Edith Pargeter - The brothers of Gwynedd quartet

  • Warnung: Bei Romanen über historische Personen werden Spoiler über ihre Lebensdaten von mir nicht berücksichtigt.


    Inhalt:
    Das Leben des Llewelyn ap Griffith, letzter walisischer Prince of Wales, ca. 1222 - 1282, erzählt von einem erfundenen Jugendfreund.
    Eigentlich 4 einzelne Bücher, die für mich aber eine untrennbare Einheit bilden.
    "Sunrise in the west" berichtet von Llewelyns Kindheit und Jugend und seinem Aufstieg.
    "The dragon at noonday" zeigt ihn auf dem Höhepunkt seiner Ziele, als Fürst eines von England unabhängigen Wales. Dieses Buch teilt er sich mit seinem zukünftigen Schwiegervater Simon de Montfort of Leicester. (Nicht zu verwechseln mit dem Simon de Montfort der Albigenserkreuzzüge, das war der Vater.)
    "The hounds of sunset" markiert den Anfang vom Ende.
    "Afterglow and nightfall" ... Was soll ich dazu sagen, wenn ich Llew den letzten walisischen Prince of Wales genannt habe?


    Autorin:
    Ich verweise auf Pelicans Pargeter-Rezis.


    Meinung:
    Von mir als eines der schönsten Bücher die ich kenne, bezeichnet und das kann ich gar nicht oft genug wiederholen.
    Ebenso, daß es nicht einfach zu lesen ist, speziell in dieser Gesamtausgabe, weil man beim Blick auf die einzelnen, extrem klein- und dichtbeschriebenen Seiten erst mal die Krise kriegt.
    Wenn man aber mal drinsteckt fällt einem das gar nicht mehr auf und Details wie mit Lesen verbrachte Zeit sind nicht wichtig, ganz im Gegenteil, man hat es überhaupt nicht eilig.
    Es ist aber kein Historienschmöker im Stil einer Gablé oder eines Follett, man muß sich beim Lesen schon etwas mehr anstrengen. Wer sich darauf einlassen will, wird mit etwas ganz besonderem belohnt.


    Was ist so schön an diesem Buch?


    Zunächst die Sprache. Wie gesagt, Pargeter spielt darauf wie auf einem Instrument und trifft mich in diesem Buch bis ins Mark damit.


    Die Geschichte selbst, die zwar auf ein unvermeidlich trauriges Ende zusteuert, aber dennoch so dicht und detailreich erzählt wird, daß man tief hineinsinkt, wenn man erst einmal Fuß gefasst hat.


    Die Charaktere, die zum Leben erwachen und dabei so vielschichtig wie unterschiedlich sind.
    Herausragend sind dabei vor allem vier. Zunächst Llewelyn, um dessen Leben es hier geht, den ich am Ende genauso geliebt habe, wie Samson der Erzähler.
    Dann sein jüngster Bruder David, das ewige Rätsel. Ein Mann, der sich wahrscheinlich selbst nicht versteht. Doch so wie Llewelyn und Samson konnte auch ich mich seiner Persönlichkeit nie ganz entziehen.
    Simon de Montfort, der hier als ausgesprochen faszinierender Mann präsentiert wird, so daß man gut verstehen kann, warum Llewelyn jahrelang wartet bis er endlich Eleanor heiraten kann, weil er geschworen hat, keine andere als die Tochter dieses Mannes zur Frau zu nehmen.
    Und zuguterletzt der, den man eigentlich hassen sollte, was mir aber nicht gelungen ist. Edward I, ihrer aller Gegner, der aber dennoch auch nur ein Mann ist und, in all seiner Härte, grundsätzlich auch nur tut, was er als seine Pflicht ansieht.


    Zu kritisieren hatte ich lediglich zwei Dinge. Das merkwürdige Dreieck, in das Samson eingebunden wirkt und das etwas konstruiert wirkt. Jedoch braucht auch der getreue Chronist ein Privatleben und hilft uns so über das Ende hinweg.
    Und, daß das Buch zu Ende geht. Nicht nur, daß ich dieses Ende nicht erreichen wollte, ich hätte noch viel länger darin lesen können.


    Ich mag in meiner Begeisterung für manche Bücher oft überschäumend wirken (Understatement?), aber das ist ein Buch, wie ich es in meinem Leseleben noch nicht oft getroffen habe und nicht oft treffen werde.

