Das Erbe des Baumeisters - Edith Pargeter

  • Das Erbe des Baumeisters, Edith Pargeter, Deutsche Erstausgabe März 2001, Piper Verlag GmbH, München, übersetzt von Marcel Bieger und Barbara Röhl, Originaltitel "The Green Branch", 383 Seiten, ISBN 3-492-27007-7


    Klappentext:
    Der junge Harry Talvace wächst wohlbehütet im grünen walisischen Hügelland am Hof von Fürst Llewelyn auf. Schon als kleiner Junge ist er von dem kühnen Wunsch beseelt, den Mord an seinem Vater zu rächen. Als er Isambard endlich gegenübersteht, erblickt dieser in ihm die Gesichtszüge des legendären Baumeisters und hält ihn auf seiner Burg am Ufer des Severn fest. Voller Staunen sieht Harry dort zum ersten Mal das imposante Bauwerk seines Vaters. Isambard, der erkennt, daß Harry dessen Talent geerbt hat, läßt ihn zum Baumeister ausbilden. Obowhl sie sich als Feinde begegnen, können beide nicht umhin, fals widerwillige Achtung voreinander zu empfinden. Llewelyn aber schwört, Harry aus den Händen des unberbittlichen Widersachers zu befreien...


    Der zweite Band des großen Mittelalterromans über Harry, den Baumeister von Albion - das beste Werk von Edith Pargeter, die als Ellis Peters Weltruhm erlange.


    Die Autorin:
    Edith Pargeter ist vielen bekannt als Ellis Peters. Sie wurde am 28.09.1913 in Wales/England geboren. Nach der Schulzeit arbeitete sie bis 1940 als Apothekenhelferin, später schloss sie sich dem "Women´s Royal Navy Service" an und wurde 1944 für ihre Verdienste mit der British Empire-Medaille ausgezeichnet. In ihren Büchern verband sie ihr Neigungen für Geschichte mit ihren literarischen Interessen.


    Links:
    Edith Pargeter bei Wikipedia
    Edith Pargeter
    Cadfael Fan-Website


    Meine Rezension bei Amazon:
    Auch der zweite Teil der Trilogie lohnt sich!
    „Das Erbe des Baumeisters" ist der zweite Band der „Heaven-Tree" - Trilogie von Edith Pargeter (Ellis Peters). Edith Pargeter erzählt uns in diesem Band die Geschichte des gleichnamigen Sohnes von Baumeister Harry Talvace von 1228 - 1231. Der junge Engländer Harry Talvace wächst am walisischen Hof von Fürst Llewelyn auf. Um seinen Wunsch zu erfüllen, den Mord an seinem Vater zu rächen, macht er sich auf den Weg nach Parfois, wo er nicht nur Isambard, dem Mörder seines Vaters, begegnet sondern auch das Bauwerk seines Vaters erstmals sieht. Isambard erkennt sofort in ihm die Züge des Vaters und hält ihn auf seiner Burg fest.


    Der Titel des englischen Originals „The Green Branch", der grüne Zweig, kann hier zum einen für die Person Harry Talvace jr. als auch für die aufkeimende Beziehung zwischen Harry Talvace und Isambard stehen. Während sie sich zunächst als Feinde gegenüberstehen, entwickeln beide sehr schnell eine gegenseitige Achtung, die sich im Lauf der Zeit zunehmend vertieft.


    Der Hintergrund der englisch-walisischen Kriege bildet den Rahmen für die interessante Entwicklung der Beziehung zwischen dem alternden Isambard und dem heranreifenden Harry Talvace. Dabei bleibt Edith Pargeter der bildhaften Darstellung des Mittelalters, wie man sie im ersten Band kennenlernen kann, treu. Der politische Rahmen spielt erfreulicherweise eine größere Rolle als im vorausgegangenen Band „Der Baumeister von Albion", Schwerpunkt ist jedoch das Beziehungsgeflecht der Hauptakteure Ralf Isambard und Harry Talvace. Obwohl dem Leser vielleicht nicht immer die Motive für die Handlungen der Charaktere verständlich und nahe sind, übt deren ausgefeilte Darstellung eine Faszination auf den Leser aus, die zum Weiterlesen zwingt.


