Mein Neffe schaut erst mich an, dann auf meine Hände, die ich zu einer Kugel geformt habe.
"Was hast du da drin?"
Ich öffne die aneinander liegenden Daumen einen Spalt weit, gebe den Blick frei, auf kreisende Planeten, die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie.
"Ich hab hier das Universum gefangen!", töne ich.
Er lässt seine Mundwinkel nach unten sinken. "So ein Gampf!"
"Das ist kein Krampf", grummle ich, enttäuscht darüber, dass ich ihn damit nicht begeistern kann und öffne die Hände. Die Planeten und Sternensysteme zerfallen zu Staub, als sie am Boden aufschlagen.
"Zeigst du mir was anderes, Dese?"
"Ich bin der Stefan!"
"Ja, Dese."
"Na gut, aber nur, wenn du nachher das da weg wischt." Und ich deute auf den Universumsstaub vor meinen Füßen.
Er nickt eifrig. Wer's glaubt wird selig.
Na gut. Ich forme wieder meine Hände und es schlüpft ein Engel aus der Mulde, will flattern, ist zu schwach und landet am Boden. Sieht niedlich aus, denke ich mir und merke gar nicht, dass mein Neffe in der Küche verschwindet. Mit einem Fliegenklatscher kommt er zurück.
"Hey!", sage ich. "Was willst du damit?"
Der Engel und ich starren gebannt auf meinen Neffen.
Doch der gibt keine Antwort, tritt auf das kleine Geschöpf zu und holt aus.
Da reißt mich ein Klingeln aus meinen Gedanken. Mein Neffe steht vor der Tür und läutet Sturm.
Im Wohnzimmer soll ich für ihn zaubern. Ich forme also meine Hände zu einer Kugel und öffne die aneinander liegenden Daumen einen Spalt weit. "Na? Siehst du was?"
"Nö!"
"Siehst du!", sage ich. "Hab grad das Universum samt Engel weggezaubert."
Er lässt die Mundwinkel sinken und schnauft einmal kurz auf.
"So ein Gampf."