  • Da müßte man jetzt wissen, wie groß der RUB ist und wo es vorher stand. Bei 100 Büchern wäre das was anderes als bei 1000 und an zuletzt hinterster Stelle. :lache


    Allerdings bin ich hier das Opfer, weil mir die Unterhaltung darüber das Buch gleich wieder voll ins Gedächtnis zurückgerufen hat, sodaß ich gezwungen war, diese Rezi zu schreiben. Bin schon ein armes Stück! :cry
    Aber, schon das Büchlein mal wieder in die Hand zu nehmen ist ein feines Gefühl, also kann ich mit meinem Elend leben. Einigermaßen. :-]

  • Tjaaaa, Grisel weiss ja, dass ich zur Penman Fangemeinde gehoere, deren Wales Trilogie ueber die letzten Prinzen zuerst las - und dann konnte Pargeter nicht mehr ganz mithalten. Ich hab nur den ersten Band des Quartetts gelesen und dann nicht Lust auf mehr gehabt. Die Geschichte ist natuerlich einmalig, es sind ja auch einmalige Persoenlichkeiten, die beschrieben werden. Und eigentlich auch sehr gut beschrieben. Nur leider doch relativ schwer zu lesen. Da fand ich Penman einfacher zu lesen, nicht nur weil die Schrift nicht so grauselig klein war (wer sie finden kann, sollte unbedingt die einzelnen Buecher anstelle des dicken Gesamtbandes von Pargeter lesen) sondern auch vom Schreibstil her.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Tjaaaa, Grisel weiss ja, dass ich zur Penman Fangemeinde gehoere, deren Wales Trilogie ueber die letzten Prinzen zuerst las - und dann konnte Pargeter nicht mehr ganz mithalten.


    Ja, haben wir einst ausgetetest, bei Penman vs. Pargeter ist der erste Eindruck wohl der entscheidende. :-]

  • Ich fürchte ja, dass es mir so gehen wird mit Richard III. und Rebecca Gablé, weil ich da Sharon K. Penman's "Sunne in Splendor" zuerst gelesen habe.


    Und was ist jetzt mit mir und den Walisern? Ich hab zuerst "Here be dragons" gelesen und es gefiel mir nicht. Sind dann die Chancen groß, dass Pargeter mir gefallen wird? :wow


    Ach, ich seh schon. *Buchnochmalfünfzehnstellenvorrück*:rolleyes


    :lache

  • Zitat

    Original von Delphin
    Und was ist jetzt mit mir und den Walisern? Ich hab zuerst "Here be dragons" gelesen und es gefiel mir nicht. Sind dann die Chancen groß, dass Pargeter mir gefallen wird? :wow


    Du wirst ein interessanter Testfall für unsere Hypothese werden!


    Wird das Ergebnis durch mögen oder nicht mögen beeinflußt? Was lernen wir daraus, wenn Du Penman nicht magst und
    a) Pargeter schon
    b) Pargeter auch nicht
    speziell, wenn Du auch eine andere Pargeter nicht mochtest.


    Oder mußt Du zuerst die zweite Penman lesen, ehe Du Pargeter lesen darfst, weil das sonst das Ergebnis verzerrt? :lache

  • Zitat

    Original von Grisel
    Du wirst ein interessanter Testfall für unsere Hypothese werden!


    Und wie bewerten wir das ganze, wo Delphin doch "Sunne in Splendor" von Penman gut fand??? Leider kenn ich hier im RL niemanden, der die Buecher gelesen hat :-( Waere ja sonst echt mal interessant zu sehen ....

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Und wie bewerten wir das ganze, wo Delphin doch "Sunne in Splendor" von Penman gut fand???


    Stimmt, das macht das noch komplizierter und interessanter. Ich bin dafür, daß wir sie zwingen, "Falls the shadow" zu lesen, dann isolieren wir sie in einer Waliserfreien Leseumgebung für, sagen wir, 12 Monate und dann muß sie "Gwynedd" lesen. Und sich uns für Tests zur Verfügung stellen. Was meinst Du? Guter Plan, oder?
    :lache


    Mich reizt Richard III leider nicht sonderlich. Ich habe noch vergangenes Jahr eine Biographie angefangen und bin ziemlich in der Mitte daran gescheitert. Ich hoffe umgekehrt, daß mir Gablé das Thema ein bißchen schmackhafter machen kann.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Stimmt, das macht das noch komplizierter und interessanter. Ich bin dafür, daß wir sie zwingen, "Falls the shadow" zu lesen, dann isolieren wir sie in einer Waliserfreien Leseumgebung für, sagen wir, 12 Monate und dann muß sie "Gwynedd" lesen. Und sich uns für Tests zur Verfügung stellen. Was meinst Du? Guter Plan, oder?
    :lache


    Pah! :fetch *Sowohl "Falls the shadow" als auch "Gwynedd" jeweils um 283 Stellen nach hintenrück* :-]


    Ach so, geht bei "Falls the shadow" gar nicht, das steht schon ziemlich weit hinten. :wow Näääää, noch so einen Episodenroman will ich nicht lesen. Ich hab mich schon durch "When Christ and his saints slept" (Stephen und Maud) und "Time and Chance" (Henry und Eleanor) gequält. :wow


    Zitat

    Wird das Ergebnis durch mögen oder nicht mögen beeinflußt? Was lernen wir daraus, wenn Du Penman nicht magst und
    a) Pargeter schon
    b) Pargeter auch nicht
    speziell, wenn Du auch eine andere Pargeter nicht mochtest.