    Da Edith Pargeter die Handlung des ersten Teils in einigen Passagen kurz zusammenfasst, ist es durchaus möglich diesen Teil mit Vergnügen zu Lesen ohne den ersten Teil gelesen zu haben. Allerdings erschließen sich die Charaktere in ihren Ausprägungen sicherlich besser, wenn man den ersten Teil und damit die Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Handelnden kennt. Hätte ich das Buch nach dessen Erscheinen im Jahr 1962 gelesen, wäre ich sicher zunächst etwas enttäuscht gewesen, da der zweite Band den Handlungsbogen nicht zufriedenstellend abschließt und dem Leser das Gefühl gibt, dass der Höhepunkt der Handlung noch auf ihn wartet. Daher empfinde ich diesen Band auch etwas schwächer als den vorausgegangenen Band. Heute haben wir natürlich das Glück unmittelbar zum dritten Band „Die Rückkehr des Baumeisters" greifen zu können und die aufkommende Unzufriedenheit damit im Keime zu ersticken...

  • Das einzige, was ich an diesem Buch auszusetzen hatte war, daß es viel zu dünn war. Weniger, daß etwas fehlt, sondern daß ich noch viel länger darin hätte lesen können.
    Es zeigt auch schön ihre Meisterschaft im erschaffen der Figuren. Isambard speziell, aber auch Llewellyn Fawr, der, wenn auch eher im Hintergrund agierend, sehr klar hervortritt. Nun ja, Pargeter und ihre Waliser.

  • Bei mir ganz klassisch Adam, bester Freund des Helden, immer gefährlich für mich.


    Zu den Walisern. Hier mochte ich David am liebsten. Was Llew betrifft, nichts gegen Llew Fawr, aber seit ich seinen gleichnamigen Enkel Llew ap Griffith getroffen habe, kann es für mich nur einen geben.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Zu den Walisern. Hier mochte ich David am liebsten. Was Llew betrifft, nichts gegen Llew Fawr, aber seit ich seinen gleichnamigen Enkel Llew ap Griffith getroffen habe, kann es für mich nur einen geben.


    Oh ja, David. Hm. Ich glaube ich mag alle Waliser am liebsten... :-] und en Llew ap Griffith kenn ich doch noch nicht...

  • Zitat

    Original von Pelican


    Oh ja, David. Hm. Ich glaube ich mag alle Waliser am liebsten... :-] und en Llew ap Griffith kenn ich doch noch nicht...


    Gar nicht so leicht. Ich glaube, ich mag Ralph Isambard und Llew (äh, und da verließen sie sie) am liebsten. Interessant fand ich, dass mir Llew hier zum dritten Mal begegnet ist (einmal bei S. Penman, einmal bei B. Erskine und jetzt bei E. Pargeter), wobei ich Buch Nr. 3 bisher nur angelesen habe (Falls the shadows von S. Penman).


    Liebe Grüße


    Solas :wave

  • Ja, die Originaltitel sind tausend Mal besser. Vielleicht wollte man damit das "Säulen der Erde"-Publikum anlocken. Aber ich komme immer durcheinander, weil ich Rückkehr und Erbe stets verwechsle und nie weiß, welches 2 und welches 3 ist.


    Bei Penman habe ich das dritte walisische (The reckoning?) noch nicht gelesen, freue mich aber schon drauf. Ich finde Pargeter besser, aber das heißt nicht, daß Penman schlecht wäre, ganz im Gegenteil.


    Pelican : Wenn Du Llew Fawrs Nachkommen kennenlernen willst, kannst Du es Dir aussuchen, entweder Pargeter oder Penman. Oder beide, mit langem zeitlichem Abstand. Sie sind es beide wert.


    Pargeter erzählt in "Gwynedd" die Lebensgeschichte von Llew ap Griffith, dem Enkel Fawrs von seinem Bastardsohn Griffith inkl. Vorgeschichte.
    Penman holt weiter aus und beginnt in "Here be dragons" mit Llew Fawr und Joanna (wobei de Geschichte mit de Braose hier komplett anders erzählt wird als im zweiten Baumeister), wendet sich in "Falls the shadow" vor allem Simon de Montfort of Leicester zu (der auch bei Pargeter eine wichtige Rolle spielt) und geht dann, vermute ich mal, bei "The Reckoning" an Llew II + David vs. Edward I. Sollte ich wirklich mal lesen, aber ich hebe es mir auch auf für schlechte Zeiten.

