Die Brillenmacherin von Titus Müller
Es ist eine dunkle Zeit, doch es gibt eine Frau, die den Menschen die Augen öffnet.
Klappentext:England im Jahr 1387. Nur wenige Brillenmeister können den Menschen ihre Sehkraft zurückgeben. Doch wer mit eigenen Augen sehen kann, erblickt Dinge, die das stolze England von Grund auf verädern werden: ein verbotenes und doch heiliges Buch, einen ketzerischen und doch frommen Geheimbund königlicher Ritter, einen gnädigen und doch grausamen Erzbischof. Zwischen zwei feindlichen Heeren findet sich eine junge Brillenmacherin wieder. Um das Leben ihrer Tochter und das ihres Geliebten zu retten, muß sie die Geheimnisse des Lichts ergründen.
Eigene Meinung:
Der Anfang war sowohl interessant, als auch langwierig. Aber das haben detaillreiche technische Beschreibungen vom Brillenschleifen nun mal so an sich. Die Liebe zum Detail und zu zauberhaften Natur- und Situationsbeschreibungen, die einem bereits in Titus Debütwerk, der Priestertochter, aufgefallen ist, zeigt sich auch in diesem Buch. Nur leider ziehen sich seine Beschreibungen bis an eine kritische Grenze hin, so dass es dem Leser mitunter als sehr langatmig erscheint. Dies muss aber jeder für sich selber austesten, da sich die Länge der Beschreibungen meiner Meinung nach an einer kritischen Grenze entlang balancieren.
Dieser geteilte Eindruck relativiert sich mit voranschreitender Geschichte. Sofern Titus seine Einleitung beendet und den ersten Hauptkonflikt aufgeworfen hat, beginnt er erfolgreich mit dem Aufbau eines Spannungsbogens, der den Leser langsam, aber sicher, in das Geschehen der Geschichte hineinzieht und ihn ab einem gewissen Punkt nicht wieder loslässt. Besonders der Endspurt bannt den Leser, der das Buch am Ende nur ungern aus der Hand legt. Gerne würde er die weitere Entwicklung der Protagonistin Catherine erfahren.
Damit bin ich bei der Charakterzeichung der Protagonistin, sowie der Nebenpersonen angelangt. Die ist ihm hervorragend gelungen. Die "unschuldige" Protagonistin durchläuft eine Entwicklung bis hin zu einer selbstkritisch denkenden Frau. Genauso schön war die Zeichnung des Antagonisten, dem auch Schwächen eingestanden werden, so dass er nicht als wahrlich übermächtiger Gegenspieler gesehen wird. Leider waren die Reaktionen, besonders die des "Bösewichts", für mich teilweise vorhersehbar, was dem Buch ein bisschen Spannung nahm.
Fazit: Es ist nicht Titus bestes Buch, aber nichts desto Trotz gelungen. Man erfährt viel über das Brillenmachergewerbe des 14. Jahrhunderts und kann sich in seinen Naturbeschreibungen verlieren. Auch die Geschichte ist spannend aufgebaut, und zieht den Leser trotz einiger vorhersehbarer Momente auf Grund der tollen Charakterzeichnung in seinen Bann. Sehr schön gelesen und empfehlenswert.
In diesem Forum gab es bereits eine Leserunde zu dem Buch: Die Brillenmacherin - Titus Müller
Liebe Grüße,
Immi!