Muß man über alles schreiben lernen können?

  • Hi,


    ich hab mal eine interessierte Frage an alle und da dann wohl besonders an die Autoren:


    Erläutere ich wohl besser an einem Beispiel, was ich wissen möchte:


    Unser jüngster Sohn malt, zeichnet und macht Computergrafiken, wie einige von Euch vielleicht schon wissen. :-)


    In diesem Bereich gibt es relativ viele Angebote zum Lernen und Perfektionieren von Techniken, ob nun im Selbststudium oder in Kursen, Schulen.


    Das Letzte, was er gemacht hat war, ein Angebot hier zu nutzen, wo man sich im Aktzeichnen üben konnte, etwas früher gab es mal Kurse zum perspektivischen Zeichnen. Gut, das mag in dem Bereich tatsächlich anders aussehen als beim Schreiben.


    Man muß vielleicht nicht unbedingt üben, wie man ein Blatt, einen Dialog, ein Gefühl beschreibt?


    Oder wie seht Ihr das?


    :wave
    Ikarus

  • Vielleicht bin ich noch nicht richtig wach, aber was möchtest Du jetzt wirklich wissen. Ich nehme mal an, nichts über Zeichnen lernen, sondern über das Schreiben, aber warum dann diese Einführung?
    Kannst Du die Frage mal spezifizieren? :-)

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

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  • Zitat

    Original von Marlowe
    Vielleicht bin ich noch nicht richtig wach, aber was möchtest Du jetzt wirklich wissen. Ich nehme mal an, nichts über Zeichnen lernen, sondern über das Schreiben, aber warum dann diese Einführung?
    Kannst Du die Frage mal spezifizieren? :-)


    :grin Freut mich, dass ich Dich dann geweckt hab, Marlowe ;-)


    Ich wollte wissen, ob man von einer einfachen Landschaftsbeschreibung zum Beispiel bis hin zu einer Hardcore Sex-Szene alles mal im wahrsten Sinne des Wortes BEschrieben haben MUSS?


    So, wie manche Leute meinen, sie müßten alles mal ausprobiert haben, um sagen zu können, sie hätten von ihrem Leben auch etwas (alles?) gehabt, verstehst Du?


    Präzisiert und nochmal anders gefragt: muß man jede Erzählperspektive, jedes Schreibgenre ausprobiert haben um von sich sagen zu können: ich kann jetzt wirklich schreiben.


    Es ist eine interessierte Frage von mir, die mir neben anderen kruden Dingen im Kopf herumgeht... :grin


    :wave
    Ikarus


    Btw: Deine Signatur ist schön diesmal :-)

  • Hallo Ikarus!
    Bin wohl auch noch nicht ganz wach, :cry...
    Ob man über ALLES mal im Rahmen einer Fingerübung geschrieben haben sollte? Ich glaub, dann käme man nie dazu, eine Geschichte zu erzählen. Ich denke, wenn man das Handwerk grundsätzlich beherrscht, dann kann man so gut wie jedes Thema be-schreiben.
    Es gibt sicher Kollegen, die über so viele Themen wie möglich schreiben im Rahmen einer privaten Übung. Ich persönlich halte das eher so: wenns in einem Text auftaucht, dann versuche ich es eben mal. Try and error - immer in dem Wissen, dass schon Hemingway wusste: "Die erste Version ist immer Scheiße".
    Ich stells mir auch mühsam vor, einen Themenkatalog zu erstellen und den dann übungsweise abzuarbeiten. Mir ist es lieber, zu schauen, was die Figuren so anstellen und das dann bestmöglich zu verpacken.
    Was die Erzählperspektiven usw. angeht: ich denke, das ist wie mit den Themen - man muss es schon mal ausprobieren (aber nicht nach Plan), um zu wissen, was einem selbst liegt, was man gar nicht hinbekommt. Um dann langsam, irgendwann, zu einem eigenen Stil zu finden. Zu einer Schreib-Art, die einem selbst zusagt und mit der man sich wohl fühlt.
    Aber so weit gehen und sagen "Jetzt kann ich wirklich schreiben"...das würde ich für mich nie.

  • Hm... man kann nicht jede Form von Kunst vergleichen.