  • Mit der Wales-Trilogie von Penman hatte ich so meine Probleme. Ich mein, ich liebe "Sunne in Splendour", das ist eines meiner Lieblingsbücher :anbet, aber die anderen von Sharon K. Penman, die ich danach gelesen habe, waren für mich eher enttäuschend. Sie neigt dazu immer ein oder vielleicht auch mal zwei Kapitel lang eine Episode zu erzählen und dann springt sie ein paar Monate oder Jahre weiter, dann wird man am Anfang des nächsten Kapitels von den Protagonisten auf den neuesten Stand gebracht, was in der Zwischenzeit passiert ist (indem der eine Protagonist dem anderen erzählt, was passiert ist und man sozusagen mitlauscht) und dann kommt wieder eine Episode und dann wieder ein Zeitsprung, usw.

  • Zitat

    Original von Grisel


    Pelican : Wenn Du Llew Fawrs Nachkommen kennenlernen willst, kannst Du es Dir aussuchen, entweder Pargeter oder Penman. Oder beide, mit langem zeitlichem Abstand. Sie sind es beide wert.


    Ich hab' sogar alle schon da. Ich bin nur grad zeitlich zu eingeschränkt, die zu lesen... (da ginge der Genuß flöten). :-(

  • Ich weiß nicht, ob das wirklich so ein Problem ist. Zumindest "Gwynedd" ist so lang, daß man es wohl eh nur als Langzeitprojekt angehen kann, ohne Eile.
    OK, man kann es auch geviertelt lesen, aber wie HdR ist das für mich ein einziges Buch.


    Wirklich entscheidend ist wohl nur die Frage, wer zuerst, Pargeter oder Penman. Mag sein, daß das die entscheidende Prägung ist, weil ich immer Pargeter vorziehen werde und im Hinterkopf immer ihre Charakterisierung der wichtigsten Personen haben werde.


    OK, es ist soweit. So geht das nicht. Ich schreibe eine eigene Rezi. Pargeter natürlich. :-]

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ich weiß nicht, ob das wirklich so ein Problem ist. Zumindest "Gwynedd" ist so lang, daß man es wohl eh nur als Langzeitprojekt angehen kann, ohne Eile.
    OK, man kann es auch geviertelt lesen, aber wie HdR ist das für mich ein einziges Buch.


    Im Moment liegt das bei mir daran, daß ich gerade nur in Wartezimmern lese oder nach 22 Uhr, wenn meine Äuglein eh schon fast zufallen... Ich fürchte, da müßte ich jeden Satz dreimal lesen, bis ich ihn verstanden habe.

  • Ich lese es gerade und es gefällt mir jetzt schon besser, als der erste Band. Hoffentlich bleibt es dabei. Gut, dass ich mich doch noch entschlossen habe, die Reihe weiterzulesen. :-)

  • So fertig. :-] :-(
    Warum hat mir dieser Band soviel besser gefallen als der Erste?
    Vielleicht ist es die Faszination, die darin steckt, diesselbe Welt in einem neuen Buch nocheinmal zu betreten.
    Vielleicht waren es auch die niedrigeren Erwartungen, die ich mitbrachte, da mich der erste Band nicht überragend begeistert hat.
    Oder es war der Charakter von Harry junior, der nicht der perfekte Gutmensch ist wie sein Vater, sondern eine gute Portion Naivität und pubertären Jähzorn mit sich bringt ;-)
    Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass der Schreibstil sich geändert hat. Im ersten Band hatte ich noch zu oft das Gefühl, die Personen verhalten sich wie wir heute. Im zweiten Band haben sie viel besser in ihre Zeit gepasst.
    Fazit: Tolles Buch, ich habe es sehr genossen, es zu lesen. Endlich mal wieder ein historischer Roman so wie ich sie liebe und wie sie der Grund dafür sind, warum ich solche Bücher überhaupt lese.