'Die Wolke' - Kapitel 01 - 05

  • Ich habe gestern Abend mal angefangen zu lesen. Das ist ein flutschiger Schreibstil, gefällt mir sehr gut, rein sprachlich gesehen. Ich bin ja nun nicht mehr ganz die Zielgruppe :lache, aber ich hab es trotzdem geschafft, mich ganz in das Buch zu vertiefen.
    Und bei mir lief im Kopf nebenbei ein Film ab, wie das damals war mit Tschernobyl. Mein Vater, der im Katastrophenschutzteam eingeteilt war. Die wirren Meldungen, die uns erreicht haben, die diffuse Angst, in den Garten zu gehen. Ein Kollege meines Vaters, der mit dem Geigerzähler durch unseren Garten gelaufen ist...
    Was ich im nachhinein reflektiere: bei Tschernobyl haben die wenigsten Menschen gewusst, um was es geht, die Ängste waren zwar begründet, aber auf vollkommen wirre Sachen bezogen. Die Erwachsenen konnten keine Antworten geben und ich erinnere mich an das latente Angstgefühl. Zum Beispiel beim Verzehr von Wildfleisch oder von Erdbeeren aus dem eigenen Garten - niemand wusste, ob der Geigerzähler sich nicht doch geirrt hatte...
    Aber zum Buch: Gudrun Pausewang hat das Thema exzellent aufbereitet. Klar ist es Fiktion, aber nicht unmöglich. Mir gefällt, dass es sofort los geht mit der Geschichte, kein langes Blabla. In der Ravensburger-Ausgabe stehen vor dem ersten Kapitel Statements und Zeitungsausschnitte, die die Gedanken der Menschen gut wiedergeben und eine Grundstimmung schaffen, die einen gut vorbereitet auf den ABC-Alarm in der Schule.
    Interessant finde ich das Vorwort der Autorin udn die Ausführungen, was im Film verändert wurde.
    Bis später, liebe Grüße
    Silke

  • Das erste Kapitel habe ich gestern noch gelesen und bis jetzt gefällt mir das Buch gut. Schön fand ich, dass es gleich mit dem ABC-Alarm in der Schule los geht ohne lange Einleitungen.
    Der Schreibstil liest sich angenehm flüssig. Ich finde es ganz geschickt verpackt, wie die Familie von Janna-Berta vergestellt wird, auch wenn es mich ein wenig wundert, dass sie auf so einer Heimfahrt von der Schule Zeit hat, sich über vergangene Begebenheiten mit den Großeltern Gedanken zu machen. Ich stelle mir da eher aufgeregte Gespräche der 5 Schüler vor. Die Ängste und Gedanken (woher kommt der Wind, wie weit ist es wirklich weg, usw.) finde ich sehr überzeugend.


    Bei Janna-Bertas Erinnerungen an Tschernobyl und ihre Grundschulzeit bin ich über den Begriff "Rem" gestolpert. Habe mittlerweile danach gesucht, es ist eine alte Einheit für eine Strahlendosis. Mittlerweile ist die Einheit Sievert (hätte mir aber genausowenig gesagt).
    Ich war bei Tschernobyl auch in der Grundschule, kann mich aber überhaupt nicht erinnern, dass das bei uns damals in der Schule ein Thema war, aber vielleicht habe ich es auch vergessen.


    Achja, und den Namen Janna-Berta finde ich unmöglich...


    Ich habe auch die Ravensburger-Ausgabe mit den Zeitungsartikeln am Anfang, finde ich schön gemacht.


    Ich freue mich schon auf's Weiterlesen heute Abend.

  • Hallo,


    jetzt komme ich auch endlich dazu, etwas zu schreiben, bei mir ist es grad ziemlich hektisch leider.


    Ich habe auch die Ravensburgerausgabe und nachdem mein Mann die ersten zwei Kapitel quasi verschlungen hat und ich auch endlich mal lesen durfte - ich bin total begeistert. Als Teenie habe ich das Buch ja schon mal gelesen, aber da war es nicht so schön aufgemacht, gut finde ich auch, dass ein paar Filmbilder enthalten sind.
    Da kamen auch in meiner Erinnerung Bilder von damals hoch - wir durften nicht im Sand spielen, bei Regen sollten wir drinnen bleiben, wir sollten kein Obst/Gemüse essen - da wollten wir Kids aber auf einmal unbedingt welches essen!, es war eine sehr unsichere Zeit und da meine Familie auch nichts genaues wusste, hatte ich als 10jährige ziemlich große Angst. Gefallen hat mir aber, dass die Familie enger zusammengerückt ist.


    Besonders gefällt mir am Buch, dass die Geschichte sofort anfängt, sie ist sehr flüssig und schnell zu lesen (auch wenn ich das Buch zwischendrin immer wieder sehr nachdenklich weglegen muss). Als mein Mann das Buch nicht aus der Hand legen wollte, habe ich mir erstmal eine Hessenkarte zurechtgelegt und mit Erschrecken festgestellt, dass das alles von Kassel nicht sehr weit entfernt ist.
    Imponiert hat mir die besondere Stärke von Janna-Berta, die sich rührend um ihren kleinen Bruder Uli kümmert und auf Seite 63 noch das kleine Mädchen auf den Rücken nimmt und sie trägt. Janna ist eine Kämpferin, aber auch sie verliert am Ende des fünften Kapitels die Nerven, was ich total verständlich finde. Traurig fand ich die Stelle, als Uli stirbt, da standen mir Tränen in den Augen.


