"Brokeback Mountain" - Annie Proulx

  • Sprachlich und denkersich gesehen verpaßt du etwas in Richtung eines Natureignisses.
    Psychisch-emotional gesehen hast du nicht unrecht.
    :grin


    Ich bereue es nicht im mindesten, empfehle aber homöopathische Dosierung.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich habe von diesem Buch wirklich mehr erwartet. Die Geschichten sind für mich alle nach dem gleichen Muster gestrickt. Am Schluss musste ich mich wirklich durch die Seiten kämpfen um an das Ende zu kommen und zwischendurch war ich kurz davor abzubrechen. Mein Fazit: Ich kann dieses Buch leider persönlich nicht empfehlen, aber wer wem Cowboys, hartes Leben, Tote und verwirrende Geschichten zu sagen, wird dieses Buch vielleicht mögen. Ich bezweifle es aber. Den Film werde ich mir aber dennoch anschauen, denn das letzte Kapitel über die Geschichte zum Film gefiel mir noch am Besten von allen und ich bin gespannt zu erfahren, warum der Film für so viele Oscars nominiert wurde.

  • Die erste hab ich auch nicht verstanden. :wow



    Magali weiss da mehr, hatte auch, glaub ich, eine andere Deutung. :lache


    Zum Glück gefiel mir dann die zweite (Tief im Schlamm) sehr gut.

  • Ja, das mit den 'kleinen Dosen' ist ganz richtig.
    Stephen King ist auch nicht falsch.

    Ein paar Hinweise:
    das Buch entstand nicht als 'Buch'. Die Geschichten wurden im Lauf der 90er Jahre geschrieben, unabhängig voneinader. Allein zu 'Brokeback' brauchte Proulx nach eigener Aussage zwei Jahre.


    Ich persönlich möchte sicher auch nicht, ich zitiere Delphin, in Wyoming begraben sein :grin
    gerechterweise muß man aber hinzufügen: in Proulxs Wyoming.
    Sie schafft eine eigene Wirklichkeit.


    Man muß dazu wissen, daß Wyoming in dem Ruf steht, der Cowboy-Staat zu sein, aufrechte Männer, schöne Pferde, Law-and-order und gesundes Landleben, im Sinn von 'gute Luft und glückliche Hühner'.
    Proulx hat einen anderen Blick.
    Er gilt der Natur, der Schöpfung o h n e den Menschen, dem Leben in der Natur, das de facto alles andere als idyllisch ist, weil der Mensch ihr nämlich unterworfen ist. Er hilft sich bei der Bewältigung dieser Abhängigkeit, die für ihn, den Menschen tödlich sein kann, durchaus mit Aberglauben. Damit versucht er, die Naturkräfte zu deuten. Was man deutet, kann man beherrschen, glauben Menschen ;-)
    Das ist ein altes Mittel, gab es in Europa auch. Wenn man vom Boden, vom Wetter, von den Naturkräften abhängig ist, ist das hart. Wir heute können uns das kaum vorstellen. Diese 'harte' Welt und ihre Auswirkung auf Menschen versucht Proulx zu zeigen.


    In meiner englischen Ausgabe steht auf der ersten Seite als Motto:


    Reality's never been much of use out here
    Als Nachweis wird ein 'retired Wyoming rancher' angeführt.


    Daß die Realität nicht unbedingt die Grundlage ist, daß das Irrationale regieren kann, sollte man beim Lesen unbedingt im Hinterkopf behalten.


    Die Sage/Legende vom halbgehäuteten Ochsen hat durchaus etwas Gespentisches-Übersinnliches.
    Es geht in der ganzen Geschichte um die Frage, inwieweit wir der Vergangenheit, unserern Erfahrungen, unterworfen sind. Die Gespenster der Vergangenheit mal wörtlich genommen. Der Protagonist ist doch über 80. Zeit seines Lebens ist er geflohen vor bestimmten Erinnerungen, nun holen sie ihn ein.
    Verwechselt den realistsichen Stil von Proulx nicht mit Realität. Es ist Literatur ;-)


    Falls jemand Upton Sinclairs 'Der Sumpf (The Jungle) kennt, empfehle ich ein Wiederlesen der Schlachthofszenen. Das macht den Hintergrund zu 'Half-Skinned Steer' deutlicher.
    Es ist in gewissem Maß eine programmatische Geschichte - nicht ganz fair, wenn man die Entstehungsgeschichte, also Proulxs Stellungnahme zu Umweltbewegung und Rinderseuche sowie einen Zeitungsartikel über den Tod eines alten Mannes im Schneesturm nicht kennt, aber doch eigenständig in ihrer Verknüpfung von Realität und Mythologie.


    Zum sich irren: Man irrt sich immer, wenn man glaubt, daß man die eigene Vergangenheit einfach über Bord werfen kann. :-)

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    K. Kraus

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  • Toller Beitrag Magali! Werde ich beim weiteren Lesen sicher noch ein paar Mal durchlesen und wird mir vielleicht helfen, die Geschichten besser zu begreifen.


    Interessant auch das über Wymoning als "cowboy state", das wußte nicht. Ich hätte da eher an Texas etc. gedacht.

