Fragen an Andreas Wilhelm

  • Hallo!! wilkommen bei uns :wave
    Ich wollte mich erst einmal bedanken, dass Du uns für unsere zahlreichen
    Fragen zur Verfügung stehst.
    Finde ich toll Danke !!


    Dann starte ich mal mit Frage 1:


    - Soweit ich vorgedrungen bin, wimmelt es in Deinem Buch nur so von
    Sprachen. Es sind unter den "normalen" Fremdsprachen auch viele "alte" Sprachen erwähnt und sogar benutzt.
    Hast Du Dir für die Zeit des Schreibens die Hilfe eines Sprachwissnschaftlers
    genommen und/oder Internetrecheren betrieben ???
    und wo hast Du die ganzen Zitate her ?



    Liebe, neugierige Grüße :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zunächst ein herzliches Hallo an alle, die hier mitlesen.


    Ich freue mich, dass sich so viele gemeldet haben, und ich bin sehr gespannt auf eure Einrücke, Anregungen und Fragen!


    Und damit gleich zu ersten Frage von Eli: nein, ich bin hier im Forum bisher noch nicht aktiv gewesen, Wolke war so nett, mich zu dieser Leserunde einzuladen, und jetzt will ich mal schauen, was da so auf mich zukommt ...


    Und zu deiner Frage, Elbereth, wie es sich mit den Sprachen verhält:
    Ja, wie du im Nachwort lesen kannst (aber nicht vorher schon reinluschern! ;-)), habe ich sehr viel Hilfe von Leuten bekommen, die Latein, Altgriechisch und Hebräisch können. Zum Teil haben diese mir Texte nach meinen Wünschen übersetzt (in diesem Fall sind es also fiktive Passagen), und die Übersetzungen habe ich später von anderen Leuten nochmal zurück übersetzen lassen, um sie auf diese Weise zu validieren.
    Die Zitate, die vorkommen, habe ich an vielerlei Stellen gefunden, zum Teil in Büchern bei mir zuhause, zum Teil im Internet. Es gibt ja ausreichend Klassiker-Archive.


    Bei der Gelegenheit bietet sich gleich eine Rückfrage von meiner Seite an: Wie sehr stört es den Leser, wenn solche zunächst unverständlichen Brocken im Text vorkommen? Oder auch, wenn die Protagonisten fremdsprachige Ausdrücke verwenden? Ich frage, da ich im Folgeroman eine kurze Passage habe, in der sich sich Leute auf Italienisch unterhalten. Die Sätze werden nicht übersetzt, aber von einer Person belauscht, die sich ihre Bedeutung (durchaus korrekt) zusammenreimt. Ist das akzeptabel?


    Besten Gruß,


    Andreas

  • Zitat

    Original von Andreas
    Wie sehr stört es den Leser, wenn solche zunächst unverständlichen Brocken im Text vorkommen? Oder auch, wenn die Protagonisten fremdsprachige Ausdrücke verwenden?


    Wirst du bald sehen :lache

  • Zitat

    Original von Andreas
    Bei der Gelegenheit bietet sich gleich eine Rückfrage von meiner Seite an: Wie sehr stört es den Leser, wenn solche zunächst unverständlichen Brocken im Text vorkommen? Oder auch, wenn die Protagonisten fremdsprachige Ausdrücke verwenden? Ich frage, da ich im Folgeroman eine kurze Passage habe, in der sich sich Leute auf Italienisch unterhalten. Die Sätze werden nicht übersetzt, aber von einer Person belauscht, die sich ihre Bedeutung (durchaus korrekt) zusammenreimt. Ist das akzeptabel?


    Hallo Andreas,
    ich denke du solltest wenn es irgendwie möglich ist, die italienische Sprache in deinem Buch vermeiden.
    Ich habe bei deiner Frage sofort an das Buch "April in Paris" von Michael Wallner denken müssen. Wallner hat mit eingestreuten französischen Sätzen gearbeitet. Wenn du die Rezi von magali zum Buch liest, weißt du, was ich meine. Schau mal bitte hier, klick
    Ich habe keine Probleme gehabt die Sätze zu lesen und zu verstehen, aber nicht jeder hat Französich gelernt und fragt sich dann, ob er/sie im Buch etwas verpaßt. Es hemmt den Lesefrust und macht den Leser, wenn er es nicht versteht, vielleicht sogar sauer. So ist meine Meinung dazu und ich bin gespannt, wie andere Eulen das sehen. :wave

  • Ähnlich, Wolke. Habe das Glück, eine gute Fremdsprachenausbildung genossen zu haben, irgendwie kann ich mir immer zusammen reimen, was es heißen soll, so dass derlei Textpassagen für mich wirklich eine Bereicherung darstellen. Denke aber immer, dass ich frustriert wäre, könnte ich es nicht einigermaßen übersetzen. Käme dann auch drauf an, wie lang die betreffende Passage ist.


