'Unter dem Teebaum' - Erster Teil

  • Ihr Lieben,


    jetzt ist der Umzug vorbei; ich stolpere nicht mehr über herum stehende Kisten und Kästen, finde auch schon die meisten meiner Sachen wieder und bin bass erstaunt über euren Fleiß.


    Ich finde es recht erstaunlich, wie sich eure Beiträge doch ähneln. Manchmal wollte ich eigentlich etwas ganz anderes erreichen. Ich hatte geglaubt, Steve als Mann darzustellen, der auch Stärken hat. Eure einhellige Ablehnung zeigt mir nun, dass es mir nicht so gut gelungen ist.

  • Zitat

    Original von Ines


    Ich finde es recht erstaunlich, wie sich eure Beiträge doch ähneln. Manchmal wollte ich eigentlich etwas ganz anderes erreichen. Ich hatte geglaubt, Steve als Mann darzustellen, der auch Stärken hat. Eure einhellige Ablehnung zeigt mir nun, dass es mir nicht so gut gelungen ist.



    Ich denke gerade daüber nach, wo seine Stärken liegen und wie und wann er sie gezeigt hat. Wie würdest du sie beschreiben - uns zeigen - seine Stärken? Ich bin nicht der Meinung, dass Steve nur schwach und schlecht ist. Über das Gut- und Böse-Ding habe ich gerade in Thread zum zweiten Teil etwas geschrieben. Nur über seine Stärken bin ich mir noch nicht ganz im Klaren.

  • Och Menno,
    ich hatte ja geahnt, dass ich es nicht schaffe, die ganze Leserunde mit einer Woche Verspätung noch durchzuackern.


    Ok, ich habe das Buch im Kurzurlaub im Schwarzwald gelesen. Da es viel geregnet hat, musste ich schon aufpassen, dass ich nicht zu schnell lese. *gg*


    Zunächst mal hat es mir ausnehmend gut gefallen, dass das Buch in den 50er Jahren spielt und nicht wie so viele viele andere Australienbücher zur Zeit der Kolonialisierung. Mir gefällt die Zeit und witzigerweise musste ich dabei zwar nie an die Dornenvögel denken, sondern viel eher an die Schwierigkeiten, die Frauen mit überholten Moralvorstellungen hatten und damit, diese zu überwinden. Meine Gedanken schweiften dabei viel eher zu Solitair und Brahms ab. :grin


    Amber fand ich sehr gut dargestellt und auch die Figur Walters kommt doch gut rüber. Er ist tolerant und aufgeschlossen aber doch gefangen in den gesellschaftlichen Strukturen seiner Umwelt und kann es sich schlicht nicht leisten, ein Weingut zu bewirtschaften, dass von einer Frau mit einem Aboriginie als Ehemann mit geleitet wird. Dass er dennoch seiner Tochter eine Ausbildung als Weinmaker machen lässt, ist an sich schon eine Glanzleistung in dieser Zeit, in der jede Ausbildung noch als rausgeworfenes Geld für eine gutaussehende Frau angesehen wurde. Männer mit erfolgreichen Frauen hatten es damals wohl noch sehr schwer.


    Steve mochte ich auch von Anfang an nicht leiden, aber im Verlauf des Buches hat sich immer mehr Mitleid mit ihm eingeschlichen. Auch wenn er es selbst versaut hat, ist doch auch sein Leben nicht so verlaufen, wie er sich das erträumt hat. Er hat zwar seine heimliche Liebe geheiratet, aber nicht ihr Herz errungen.
    Schön beschrieben fand ich die Szene, an der Amber sich fast zu ihm hingezogen fühlte und die sanften liebevollen Züge seines Charakters erkannte, leider war das nur ein kurzes Aufblitzen und nicht wirklich die Chance für Steve, seine furchtbaren Fehler wieder gut zu machen.



