Lesen Autoren weniger? Wenn ja, warum?

  • Bei mir halten sich Lesen und Schreiben fast die Waage, es sei denn ein Abgabetermin naht. Dann hat das Schreiben oberste Prio. Leider lese ich nicht mehr nur das, was ich eigentlich möchte, sondern viele Rezi-Bücher.
    Wenn ich lese, dann vor allem in der Bahn oder als Beifahrer im Auto. Oder ich blocke einen Tag nur für`s Lesen,sonst würde ich das nicht immer schaffen.


    Viele Grüße,


    Elke/ Kim

  • meine Frage passt zwar nicht so richtig hier rein, ich will aber keinen neuen Thread aufmachen. Folgendes:
    Wir wohnen hier ja in einer etwas speziellen Gegend. Heute haben wir uns also über unsere Nachbarn unterhalten, die Stoff für so manche Geschichte böten, und mir kam mal wieder, wie ich glaubte, die geniale Romanidee.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr war ich sicher, dass es diese oder eine ähnlich Geschichte bestimmt irgendwo schon gibt, auch wenn ich sie noch nicht gelesen habe und habe das Projekt nach 10 Minuten intensiver Arbeit daran wieder beerdigt.


    Wie machen das denn die Autoren? Lesen Autoren alles aus ihrem Genre, um Dopplungen zu vermeiden? Wenn sie zum Beipiel eine interessante historische Figur ausgraben, woher wissen sie, dass diese Figur nicht in der Flut historischer Romane schonmal bearbeitet wurde? Woher weiß ich, dass mein Plot originell ist, wenn ich nicht zumindest einen Großteil der einschlägigen Literatur gelesen habe?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallo,


    ich lese nicht alle Romane aus meinem Genre, das würde ich gar nicht schaffen. Verwirrend wäre es wohl auch. Ich google allerdings schon mal, wenn es um eine Idee oder Figur geht, z.B. "Geologie" und "Roman", oder "William Buckland" und "Roman". Das ist schon ein gewisser Anhaltspunkt.


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Ok, bei historischen Persönlichkeiten mag das noch recht einfach gehen. Aber nehmen wir an, ich habe die geniale Idee, einen mittelalterlichen Mönch zum Detektiv zu machen. Lassen wir mal Ellis Peters und Eco beiseite, woher weiß ich, ob sich nicht auch in weniger präsenten historischen Romanen jede Menge detektivischer Mönche tummeln?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hallöchen,


    ich höre das von vielen Autorenkollegen, dass sie weniger lesen, seit sie schreiben. Vor allem: Je mehr Schreibaufträge oder Schreibprojekte sie haben, desto weniger Lesezeit.


    Das ist einfach eine logische Quintessenz, denn wir alle haben nunmal nur 24 Stunden am Tag, viele einen Vollzeitjob, Haushalt, Schlafen müssen wir auch noch und ab und zu wollen ja auch unsere Freunde mal ein kurzes Hallo bekommen. Demzufolge muss ich mir die Zeit sehr genau einteilen und wenn ich lese, kann ich ja nicht gleichzeitig schreiben.


    Ich persönlich lese inzwischen nur noch Rezi-Bücher. Also solche, wo ich anschließend auch eine Bewertung abgeben MUSS. Da ich auf LITERRA den Goldmann-Verlag betreue, liegt derzeit ein kleiner (eher mittelgroßer) Stapel bei mir und wartet darauf, gelesen zu werden. Dafür nutze ich bevorzugt die Zeit, wenn mir mal partout nichts zu meinen Geschichten einfallen will. Was aber eher selten der Fall ist. ;-)


    Grüßlies
    Tanya

  • Seitdem ich wieder schreibe lese ich definitiv weniger als zuvor. Das liegt zum einen daran, dass die Zeit fehlt. Zum anderen reicht leider eine hübsche Formulierung aus, um meine Muse gewaltsam durchzurütteln, sodass ich beim Lesen grundsätzlich Lust bekomme, zu schreiben.
    Das sieht dann so aus, dass ich 10 Seiten lese, dann das Buch weglege und stattdessen das Schlepptop hochfahre, 10 Seiten schreibe - und dann platt bin.
    Zwischen zwei Projekten zwinge ich mich aber immer zu mindestens 2 Wochen Pause. In dieser fresse ich dann so ca. 10 Bücher am Stück *lol*.