    Edit: In wenigen Stunden starte ich das Projekt Babylon :hop


  • Hallo Andreas,


    ich habe schon ein bißchen vorgelesen und mich hat es überhaupt nicht gestört. Mich würde auch ein italienischer Dialog nicht weiter stören, denn mit Französisch- und Spanischkenntnissen komme ich damit schon klar.


    Allerdings verstehe ich den Frust der LeserInnen, deren Sprachausbildung schon lange zurück liegt oder die keine hatten.


    Daher finde ich es immer gut, wenn solche Passagen in einem Anhang bzw. Glossar übersetzt sind, so daß derjenige nachlesen kann, der das möchte.

  • Ich finde es nicht weiter störend, auch ich komme mit Latein und Spanisch und
    ein wenig mickrigem Französisch gut über die Runden.
    Ich denke wichtig ist es, dass die Passagen nicht zu lang sind und das was sich der oder diejenige daraus zusammenreimt schlüssig ist und nicht zu lange im Textfluss auf sich warten lässt. :wow



    ZU dem Diagramm (z.B.Rose) im Buch muss ich sagen das finde ich gut!!
    Ich bin eher der optische Typ und wenn ich visualisieren kann, worum es
    geht, ist es eingängiger und auch spannender, wenn man bei Nennung immer die Abbildung vor dem inneren Auge hat..



    bis jetzt sehr angetane Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Original von Andreas
    Bei der Gelegenheit bietet sich gleich eine Rückfrage von meiner Seite an: Wie sehr stört es den Leser, wenn solche zunächst unverständlichen Brocken im Text vorkommen? Oder auch, wenn die Protagonisten fremdsprachige Ausdrücke verwenden?


    Ich persönlich muss gestehen, dass ich diese Passagen immer überlese und direkt zur deutschen Übersetzung gehe. Richtig angeschaut habe ich mir die Texte nicht wirklich. Ganze Passagen in einer fremden, mir nicht geläufigen, Sprache, würden mich persönlich auch ziemlich frustrieren und mir die Lust am Buch schon etwas vergällen...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Danke für eure Antworten.


    Tatsächlich ist das wörtliche Verständnis der entsprechenden Passagen für den Leser nicht nötig, da diese an Ort und Stelle von den Protagonisten übersetzt und besprochen werden. In sofern diesen sie - ebenso wie die gelegentlichen Zeichnungen im Buch - im Grunde der Auflockerung und der Illustration.


    In der gleichen Form verwende ich fremdsprachige Ausdrücke (oder wie erwähnt den geplanten italienischen Dialog) als "Illustration" - in diesem Fall der ausländischen Personen oder des ausländischen Handlungsortes. Das kann in den Fall interessant sein, wenn es sich von der Sprache und der Kultur der Protagonisten unterscheidet. Es erzeugt also Lokalkolorit. Aber hier das richtige Maß zu finden ist schwer, und daher sind eure Einschätzungen hilfreich für mich.


    Andreas


  • Hallo Andreas,


    in Thomas Mann´s Zauberberg sind lange Abschnitte in französischen Dialog gehalten. Zum Nobelpreis hat´s gereicht. :grin

  • Andreas,



    Seite 281:


    , ..." So neu ist die These gar nicht, ....Und vor kurzem erst hat ein Amerikaner einen Thriller zu diesem Thema geschrieben...."


    :lache :lache :lache :lache :lache


    (den konntest Du Dir wahrscheinlich beim besten Willen nicht verkneifen!!??)



    :anbet Grüße von Elbereth

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • So !
    *jetzt zu den seriöseren Fragen zurückkehrend*


    Andreas, mich würde interessieren, wie Du auf den Standort der Höhle gestossen bist. ??


    Im Anhang erläuterst Du, die Festung von Montségur gebe es tatsächlich.


