Schreibwettbewerb März 2006 - Kommentare

  • Nu aba. Hier mein Senf zur aktuellen Runde.


    Steilvorlage – Obwohl ich mich kein bisschen für Fußball interessiere, hat mich diese Geschichte gleich angesprochen. Ich war sofort drin im Geschehen, die Figuren leben und der letzte Satz ist sorgfältig gesetzt. 3 Punkte von mir.


    Persiko – Auch eine feine Geschichte. Lebendig, lebensnah und auf jeden Fall 2 Punkte wert.


    Alles keine Affäre – Dies war mein 3-Punkte-Kandidat: Tolle Idee, schön geschrieben, klasse Wortspiel. Wegen zu vieler Ungereimtheiten musste ich dann doch Punkte abziehen. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich die Geschichte richtig verstanden habe. Wer hat da fremdgeküsst am Abend zuvor? Konrad? Der Hinweis „Er nimmt zu viel einfach so hin“ deutet darauf hin, dass seine Freundin auf Abwegen war. Und für wen ist der Ring? Für sie? Als Entschuldigung, weil doch er es war, der fremdgeküsst hat, und weil es ihm mit ihr am Ende doch ernst ist? Oder weil er nicht akzeptieren kann, dass sie eine Affäre hat und sie nun endgültig an sich binden will? Oder ist der Ring für seine Affäre, weil er alles haben möchte, nur keine Affäre? Und wenn das tatsächlich sein Wahlspruch ist, „alles, aber keine Affäre“, wieso dann weiter oben der Hinweis auf „seine tatsächlichen Affären“?


    Paranoid Android – Bei der Überschrift dachte ich, hier geht es um krankhafte Eifersucht und eingebildete Affären. Nach ein paar Sätzen dann: Tolle Idee, hier versucht eine Frau, Unruhe in eine andere Beziehung zu bringen. Erst am Schluss war klar, dass dies ein hoffnungsloser Fall von geistiger Umnachtung ist. Je öfter ich die Geschichte lese, desto mehr bedaure ich, ihr nicht wenigstens einen Punkt gegeben zu haben. Auch wenn die Idee mich etwas befremdet, die Geschichte ist originell und brillant geschrieben.


    Aufklärung – Gut geschrieben, aber ich finde es dreist, der Kanzlerin eine Affäre anzuhängen – so wie ich auch die ganzen Rundfunk-Persiflagen rund um die Regierungselite seit dem Amtsantritt von Gerhard Schröder als deutlich unter der Gürtellinie empfinde. Der Respekt vor anderen Menschen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist auf der Strecke geblieben. Erlaubt ist, was fies ist, denn das bringt Quote. Ich freue mich, dass dieses Konzept beim Schreibwettbewerb nicht aufging.


    Bezwingbar – Ein eindringlicher Text, der mich berührt hat. Sehr persönlich, sehr traurig, leider keine Geschichte, sondern eher ein Tagebucheintrag oder ein Brief. Nur den Satz „Auch ich werde älter.“ und das Wort „strategisch“ würde ich streichen.


    Liebeslügen – Ich wundere mich, dass diese Geschichte so gut angekommen ist. Mir erschien sie zu naheliegend und banal, um erfolgreich zu punkten.


    Nochmal Glück gehabt – Die Geschichte ist zu brav, es fehlt an Spannung und leider ist sie auch nicht gut geschrieben. Sorry.


    Parallelen – Bill, Hilary und die Praktikantin, ein beliebtes Motiv. Zuerst sind Michael, Katharina und die Praktikantin ein Film, dann sind sie Realität. Etwas zuviel der Parallelen. Eine Überschneidung der Handlung von Film und echtem Leben hätte ich der Story abgenommen, dass aber auch noch die Namen identisch sind, ist einfach too much.


    Sonntag – Dafür, dass sie offensichtlich anderweitig gebunden ist, ist die Dame geradezu verharmlosend gelassen. Über ihre Lebensumstände hätte ich gern mehr gewusst. Das Bild vor dem großen Buddha hat mich irritiert: Auf was für Zicken steht der Mann, wenn er ihr ungeduldiges, verärgertes Auftreten (weil sie auf einen Tisch warten musste) so attraktiv fand? Eine Geschichte, die nicht berührt.


