Indien/Nepal, ein kleiner Reisebericht

Khajuraho
Ich weiss nicht, irgendwo ist mir jetzt ein Tag abhanden gekommen, wir sind auf jeden Fall mit dem Zug von Agra nach Jansi gefahren und dort wieder in den Bus umgestiegen. Unterwegs haben wir in Orcha einen kleinen Zwischenstop gemacht, dort gab es auch einige Tempel zu besichtigen. So langsam mag ich keine Gebaeude mehr sehen und freue mich schon auf Nepal, wo die Reise eher landschaft- und naturlastig wird.
An meinem Geburtstag hatten wir den Tag zur freien Verfuegung, klasse
Ich habe erstmal ausgeschlafen und dann ausgiebig gefruehstueckt. Auf Fahrraedern bin ich dann mit Petra in den Ort gefahren und wir haben die Tempelanlagen angeschaut. Die waren denn dochmal etwas anderes, da sie plastische Darstellungen aus dem Kamasutra enthalten, sehr spannend
Danach noch ein bisschen shoppen und dann hatte ich einen Termin zur Synchronmassage, bei der ich mich so richtig schoen entspannt habe. Nach einer Dusche, um das massiv eingesetzte Oel wieder abzuwaschen und schick aufgstylt in einem pink-orangefarbenen Dress, wurde ich schon am Pool von meinen Mitreisenden mit Torte und kleinen Geschenken erwartet. Als ich dann die torte mit dem extra besorgten Messer angeschnitten habe, waere ich fast umgefallen vor lachen, denn das Messer fing ploetzlich an "Happy Birthday" zu plaerren.
Anschliessend sind wir dann zum Partyfeiern in den Bus gestiegen, weil Fahrer und Beifahrer mitmachen sollten und die nicht ins Hotel durften. Es gibt einige sehr lustige Fotos, ich hatte naemlich Rum besorgt und mit indischer Musik wurde es sehr ausgelassen. Als wir uns dann entschlossen hatten, es waere doch besser noch etwas zu Essen und wieder ins Hotel rein sind, kam Thomas, der Guide einer anderen Gruppe auf uns zu und fragte, ob wir noch mit in den Ort wollten, weiterfeiern. Das liess ich mir natuerlich n icht zweimal sagen, so dass wir dann auf der Terasse eines Restaurants mit dem gesamten indischen Personal weitergefeietr und getanzt haben. Ein perfekter Geburtstag.

Von Varanasi, wo wir gerade sind, schreibe ich das naechste Mal.

P.S. "Chaitee" ist natuerlich doppeltgmoppelt, denn "chai" ist das indische Wort fuer Tee, was ich meist trinke ist "Indian Chai" oder "Masala Tee", das ist schwarzer Tee mit Gewuerzen und Milch aufgebrueht und schmeckt einfach lecker.

Ich wollte noch ein paar allgemeine Sachen anmerken.
Ich hatte ja schon von der Rikschafahrt durch die Gassen von Bikaner geschrieben. Das Strassenbild in den Staedten zeichnet sich eigentlich ueberall durch ein unglaubliches Gedraenge aus. Es gibt eher wenige Autos, dafuer Massen von Motorraedern, Rikschas, sowohl motorisiert, als auch mit Muskelkraft angetriebene, jede Menge Fahrraeder, Inder mit Karren, auf denen sie Obst, kleine Snacks, aber auch Armreifen, Figuren und andrer Souvenirs anbieten. Zwischen alldem laufen Hunde herum und die Kuehe stehen und liegen mitten auf den Strassen. In einigen Staedten kamen dann noch Schweine und Ziegen dazu, alles in allem ein einziges Gewimmel.
Damit nicht nur das Auge etwas davon hat, prallen -zig Geraeusche auf einen ein. Aus den Tempeln hoert man religioese Musik und Gesaenge, aus den Shops wird man mit Mantras oder indischer Popmusik berieselt und fuer die Inder ist Strassenverkehr und Hupen bzw Klingeln eins.
Die Nase darf natuerlich auch nicht zu kurz kommen, so lauft man staendig zwischen den unterschiedlichsten Geruechen herum. Der Duft von Raeucherstaebchen und lecker riechenden Essen wechselt sich ab mit dem Gestank von Abwasser, Kuhmist, Exkrementen und Geruechen, die einem fast den Magen umdrehen und von denen man garnicht wissen moechte, wie sie entstehen.