    Zum Klappentext:
    Die unterschiedliche Angabe des Namens Jordan hat mich auch gestört. Sowas sollte nicht vorkommen. Und dann war ich noch etwas verwirrt, als da stand, dass Jonah während einer gemeinsamen Nacht ums Leben kommt. Stimmt ja so auch nicht ganz. Auf jeden Fall hatte ich etwas anderes erwartet. :grin


    Übrigens lässt sich das Buch hervorragend auf dem Sofa bei einem Glas australischen Rotweins trinken, obwohl der Kaiserstuhl auch ganz hervorragende Weine hervorbringt. Das Buch war Anlass genug für meinen ersten Versuch mit australischem Wein. Sehr lecker. :-)

  • Auch ich bin der Meinung, das Steve nicht nur Schwächen hat. Seine Stärken finde ich vor allem in seiner Arbeit als Verwalter des Gutes. Auf seinem Gebiet ist er Fachmann. Auf menschlichem Gebiet kann ich keine Stärken bei ihm ausmachen, gegenüber den Arbeitern nicht und auch gegenüber Amber und Walter nicht. Obwohl es in der Beziehung zu Amber ja doch schon mal gemenschelt hat.

  • Zitat

    Original von Emily
    Auf menschlichem Gebiet kann ich keine Stärken bei ihm ausmachen, gegenüber den Arbeitern nicht ...


    Ja, aber nur, solange diese Arbeiter keine Eingeborenen waren. So, wie er die Aboriginies behandelt, kann ich ihn nicht sympatisch finden und lege ihm dieses Verhalten sehr wohl als ziemliche Charakterschwäche aus.

  • Gestern habe auch ich nun das Buch angefangen zu lesen und heute den ersten Teil beendet. Es ist mein erstes Buch von Ines, aber nicht mein erstes über Australien und die Aborigines.


    Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und man kann sich sehr schnell in die Umgebung einfühlen. Amber und Jonah sind mir von Anfang an sehr sympathisch, aber mir ist schon gleich klar, dass es für beide keine gemeinsame Zukunft geben kann. Dass Jonah allerdings so schnell sterben muss, hat mich doch etwas überrascht, wobei ich auch nicht glaube, dass Walter ihn umgebracht hat.


    Steve ist mir von Anfang an unsympathisch, und nach seiner zweiten Drohung „Du wirst mich heiraten“ auf der Rückfahrt vom Tanzabend, vermute ich schon, dass unglückliche Umstände zu einer Heirat zwischen Amber und Steve führen werden.


    Unklar ist mir noch, was der Traum in Kapitel 7 zu bedeuten hat. Nach dem ersten Absatz war mein erster Gedanke, dass Amber von Jonah schwanger ist. Dieser Eindruck wird in der weiteren Beschreibung des Traumes aber nicht bestätigt. Was also hat er zu bedeuten? Nun die Geschichte besteht noch aus drei weiteren Teilen und ich bin gespannt, wie es weiter geht.


    Übrigens den Fluch des weißen Knochens kenne ich ebenso wenig, wie das Verbot von grüner Kleidung auf Hochzeiten.

  • Idgie:
    Die unterschiedliche Angabe des Namens Jordan hat mich auch gestört. Sowas sollte nicht vorkommen. Und dann war ich noch etwas verwirrt, als da stand, dass Jonah während einer gemeinsamen Nacht ums Leben kommt. Stimmt ja so auch nicht ganz. Auf jeden Fall hatte ich etwas anderes erwartet.


    Übrigens lässt sich das Buch hervorragend auf dem Sofa bei einem Glas australischen Rotweins trinken, obwohl der Kaiserstuhl auch ganz hervorragende Weine hervorbringt. Das Buch war Anlass genug für meinen ersten Versuch mit australischem Wein. Sehr lecker


    Ja, das mit dem Namen Jordan habe ich mir auch schon gedacht. Das sind so kleine Fehler, die dem aufmerksamen Leser sofort ins Auge stechen und die einfach nicht sein müssen (ja ich weiß schon, Ines, daß Du da nichts für kannst. Den Schuh müssen sich schon andere anziehen!).


    Das mit der "gemeinsamen Nacht"... wer hätte da nicht etwas anderes erwartet als das? Aber man kann nicht sagen, daß es nicht irgendwie so gestimmt hätte ;-). Ist alles nur eine Auslegungssache...


    Australischen Wein mag ich im übrigen sehr gerne und habe mich gefreut, daß meine Lieblingssorte "mitspielt" ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Yep. Der Wein ist wirklich gut. Er hat gute Chancen, dass ich demnächst am Weinregal Australien nicht nur mit einem Blick streife. Irgendwie hatte ich meine etwas schlechteren Erfahrungen mit dem californischen Wein fälschlicherweise auch auf Australien übertragen.

  • Zitat

    Original von Ines
    Und an dieser Stelle gleich meine erste Frage an euch: Wie hättet ihr an Walters Stelle reagiert?


    Nicht ganz einfach, die Fragestellung. Walter hat es augenscheinlich nicht ganz leicht, einerseits muß er das Gut nach wirtschaftlichen Kriterien führen und den Weiterbestand sichern, andererseits sollte er sich öffnen für neue Wege. Amber läßt er solange gewähren, solange es zu keinen Komplikationen kommt.
    Ich an Walters Stelle würde jedenfalls um den Weiterführung des Weingutes kämpfen, versuchen Amber einzubinden, mich mit ihren neuen Ansätzen auseinander zu setzen und sie erstmal langsam in die operative Geschäftsführung einzuführen und einzubinden, sodaß sie auch in der Lage wäre, das Gut allein zu führen. Amber übernimmt also das Weingut, schickt den Verwalter in die Wüste und was aus ihrer Liebe wird....kann man heute noch nicht sagen.


    Ja, das gefällt mir als Lösungsansatz gut.

    so many books...so little time



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  • Zitat

    Original von Batcat
    [QUOTE]Mich hat er übrigens ein wenig an den Protag aus Lailas englischer Erbin erinnert: Ein Mann der weiß, was er will und keine Mittel scheut, es sich zu nehmen. Kein Wunder, daß Amber ihn nicht besonders mag. Ich mag ihn auch nicht. :-)


    ich auch nicht!
    Möchte nur noch mal auf S.9 hinweisen, wie sich Steve dem alten Aborigine gegenüber verhält. "...packte Steve ihn am Nacken und drückte ihn so weit auf den Boden, daß seine Nase beinahe die Stiefelspitze berührte..."
    Wenn ich einen Trottel als Verwalter habe, kann seine fachliche Qualifikation noch so gut sein, ich habe trotzdem ein Problem. Ich glaube, Walter weiß sehr genau, was los ist, sieht allerdings weg oder nicht genau hin, was der Bursche so treibt. Entweder ist er selbst zu schwach, nicht durchsetztungkräftig genug, fühlt sich schon zu alt o.ä.

    so many books...so little time



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  • Zitat

    Original von Ines
    Guten Morgen, ihr Lieben,


    Steves Stärken sind recht "schwach" entwickelt. Es hätte einer klugen, einfühlsamen und vor allem willigen Frau bedurft, um aus Steve einen richtigen Partner zu machen.
    Das kann natürlich nicht Ambers Aufgabe sein, ABER: braucht nicht jeder von uns einen anderen, um das Beste in sich zu wecken?


    Das kann schon gut möglich sein, aber ganz gewiss nicht mit einem Partner der zum gemeinsamen Leben gezwungen wird. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ja, ich mache auch mit bei der Leserunde :grin


    Ich habe trotz der Feiertage arbeiten müssen und war letzte Woche privat auch ziemlich eingespannt. Aber jetzt bin ich hier...


    Es ist zwar schon so ziemlich alles gesagt worden, aber ich gebe trotzdem noch meinen Senf mit ab.


