Frédéric Beigbeder - Der romantische Egoist

  • „Wer bin ich? Manche versichern, ich sei Oscar Dufresne; andere denken, mein wahrer Name sei Frédéric Beigbeder… Im Grunde bin ich der Ansicht, dass Frédéric Beigbeder gern Oscar Dufresne wäre, sich das aber nicht traut. Oscar Dufresne ist Frédéric Beigbeder, nur schlimmer; warum hätte der ihn sonst erfunden?“


    Klappentext:


    Oscar Dufresne, 34 Jahre alt, ein fiktiver Schriftsteller, hat seine Midlife-Crisis schon zwanzig Jahre vor der Zeit. Er ist ein Egoist, dazu faul, zynisch, hat sexuelle Obsessionen, kurz: Er ist ein Mensch wie du und ich – und ist natürlich Frédéric Beigbeders Alter Ego. Dieser rundum sympathische Mensch wirft einen schonungslosen Blick auf die Gesellschaft – sezierend, immer wieder überraschend und auch provozierend – ohne sich selbst dabei außen vor zu lassen.


    Beigbeder gelingt eine großartige Abrechnung mit unserer Medien- und Spektakelgesellschaft, obwohl er wie kein anderer dazugehört. Und eben diese Widersprüchlichkeit macht Oscar Dufresnes Tagebuch, das im Jahr 2000 beginnt, so überaus lesenswert.


    Der Autor:


    Frédéric Beigbeder, 1965 in Neuilly sur Seine geboren, studierte Politologie und lebt als Literaturkritiker, Schriftsteller und Programmdirektor eines großen Verlagshauses in Paris. Er gilt als enfant terrible der französischen Literaturszene. Sein Skandalroman „39,90“, der auch in Deutschland zu einem Bestseller wurde, kostete ihn seinen Job in einer bekannten Werbeagentur. Mit „Der romantische Egoist“ legt Beigbeder nun nach „Windows on the World“, dem weltweit erfolgreichen Roman über den 11. September, sein nächstes Buch vor.


    Meine Meinung:


    Es geht um das Leben eines Promis unter Promis, um die französische Politiker-, Party- und Kulturszene, um durchfeierte Nächte mit viel Alkohol und rotgekoksten Nasen, um die angesagtesten Clubs, Restaurants und Bars und die chicsten Urlaubsdomizile.


    Es geht außerdem um die Liebe und alles, was eigentlich nichts mit Liebe zu tun hat – zum Beispiel Sex mit vollkommen unbekannten Frauen, ein großes Hobby von Beigbeders Tagebuch-Held Oscar Dufresne. Als Single schläft er sich lieblos durch eintausend Betten, dann verliebt er sich doch, ist eifersüchtig, liebt am meisten, wenn er nicht zurückgeliebt wird, flieht vor dem Glück, kehrt zurück und ist betrübt, weil er nicht mehr fremdlieben mag.


    Und dann geht es noch um das, was Frédéric Beigbeder „Autofiktion“ nennt, nämlich im Namen einer erfundenen Person ein Tagebuch schreiben, das zwar nicht autobiografisch ist, aber sehr viel mit dem Leben Frédéric Beigbeders zu tun hat. Über diese Form der Literatur denkt Oscar Dufresne sehr oft nach und man hat den Eindruck, der Autor versucht, möglichen Kritikern schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen.


    Fazit: Ein Buch, das man nicht gelesen haben muss. Es ist durchaus unterhaltsam, stellenweise witzig, stellenweise geistreich, aber es hinterlässt eine unbefriedigende Leere. Weder erzählt es eine schöne Geschichte, noch bezaubert es durch betörend schönen Stil, noch lernt man beim Lesen etwas Neues. Und die Frage: Was geht mich das Leben von diesem Oscar Dufresne an? steht mehr als einmal im Raum.

  • Zitat

    Original von Waldfee
    Fazit: Ein Buch, das man nicht gelesen haben muss. Es ist durchaus unterhaltsam, stellenweise witzig, stellenweise geistreich, aber es hinterlässt eine unbefriedigende Leere. Weder erzählt es eine schöne Geschichte, noch bezaubert es durch betörend schönen Stil, noch lernt man beim Lesen etwas Neues. Und die Frage: Was geht mich das Leben von diesem Oscar Dufresne an? steht mehr als einmal im Raum.


