Die Rückkehr des Baumeisters - Edith Pargeter

  • Die Rückkehr des Baumeisters, Edith Pargeter, Deutsche Erstausgabe Juni 2001, Piper Verlag GmbH, München, übersetzt von Marcel Bieger und Barbara Röhl, Originaltitel "The Scarlet Seed", 399 Seiten, ISBN 3-492-27008-5


    Klappentext:
    Der junge Harry Talvace wir vom Mörder seines Vaters auf der Burg am Ufer des Severn gefangengehalten. Aber aus der Feindschaft zwischen dem Baumeister und Isambard erwächst Respekt und schließlich sogar Freundschaft. Zu spät erkennt der Burgherr, daß es sein eigener Sohn ist, der ihm gefährlich werden soll. In einem dramatischen Kampf stehen ihm nun seine einstigen Widersacher zur Seite, und der hartherzige Isambard ist sogar zu einer Versöhnung mit der unglücklichen Benedetta bereit - ihre Tage aber sind gezählt... Erst als auch die Toten zur Ruhe kommen, kann Harry das Erbe seines Vaters antreten.


    Mit dem dritten Band der großen Mittelalter-Trilogie über den Baumeister Harry Talvace krönt Edith Pargeter alias Ellis Peters das Glanzstück ihres Schaffens.



    Die Autorin:

    Edith Pargeter ist vielen bekannt als Ellis Peters. Sie wurde am 28.09.1913 in Wales/England geboren. Nach der Schulzeit arbeitete sie bis 1940 als Apothekenhelferin, später schloss sie sich dem "Women´s Royal Navy Service" an und wurde 1944 für ihre Verdienste mit der British Empire-Medaille ausgezeichnet. In ihren Büchern verband sie ihr Neigungen für Geschichte mit ihren literarischen Interessen.

    Links:

    Edith Pargeter bei Wikipedia
    Edith PargeterCadfael Fan-Website


    Meine Rezension bei Amazon:
    Hervorragender Abschluß einer wunderbaren Trilogie
    Im letzten Teil der „Heaven Tree" - Trilogie von Edith Pargeter (Ellis Peters) erfahren wir wie sich die Beziehung zwischen Ralf Isambard und Harry Talvace von Haß über Achtung und Respekt in eine Hassliebe und Freundschaft wandelt. Nach wie vor hält Ralf Isambard den jungen Baumeister auf seiner Burg Parfois am Severn gefangen. Aufgrund der Eigenschaften, die ihm die Achtung und Anerkennung von Harry Talvace einbringen, wird es möglich, dass sich Ralf Isambard in einem politischen Intrigennetz verstrickt, das maßgeblich durch seinen eigenen Sohn William getrieben ist. Beistand erhält er in dieser Situation von völlig unerwarteter Seite.


    Mehr will ich von der Handlung des Romans gar nicht erzählen. Der im englischen Original „The Scarlet Seed" benannte letzte Teil der Baumeister - Trilogie bildet in der Tat den krönenden Abschluß. Die Handlung ist hervorragend in die Kulisse der englisch-walisischen Kriege von 1232 - 1234 eingebettet, Fiktion und geschichtliche Ereignisse sind ohne Brüche miteinander verknüpft. Mit der Darstellung der Handlungsweisen Heinrichs des Dritten, seiner Befürworter und seiner Widersacher wird Edith Pargeter auch den Ansprüchen der Leser gerecht, die sich insbesondere für politische Hintergründe interessieren.


    Auch der dritte Teil dieser Trilogie kann gelesen werden, ohne die vorausgegangenen Bände zu kennen. Zweifellos steigert die Lektüre des gesamten Werkes das Lesevergnügen, da so abgesehen von der Handlung auch die Komplexität der Charaktere und ihre Entwicklung voll zum Tragen kommt. Als einzigen Kritikpunkt könnte ich höchstens anmerken, dass Band zwei und drei besser zu einem Band zusammengefasst worden wären, was aber an Aussage und Qualität der Trilogie nichts geändert hätte, sondern lediglich der gedanklichen und emotionalen Struktur vieler Leser näher gekommen wäre.


    Meines Erachtens steht die gesamte Trilogie Ken Folletts „Die Säulen der Erde" in nichts nach. Ich bleibe auch bei meiner Aussage, die ich bereits für den ersten Band getroffen habe: Die Trilogie ist allen begeisterten Lesern von Rebecca Gablé und Ken Folletts „Die Säulen der Erde" nur zu empfehlen.


    Wer nun auf weitere Werke von Edith Pargeter / Ellis Peters hofft, kann sich nur auf die Mittelalter-Krimis mit Bruder Cadfael stürzen oder „ The Brothers of Gwynedd" im englischen Original lesen, da Edith Pargeter 1995 verstorben ist.

  • Diese Reihe ist der seltene Fall, wo ich das Ende fast am schönsten von allem finde. Ich habe jedenfalls selten ein schöneres, noch mehr hoffnungsspendendes gelesen.
    Ist schon eine ganz feine Trilogie.


    Jetzt muß ich es doch tun und diese eine Stelle raussuchen.