    Liane – Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Hier werden einfach zu viele Klischees bedient. Interessant finde ich den Wechsel in die zweite Person.


    Ein Geschenk – Ähem. Na gut, das endet dann wohl mit lebenslänglich. Für meinen Geschmack zu unrealistisch. Dass die Geliebte das Päckchen vor den Augen der Ehefrau öffnet, kaufe ich der Geschichte nicht ab. Und dann kommen mir die Versatzstücke so bekannt vor. Der Mann, der die Treppe hinuntergestoßen wird. Das Tranchiermesser. Der Nerzmantel als Schweigegeschenk. Der reife Mann mit der jungen Geliebten. Hat mich nicht überzeugt.


    Die Serviette aus Papier – Viel zu offensichtlich auf die Pointe hingeschrieben. Beim zweiten Durchlesen mit dem Wissen, um was es geht, machen einige Sätze keinen rechten Sinn mehr. Die Idee ist leider ziemlich abgegriffen. Gurken, Zigaretten, Sushi – mit was wird man uns als nächstes einen Blow Job vorgaukeln?


    Ich denke… - Noch etwas für die Kategorie Brief oder Tagebuch. Eine ganz persönliche Geschichte, über die ich als Leser zu wenig weiß, um mitfühlen zu können.


    Familie prägt – Interessanter Ansatz, ansprechend geschrieben. Interessante Familie vor allem – mehr über dieses „Sodom und Gomorrha“ zu erfahren, hätte mich allerdings mehr gereizt als die allzu bekannte Schlussfolgerung „Familie prägt“.


    Unverzeihlich – Die Ehefrau reagiert viel zu besonnen, das nimmt der Geschichte jede Spannung. Die Dialoge klingen nach schlechten Vorabendserien. Kleiner Tipp an die Autorin: Versuch doch mal, dich von den vielen Klischees zu lösen. ;-)

    Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem.

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  • Zitat

    Original von magali
    Steilvorlage hätte gern Waldfee zugeschoben, sie war es aber nicht, ich rätsle weiter.


    Immerhin, meinen Geschmack kennst du. :-)


  • Gute Literatur macht in den seltensten Fällen Spaß, gute Literatur tut weh. Spaß hat dort, wo ich Qualität in das Feld der Literatur führe oder mit Begriffen wie gut hantiere, nichts zu suchen oder ist eine bloße Begleiterscheinung, ein Trick, den Leser bei der Stange zu halten, aber kaum Zweck oder Ziel desjenigen, der etwas Gutes zu Papier brachte. 'Spaß' ist überhaupt ein Gesellschaftswort, eine Gesellschaftserfindung von unerhörtem Ausmaß, ein Konzept, daß Zukunftspessimisten vergangener Jahre bestens zu Gesicht stünde.


    Sicherlich kann man mit handelsüblichen Thrillern, Bestsellern oder unbedarften Kurzgeschichten, die spaßeshalber in Internetforen veröffentlicht werden, eine Menge Spaß haben - aber deswegen ist nichts davon wirklich gut, gut in dem Sinne, wie wir es gebrauchen würden, diskutierten wir über Kunst, die seit langen, langen Zeiten für uns eine große, bedeutungsschwere Rolle spielt.


    Die Kunst abstrahiert und transzendiert den Menschen und seine Lebensweise, sie stellt Fragen nach unserem 'Sein' und leuchtet dieses unermüdlich, unweigerlich und ungehemmt aus, in der Hoffnung auf einen Funken Gewißheit zu stoßen, der im Dunkel auflodert. Und das schmerzt, weil das Leben schmerzt. Wer den »Werther« liest, wird keinen Spaß daran finden, es sei denn, er sieht in einer verständigen Rezeption des »Werther« seinen Verstand bestätigt, was nichts weiter ist als eine Form von Eitelkeit.