Varanasi
Wenn man nach Varanasi kommt findet man all das oben beschriebene in einer potenzierten Form vor. Die Strassen sind in dieser alten Stadt schmaler, was das ganze Gedraenge noch verstaerkt. In der Altstadt sind die Gassen nur ca 2 Meter breit und trotzdem fahren dort noch die Motorraeder und die Kuehe stehen im Weg. Die Gerueche koennen in dieser Enge nicht von einer Brise verdraengt werden, so dass ein Konglumerat entsteht, dass sich einfach nicht beschreiben laesst.
Wir haben frueh morgens eine Flussfahrt auf dem Ganges entlang der Gats gemacht. Die Gats sind die Treppen, die zum Fluss hinunterfuehren, in dem die Inder ihre religioesen Waschungen vornehmen. Auch so frueh asm Tage herrschte dort schon eine Menge Trubel. Wir sind an verschiedene Tempeln vorbeigekommen, unter andrem am Krishnatempel aus dem natuerlich in endloser Wiederholung das *Hare Krishna Hare Rama* erscholl.
Abends haben wir die gleiche Fahrt nocheinmal gemacht, um die Verbrennungsplaetze zu sehen. Auch hier kann ich nur wieder sagen es ist einfach unbeschreiblich. Zwischen den Scheiterhaufen tollen Hunde herum, Ziegen und Kuehe suchen nach essbarem. Man bekommt nicht unbedingt den Eindruck, dass es sich um heilige Staetten handelt, aber in Indien liegt alles sehr nah bei einander, Tod und Geburt sind Teile eines Zykluses.
Wir hatten den naechsten Tag zur freien Verfuegung, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen dieses Gewirr nocheinmal zubetreten, so habe ich schoen ausgeschlafen, habe mir eine ayurvedische Paedikuere gegoennt und hatte endlich ein wenig Zeit zu lesen.

Zitat

Original von Iris
Ist das die Gewürzmischung, die hierzulande unter dem Namen Yogi-Tee läuft. Für alle Hypotoniker sehr zu empfehlen, da der Pfeffer- und Zimtanteil den Kreislauf anregt.

Das mit dem Yogitee sagten hier auch schon einige, aber andrer haben dem Widersprochen. Ich kenne keine Yogitee, aber bei Chai ist mE das varherrschende Gewuerz Kardamom, obwohl das natuerlich von Region zu Region variiert. Der erste Chai, den ich in Nepal getrunken habe ist sehr zimtlastig gewesen.

Nach Varanasi sind wir in Richtung nepalesische Grenze aufgebrochen. Die Nacht haben wir in einem ehemaligen Jagdschloesschen verbracht, sehr romantisch. Morgens ging es dann frueh weiter, man weiss nie, wie man an der Grenze durchkommt. Es war dann auch etwas chaotisch, da der indische Bus nicht ueber die Grenze durfte, und auch der nepalische Bus uns nicht in Indien abholen konnte. Wir haben also all unser Gepaeck auf Rikschas geladen, sind denen bis zur Grenze hinterhergelaufen, haben die Formalitaeten erledigt, um dann noch einige hundert Meter zwischen Lastwagen und ueberladenen Bussen mit Einheimischen bis zu unserem Gefaehrt hinter uns zu bringen. Sobald wir die Grenze hinter uns gelassen hatten machten sich die Unterschiede zu Indien bemerkbar. Die Haeuser in Nepal sind mehrgeschossig mit kleinen Vorgaerten, in denen wir des oefteren auch Marihuanapflanzen entdeckt haben. Alles in allem hat man den Eindruck, dass Nepal wohlhabender ist. Unser erstes Ziel war der Chitwan-Nationalpark, wo wir nachmittags ankamen. An einem Fluesschen gelegen mit einem schoenen Palmengarten haben wir uns glkeixh sehr wohlgefuehlt. Waehrend man in Indien kaum Einkaufen gehen mochte, weil man sofort umdraengt wurde, sind die Nepalesen sehr zurueckhaltend, so dass es richtig Spass machte bummeln zu gehen.
Leider mussten wir dann am Abend erfahren, dass fuer den . ein Generalstreik ausgerufen war, so dass wir nur einen, statt zwei Tage dort bleiben wuerden, denn es sei besser in Pokhara festzuhaengen, als dort draussen in der “Pampa”. Wir haben dann am naechsten morgen ein Elefantensafari gemacht, auf der wir einige Rhinozerosse gesehen haben. Anschliessend wurden die Elefanten in Fluss gebadet. Ich hatte Gluck und durfte den Elefanten alleine zum Fluss reiten. Am Fuss angekommen hat der Mahut dem Elefanten etwas zugerufen, woraufhin dieser seinen Ruessel in das Wasser tauchte und mich (ich sass noch obendrauf) nassspritzte. Danach bin ich abgestiegen und habe mit den andren den Elefanten geschrubbt, dass hat tierisch viel Spass gemacht.
Auf dem Weg nach Pokhara hat dann ein Teil der Gruppe noch einen Raftingtrip gemacht. Leider war der Wasserstand recht niedrig, weshalb wir keine wirklich grossartigen Stromschnellen hatten. Es hat trotzdem viel Spass gemacht und wir konnten anschliessend noch ein wenig schwimmen.
Nun sind wir in Pokhara und wissen noch nicht so recht, wie es weitergeht. Es fahren kaum Busse und auch die meisten Geschaefte sind geschlossen. Wie schon auf saemtlichen Strassen hier in Nepal, sind Polizei und Soldaten allgegenwaertig. In mit Stacheldraht und Sandsaecken bewehrten Haeuschen ueberwachen sie die Strassensperren. Es ist schon ein wenig unheimlich, aber Angst habe ich keine, man wird sehen, was kommt

