich.....ganz ehrlich:


    Ich verstehe euch nicht!


    Seid ihr so tugendhaft und habt noch nie euren weiblichen Charm eingesetzt, um etwas zu erlangen oder zu bekommen.... oder bin ich einfach mal wieder zu verdorben?


    Lächelnde Grüße
    Jane

  • Hm, ich hab ihr ihr Ende nicht gegönnt, aber sie wurde mir immer unsympathischer zum Schluss hin. Vielleicht, weil sie so offen gezeigt hat, was sie will und wie sie wirklich ist. Die Ausnutzerei, die sie begangen hat und ihre Gier, das war mir irgendwie zu viel.


    Natürlich habe ich auch schon mal den einfachen Weg gewählt um etwas zu bekommen, aber nicht so. Ich fand einfach, dass sie es übertrieben hat. Sie hat ja alle um sich herum ausgenutzt und hat vor keinem Halt gemacht. Das fand ich schlimm.

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    Erich Kästner

  • @Babyjane


    das ist die moderne Lesart, die Du da vorschlägst. Unsere heutigen Moralbegriffe darf man nicht anwenden.


    Nana ist das Übel, das alles um sich herum zerstört.
    Das ist auch so beabsichtigt vom Autor.
    Es geht nicht darum, 'mit Charme etwas zu bekommen' - ein Verfahren, vor dem ich, wenn es um Wichtiges geht, jede Frau nur warnen kann, nebenbei bemerkt.


    Es geht hier um etwas Wichtiges für Nana, nämlich um sozialen Aufstieg und Geld, Geld, Geld. Das krallt sie sich, ohne Rücksicht auf Verluste.
    Sie ist völlig selbstbezogen, sie hat kein Mitgefühl.
    Ich erinnere noch mal an die Szene, in der sie die eigentlich liebevoll ausgesuchten Geburtstagsgeschenke ihrer Freier zerstört.
    Lustvoll zerstört, einer mindestens steht ja dabei und muß zusehen, wie sie ein Erbstück, diese Uhr, zerbricht!
    Wenn einer ins Unglück gerät, sich umbringt, ist sie nie daran schuld, immer sind es die anderen.
    Sie ist keinem treu, sie liebt keinen. Sie hat keine Grenzen. Je mehr man ihr gibt, desto mehr will sie. Sie ist die endlos fordernede Göttin, denk an dieses schreckliche Bett, das sie sich zimmern läßt. Das ist nicht witzig. Ich finde allein die Beschreibung schon eklig, völlig verdreht.
    Das soll regelrecht der Altar sein, an dem man ihr opfert. Sie ist die Männer-/Menschenverschlingende Göttin.
    Da ist nichts Versöhnliches.
    Tatsächlich sind fast alle anderen auch so schlimm, es soll ja ein Abbild der damaligen Gesellschaft sein.


    Die Männer denken? Nein, sie denken nicht mehr, sie folgen nur noch ihrem Trieb und der heißt Nana.
    Es ist ein wilder Ritt ins Verderben.
    Es gärt überall, steht doch irgendwo im Text und dieses Faulige erwischt alle, oben wie unten.


    Wie man zum Ende steht, hängt sicher vom heutigen Verständnis ab.
    Nanas schrecklicher Tod ist ein Bild für den Verfall der gesamten Gesellschaft.
    DAS wollte Zola zeigen.


    Ich wiederhole es nochmal, weil es wichtig ist für dieses Buch. Wir hatten es ziemlich weit oben im Thread schon mal davon.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Wenn ich da lese, daß ihr ihr ihr Ende gönnt, dann gruselt es mich.....ganz ehrlich:


    Ich verstehe euch nicht!


    :nono -->


    Zitat

    Original von milla
    ... Das Ende finde ich auch krass. Und nein, ich hab es ihr nicht gewünscht, obwohl ich ihr Verhalten nahezu durchgehend abscheulich und verachtenswert fand, sie tat mir leid. Zola hat aber das passendste Ende geschaffen, denn dort, am Ende, ist auch ihr höchstes Gut, ihre "Einnahmequelle", ihr größter Stolz, ihre Schönheit vergangen...


    ;-)

  • @ Milla
    Dich meinte ich nicht. :grin


    @ Magali
    Da stimme ich nicht mit dir überein...
    mag sein, daß Zola das zeigen wollte, nun bei mir ist es ihm nicht gelungen :grin