Ulrike Purschke - Hendrikje, vorübergehend erschossen

  • Schon beim Titel fragt man sich, wie jemand „vorübergehend“ erschossen werden kann. :grin
    Hendrikje ist wirklich ein ganz armes Würstchen und die Geschichte, die sie der Gefängnispsychologin erzählt, ist zum Schreien komisch: absurd, abgedreht und herrlich schräg. So viel Pech kann ein einzelner Mensch gar nicht haben - aber ist es wirklich Pech? Im Laufe der Geschichte wird immer klarer, daß viele von Hendrikjes Problemen hausgemacht sind und dieser moralische Zeigefinger nimmt der Geschichte einiges an Flair. Zu deutlich wird darauf hingewiesen, daß jeder selbst für sein Leben verantwortlich ist und sein Schicksal selbst in der Hand hat. Schade, ohne diese Moral von der Geschicht wäre das Buch gelungener gewesen. Am Ende jedenfalls kann keiner meckern, denn das ist einfach wundervoll!

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Mit Schmunzeln und manchmal auch Stirnrunzeln habe ich diese Buch ( als ebook) gelesen. Mir kam es doch sehr abwegig vor, was der armen und doch recht naiven Hendrikje so alles widerfährt.
    Kann man so das Leben bestehen? Oder seine eigenen Selbstmord?


    Naja, für den Urlaub war es nett..
    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Endlich wieder ein Buch, was mir aus meinem Lesetief verhelfen konnte. Ich habe mir gewünscht, dass es nie zu Ende sein wird. Eine solch herrliche Figurenzeichnung, die Protagonistin wird einfach so herrlich naiv und authentisch dargestellt, man musste über manche Äußerungen nur noch herzlich lachen. Dazu die sehr distanzierte und professionell dargestellte Psychologin.


    Sympathisch fand ich auch immer Beschreibungen von ihrer ,,Omi", man konnte förmlich die Zuneigung zu ihr in den Zeilen herauslesen, das hat die Autorin total liebevoll hinbekommen. Die Wendungen vor allem zum Ende hin hätte ich so oder so ähnlich niemals erwartet, daher ist das Buch auch keineswegs vorhersehbar, wie ich finde.


    Positiv zu erwähnen sind auch die Art und Weise, wie die Autorin die Umgebung und die Personen beschreibt, manch einem mag dies zu genau sein, aber genau das hat bei mir ein totales Kopfkino ausgelöst und auch die Protagonistin geformt. Zwischendurch werden immer mehr kleinere Details klar, warum Hendrikje zum Beispiel mit solch komischen Klamotten zu den Gesprächen der Psychologin erscheint, die anfänglich doch sehr beäugt werden.


    Zitat

    Sprachlich ist das Buch genial. Manche Kommentare und Wortschöpfungen sind echt zum Schießen.


    Das kann ich nur unterschreiben, absolut herrlich. Ich habe verschwitzt, mir einige Dinge rauszuschreiben, aber dies ist sowieso ein Buch, was ich nochmal lesen werde.


    Endlich wieder ein neues Lieblingsbuch. :-)
    Von meiner Seite daher eine absolute Empfehlung, unbedingt lesen.
    10 von 10 Punkten

  • Hach, was für ein wundervoller Roman. Was kann ich noch schreiben, was nicht schon längst erwähnt wurde? Ein Schelminnenroman mit sehr schön hintergründigem Humor und Tiefe, ich fand ihn absolut lesenswert und genauso gelungen wie "Tschick" oder "Die Herrenausstatterin". Die sehr liebenswerte Hendrikje hat es mir angetan und nach all dem, was sie durchgemacht hat, war ich froh, dass es für sie ein "Happy End" gibt, nicht eins dieser pädagogisch wertvollen politisch korrekten düsteren oder offenen Enden.
    Sehr gut gefallen hat mir auch einer der männlichen Protagonisten, der eine tragende Rolle spielt, doch wer das ist, kann ich hier nicht verraten, um nicht zu spoilern.
    Ein rundum gelungenes Roman-Debüt - ich gebe 10 Punkte.