    Danke für die Warnung, Waldfee :-)


    Also auf zu besseren Büchern :-)


    :wave
    Ikarus

  • Ein fiktives Tagebuch ist es, was Beigbeder da vor uns hinlegt. Von der ersten bis zur letzten Seite hat es mich gefesselt. Mal zynisch, mal nachdenklich, mal freundlich, mal auch träumerisch – aber immer genau den Finger in die Wunde legend wird hier ein wahres Feuerwerk an Ideen, Ansichten, Vorurteilen, sexistischen Äußerungen und sonstigem Allerlei abgefeuert. Ein Buch das ein ganz einfach nicht kalt lassen wird. Die einen werden begeistert sein, so wie ich, andere werden wahrscheinlich ihre Zeit und ihr Geld wiederhaben wollen. Vielleicht sollte man mal ein wenig drin blättern – beim Buchhändler – bevor man es denn käuflich erwirbt. 19,95 EUR sind ja nun nicht unbedingt wenig Geld. Beigbeder nimmt uns mit auf seinem Weg durch sein gedankliches „Irrenhaus“. Er ist sicher auch ein Krakeeler, aber nie wird er richtig bösartig, immer wieder vermeint man ein Augenzwinkern zu sehen auch wenn es sicher ernst gemeint ist was er so sagt. Ich kann dieses Buch nur uneingeschränkt empfehlen – aber wie gesagt, vorm Kauf vielleicht mal etwas drin blättern.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • hier übrigens die kostengünstigere Taschenbuchversion, ich bin gerade dabei sie zu lesen :wave



    edit:
    Fertig.
    Mir hat es super gefallen. Zynisch, sexistisch, kritisch, dann wieder verletzlich, emotional, nachdenklich. Hin und wieder auch so richtig witzig, mit abgedrehten Ideen und Vorhaben, denen man irgendwie nur zustimmen kann.


    Der Autor hat mich schon alleine mit seinem unglaublichen Ideenreichtum schwer beeindruckt.


    Wie schon meine beiden Vorrezensierer ;-) gesagt haben, sollte man vor dem Kauf reinblättern, ich denke, das Buch gefällt eher weniger Lesern.
    Aber als erstes sollte man sich nicht von diesem zunächst komisch klingenden Titel abschrecken lassen, sondern einfach mal reinschauen, ob es einem zusagen könnte. Ich denke, ein paar Menschen verpassen auf jeden Fall ein gutes Buch, wenn sie nicht zugreifen.

    Bücher sind nur große Briefe an Freunde. [Antoine de Saint-Exupéry]

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  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    Ach. Beigbeider ist ein oller Narziss.
    Nette Lektüre für Leute die Zyniker à la Bret Easton Ellis mögen, ist aber echt kein Muss.


    Ich mag Bret Easton Ellis nicht :grin

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    Ach. Beigbeider ist ein oller Narziss.
    Nette Lektüre für Leute die Zyniker à la Bret Easton Ellis mögen, ist aber echt kein Muss.


    Als Narziss würde ich ihn nun nicht gerade bezeichnen, eher ist er ein Egozentriker, aber durchaus ein Egozentriker der ganz netten Art. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe ihn in diesem (siehe Isbn) hier durchaus als Narziss empfunden.
    Dazu muss ich sagen: als langjährige Paris-Einwohnerin und französische Zeitung-Leserin ist mir wohl auch einfach der Mensch Beigbeider schrecklich unangenehm.


    Ich widerspreche mir selbst auch mal: Easton Ellis find ich eigentlich ganz nett. :-)

  • Zitat

    Original von Cookiemonster


    Dazu muss ich sagen: als langjährige Paris-Einwohnerin und französische Zeitung-Leserin ist mir wohl auch einfach der Mensch Beigbeider schrecklich unangenehm.


    Bin schrecklich neugierig, besonders was französische Literatur betrifft. Darf ich fragen warum?

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    Dazu muss ich sagen: als langjährige Paris-Einwohnerin und französische Zeitung-Leserin ist mir wohl auch einfach der Mensch Beigbeider schrecklich unangenehm.


    Jetzt verstehe ich darunter, dass man hier den französischen Stuckrad- Barre vor sich hat?


    Zitat

    Original von Cookiemonster
    Ich widerspreche mir selbst auch mal: Easton Ellis find ich eigentlich ganz nett. :-)


    Haha! :knuddel1

  • @ Salomé und Sterntaler: ja, er ist echt omnipresent, hat immer eine Freundin die 20 Jahre jünger ist als er, schreibt Kolumnen für Gala und andere Zeitungen...und ist auch sehr oft auf den Tirtelblättern von Gala und co.


    Eine Art Stuckrad-Barre en francais, das dürfte hinkommen! ;-)