• Gerücht, ausgedacht, falsch wiedergegeben. Ich bin noch nie nach einer/der Prämisse gefragt worden, und ich kenne auch niemanden, der sich mit einer ähnlichen Fragestellung hätte befassen müssen. Man schreibt ein Expo, das man mit dem Manuskript einreicht, und irgendwelche Prüfungsfragen, vor allem solche, die ausschlaggebend im Hinblick auf die Veröffentlichung sind, werden meiner Kenntnis nach nicht gestellt. Macht ja auch keinen Sinn. Verlagsmitarbeiter stellen Fragen wie "Können wir von Ihnen noch mehr erwarten?" oder "Meinen Sie, die Überarbeitung bewältigen zu können?", aber keine trickreichen Testfragen, die im Ergebnis dazu führen, daß der Delinquent über die Planke schreiten muß.


    Mich dünkt, Du grast hier alle Threads der Autorenecke ab und versuchst fast zwanghaft, in jedem irgendwas zu schreiben. ;-)

  • Ich ahen, dass diese ratgeber nur eines wollen: bevor ihr anfangt zu schreiben, solltet ihr wissen, was ihr sagen wollt mit der Geschichte.


    Toms Beispiel: "Henry soll endlich seinen Arsch bewegen und Verantwortung übernehmen." - die Geschichte wird von einem Menschen berichten, der zunächst einfach vor sich hinlebt, damit einigermaßen scheitert und vielleicht am Ende zu einer Art einsicht kommt.
    Es liegt in dem, was man vielleicht Prämisse nennen könnte, eine Entwicklung vorprgrammiert, um die sich eine Handlung ranken kann.
    Wenn mans so will, liegt in Toms Beispiel eine kürzeste Handlungs- oder Zielbeschreibung - jedenfalls etwas dynamisches.


    In Deinem Beispiel, Calla, liegt eher ein Vergleich. Er wirkt unter Umständen eher statisch. a ist anders als b - das sagt noch nix über eine Geschichte, sondern kommt als Feststellung oder eben als Aussagesatz rüber. Ich kann noch nicht recht erkennen, in welche Richtung Deine Geschichte gehen soll, was da passiert, wer sich wie entwickelt...


    Vielleicht ist so etwas gemeint und gewollt.


    Verwirrend ist der Begriff der Prämisse in diesem Zusammenhang in jedem Fall, bezeichnet er doch sonst eine Annahme bzw. eine gesetzte Voraussetzung, aus der dann weiteres gefolgert werden kann. Dies scheint mir für eine Geschichte völlig unsinnig. (Oder geht es im einen Text, in dem tatsächlich Thesen begründet werden sollen???)


    Wie dem auch sei: wenn Du eine Geschichte schreiben willst, schreib die Geschichte und verzichte dabei auf jede Art von formulierten Thesen oder sogenannten Kernsätzen ...
    Eine Geschichte ist ja genau dafür da, diese dramaturgisch, also mit den Mitteln von Handlungen, Aktionen, Reaktionen, Dialogen etc. erzählerisch zu entfalten.

  • Ich denke auch, dass man die Prämisse bei Prosatexten vernachlässigen kann.
    Erstens macht eine Prämisse noch keine gute Geschichte, und zweitens ist es so wie schon gesagt wurde: wenn eine gebraucht wird kannst du immer noch eine nachliefern, formuliert aus dem, was du geschrieben hast.

  • Hallo,


    da möchte ich mich auch einmischen. Mir hilft die Prämisse. Ich hielt sie früher auch für unnütz und lästig, aber mittlerweile ist sie für mich ein gutes Arbeitsmittel geworden, um sicherzustellen, dass sich Handlung und Personen entwickeln und dass man sich nicht verzettelt, sondern einen roten Faden verfolgt.
    Ich stecke gerade in den Vorarbeiten für ein Buchprojekt in einem neuen Genre, und gerade da beruhigt es mich, schon vor dem Ausarbeiten der Charaktere zu wissen, was für meine Personen wirklich wichtig ist.


    Hört sich für Außenstehende bestimmt wie langweilige, abgedroschene Phrasen an, für mich aber skizzieren diese paar Satzfetzen einen 400-Seiten-Schmöker um ein dunkles Familiengeheimnis und einen ungeklärten Todesfall. ;-)