    Bibi

  • Mittlerweile habe ich auch die Kapitel 2-5 gelesen.
    Der Egiosmus und die Rücksichtigslosigkeit der Menschen, ja sogar der Nachbarn oder Bekannten, finde ich sehr eindrücklich geschildert - und sehr erschreckend, aber durchaus realistisch.


    Den Tod des kleinen Bruders fand ich ziemlich heftig, ich wollte es erst garnicht glauben, dass er plötzlich nicht mehr da ist.


    Insgesamt bin ich bis jetzt positiv überrascht, es liest sich spannend und garnicht "oberlehrerhaft".

  • So, ich habe heute auch endlich angefangen "Die Wolke" zu lesen und ich bin immer noch sehr sehr bedrückt und aufgewühlt.
    Ich habe die SZ-Ausgabe, also ohne Anmerkungen (nur ein paar geschichtliche Fußnoten) und Bilder. Schade eigentlich!
    Nunja, die Geschichte an sich ist ja nicht weit her geholt. Da ich aber 1987 (da war doch der Super GAU in Tschernobyl, oder?) erst 3 Jahre alt war, kann ich mich an so etwas gar nicht erinnern. Und daher verwundert es mich gerade, dass es die Autorin schafft, dass ich so im Buch drin bin. Mir ist beim Lesen teilweise der Atem gestockt und ich dachte immer nur "Mensch, fahrt doch jetzt endlich bei den Nachbarn mit!" Als Uli, der mir sofort ans Herz gewachsen ist, starb, musste ich auch schlucken. Der Tod von Uli ging so schnell, dass ich es erst gar nicht verstanden hatte und dann noch einmal lesen musste :wow Aber irgendwie glaube ich noch nicht, dass er wirklich tot ist. Vielleicht hatten die Heubels keinen Platz mehr im Auto? Apropos, diese Marianne Heubel war mir sehr unsympathisch, obwohl sie Janna mitgenommen hat. Aber das sind ja alle Charaktere, die sich weigern in irgendeiner Art zu helfen. Ob das wirklich so ist, dass im Fall des Falles alle nur an sich denken? z.B. der Tankwart, den Janna nach Wasser fragt. Aber vielleicht wirkt Janna auch gar nicht mehr wie 14, sondern eher wie eine Erwachsene.


    Ich bin jedenfalls wirklich gespannt wie es weitergeht.


    Eine Landkarte werde ich mir jetzt auch erstmal zu Gemüte führen, denn ich kenne mich in der Gegend auch nur spärlich aus.

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  • Also, mit der Zeit, muss ich zugeben, nervt der Name Janna-Berta gewaltig. Janna allein hätte es auch getan.
    Was ich nicht verstehe: warum muss der kleine Bruder auch noch einen tödlichen Unfall haben? Ist das Buch nicht schlimm genug? Das ist mir eine Spur zuviel des Guten.
    Aber sehr interessant finde ich, wie die untershciedlichsten Menschen zusammen kommenn und gut beobachtet ist auch, wie sie unterschiedlich mit der Situation klarkommen. Mir geht es so, dass ich mir überlege, was ICH tun würde. Mien erster Gedanke wäre gewesen, mit meinen Kindern in den Keller zu gehen (der ist bei uns ein fensterloser Betonklotz, über den wir eigentlich immer nur schimpfen). Würde ich versuchen, so shcnell wie möglich wegzukommen? Was würde ich tun?
    Ein beklemmendes Gefühl, das sehr gut eingefangen wurde.

  • Der Name Janna-Berta nervt nach einiger Zeit wirklich - aber die modernsten Namen sind ja in diesem Buch eh nicht zu finden.


    Ich fand die Situation sehr schlimm, als alle flüchten wollten und das Gewitter immer näher kam, wodurch noch viel mehr Panik entstanden ist.


    Wie Silke habe ich mich auch gefragt, was ich machen würde, das Auto würde ich wohl stehen lassen und versuchen, so schnell wie möglich zum Bahnhof zu kommen und der ist hier nicht allzuweit entfernt.


    Angst machte mir die Situation, dass in so einem Moment wirklich nur jeder versucht, seine eigene Haut zu retten und keinem mehr hilft, aber das ist wohl menschlich in Extremsituationen.


    Bibi

  • Zitat

    Original von bibihexe76
    Der Name Janna-Berta nervt nach einiger Zeit wirklich - aber die modernsten Namen sind ja in diesem Buch eh nicht zu finden.


    Bei den Omas und Tanten passen die altmodischen Namen ja noch irgendwie, aber bei Janna-Berta hätte ich einen Modenamen aus der Zeit passender gefunden. Einfach auch als Zeichen, dass so eine Katastrophe alle betrifft und nicht nur ein paar Ausnahmen.



    ... Oh weh, ich klinge schon wie in einem Schulaufsatz "Interpretationen"... :lache

  • Seit gestern lese ich nun auch das Buch und wollte mich noch nachträglich an der Leserunde beteiligen.
    Ich bin auch sofort in die Geschichte reingekommen und finde sie sehr flüssig geschrieben.
    Der Autorin ist es meiner Meinung nach gut gelungen, die Panik zu schildern, die herrscht als allen bewusst wird, dass es ein ernster Alarm ist. Allerdings gibt es mir zu denken, dass alle erst denken, es sei ein Probealarm.
    Ich war geschockt von der Familie, die Janna-Berta mitnahm. Es war für mich ein großer Schock, dass sie ihren Bruder zurücklassen musste. Das muss sehr schlimm für sie gewesen sein.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner