Zum ersten Mal las ich das Buch im Alter Sabeths, einer Zwanzigjährigen, die mit ihrem Vater Walter (Homo Faber) unwissentlich ins Bett steigt. Diesmal bin ich so alt wie der Vater und ich habe das Buch mit Freude wiedergelesen (meine Freude bezieht sich keineswegs auf Fabers Erfahrung).
Was Frisch auf 224 Seiten gepackt hat, ist gigantisch. Am besten kann man den Inhalt des Jahrhundertwerkes in Gegensatzpaaren ausdrücken: Zufall-Schicksal, Mann-Frau, Immanenz-Transzendenz, Schuld-Unschuld, Gewissheit-Mythos, Natur-Technik, Determinismus-Freiheit…
Fabers Erfahrungen des Absurden stießen mich immer wieder auf meine eigenen. Aber auch auf die Möglichkeit zur Revolte. Als Faber allerdings den Entschluss fasst: „Du musst dein Leben ändern!“, ist es zu spät. Seine Hermes-Baby Reiseschreibmaschine wird ihm abgenommen und der Götterbote Hermes geleitet ihn in die Welt der Toten.
Die Sprache des Ich-Erzählers Faber ist mit Bedacht gewählt, ebenso wie die Auflösung der Zeitebenen des Berichts. Und das Buch ist zeitlos. Deshalb sollte man es wiederlesen. Immer wieder!