Dieter Kühn, Tristan und Isolde des Gottfrieed von Straßburg

  • Klappentext: Tristan und Isolde- eines der berühmtesten Liebespaare der Weltliteratur. Dieter Kühn hat den grandiosen Roman des Gottfried von Straßburg ( entstanden um 1200 ) vollständig in heutiges Deutsch übertragen. Zudem hat Kühn mit großer Erzählfreude eine außergewöhnliche Expedition in Gottfrieds Zeit und Stadt entworfen, die einen neuen Zugang zur Welt des Mittelalters und zur Literatur der Epoche eröffnet.


    Zum Autor: Dieter Kühn, geb. 1935, erhielt für seine Romane,Erzählungen, Biographienund Hörspiele viele Auszeichnungen.Bekannt wurde er durch seine Biographie und die kongenialen Übersetzungen zu den Texten des spätmittelalterlichen Dichters Oswald von Wolkenstein.


    Das Buch gliedert sich auf in drei Teile.
    In einem "Vorbuch" versucht Kühn sich der Zeit Gottfrieds anzunähern, um den Leser mit dem Leben im Mittelalter und besonders mit dem Umgang mit Literatur in dieser Zeit vertraut zu machen: anhand einer fiktionalen Handlung beschreibt er Anlässe des Erzählens, mündliche Weitergabe uns Ausschmückung des Gehörten, Vermischung von verschiedenen Ausführungen desselben Erzählkerns.
    Dann die Hauptsache des Bandes : der mittelalterliche Roman " Tristan und Isolde" in heutigem Deutsch. Kühn schafft es, einen gut lesbaren Text in ein Versmaß zu fassen,sodass der ursprüngliche Charakter der Vorlage immer erkennbar bleibt.Alles, was Gottfried vor 800 Jahren an Erzählfreude, Ironie und leiser Gesellschaftskritik in sein Werk gepackt hat, ist auch in der Übertragung auf oft unterhaltsame Weise wiederzufinden.
    In einem Anhang erläutert Kühn seine Übertragung, hier hat er Teile des versromans verstaut, die eher betrachtend sind un d im Hauptteil den Erzählfluss eher gehemmt hätten.Eine ausführliche Bibliographie rundet das Ganze ab.


    Insgesamt finde ich das Buch sehr beeindruckend. Einiges an den Fiktionen im "Vorbuch" finde ich persönlich etwas gesucht Aber die übertragung des Romans hat mich völlig fasziniert; zum einen, weil Kühns Sprache so ausgefeilt ist und sogar noch Gottfrieds Wortspiele und Witze umsetzen kann, zum anderen, weil so deutlich wird, dass Gottfried nicht nur ein begnadeter Erzähler und Dichter, sondern auch ein exzellenter Beobachter war, dem Gefühle und Konflikte seiner Mitmenschen und iher Beweggründe sehr bewusst waren- und das Jahrhunderte vor der "Erfindung" der Psychologie.


    Fazit: es lohnt sich, sich mit diesem 800-Seiten Werk zu befassen! Gottfried zeigt uns durch Dieter Kühn, dass das Mittelalter nicht finster war!!!