    Warst Du in dieser Gegend unterwegs ??
    (Du beschreibst seht genau die geographischen Begebenheiten aber noch mehr die Stimmung in dieser Gegend)


    Oder hast Du den Standort wegen eben dieser Nähe zur Festung gewählt??


    Neugierige Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson


  • Hier musste ich auch grinsen... :grin

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    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Die fremdsprachigen Passagen stören mich gar nicht, ganz im Gegenteil, ich finde sie durchaus passend, da die alleinige Übersetzung zu platt wäre und sich der Leser der Vielfalt der in der Höhle vorhandenen Sprachen gar nicht bewusst wäre.


    Zu dem italienischen Dialog in deinem Folgeroman. Meiner Meinung nach macht so ein Dialog den Roman erst authentisch und wenn es sofort vom Lauscher für den Leser ins Deutsche übertragen wird, ist es sicher eine Bereicherung für das Buch. Aber ich bin auch ein Sprachenliebhaber :lache

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  • Lieber Andreas,


    ich habe gleich zwei Fragen. Darf ich?


    Zuerst: Neulich fragte mich meine Tochter, was der Unterschied zwischen Thriller und Krimi ist. Ich habe einen zehnminütigen Vortrag gehalten, aber eine Antwort hatte ich nicht. Weißt du es? Wann nennt man ein Buch "Thriller" und wann "Krimi"?


    Und nun die zweite Frage:
    Ich lese wenig Thriller, habe jedoch den Eindruck, dass sich allmählich in diesem Genre eine Untersparte entwickelt: Die Geheimbundthriller.
    Ist dies eine Entwicklung, die man mit einem Trend im historischen Genre, den "Die...in" Romanen, vergleichen kann?

  • Hallo,


    da sind ja schon ein paar Fragen zusammengekommen. Dann will ich mal:


    Elbereth : Du hast schon vorgelesen, hm? :nono
    Spaß beiseite, ja, den konnte ich mir tatsächlich nicht verkneifen. Ursprünglich sollte der Graf an dieser Stelle nur Bezug auf jene Sachbücher aus den 80ern Bezug nehmen, die meine Grundlage waren. Dann lag mein Manuskript beim Verlag, und ein paar Monate später kam Dan Brown mit "Sakrileg" heraus. Ich war natürlich schockiert und habe meinen Verlag bedrängt, nun so schnell wie möglich auch zu veröffentlichen (was sich dann leider immer noch zwei(!) Jahre hinzog, weil man den perfekten Programmplatz suchte). Es ließ sich also nichts mehr daran ändern, und es war abzusehen, dass man meinem Buch den Vorwurf machen würde: "Pah, nix Neues", "Alles schon mal bei Dan Brown gelesen", "Nachmacher", "Jetzt reitet jeder auf der Welle mit", usw. Ich muss mich nun immer erklären. Also dachte ich mir dann im Endlektorat, als ich die Druckfahnen bekam: Dann machst du eben aus der Not eine Tugend. Durch diese "Intertextualiät" (das wollte ich jetzt unbedingt mal benutzen) wird Dan Brown zu einem Teil meiner Fiktion, und meine Fiktion eine "Realität", die über seine hinausgeht. Aber es ist natürlich nur ein Augenzwinkern. ;-)Meine eigentlichen Themen gehen über seine hinaus, und das zweite Buch hat mit der christlichen Religionsgeschichte und der Kirche überhaupt nichts mehr zu tun. Ab da ist es dann mit den Vorwürfen hoffentlich vorbei.


    nochmal Elbereth : Die Geschichte um Montségur war von Anfang an eines der Elemente meiner Geschichte, sowie der Fund einer mysteriösen Höhle. Da das Languedoc sehr geschichtsträchtig ist, passte es dort am besten alles zusammen. Zudem ist der Fund einer Höhle natürlich ein "Klassiker" als Einstieg (ebenso wie zum Beispiel der Fund eines alten Manuskriptes, weswegen Umberto Eco sein "Der Name der Rose" ausdrücklich so beginnt), man denke nur an Altamira, Chauvet, Lascaux oder Qumran. So ergab es sich. Ich kenne Südfrankreich, ja, die Ruine von Montségur habe ich mir aber noch nicht selbst angesehen (es ist allerdings auch nicht mehr viel davon übrig).


