Mareike Krügel - Die Tochter meines Vaters

  • Kurzbeschreibung
    F. Lauritzen Bestattungen lautet die schlichte Botschaft auf dem Schild im Fenster. Felix -eigentlich Felizia -, die Tochter des Bestatters, weiß schon in der Wiege, welches Erbe sie in Kleinulsby bei Eckernförde antreten soll. Ihre Kindheitsjahre stehen unter dem Zeichen der elterlichen Prinzipien: Höflichkeit, Diskretion und Unauffälligkeit, denen sie jedoch mit ihrem stummen Freund Gunnar auf Mauern, Bäume und Häuser kletternd entflieht. Mareike Krügel erzählt geschickt auf zwei Ebenen. Sie kontrastiert die Welt des Kindes Felix mit der der erwachsenen Felizia, die aus Kleinulsby ausbricht und ihr Geld mit der Deutung des Lebens aus Tarotkarten verdient. Die großen Gefühle, die sie täglich aus den Karten liest, meiden sie, und nur Cary Grant scheint sie aus ihrer pragmatischen Leidenschaftslosigkeit erlösen zu können. Doch der heißt eigentlich Schmidt und ist von einem Traumprinzen weit entfernt. Mareike Krügel legt mit Die Tochter meines Vaters sowohl einen nicht alltäglichen Entwicklungsroman vor, wie eine ergreifendkomische Familiengeschichte. Ihr trockener Sprachwitz wahrt dabei elegant die Distanz zwischen Schwarzem Humor und Empathie.



    Meine Meinung:


    Die Kurzbeschreibung von Amazon trifft es eigentlich schon sehr gut. Dieser Roman beschreibt, wie oben bereits erwähnt, die Kindheit von Felix und ihr Leben als junge Erwachsene. Erstaunt hat mich vor allem, dass mir die Beschreibungen der Kinderwelt nicht genervt haben! Als kleine Felix ist sie eigentlich recht einsam, hat allerdings eine wirklich guten Freund, mit dem sie auf alles klettert, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie spielt wie ein Junge und verhält sich auch sonst nicht so wie die Mädchen in ihrem Alter. Felix hilft ihrem Vater oft in seinem Bestattungsunternehmen und lernt fleißig alles, das sie später ein mal wissen muss, wenn sie das Geschäft übernehmen wird.
    Die große Felix spioniert einem Mann hinterher, den sie unbedingt kennen lernen möchte. Sie ist nicht mehr so alleine, wie in ihrer Kindheit, aber irgendwie ist sie es doch noch. Sie unterhält sich viel mit dem jungen Mädchen aus der Nachbarwohnung und sie hat auch ab und zu einen Mann in ihrem Bett. Das war es aber auch schon. Sie hangelt sich von Tag zu Tag und ihr Leben scheint recht unausgefüllt zu sein, obwohl sie manchmal auch viel zu tun hat und ihr es an sich bestimmt nicht langweilig ist. Aber Frust-Fernseh-Abende sind eben nicht das A und O der Lebens-Freizeit-Gestaltung!


    Ich finde diesen Roman ganz wunderbar! Den Stil kann ich schlecht beschreiben. Aber es fliest. Und es wird nie langweilig, obwohl nicht immer viel passiert. Die Übergänge von der Kindheit zum Jetzt sind zum Glück nicht störend und verwirren auch nicht. Es ist schon interessant zu sehen, wie sich Felix entwickelt, als Kind eines Bestatterehepaars, für die völlig klar ist, dass Felix mal ihr Nachfolger wird und die gar nicht merken, wie sie das Kind damit unter Druck setzten. Und es ist mindestens eben so interessant zu erfahren, wie die erwachsene Felix mit diesem Familienverhältnis umgeht.

  • Titel: Die Tochter meines Vaters
    Autorin: Mareike Krügel
    Verlag: Schöffling und Co.
    Erschienen: August 2005
    Seitenzahl: 312
    ISBN-10: 3895610739
    ISBN-13: 978-3895610738
    Preis: 19.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    F. Lauritzen Bestattungen lautet die schlichte Botschaft auf dem Schild im Fenster. Felix - eigentlich Felizia -, die Tochter des Bestatters, weiß schon in der Wiege, welches Erbe sie in Kleinulsby bei Eckernförde antreten soll. Ihre Kindheitsjahre stehen unter dem Zeichen der elterlichen Prinzipien: Höflichkeit, Diskretion und Unauffälligkeit, denen sie jedoch mit ihrem stummen Freund Gunnar auf Mauern, Bäume und Häuser kletternd entflieht.
    Mareike Krügel erzählt geschickt auf zwei Ebenen. Sie kontrastiert die Welt des Kindes Felix mit der der erwachsenen Felizia, die aus Kleinulsby ausbricht und ihr Geld mit der Deutung des Lebens aus Tarotkarten verdient. Erzählt wird auch über ihre Beziehung zu ihrem Schulkameraden Toby und zu Malte, der sie an Gary Grant erinnert.


    Die Autorin:
    Mareike Krügel, 1977 in Kiel geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie lebt in Hamburg. Mareike Krügel erhielt zahlreiche Stipendien, u.a. in der Villa Decius in Krakau.


    Meine Meinung:
    Ein gefühlvolles Buch, durchzogen von einer leichten Traurigkeit. Ein Buch das auch die Frage stellt: Wo ist der Sinn des Ganzen? Was bleibt von uns? Was ist wirklich wichtig?
    Die Autorin beschreibt das Leben wie es von Normalbürgern gelebt wird – Menschen von denen nicht sehr viel bleibt wenn ihr Leben zuende ist. Ein Leben besteht aus Banalitäten, auch wenn wir das was uns passiert alles andere als banal empfinden.
    Es ist aber auch ein Buch über schleichende Entfremdungen, über das Scheitern von Beziehungen. Beziehungen die aus Langeweile oder Interessenlosigkeit scheitern.
    Wo ehemals Neugier war – da bleibt oftmals nur Gleichgültigkeit.
    Aber es ist auch ein Buch das deutlich macht, dass das Leben endlich ist. Und das Träume oder Vorstellungen aus jungen Jahren irgendwann in resignativer Müdigkeit enden.
    Leider aber schafft es die Autorin nicht deutlich zu machen, was sie eigentlich will, wohin geht der Weg dieser Geschichte. Es beginnt irgendwann und endet irgendwann. Oder sie will vielleicht einfach nur sagen: Alles ist banal – alles bleibt banal.
    Durchaus lesenswert, wenn auch einige Fragen nicht beantwortet werden. 6 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.