Gestern Abend machte sich der Streik auch hier im Touriviertel richtig bemerkbar. Die Strassen waren wie ausgestorben und es waren so gut wie keine Einheimischen mehr unterwegs.
Ich war abends noch mit einem Teil der anderen Gruppe unterwegs und musste dann nachts alleine mit dem Fahrrad zurueck zum Hotel. Auf dem Weg kam ich Koenigspalast vorbei und dort standen alle 10 – 20 Meter Polizisten mit Maschinengewehren. Die haben mich zwar in Ruhe gelassen, aber es war schon ziemlich strange.
In der Innenstadt soll es auch zu Ausschreitungen gekommen sein.
In Kathmandu herrscht Ausgangssperre, ab 21.00 bis 04.00 darf niemand auf die Strasse.
Wir sind jetzt alle sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Die Wanderungen und Ausfluege sind zunaechst erstmal gestrichen, wobei wir leider sowieso keine Bergsicht haben. Normalerweise kann man von hieraus das Annapurnamassiv in greifbarer Naehe sehen.
Was mich interessieren wuerde wird bei Euch in den Medien von der Situation hier in Nepal berichtet? Und wenn ja, wie wird die Lage geschildert ? Im Internet habe ich einiges gefunden, aber was zeigt das Fernsehen bzw schreibt die Presse.

Iris , Danke fuer die Info.

Wir hatten am dritten Tag des Streikes eigentlich das Gefuehl, dass sich die Lage wieder normalisiert. Als ich am zweiten Abend zurueck zum Hotel geradelt war, waren keine Soldaten mehr unterwegs und am naechsten Tag waren die meisten Geschaefte wieder geoeffnet. Am Abend erhielten wir dann die Nachricht es haette in der Innenstadt einen Toten gegeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich schon entschlossen, mit einer von der anderen Gruppe nach Kathmandu zu fliegen. Morgens hiess es dann Ausgangssperre fuer Pokhara und der Boss von Restaurant in dem wir gefruehstueckt haben hat dann fuer uns einen Militaerjeep anghalten, der uns zum Flughafen brachte.
Ich muss jetzt aufhoeren, denn hier in Kathmandu faengt jetzt die Ausgangssperre an, und das Internetcafe wirde geschlossen.
Angst habe ich keine, aber es ist schon eine unheimlich Situation hier.

Heute sollten sich um 16.00 Uhr eigentlich die Touristen friedlich an einem Platz treffen, um Solidaritaet zu bekunden, daraufhin wurde die Ausgangssperre bis 17.00 Uhr verlaengert und galt diesmal auch fuer Touristen, wir haben versucht trotzdem dorthin zu kommen. Leider war jede Menge Miliaer und Polizei auf den Strassen, die den Organisator und noch drei andrere verhaftet haben. Wir wurden zunaechst freundlich, dann aber immer bestimmter aufgefordert in unser Hotel zurueckzukehren. Wir stnaden dann ploetzlich zwischen zwei Fronten von Polizisten und haben es dann vorgezogen uns in ein Restaurant zurueckzuziehen. Es war eine Menge Presse unterwegs und ich hoffe, dass zumindest in einigen Laendern davon berichtet wird. Zwei Tage muessen wir noch durchhalten, dann fliegen wir zurueck. Hoffentlich wird morgen der/die /das Curfew aufgehoben, dass wir zumindest noch nach Bhaktapur fahren koenen, dass ist naemlich das Highlight hier in der Umgebung.
Ich hoffe dieser ist bald Koenig Geschichte und die Nepalesen bekommen die Demokratie zurueck, aber das steht in den Sternen.

@ Geli und alle
bin schon Karfreitag wohlbehalten wieder angekommen, brauchte aber erstmal ein paar Tage Ruhe
Ich schreibe später noch ein bisschen über die letzten Tage in Nepal.