    Ich glaub, das Ganze muss auch noch mit dem Faktor "önch" gewichtet werden. :grin


    Zitat

    Mich reizt Richard III leider nicht sonderlich. Ich habe noch vergangenes Jahr eine Biographie angefangen und bin ziemlich in der Mitte daran gescheitert. Ich hoffe umgekehrt, daß mir Gablé das Thema ein bißchen schmackhafter machen kann.


    Hast Du "Sunne in Splendour" schon gelesen? Ich bin ja kein Fan von Schlachtszenen, aber in dem Buch hat mich die eine Schlachtszene so sehr mitgerissen hat, dass ich am Ende das Gefühl hatte, selbst total atemlos und durstig zu sein und kaum noch den Schwertarm heben zu können vor Erschöpfung. :wow

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich glaub, das Ganze muss auch noch mit dem Faktor "önch" gewichtet werden. :grin


    Pargeter ist komplett mönchsfrei! Weder "sexuelle", noch "langweilige", M-önche spielen hier gar keine Rolle. :lache


    Geistige Notiz: Delphin und Pelican nur noch mönchsfreie Romane aufs Aug drück-, äh, empfehlen. :write


    Zitat

    Hast Du "Sunne in Splendour" schon gelesen? Ich bin ja kein Fan von Schlachtszenen, aber in dem Buch hat mich die eine Schlachtszene so sehr mitgerissen hat, dass ich am Ende das Gefühl hatte, selbst total atemlos und durstig zu sein und kaum noch den Schwertarm heben zu können vor Erschöpfung. :wow


    Eben nicht, weil mir die Rosenkriege zutiefst suspekt sind und Richard III leider eher wurst.


    Außerdem habe ich noch zwei ungelesene Penmans, Wales 3 und Maude vs. Stephen in der LUB.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Geistige Notiz: Delphin und Pelican nur noch mönchsfreie Romane aufs Aug drück-, äh, empfehlen. :write


    Jedes Buch kann zum önch werden, auch ein mönchfreies. :wow


    Zitat

    Eben nicht, weil mir die Rosenkriege zutiefst suspekt sind und Richard III leider eher wurst.


    Danach bestimmt nicht mehr. :cry Wobei ich auch eine größere Schwäche für eine der Nebenfiguren habe: John Neville.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Danach bestimmt nicht mehr. :cry Wobei ich auch eine größere Schwäche für eine der Nebenfiguren habe: John Neville.


    Ich weiß nicht, Biographien breche ich im allgemeinen nicht ab, wenn es spannend wird, wenn mich der Mann sehr interessiert. Eben in der, ca. als er König wurde.
    Außerdem ist mir Richard III ein bißchen zu sehr im Blickpunkt stehend, ich mag irgendwie lieber die Underdogs. OK, Friedrich II hat mich kalt erwischt.
    Und gerade in dieser Zeit traue ich mich kaum, irgendwen zu mögen. Ich kann mich noch lebhaft an die Stammbäume in der Biographie erinnern, wo fast hinter jedem Namen ein Beil gezeichnet war!
    Gut, auch meine sonstigen Interessensgruppen haben oft beilsame oder sonstige unschöne Enden genommen und ich bin da hart im Nehmen, aber zu den Rosenkriegen habe ich immer noch ein zutiefst gestörtes Verhältnis. Daher die Hoffnung, Gablé kann mich da durchbringen.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Das spielt nach den Rosenkriegen?


    Nee, nach Richard kommt doch Henry VII. von den Tudors.


    Das Buch fängt 1459 an. Richard Plantagenet, Duke of York fällt 1460 in der Schlacht von Wakefield und Edward, der Sohn von Richard und Cecille Neville, übernimmt die Führung des Hauses York. Er wird dann nach erfolgreichen Schlachten gegen die Lancasters 1461 mit Unterstützung von Richard Neville, Earl of Warwick (The Kingsmaker) zum englischen König gekrönt und damit geht der Thron vom Haus Lancaster zum Haus York über. "Sunne in Splendour" ist ein Ehrentitel von Edward IV.


    Richard wird erst im letzten Drittel des Buches König und fällt zwei Jahre später in der Schlacht von Bosworth auch schon wieder, nach der Henry VII die Krone an sich reisst. Das Buch endet 1492, wobei die letzten Jahre 85-92 nur noch kurz zusammengefasst werden.


    Also es geht schon genau um die Rosenkriege, aber eben nicht nur um Richard III, sondern auch um Edward IV. und das House of Neville spielt auch eine große Rolle.