  • Hiya,


    das hat mit der Besiedelungsgeschichte zu tun. Wyoming war ein wichtiges Durchgangsgebiet vom Osten nach Westen, besonders seit der Goldfunde in Kalifornien (ab 1849). Es war wesentlicher Teil des sog. Oregon-Trail
    Es hatte wichtige Stationen des Pony-Express, 'Buffalo Bill' Cody stammt aus Wyoming.
    Es hatte eine hohe Population an Indianern (viele verschiedene Volksgruppen), die der Besiedelung zum Opfer fielen. Es war der Ort böser Schlachten zwischen U.S. Armee und Cheyenne/Apachen etc.
    Es versteht sich bis heute als Erbe des 'Old West'. Es ist ganz wichtig im US-amerikanischen kulturellen Erbe.
    Das ist bei Proulx auch zu berücksichtigen, es geht um das ureigene U.S -Erbe, es sind nicht internationale Geschichten.


    Das macht sie für mich auch so interessant.


    Und nein, ich war nie dort. Ich seh' bloß gerne Western, ähem.
    *magali guckt rasch, ob auch keiner mitliest und verschwindet schleunigst*

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    K. Kraus

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  • Echt? Western gelesen?
    Ein paar Comics, Bessie??, glaube ich, und Fury und irgendwas mit einem anderen Mustang.


    Hast du je etwas von diesem Max Brand gelesen? Das empfehlen mir die Leute immer wärmstens, sobald sie auf meine Schwäche für Western kommen.

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    K. Kraus

  • Der Film war so gut, dass die Erzählung im Buch nicht daran herankommen konnte. Unmöglich! Schon mit "Schiffsmeldungen" ging es mir so. Was ich von Annie Proulx wirklich schätze, ist "Postkarten". Jemand schrieb, es sei lahm. Finde ich überhaupt nicht. Die Proulx zechnet dort herrliche Charakterporträts , dazu braucht sie nur 1-2 Seiten. Das (und anderes) fehlt mir in Brokeback. Aber da sie die literarische Vorlage zum Film geliefert hat, sei ihr verziehen.

  • Zitat

    Original von magali
    Hast du je etwas von diesem Max Brand gelesen? Das empfehlen mir die Leute immer wärmstens, sobald sie auf meine Schwäche für Western kommen.


    Ich glaube, einen Max Brand habe ich auch mal gelesen, der Name sagt mir was. Das war aber lange bevor ich Listen geführt habe.
    Ich habe vor allem Louis L'Amour und Zane Grey gelesen. Keine Ahnung, wie ich sie heute empfinden würde, aber damals haben sie mir gut gefallen. Ich glaube, ich habe mich durch fast alle L'Amours und Greys meines Vaters gelesen.
    Ich würde gern wieder mal einen lesen, aber vielleicht lieber einen moderneren, wie Larry McMurtry, von dem habe ich "Lonesome Dove" und eines über Billy the Kid gelesen. Haben mir gut gefallen.

  • Grisel


    Zane Grey, ja!! DEN kenne ich, das war der Name, der noch in mir herumirrte.
    Muß ich doch noch mal probieren. Mal die Kisten auf dem Speicher durchforsten...
    Auf was eine nicht alles kommt bei den Eulen :grin


    Wenn Du noch mal was lesen möchtest, guck mal nach Charles Portis, vor allem True Grit, wenn ich auch nicht weiß, ob es von dem eine neuere Übersetzung gibt. Die letzte stammt aus den 70ern. Das war die Vorlage zu dem ziemlich schlechten John-Wayne-Western The Marshall.
    Und ich halte mal nach Max Brand Ausschau. Wenn da alle so schwärmen, muß was dran sein ;-)
    Es gibt übrigens einen Wikipedia-Artikel dazu.


    :wave
    magali

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    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Es gibt übrigens einen Wikipedia-Artikel dazu.


    Wozu? Max Brand oder Western generell?
    Danke für den Tip, aber "die vierzehnjährige ..." ist für mich immer ein Fluchtbegriff. :-] Den Film kenne ich, glaube ich.


    Grey war, glaube ich, der ein bißchen "besinnlichere" von den beiden, ihm und L'Amour. Ich will jetzt nicht unbedingt das Wort anspruchsvoll verwenden. Ist einfach zu lange her. Aber, da waren schon ein paar sehr nette dabei.
    Wer weiß, vielleicht lese ich einfach mal einen von denen noch mal. Irgendwann.

  • Wikipedia gibt zu beidem Auskunft :grin
    Allerdings die englischsprachige, Brand findest Du unter
    Frederick Schiller (sic!!) Faust (noch mal sic!!!)
    Inzwischen habe ich auch eine Fan-Site erspäht, ich sehe schon, das mit dem Westernlesen wird noch was bei mir :lache :lache


    Ja, eben weil der Film 'Marshall' so schwach ist und die Hauptfigur zu rührend, habe ich mal nach der Vorlage geguckt - und war entzückt!
    In den USA gilt es übrigens als Klassiker, eine beträchtliche Zahl heutiger Autorinnen - nicht Western - schwärmt davon und erklärt, Mattie habe sie für alle Zeiten geprägt. Die US-Neuausgabe, die ich mir letztes Jahr gekauft habe, ist von Donna Tartt herausgegeben mit einem enthusiastischen Vorwort.


    Nun müßte eine bloß wissen, ob Proulx True Grit gelesen hat :gruebel

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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