"Elementarteilchen" gehört für mich zur Liste der abgebrochenen Bücher. (Haben die Eulen dafür eigentlich auch ein Kürzel? ... Bestimmt bitte klärt mich als Neu-Eule mal auf). Dabei ist das Buch nicht wirklich schlecht. Ich hatte diese fatalistische Sichtweise aber irgendwann einmal satt und dieser Bruno hat mich nur noch angewiedert. Ich werde es aber bei Gelegenheit doch zu Ende lesen, denn Michel Houllebeck (ist eigentlich nicht schwer auszusprechen enfach wie englisch Whell-beck) ist eigentlich ein Muss. Wahrscheinlich war der Fehler, dass ich zuvor "Die Möglichkeiten einer Insel" gelesen hatte. Das war dann doch vielleicht etwas zuviel Pessimismus am Stück.
Elementarteilchen - Michel Houellebecq
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Falls es jemanden interessiert:
die Verfilmung läuft am 27. März um 22 Uhr 45 auf ARD
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Zitat
Original von Fritzi
Falls es jemanden interessiert:die Verfilmung läuft am 27. März um 22 Uhr 45 auf ARD
*schubs*
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Eine pessmistische Sicht der Dinge wird in dem Buch aufgezeigt: So recht glücklich ist keine der Hauptfiguren, obwohl sie einige vermeintlich gute Voraussetzungen dafür haben. Dennoch ist das Buch schön zu lesen, da der Autor die Charaktere glänzend beschreibt und nicht in einen jammernden Grundton verfällt; lediglich gegen Ende hin wird etwas auf die Tränendrüse gedrückt. Besonders geglückt ist das Hippie-Bashing ( Alt-68er mag Houllebecq wohl nicht) und die originelle Aulösung der gesamten Geschichte; diese wird aber bereits im Klappentext verraten.
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Habe den Film letzte Nacht zufällig im Fernsehen gesehen. Beim Titel fiel mir sofort wieder ein, was für ein Wirbel damals um den Film gemacht wurde und war sehr gespannt darauf.. Ich weis, eigentlich müsste ich das bei "Film Ab" schreiben, aber nachdem der Film zuende war, war ich sehr interessiert daran, wie das Buch wohl sein mag. Nachdem ich mir hier aber alle Beiträge durchgelesen habe (und auch die anderen Quellen wie Amazon, etc nicht hoffnungsvoller klingen), eilt es erstmal nicht mehr, das Buch zu lesen. Scheinbar ist es noch deprimierender als der Film.
-Bei dem habe ich übrigens am Ende tatsächlich weinen müssen und war dann doch ganz froh, ihn damals nicht im Kino gesehen zu haben..
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Die ARD zeigt am 12.11.2011 ab 0.00 Uhr den Film zum Roman.
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Den überwiegend negativen Einschätzungen meiner Vorredner kann ich in keiner Weise beipflichten.
Für mich ist "Elematarteilchen" das beste Buch Houllebecqs, denn anders als in "Ausweitung der Kampfzone" gibt der Autor hier die gewohnte unterkühlte Distanz zu seinen Protagonisten auf und zeigt Mitgefühl.
Ohnehin ist M. Houellebecq einer der wichtigsten Autoren der Gegenwart und versteht es wie kein Zweiter, die bequemen und selbstgerechten Mythen der "aufgeklärten" Gesellschaft zu zerpflücken. Unbarmherzig zeigt er auf, daß die Mehrheit der Menschen von vornherein von dem ausgeschlossen ist, was über die Medien als "Selbstverwirklichung" propagiert wird: Gesundheit, Wohlstand, Schönheit und Promiskuität. In Ermangelung echten Erlebens fliehen sie in die Scheinwelt der TV-Serien und sonstiger Ersatzhandlungen. In "Elementarteilchen" führt sogar echte selbstlose Liebe zum Scheitern, da sie vom beziehungsunfähigen Wissenschaftler Michel nicht erwidert werden kann. Dagegen ist Bruno Sklave seiner Sexbesessenheit und zerbricht an seiner einzigen echten Beziehung.
