Tanja Dückers - Der längste Tag des Jahres

  • Klappentext:


    Am längsten Tag des Jahres reißt das Läuten des Telefons vier Geschwister aus ihrem Alltag: Gerade ist der Vater, das „Zentralgestirn“ der Familie, gestorben. Die Versuche seiner erwachsenen Kinder, auf die Nachricht zu reagieren und sich an ihn zu erinnern, münden in ein scharfsinniges Familienporträt. Selten ist dieser einschneidende Moment des Verlusts eindrucksvoller eingefangen worden.


    Die Autorin:


    Tanja Dückers wurde 1968 in Westberlin geboren. Studium der Nordamerikanistik, Germanistik und Kunstgeschichte. Neben Prosa und Lyrik schreibt sie Essays, Hörspiele und Theaterstücke. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, die sie u. a. nach Kalifornien, Pennsylvania, Gotland, Barcelona, Prag und Krakau führten.


    Meine Meinung:


    Tanja Dückers erzählt sehr genau, sehr langsam, sehr detailliert und erzeugt damit einen Sog, der den Leser das Geschehen hautnah miterleben lässt. In fünf Kapiteln lässt sie die Lebensgeschichten von fünf Geschwistern entstehen und zeichnet ein aufschlussreiches Psychogramm des verstorbenen Vaters. Ein Buch, das mich ein halbes Kapitel lang langweilte und an einer Stelle enttäuschte, mir insgesamt aber sehr gut gefiel.

  • Für den Preis von 18,90 EUR erhält man ein Buch, welches sich angenehm liest, welches aber sicher nicht auf Dauer in der vordersten Kopfablage beheimatet sein wird. Dazu ist es ganz einfach ein wenig zu banal. Es ist keine vergeudete Zeit die man mit dem Lesen dieses Buches verbringt, es ist aber auch kein Buch welches man unbedingt gelesen haben muss. Wo das Buch ein wenig an Tiefe gewinnt, zieht Tanja Dückers leider viel zu schnell die Handbremse. Den letzten Teil des Buches empfand ich ein wenig zu langatmig und etwas zu konstruiert.


    Dieses Buch erhält von mir 6 von 10 möglichen Punkten. Man darf nicht vergessen, dass es sich trotz meiner Kritik immer noch wohltuend von dem Müll abhebt, den man teilweise als junge deutsche Literatur bezeichnet.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Für den Preis von 18,90 EUR erhält man ein Buch, welches sich angenehm liest, welches aber sicher nicht auf Dauer in der vordersten Kopfablage beheimatet sein wird.


    Dem kann ich inzwischen zustimmen. Nachhaltig beeindruckt hat es mich nicht.

  • Ein Buch, dass ich aufgrund seines Covers in die Hand genommen habe und dessen Autorinnenname mir nur den leisen Klang von "Kenne ich die?" verursachte.


    Die Idee, verschiedene Menschen und ihre unterschiedlichen Gedanken zu einem "Zentralgestirn" zu schreiben bzw. zu lesen hat mir gut gefallen, was genau ich erwartet habe, kann ich gar nicht sagen.


    Gefallen hat es mir, das Buch. Es entwickelt einen angenehmen Sog und ich konnte es recht gut in einem Rutsch durchlesen. Es ist ein ruhiges, wenig schockierendes Buch, das mit keinerlei emotionalen Höhepunkten aufwartet, aber trotz seiner an und für sich banalen Themata nicht unspannend ist. Mich interessieren vor allem die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Familienmitgliedern, ihren unterschiedlichen Umgang mit den selben Fakten, die weit auseinandergehenden Erinnerungen.


    Im Gegensatz zu Voltaire erscheint mir gerade das letzte Kapitel als das Interessanteste, nicht des Lebens wegen, sondern der nebenbei transportierten Amerikabilder.


    Was mir fehlt, ist ein abschließendes Ende. Gefühlmäßig blieb ich ein wenig in der Luft hängen und hätte gerne gewusst, wie es weitergeht. Die Geschwister bleiben mir als "angeschnitten", unfertig in Erinnerung, was schade ist aber vielleicht gerade auch das zeigt, was man in der Realität von Menschen kennen lernt: Teile, Ausschnitte.


    Ansonsten halte ich es mit Voltaires Beitrag und stimme ihm zu. Darüber hinaus möchte ich noch die Sprache loben, wenig verschachtelt, lesbar, unkompliziert und mit schönen Worten gesagte Sätze.

  • Ich bin in der Restpostenliste von Amazon über dieses Buch gestolpert und da mich die Beschreibung angesprochen hat und es nur noch 4,99 kostet, habe ich zugegriffen.


    Es ist ein gut zu lesendes Buch mit dem interessanten Konzept, die Reaktionen von fünf Geschwistern auf Nachricht vom Tod des Vaters zu dokumentieren. Solch eine Nachricht bedeutet in der Regel eine Zäsur im Leben eines Menschen. Trotz der schwerwiegenden Nachricht bleibt der einzelne Mensch trotzdem weiterhin im banalen Leben, ein interessanter Kontrast. Das Buch erzählt die sehr unterschiedlichen Reaktionen der Geschwister auf diese Nachricht, so wie auch Erinnerungen an Erlebnisse mit dem Vater, welche sich pro Person sehr unterschiedlich darstellen. Man stolpert also fuer einen Tag in das Leben dieser Menschen.


    Das Ende bleibt fünfmal offen, denn für alle Betroffenen geht das Leben nach dem Tag weiter, während der Leser zurückbleibt. Als Leser kann man sich somit nur selber ausmalen, wie es in den unterschiedlichen Leben weitergehen wird. Dieses offene Ende mag unbefriedigend sein, kann aber auch die Phantasie anregen. Da reagiert wohl jeder anders.


    In der Summe hat mir das Buch gefallen.