    LG Jenny :-)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Wie machen das denn die Autoren? Lesen Autoren alles aus ihrem Genre, um Dopplungen zu vermeiden? Wenn sie zum Beipiel eine interessante historische Figur ausgraben, woher wissen sie, dass diese Figur nicht in der Flut historischer Romane schonmal bearbeitet wurde? Woher weiß ich, dass mein Plot originell ist, wenn ich nicht zumindest einen Großteil der einschlägigen Literatur gelesen habe?


    Ich sage mal, es ist praktisch unmöglich, sicherzustellen, dass die eigene Idee garantiert originell ist. Deshalb gibt es ja auch zahlreiche Bücher, die sich sehr ähnlich sind, vor allem, wenn es ein 'Modegenre' ist - also wie historische Romane um starke Frauen oder Vampirromane.
    Ich glaube, wenn man einen Roman um eine real existierende Persönlichkeit oder einen vorhandenen Mythos schreibt, ist die Gefahr der Dopplung etwas geringer, denn das erste, was bei der Recherche aufscheint, wären wahrscheinlich andere Bücher mit einem ähnlichen Thema. Und wenn man dann zufällig feststellt, dass es da schon zuviele Dopplungen gibt, verschiebt man vielleicht den eigenen Fokus.


    Aber selbst wenn es zum Startzeitpunkt der Arbeit an einem Manuskript das gleiche Thema in Buchform noch nicht gibt - kein Mensch kann garantieren, dass sich das innerhalb eines Jahres nicht geändert hat. Ich habe das selbst erlebt - als ich vor einem Jahr einen UrbanFantasy-Roman begann, bei dem das übernatürliche Element keine Vampire, sondern gefallene Engel waren, fand ich das ziemlich innovativ ;-) - zu dem Zeitpunkt fand ich nämlich nichts Vergleichbares in den Regalen. Jetzt, 3 Monate nach Erscheinen, stelle ich fest, dass offenbar zwei Dutzend Leute die gleiche innovative Idee hatten, denn der UrbanFantasy-Markt wird plötzlich mit Engeln überschwemmt, wohin man sieht. Soviel zum Versuch, originell zu sein...


    Aber im Grunde ist das nicht wirklich ein Problem. Bei der Flut an Neuveröffentlichungen jedes Jahr relativiert sich das Problem mangelnder Originalität. Zumal der Markt auch nur ein begrenztes Maß an Originalität will - das beweist schon die Tatsache, dass jeder Volltreffer sofort eine Flut an Nachahmern findet, die sich aber auch verkaufen. Seit 'Herr der Ringe' wird alles aus den Regalen gerissen, bei dem sich im Titel das Wort 'Elfen' oder 'Orks' findet, Follets 'Säulen der Erde' hat die Historienroman-Welle der letzten Jahre losgetreten, die - mal ehrlich - oft die gleiche Geschichte in leicht abgewandelter Tönung erzählen, und seit dem Erfolg der 'Biss'-Romane haben die deutschen Verlage binnen eines Jahres alles an Übersetzungen auf den Markt geworfen, was die amerikanischen ParanormalRomance-Autoren in den letzten 10 Jahren produziert haben. Und da spielt Originalität wirklich überhaupt keine Rolle mehr.


    Das soll jetzt kein Plädoyer für abgedroschene Kopien sein; zum Glück bringt der Buchmarkt auch viele sehr originelle Titel hervor.
    Aber die Gefahr, durch nicht ausreichende Konkurrenzanalyse zu wenig originell zu erscheinen, halte ich für eher untergeordnet.


    Schöne Grüße,
    Andrea