Beide Brüder müssen zwangsläufig scheitern wie auch die Mehrheit der Lebensentwürfe in der modernen bürgerlichen Gesellschaft scheitern muß. Ein Blick auf förmlich explodierende Zahl der Ehescheidungen, Single-Haushalte und Kinderlosen zeigt, daß Houllebecqs pessimistische Einschätzungen keineswegs so weit hergeholt sind, wie manche seiner Kritiker behaupten.
Wie weiland Kafkas "Prozeß" ist "Elementarteilchen" m. E. ein Meilenstein gesellschaftskritischer Literatur und DAS Standardwerk über die Neurosen der bürgerlichen Gesellschaft der Jahrtausendwende.
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Noch härter als in seinem Debutroman "Ausweitung der Kampfzone" rechnet der Autor in "Elementarteilchen" mit der sexuellen Revolution und dem Materialismus der heutigen Gesellschaft ab. War sein Erstlingswerk dagegen noch relativ geradlinig, konfrontiert Houellebecq den Leser hier mit viel mehr Facetten seiner Philosophie.
Es geht um zwei sehr unterschiedliche Halbbrüder - Michel und Bruno - die von einer 68er Rabenmutter abstammen. Anstatt sich ihrer Verantwortung zu stellen, gibt diese Mutter ihre Kinder ab, weil sie in ihnen eine Gefahr für ihre persönlichen Freiheit, Selbstverwirklichung und Sexualität sieht.
So suchen die beiden Brüder ein Leben lang nach Liebe und Geborgenheit, welche sie in ihrer Gesellschaft allerdings nicht finden können. Bruno folgt dabei seiner sexuellen Obsession, während Michel sich stattdessen in seine Arbeit als Molekularbiologe stürzt.
Der Autor stellt auch hier wieder einige gewagte Thesen auf. Beispielsweise wird gegen Ende des Buches der Islam als dümmste Religion überhaupt beschrieben, die allerdings, wie das Christentum, nur eine vorübergehende, im Niedergang befindliche Glaubensvorstellung ist.
Auch den jetzigen Materialismus sieht Houellebecq nur als vorübergehende Erscheinung an. Die naturwissenschaftlichen Errungenschaften waren wichtig, um den altertümlichen Glauben an einen Gott zu überwinden, was dem Materialismus den Weg geebnet hat. Der nächste Schritt in der Evolution der Menschheit wird zwangsläufig die Überwindung des Menschen selbst sein.
Vom Leben zutieft enttäuscht und verletzt stürzt sich Michel in seine Arbeit als Biologe - ab hier wird das Buch ein gewagter Blick in die Zukunft - und schafft die Grundlagen zur Schaffung einer neuen, geschlechtslosen Spezies Mensch. Weil diese Spezies der alten Menschheit in allen Belangen überlegen ist, beschließen die alten Menschen, einfach auszusterben, und ihren Nachfolgern das Weiterleben zu überlassen.
Es war sehr interessant über die Ansichten des Autors zu lesen, der immer wieder Ansichten von Philosophen und Autoren miteinbringt. Das Ende dieses Buches entspricht beispielsweise der dystopischen Gesellschaft von Huxleys "Brave New World". Michel Houellebecq hat auf alle Fälle die Ursachen erkannt, welche unser heutiges Zusammenleben immer schwerer machen und humanistische Katastrophen auslösen. Serienmörder und Snuff-Videos sieht er zum Beispiel nur als logische Konsequenz der sexuellen Befreiung. Weil die primitiven, sexuellen Triebe ungehemmt und gesellschaftliche akzeptiert ausgelebt werden können, war es eben nur eine Frage der Zeit, bis einige Menschen auf die Idee kamen, auch ihre grausamen Triebe auszuleben.
Das Buch ist auf alle Fälle schwere Kost und lässt den Leser durch seine pessimistischen Aussichten ziemlich desillusioniert zurück.
Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.
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Für mich hat das Buch überhaupt nicht funktioniert. Das lag nicht am überbordenden Pessimismus, sondern schlicht an der fehlenden Konsequenz.
Wenn eine Hauptfigur wie Michel tatsächlich so denken und empfinden würde, wie im Roman dargestellt, gäbe es den Roman gar nicht - der freudlose Michel hätte sich bereits vor dem Buchanfang umgebracht, verständlicherweise.