    Wer hingegen aufrichtig und verständnisvoll liest, wird obschon der Qualität der Literatur seine kritische Distanz überwinden, wird mit Werther mitfühlen und schlußendlich wird mit dem Tod des Unglücklichen auch ein Teil des Lesers sterben und eine Frage beantworten, die wir bewußt oder unbewußt in das Dunkel hinein richteten. Man könnte auch Hesse hernehmen; berührt er uns, gehen wir mit seinen Figuren, leiden mit ihnen und werden am Ende neugeboren. Liest man Dostojewski, empfindet man vielleicht Ekel oder Abscheu vor den Abgründen und Tiefen der menschlichen Psyche und versteht sie am Ende einen Deut besser.


    Menschen, die für die Kunst und von der Kunst leben, und Menschen, die sich für Kunst interessierten, tun das nicht des Spaßes wegen, sie tun es, weil sie Antworten suchen.

  • Grizzly :wow


    Zitat Anfang: "Es ist leicht, das Leben zu schwer zu nehmen, aber unglaublich oft zu schwer, es leichter zu nehmen."


    In diesem Sinne wünsche ich persönlich Dir, lieber Grizzly, dass Du Deine Mitte findest :knuddel1


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Grizzly
    [Gute Literatur macht in den seltensten Fällen Spaß, gute Literatur tut weh.


    Ich glaube nicht, dass Magali mit ihrem Spaß-Hinweis sagen wollte, dass wir vor lachen brüllen wollen. Mir hat auch Goethes "Werther" Spaß gemacht, weil ich ihn gern gelesen habe, weil ich mitgelitten habe, weil ich die Sprache mochte.


    Geschichten, die zum Mitfühlen und Mitleiden anregen, machen sicher einen großen Teil "guter Literatur" aus. Aber ich kenne auch Geschichten, die für mich aufgrund einer großartigen Sprache ("Das Parfüm"), atemloser Spannung ("Schiffbruch mit Tiger"), einer herausragenden Erzählweise oder einer gut aufbereiteten interessanten Geschichte ("Der Besuch des Leibarztes") gute Literatur sind.


    Gute Geschichten machen manchmal traurig oder nachdenklich - und dann machen sie Spaß.

  • Nun werde ich schon interpretiert! :lache
    Demnächst muß ich im Olymp auch eine Wolke beantragen, denn Interpretiert werden ist doch der Weg zur Unsterblichkeit, ja?


    Grizzly


    Guter Beitrag, obwohl ich nie begreifen werde, wieso junge Leute heutzutage eine solche Vorliebe für obsoleten Wortbestand haben (obschon, schlußendlich... . seufz)
    Ich stimme Dir zu einem Gutteil zu.


    Das 'Spaß haben' bezog sich grundsätzlich auf die letzte Verteidigungslinie von 'Amateuren'. Einerseits wollen sie sich messen, wenn es aber schief ging, war's nicht so gemeint.
    Davon abgeleitet habe ich den zugegebenrmaßen großen Sprung zu Spaß an Literatur, am Lesen und Schreiben überhaupt gemacht.


    Spaß ist vielleicht ein zu salopper Ausdruck. Man sollte abert überlegen, ob das wort nicht eventuell nur deshalb als Sakrileg empfindet, weil man 'Kunst' zu sehr überhöhnt.
    Es geht um Genuß und Befreidigung. Glücklich sein.
    Mich macht ein gelungener Text glücklich, high. Auch wenn am Ende alle tot sind.
    Genau wie Waldfee es sagt. Es ist das pefekte Zusammenspiel aller Faktoren, die 'Text' ausmachen.
    Wenn das nicht glücklich macht!!


    Berücksichtigen muß man allerdings, daß Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen lesen. Das hängt vom jeweiligen seelischen/emotionalen Zustand ab. Es gibt Zeiten, da lese ich Comics, es gibt Zeiten für Schnulzen und Zeiten für Kinderbücher, wie es Zeiten für Thomas Mann gibt.
    (Das Letzte war gelogen! :lache)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Marlowe


    Es tut mir leid. Das hättest Du Dir nicht auch noch antun müssen.
    Aber in der Sache tut es mir nicht leid. Da kann ich nur so werten, wie ich gewertet habe.