    Das Buch läßt sich sehr schön lesen! Aber ich finde es an vielen Stellen doch recht kitschig :knuddel1. Z.B. schon auf Seite 8, als es heißt: Ihre Blicke verfolgten eine Zeitung, die vom Wind zum Tanzen aufgefordert worden war und mit graziösen Drehungen über den Platz wirbelte.


    Ich bin sehr gut in der Geschichte drin und konnte mir auch richtig gut vorstellen, wie stolz Amber war, als sie ihr Diplom erhielt. Und dann noch als erste weiblich Winemaker in Barossa Valley...


    Steve mag ich auch nicht :-] Schon als er Amber von der Universität abgeholt und und zu ihr sagte, dass er sie auch noch zurechtbiegen werde... haben sich, bei allem Verständnis für diese Zeit, meine Nackenhaare aufgestellt.


    Ja, die Geschichte von der Regenbogenschlange ist klasse. Die mag ich :-)


    Ich kann Walters Reaktion auf die Hochzeit, unter Anbetracht der damaligen Zeit und der Gegend, in der sie leben, gut nachvollziehen. Es wäre sicherlich eine andere Situation gewesen, wenn sich die Geschichte z.B. in Sidney abspielen würde. Ich habe auch darüber nachgedacht, aber ich glaube, die beiden hätten keine Chancen gehabt.



    Steves Stärken sind recht "schwach" entwickelt. Es hätte einer klugen, einfühlsamen und vor allem willigen Frau bedurft, um aus Steve einen richtigen Partner zu machen.


    Aber dazu hätte diese Frau erst einmal das Potential erkennen müssen, welches er ziemlich geschickt verbirgt :grin

  • Zitat

    Original von Ines
    Heaven,


    da hast du auf den ersten Blick vollkommen recht. Aber wenn Amber doch wusste, dass diese Ehe zunächst unauflösbar war (wegen Walter), dann hätte sie zumindest den Versuch wagen können, ein erträgliches Zusammenleben anzustreben. Hätte ich zumindest so gemacht.



    Ganz ehrlich? :grin Nein! Wenn ich die Amber gewesen wäre, wie sie ganz am Anfang erschien, dann hätte ich meine Tasche gepackt und woanders meine Ziele verfolgt.

    .

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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  • Heaven ,


    ich glaube nicht, dass dies möglich geworden wäre. Sie hatte ja nichts, kein Geld, keine Anstellung, nichts. Und sie war die erste Winemakerin im ganzen Gebiet. Schwer vorstellbar, dass jemand sie in seine Dienste genommen hätte. Und dann war da noch die Schwangerschaft. Eine alleinerziehende Frau mit schwarzem Kind hatte so gut wie keine Chance auf ein erträgliches Leben.

  • Zitat

    Original von Katja


    Komisch- ich mußte als Jonah auftauchte auch direkt an die Dornenvögel denken :-).


    Aber wenn ich mich recht errinnere kommt doch bei den Dornvögeln keine schwarzen vor.... :gruebel


    Da geht es um eine Priesterliebe............



    :wave

  • Wahrscheinlich erinnert Katja das an die Aussichtslosigkeit in beiden Fällen. Beide Lieben waren ja mehr oder weniger hoffnungslos. Kann ich aber nur vermuten, vielleicht sagen die beiden ja noch was dazu.

  • Zitat

    Original von Ines
    Heaven ,


    ich glaube nicht, dass dies möglich geworden wäre. Sie hatte ja nichts, kein Geld, keine Anstellung, nichts. Und sie war die erste Winemakerin im ganzen Gebiet. Schwer vorstellbar, dass jemand sie in seine Dienste genommen hätte. Und dann war da noch die Schwangerschaft. Eine alleinerziehende Frau mit schwarzem Kind hatte so gut wie keine Chance auf ein erträgliches Leben.


    Stimmt, wäre hart geworden. Aber härter als das was sie dann lebte?

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    Grüßle, Heaven


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