Die Stadt der Sehenden - José Saramago
Inhalt: In der Hauptstadt eines westlichen Staates finden Wahlen statt - und den ganzen Vormmitag kommt aufgrund des schlechten Wetters kaum jemand wählen. Als man sich schon große Sorgen zu machen beginnt, kommt die ganze Bevölkerung plötzlich um 16:00 Uhr um ihre Stimme abzugeben. Entspannung macht sich in der Regierung breit, jedoch hält diese nur bis zu dem Zeitpunkt an, wo das Ergebnis der Stimmen feststeht - denn eine überwältigende Mehrheit der Bewohner hat einen weißen Stimmzettel abgegeben! Erschrecken macht sich unter den Politikern breit und nachdem auch die Neuwahl kein besseres Ergebnis bringt, beginnt man die Hauptstadt von der restlichen Welt zu isolieren...
Meinung: Das Buch ist in dem typischen Stil Saramagos geschrieben, also ohne besondere Abtrennung von wörtlicher Rede und dies unter Verwendung von sehr langen Sätzen. Zudem ist es in diesem Buch auch manchmal schwer zu unterscheiden, was sich der Erzähler vorstellt und was er dann auch wirklich davon umsetzt. Trotzdem sollte man wohl sagen, dass das Buch dadurch auch eine gewisse -durchaus positive- Einzigartigkeit erreicht - und die Leute, die Saramago kaufen, werden auch in den meisten Fällen wissen, was sie da kaufen .
Das Thema ist erschreckenderweisen ziemlich realitätsnah und wird auf den ganzen Seiten auch realistisch beschrieben. Trotzdem bleibt dem Leser sehr viel Fantasiefreiheit und auch am Ende des Buches bleiben eigentlich noch sehr viele Fragen offen, die sich der Leser selbst aumalen kann. Das Ende hatte mich zwar vorerst etwas verwirrt, aber inzwischen find ich es doch ganz logisch . Interessant ist auch der Wechsel der Erzählperspektiven, da somit Zeitsprünge oder Übergänge ganz gut überbrückt werden.
Zwar besitzt das Buch eine Namensähnlichkeit mit einem weiteren Buch von José Saramago -Die Stadt der Blinden- und bezieht sich auch bei einigen Personen auch auf die dortigen Handlungen, jedoch ist es zum Verständnis des Buches nicht unbedingt nötig den Namensvetter zu kennen. Wem "Stadt der Blinden" gefallen hat, könnte ich jedenfalls das Buch schon ziemlich empfehlen, zumindest ähnelt es diesem stilistisch und wie gesagt kommen auch einige Personen (im Grunde das ganze "Hauptgrüppchen") auch wieder vor...
Insgesamt fand ich es also durchaus lesenswert, auch wenn der Preis irgendwie schon ein bisschen abschreckt....