    Zitat

    Sie hatten sich gegenseitig vergeben, falls Vergebung bedeutete, daß man ohne Schmerz zurückblickte, weder Fragen stellte noch Antworten erwartete und nichts mehr zu sühnen fand.
    Derlei Bedürfnisse lagen nun weit hinter ihnen. Sie hatten sich endlich in Ruhe verwandelt. Haß und Gram waren ausgebrannt. Auch die Liebe? Das wußte Gott! Liebe besitzt so unendlich viele Gesichter.
    2001, S. 337


    :anbet


    Mag aus dem Zusammenhang gerissen nicht so wirken oder vielleicht wirkt es nur auf mich, aber Stellen wie diese zeigen mir, daß Sprache in den richtigen Händen ein Instrument ist, auf dem diese KünstlerInnen spielen. Und eben ein großes Kompliment an die Übersetzer.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ist schon eine ganz feine Trilogie.
    ...


    Mag aus dem Zusammenhang gerissen nicht so wirken oder vielleicht wirkt es nur auf mich, aber Stellen wie diese zeigen mir, daß Sprache in den richtigen Händen ein Instrument ist, auf dem diese KünstlerInnen spielen. Und eben ein großes Kompliment an die Übersetzer.


    :write :write :write

  • Und der Originaltitel: The Scarlet Seed


    Angesichts der Flut an hirnrissigen deutschsprachigen Titeln für historische Roman, die im Mittelalter spielen -- egal ob der Roman ursprünglich deutschsprachig oder fremdsprachig ist -- erwächst in mir der Verdacht, daß Mittelalter dasjenige Thema ist, was in Schule und Universität nie vorgekommen ist ... :lache


    (Edit: Ich meine hier ausdrücklich nicht die Autoren!)

  • Hm, ich weiß nur noch, was wir in der Oberstufe in Geschichte übers Mittelalter gelernt haben: Richard Löwenherz war schwul (?), hat stets aus Spaß an der Freude seine eigenen Burgen angegriffen (???) und Kreuzzüge waren bewaffnete Pilgerfahrten. That's it.
    Eigentlich kriminell. Aber gut, das war der gleiche Lehrer, der uns in der allerersten Stunde erzählt hat, daß er sich scheiden läßt, weil er und seine Frau sich gegenseitig betrogen haben. Ah ja, interessant. Normal war der Kerl sowieso nicht. :lache


    Um zu Pargeter zurückzukehren. Immerhin hat man sich bei der Übersetzung Mühe gegeben, das macht für mich alles andere wett. Und rein äußerlich waren die Bücher der deutschen Erstausgabe sehr hübsch.


    Ich bin ja sonst grundsätzlich für Original vor Übersetzung, aber hier sehe ich keinen Grund, die deutschen zu ersetzen.

  • So, nun habe ich auch den dritten Band gelesen.
    Am Anfang waren mir die stänidgen Wiederholungen der Ereignisse aus den vorigen Bänden irgendwann zu viel. Bei Band 2 fand ich das noch gut, da ich nicht mehr alles von Band 1 im Kopf hatte, aber da ich 2 und 3 so dicht hintereinander gelesen habe, war es doch störend.
    Insgesamt war der dritte Band wieder etwas schwächer als der zweite, aber trotzdem noch sehr viel besser als der erste!
    Die Beziehung zwischen Harry und Isambard war wieder sehr faszinierend dargestellt. Das Ende war mir dann aber doch irgendwie etwas zu kitschig. Auch die Burg, die so zusammenfällt, kam mir nicht so realistsich vor....
    Dass die Steine der Kirche für die Häuser weiterverwendet wurden, finde ich ein wirklich schönes Ende.
    Fazit: Es hat sich gelohnt :-) Und es lohnt sich dreimal, den etwas schwächeren ersten Band zu lesen, um in den Genuss der zwei weiteren zu kommen. ;-)


    Pelican
    Ich finde das Cover des dritten Bandes (von piper) ja so gar nicht passend, schließlich ist die Liebesgeschichte ja alles andere als im Mittelpunkt...

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Das Ende war mir dann aber doch irgendwie etwas zu kitschig. Auch die Burg, die so zusammenfällt, kam mir nicht so realistsich vor....
    Dass die Steine der Kirche für die Häuser weiterverwendet wurden, finde ich ein wirklich schönes Ende.


    Das verstehe ich nicht ganz, ist das Ende für Dich nun kitschig oder doch schön?
    Ich finde es wunderbar, weil ich genauso reagiert habe, wie Harry. Erst war ich traurig und enttäuscht, weil alles ruiniert ist und habe dann aber durch seine Augen gesehen, daß dem eben doch nicht so ist.


    Und ich finde den ersten Teil immer noch nicht schwach, aber das bleibt Geschmackssache. :-]

  • Kitschig fand ich (ich glaube ich spoiler das lieber)

    Das mit den Steinen fand ich dagegen richtig gut...

  • :lache
    Ausgerechnet das zählt zu meinen Lieblingsstellen, was Du hier als kitischig bezeichnest. Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich man Bücher liest.