    Noch mal zu den Texten:


    Bei Sonntag habe ich das so verstanden, daß die beiden eine Zufallsbekanntschaft verbindet. Ich dachte, sie wartete auf einen anderen, der nicht kam und sie haben sich erst kennengelernt, weil ihre Tasche aus Versehen aufging. Bei ihm ist also eine Art 'Retterinstinkt' im Spiel (Waldfee, Männer gehen in dem Punkt zum Äußersten, die lieben das!!! Auch spielt da ein Quentchen Mänenrkonkurrenz hinein, dem anderen, auch wenn man ihn nicht kent, die Beute abjagen) und sie läßt sich darauf ein, weil sie auf den anderen sauer ist.
    Das war für mich angelegt, aber ich war mir nicht sicher. Das kommt davon, wenn einem der Autor den Mittelteil vorenthält :cry
    Vielleicht im Atlantik untergegangen ;-)



    Paranoid Android sehe ich eher als Schlaglicht auf eine ganz rasante Welt, in der vor Lärm, Konsum und Hektik auch die Menschen austauschbar werden, in der Beziehungen wie Sex nur noch Teil der allgemeinen Raserei sind, keine Auszeit mehr, keine Insel, sondern die übliche Rennbahn, wumm,wumm, wumm, weiter. Wo sich die, die das mitmachen, irgendwann selber verloren haben.
    Ein wenig wie die Geschichten ab den späten 60er Jahren, in denen Männer beim Nachausekommen ihre eigene Haustür nicht mehr finden, weil die Reihenhäuschen alle gleich aussehen. Oder die Ehefrauen die Mänenr nicht erkennen und umgekehrt, weil es in jedem Haus gleich aussieht.


    Zu 'Aufklärung':


    Diese Auslegung des Themas wurde ja verschiedentlich kritisiert.


    Aber:
    PolitikerInnen sind öffentliche Personen, da ist einiges erlaubt.
    Die Große Koalition zu personalisieren, das Verhältnis wörtlich nehmen, fällt durchaus in die Kategorie 'erlaubt'.
    Der gesamte Bereich politisches Kabarett lebt davon. Glossen udn Karikaturen in Zeitungen und Zeitschriften.
    Die Idee hat mir gar nicht schlecht gefallen, wenn sie auch nicht die neueste ist.
    Frauenfeindlich fand ich es auch nicht, denn beiden wird gleich viel Raum zugemessen.
    Bei mir hing es eher an der Ausführung.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Paranoid Android sehe ich eher als Schlaglicht auf eine ganz rasante Welt, in der vor Lärm, Konsum und Hektik auch die Menschen austauschbar werden, in der Beziehungen wie Sex nur noch Teil der allgemeinen Raserei sind, keine Auszeit mehr, keine Insel, sondern die übliche Rennbahn, wumm,wumm, wumm, weiter. Wo sich die, die das mitmachen, irgendwann selber verloren haben.
    Ein wenig wie die Geschichten ab den späten 60er Jahren, in denen Männer beim Nachausekommen ihre eigene Haustür nicht mehr finden, weil die Reihenhäuschen alle gleich aussehen. Oder die Ehefrauen die Mänenr nicht erkennen und umgekehrt, weil es in jedem Haus gleich aussieht.


    Interessanter Ansatz. Ich bin sehr gespannt, wie der Autor seine Geschichte erklärt.


    Zitat


    PolitikerInnen sind öffentliche Personen, da ist einiges erlaubt.


