Robert Harris - Vaterland

  • Zitat

    Original von Isiera
    Und das recht offene Ende stört mich etwas, ist aber andererseits auch sehr zu dem Roman passend.


    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Es beginnt mit einer Leiche, wie so viele Krimis. Doch das ganze spielt im Jahr 1964, wenige Tage von Hitlers 75. Geburtstag. Ja, Hitler hat den Krieg gewonnen, den größten Teil Europas unter seinen Einflussbereich gebracht. Großdeutschland und die USA bereiten Verhandlungen vor.
    Der unangepasste, ermittelnde Kriminalbeamte März mit dicker Akte bei der Gestapo bekommt den Fall sehr schnell wieder entzogen, als sich herausstellt, dass der Tote ein hoher SS-Offizier war. Ein weiterer Toter und ein Gestapo-Mann, der wohl etwas vertuschen möchte, sorgen dafür, dass März verbotenerweise weiter ermittelt. Damit riskiert es alles. Als sein Vorgesetzter davon erfährt, gibt ihm vier Tage Galgenfrist, den Fall zu lösen, danach wird er ihn nicht mehr vor der Gestapo schützen.
    Irgendwann wird auch der Jäger zum Gejagten.
    Es ist nicht wie bei anderen Krimis, wo man als mitratender Leser überlegt, welche der vorkommenden Personen der Täter ist. Hier stellen sich dem Leser durch das politische Umfeld noch zusätzliche Fragen, wie der Ermittler aus der ganzen Sache wieder heraus kommt, ob es für ihn ein "happy end" gibt. Bis zuletzt fragte ich mich, welches Ende so ein Buch haben kann?
    Meine Neugier konnte ich kaum zähmen, mit Mühe schaffte ich es, nicht in die letzten Seiten hineinzuspitzeln.
    So wie sich März irgendwann die Frage über das ganze System stellt: Was ist die Wahrheit?, so stellte sie sich mir als Leser allgemein: Was ist die Wahrheit? Erfahren wir, die wir immerhin in einer Demokratie leben, immer und zu allen Themen die Wahrheit?


    Für mich als Nichtkrimileser war das Buch sehr spannend, wenig Blut und keine ausführlichen Beschreibungen der Gestapo-Methoden (da reicht das Kopfkino).

  • Die Dystopie eines weiterexistierenden Hitlerdeutschlands hat Harris in psasende Worte gefasst. Am Anfang habe ich mich ein wenig schwer getan, in diese Welt einzusteigen, aber nach einiger Zeit gelang es mir besser. Da nahm auch die Krimihandlung Fahrt auf und ein Geheimnis, was mit der erst gefundenen Leiche einhergeht. Eingebettete Zitate, die zum Teil den Kapiteln vorangestellt sind, schaffen es, die Stimmung noch besser einzufangen.


    Ein sehr gelungenes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. Dank den Anmerkungen des Übersetzers, kann man auch nachvollziehen, wie ZItate eingebettet wurden und woher sie stammen.

  • Zitat

    Original von Fran-87



    Auch ich empfinde das Ende als recht offen und passend.



    So gelungen ich den Schluss fand, insgesamt wuerd ich das Buch eher durchschnittlich bewerten. Als Krimi fand ich es stellenweise etwas zu vorhersehbar. Der geschichtliche Teil brachte fuer mich nicht sehr viel neues und keine besondere Tiefe. Allerdings stimme ich imandra777 zu, die Zitate waren sehr gut gewaehlt und haben fuer die richtige Stimmung gesorgt.


    Meine Lieblingsstelle im Buch ist uebrigens die folgende, die die Entwicklung wirklich gut zusammenfasst:


    "Dabei muss man doch wahnsinnig werden." "Nein, schlimm ist es, wenn man zur Vernunft kommt".

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Beatrix ()