    Nehmen wir zum Beispiel noch die Musik hinzu. Wenn jemand Opern singen möchte, ist es für ihn nicht sehr sinnvoll, nebenbei auch einen Kurs für Musicalsongs zu besuchen.


    Zeichnen wird in erster Linie auch durchs Zeichnen verbessert, sowie Schreiben durchs Schreiben. -Aber der Rest des Vergleichs hinkt... Also... ich würde eher sagen beim Zeichnen hat man Landschaft, Menschen, Gegenstände, Tiere... bei Texten dafür Gedichte, Kurzgeschichten, Novellen, Satire... so könnte man besser in die Sparten "alles" teilen, denn auch beim Zeichnen ist es niemandem möglich, wirklich jeden Gegenstand einmal gezeichnet zu haben. -Man lernt die Dinge Zeichnen, die einem weiterhelfen. Und ich denke, genauso lernt man die Dinge schreiben, die einem weiterhelfen.


    Wozu soll es gut sein, wenn jemand Satire schreiben lernt, obwohl er niemals eine Umsetzen möchte? -Ist eben wie mit der Opernsängerin.



    JAss :keks *wirr*

  • Zitat

    Original von Strix Bubo
    Wenn man's kann schadet es nicht. Man MUß es nicht TUN... Nicht um jeden Preis.

    Tjo, hab mir Eure Antworten gestern abend nochmal alle durch den Kopf gehen lassen, meine eigenen Wünsche dazu gepackt und mich entschieden:


    Ich schreib das, was mir am meisten liegt, für die, die ich am meisten mag und erreichen möchte und über das, worüber ich am liebsten schreiben möchte.


    Alles andere überlasse ich den Profis und genieße schweigend.


    :wave
    Ikarus


  • Genau! Was geschrieben werden will, schlummert irgendwo in Dir drin und wühlt und nagt so lange, bis Du es auf DEINE Art rauslässt. :knuddel1

  • Zitat

    Original von keinkomma


    Genau! Was geschrieben werden will, schlummert irgendwo in Dir drin und wühlt und nagt so lange, bis Du es auf DEINE Art rauslässt. :knuddel1


    silke , ich wußte, Du verstehst mich :knuddel1


    Weißt was? Ich freu mich tierisch auf die Leserunde mit Dir wieder! :-)


    :wave
    Ikarus

  • Der Vergleich mit der Opernsängerin hinkt. Das Musical als Alternative ist kein anderes Genre (bezogen auf Literatur), sondern stellt die Nutzung anderer Stilmittel dar. Inhaltlich mögen sich Opern und Musicals mit ähnlichen Themen befassen. Insofern würde dieser Vergleich eher als Analogie z.B. zu Prosa vs. Lürik herhalten können.


    Das größte Problem beim Schreiben ist nicht das Was, sondern das Wie. Ob man sich jedem Thema emapthisch anzunähern in der Lage ist, hat etwas mit der Persönlichkeitsstruktur des Autors zu tun. Nicht jeder Mensch interessiert sich für Fußball, und als Feind jeglichen Profisports würde ich es zum Beispiel sehr wahrscheinlich nicht schaffen, ein ergreifendes Fußballbuch zu schreiben (vielleicht aber doch). Die Frage, die sich vielmehr stellt, ist wie man das stilistisch, sprachlich, dramaturgisch bewältigt. Kann ich einen Nackenbeißer und einen Experimentalroman á la "Ulysses" verfassen, und zwar ganz unabhängig von der Story, sondern technisch? Alles andere ist belanglos. Welche Themen man bewältigt, hängt vom Menschsein ab, nicht vom Schriftstellersein.

  • *g* Ich hatte erst Prosa und Lyrik stehen, aber da mir nicht mehr Beispiele einfielen, habe ich es abgeändert.


    *überleg* Opern und Musical können genauso dieselben Themen haben, wie eine Satire und ein Gedicht denselben Inhalt haben können... also hinkt es eigentlich nicht. Die Technik unterscheidet sich jeweils... wo hinkt mein Vergleich? :gruebel Denn da in beiden Fällen gesungen wird, ist es das wie, dass die Arten der Musik unterscheidet... Ich erkenne echt nicht, wo es hinken soll. :wow




    JAss :keks