    Ines : Zu Genrefragen kann ich gar nicht so viel sagen. Wolke könnte hierzu sicher eine gute Einschätzung abgeben.
    Wir haben für "Projekt Babylon" nach einer ausdrücklichen Genrebezeichnung gesucht, aber keine gefunden, und es schlicht bei Thriller belassen. Ein Krimi stellt aus meiner Sicht ausdrücklichen einen Kriminalfall ins Zentrum. Ein Thriller hingegen muss nicht notwendigerweise ein Kriminalfall sein.
    Das Genre "Krimi" ist schärfer umrissen, hat eine eigene Leserschaft, und sicher ganz eigene Gesetze und Ansprüche. Ich bin selbst aber kein Krimileser.
    Die "Geheimbundthriller" als Subgenre zu bezeichnen, scheint mir (jedenfalls zur Zeit) durchaus passend, wenngleich sich diese Bezeichnung sicher kaum ausdrücklich im Buchhandel finden lassen wird. Aber es ist schon eine eigene "Art", so wie "Spionagethriller" oder "Gerichtsthriller". Zudem hat es einen etwas historischeren Anstrich als "Verschwörungsthriller".


    Besten Gruß,


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    nun habe ich auch noch ein paar Fragen an dich:


    Du bist ja morgen in Hannover zur Lesung und auf der Homepage der Buchhandlung wird deine Lesung mit "ein multimedialer Abend" etc. präsentiert. Ist irgend etwas Besonderes geplant? Magst du da schon was verraten, oder soll ich mich überraschen lassen?


    Die Homepage zum Buch ist wirklich gelungen, könnte aber auch der Trailer für den dazugehörigen Kinofilm sein :-) Würdest du einer Verfilmung zustimmen bzw. die Rechte verkaufen?
    Soweit ich weiß, ist so ein Projekt bei Andreas Eschbach gehörig schief gegangen ("Das Jesus Video") und die Leser waren sehr entäuscht.


    Aus deiner Antwort zu Elbereths Kommentar über die Anspielung auf Sakrileg schließe ich mal, dass Vergleiche mit Dan Brown eher kein Kompliment für dich sind, weil du glaubst, dass die Leser denken, du hättest etwas kopiert? Also ich habe bis jetzt alle Bücher von Dan Brown gelesen und sehe bis auf den historischen Ursprung keine Parallelen. "Projekt Babylon" wird ganz anders angegangen und birgt viel mehr historische Informationen/Hintergrundwissen, ist also weniger actionlastig, deswegen kann ich als Leser beider Bücher gar keine Vergleiche ziehen.

  • Hallo Dani,


    ja, in Hannover (so wie an den anderen Lesungsorten übrigens auch) ist etwas "besonderes" geplant. Ich trete zwar nicht mit Bauchtänzerinnen und Feuerspuckern auf, aber es werden Musik, kurze Filmausschnitte und Bilder eingespielt, die die Atmosphäre des Buches und ein paar der Szene verdeutlichen werden. Den Gästen hier in Hamburg auf meiner ersten Buchpräsentation im Völkerkundemuseum hat es jedenfalls gefallen. Hoffen wir mal, dass die Technik wieder so gut mitspielt, und dass wir es laut genug aufdrehen können ;)


    Zum Thema Verfilmung, das hier schon einmal angerissen wurde: Sicher würde ich einer Verfilmung zustimmen. Als Autor - zumal als Unbekannter - hat man aber in der Regel kein Mitspracherecht bei allem, was dann kommt. Man muss sich als Autor bewusst sein, dass ein Film natürlich ein ganz anderes Medium ist, als ein Buch, es gibt eine andere Konsumerwartung, andere Anforderungen an Dramaturgie, und nicht alles, was sich gut liest, funktioniert auf der Leinwand. Zudem kann es sein, dass die Produzenten oder der Regisseur ganz eigene Ideen haben und den Stoff mehr oder weniger treu umsetzt. Im Extremfall heißt es nachher nur noch "Auf Basis von Motiven von ..."
    Das alles ist also im Rahmen des Möglichen, und natürlich ist man als Autor enttäuscht, wenn das Resultat nur wenig mit dem Film zu tun hat, den man selbst im Kopf hatte. Aber andererseits darf man nicht verachten, was eine Verfilmung für ein Signalwirkung nach außen hat, die folgenden Bücher werden meist umso mehr beachtet, bei Lesern, Verlagen und in der Presse.


    Besten Gruß,


    Andreas