    Ich bin zu sensibel für diese Welt. :-)

  • Waldfee : Danke für deine Tipp mit den Klischees. Ich muss zugeben, damit habe ich Schwierigkeiten, denn ist das Leben nicht voller Klischees? Kann ich ohne diese überhaupt noch was schreiben? Noch weiß ich nicht, wie ich das auf die Reihe bekommen soll, aber ich werde dran arbeiten - versprochen! :bonk


    LG, Inge :wave

    Veröffentlichungen in den Anthologien: Schmökerbären-Abenteuergeschichten; Die spannensten Schmökerbären-Abenteuergeschichten; Mein Hund und ich; Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 14, 15 und 16; Wünsch dich ins Märchen-Wunderland - Band 3 und 4; Mein Pferd und ich; Blitzgeschichten und Donnerreime; 7. und 8. Bubenreuther Literaturwettbewerb; Wie aus dem Ei gepellt - Band 8 und 9; Bittersüße Wirklichkeit; Das Rad der Zeit, Mein Tier und ich

  • Zitat

    Original von Sinela
    Waldfee : Danke für deine Tipp mit den Klischees. Ich muss zugeben, damit habe ich Schwierigkeiten, denn ist das Leben nicht voller Klischees? Kann ich ohne diese überhaupt noch was schreiben? Noch weiß ich nicht, wie ich das auf die Reihe bekommen soll, aber ich werde dran arbeiten - versprochen! :bonk


    LG, Inge :wave


    Ich tausche Klischees immer gleich beim Schreiben aus, aber wenn ich Probleme damit hätte, würde ich die Geschichte so aufschreiben, wie sie mir im Kopf herumspukt. Am Ende würde ich dann alle Klischees rausstreichen und durch ungewohnte Bilder ersetzen. :wave

  • Ich hab's leider nicht geschafft, die Geschichten vor/während der Punktevergabe zu lesen, bin aber ohnehin inzwischen der Meinung, daß man als Beteiligter keine Punkte vergeben sollte. Hier die Kommentare aus Berlin-Friedenau:


    Sonntag: Unprätentiös, recht locker und trotzdem dicht. Leider sprachlich häufig gestelzt, einige Satzbauten klappen in sich zusammen, viele Rechtschreibfehler. Massive Abzüge in der B-Note.


    Liane: Unvermittelter Perspektivwechsel im zweiten Absatz, zu viel beschreibendes Erzählen, Behauptungen leider ohne Beweis (z. B. für Lianes Lakonik). Schöner Schlußsatz, aber insgesamt etwas mühselig wirkende Geschichte, die dennoch ein paar zauberhafte Formulierungen bietet, immerhin.


    Ein Geschenk: Ich weiß nicht. Da stimmt vieles mit der Logik nicht (was spielt es für eine Rolle, daß die Hausbesitzer erst 2007 zurückkehren, wenn sie den abgehackten Schwanz verschenkt?), früh erahnbare Pointe, wenig an spürbarem Schmerz, nachvollziehbarer Demütigung. Eine technisch durchaus ganz gut gemachte Geschichte (nach dem etwas lahmen Einstieg, den sie mit vielen Geschichten gemein hat), aber sie überzeugt mich nicht. Pluspunkt: Thema wirklich sehr direkt umgesetzt.


    Persiko: Ist ja meine, wie schon erraten wurde. Leider habe ich die falsche Version gepostet, aber da ist nichts mehr zu machen. In der richtigen Fassung sagt Gerti zum Schluß leise mit tiefer Stimme: „Macht nichts, ich heiße ja auch nicht Gertie.“


    Parallelen: Etwas wirrer Aufbau des Dialogs, und die Geschichte ist leider auch zu transparent insgesamt. Der bemühte Sprachwitz der Pointe „Praktikantinnen sind praktisch“ grätscht m. E. zu sehr aus der Story heraus. Vom Setting her nicht uninteressant, ist vermutlich an der Kürze gescheitert.


    Alles keine Affaire: Probleme mit dem Tempus bei der Rückblende. Ich habe die Story jetzt dreimal gelesen, sie aber immer noch nicht verstanden. Mir fehlt da was.


    Steilvorlage: Salopp und zuweilen auch recht flott, obwohl es einige Formulierungen gibt, die beim Lesen stolpern lassen (Heidi Klum Reporterschnitte u. ä.). Netter Aufbau, endlich mal ohne mühselige Beschreibungen am Anfang, authentisch wirkende Dialoge. Mit der Pointe komme ich nicht zurecht, aber das mag an mir liegen. Wirkt erzählerisch sehr sicher.


    Liebeslügen: Guter Text! Direkte und nachvollziehbare Innenansicht der Protagonistin, glaubhafte Dialoge, gute Wortwahl. Nichts zu meckern. Einwandfrei, sozusagen.


    Die Serviette aus Papier: Was haben wir gelacht. Da haben wir doch glatt die ganze Geschichte über geglaubt, das „rosa-glibbrige Etwas“ wäre ein Männerschwanz, dabei ist es nur Sushi. Heiliger Fisch! Gründlich mißlungene, fade, unlustige und sprachlich wenig anspruchsvolle Geschichte mit einem sehr wirren Perspektivwechsel im mittleren Teil. Setzen, fünf plus.


    Aufklärung: Lustiges Setting, sogar recht spaßiger Anfang, aber dann erstickt die Story an ihrer eigenen Pointe. Die Figuren werden gen Ende immer unglaubwürdiger, die eingangs gut aufgebaute Zeichnung über Formulierungen und Aussprache verliert sich leider. Mäßig witzig. Schade, Potential verschenkt. BTW: Es wäre nicht nötig gewesen, Roß und ReiterIn zu benennen.


    Bezwingbar: Sehr überzeugender Monolog, sprachlich super umgesetzt, unprätentiös, direkt und mit plausibler Botschaft. Schöner Text!


    Nochmal Glück gehabt: Krude Formulierungen (wie „das, vor was sie sich die ganzen Tage gefürchtet hatte“), merkwürdige Figurenbenennungen (warum „Frau Stöffle“?), etwas atemlos das Ganze und auch ziemlich wirr. Kein besonders ansprechender Text. Magere Pointe.


    Unverzeihlich: Nomen est omen. Klischeebehaftete Formulierungen und Allgemeinplätze („wie der Teufel das Weihwasser“), haarsträubend und unglaubwürdig. Der extrem verknappte Streitdialog kappt die Geschichte letztlich. Und auch der Ausgang ist kaum nachvollziehbar. Hier hat sich jemand an seiner Idee verschluckt.


    Paranoid Android: Eins drauf mit Mappe. Mit Abstand die beste Geschichte im Feld. Toller „Treppenwitz“, glaubhaft, rasant und amüsant. Einzig der Nebensatz „fragte er besorgt“ grätscht heraus, weil er völlig überflüssig ist. Sehr gute Story!


    Ich denke ...: Ich denke, daß diese Story besser geblieben wäre, wo sie hingehört, nämlich im Tagebuch.


    Familie prägt: Mag sein. Aber dieser Abschnitt ist keine Geschichte. Fällt ziemlich hinten runter.


    Hätte ich Zeit gehabt, zu punkten, dann wäre dies mein Votum gewesen:


    Paranoid Android: 3 Punkte
    Bezwingbar: 2 Punkte
    Liebeslügen: 1 Punkt

  • Zitat

    Original von Tom
    ....bin aber ohnehin inzwischen der Meinung, daß man als Beteiligter keine Punkte vergeben sollte.


    Ich dachte immer, wir sollten? :wow ... Fänd ich auch besser, wenn nicht.
    Kann man sich besser auf die Kritik konzentrieren, die für den eigenen Schreibversuch abgegeben wurde. :-)


    Boah, bist Du gemein...es war so cool, mal eine ganz kurze Zeit für Dich gehalten zu werden... :grin


    Und getippt hätte ich bei Dir auch auf eine andere story...


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Tom


    Tom steht heute beidfüßig auf der Leitung.


    ...Tom mal gaaanz vorsichtig von der Leitung herunterhelfe...man soll ja immer nachsichtig zu älteren Herrschaften sein, gelle?... :grin


    Ganz einfach: BJ hielt Dich gestern für den Autor meiner Geschichte - wobei ich mindestens 3m gewachsen bin :grin - und nun hast Du doch verraten, welche Du geschrieben hast.


    Nun kapiert? ... :-)


    Ansporn für mich war es jedenfalls genug :-)