Klassengesellschaft des Lesevolks

Zitat

Original von Babyjane
Ich merke gerade, daß es mir wiederstrebt mich in eine geringer *Kaste* ein zu sortieren nur weil ich hin und wieder einen, King oder Liebesroman von allererster Schmalzigkeit lese.
Bin ich deshalb jetzt weniger Wert?

So ein Quatsch. Ich lese auch, was mir gefällt und richte mich nicht nach irgendwelchen Leuten, Listen etc.

hi babyjane,

interessante frage. ich komme mir jedenfalls manchmal so vor. ich habe mich an klassikern versucht, um mitreden zu können. vergeblich. und so mancher rümpft deshalb sicher die nase, weil ich ebenfalls lieber lese, was mir gefällt, anstatt das was man "gelesen haben muss".

Ach babyjane, wir lassen uns doch nicht über unsere Lektüre klassifizieren, gell ???

Wo kämen wir denn dahin !!!
Ich finde, man sollte Menschen nicht so eng nach ihren Hobbies und Vorlieben beurteilen....

Leben und leben lassen, ist meine Devise !

Menschen, die ihre Bücher nach Prestigegründen aussuchen, lesen sie nicht, sie stellen sie lediglich in ihre Regale.

Lass dich nicht in irgendwelche Formen pressen und lies weiter schön das, was dir gefällt!

Es kommt doch darauf an, in welchem Zustand Du ein Buch liest.

Ich muss beispielsweise soviel Fachliteratur lesen, dass ich höchste Freude an Comics habe und sonst auf Reisen immer das mitnehme, was mich in der Buchhandlung in dem Moment angesprochen hat.
Ansonsten lese ich Empfehlungen von Freunden und manchmal macht mich eine Bestsellerliste schon neugierig auf einen, mir unbekannten Autor.

Ich habe keine Lust, mich in irgendeine Leserschublade stecken zu lassen. Ich lese alles, von der Tageszeitung bis zum Comic und von der seichten Urlaubslektüre bis hin zu anspruchsvollen Büchern.

Und: ich finde gerade diese Vielfalt auch bei anderen sehr interessant. Ich finde es sehr schön, wenn eben jemand nicht "nur" Historisches liest, sondern auch mal einen zeitgenössischen Schmöker.

Wenn ich denn überhaupt eine Einteilung vornehmen müßte, dann doch höchstens in "Leser" und "Nichtleser".

Zitat

Original von Fritzi
Leben und leben lassen, ist meine Devise !

Oder wie ich in der historischen Diskussion schon geschrieben hatte: lesen und lesen lassen.
Nur leider hat das dort nicht so interessiert und man wird dann schnell als unkritisches herdentriebiges Dummerle klassifiziert. Aber letztendlich waren ja dann doch die Autoren schuld, weil sie soviel Mist verzapfen und uns ja nix anderes übrigbleibt, als sowas zu lesen.

Kasten? Sowas gibt's doch höchstens in Indien und beim Getränkehändler, oder?

Gruss,

Doc

Zitat

Original von Doc Hollywood
Kasten? Sowas gibt's doch höchstens in Indien und beim Getränkehändler, oder?

Da muß ich Protest einlegen. Kasten gibt es bei uns im Lande auch, aber das hat mit dem Thema nichts zu tun.
Ich gebe euch allen Recht, es ist Unfug, Menschen nach ihren Lesegewohnheiten zu klassifizieren. Gerade die Bücher, die von Leuten wie Reich-Ranicki hochgejubelt werden, liegen mir in aller Regel nicht.
Und wenn es die Comic-Leser beruhigt, ich lese heute noch mit Genuß Asterix und Micky-Maus. Auch Fix und Foxi habe ich nie verschmäht. Schließlich gibt es auch Stunden, in denen man nur durchhängen will und nicht unbedingt mit Konzentration beim Lesen dabei sein will.

Ich weiß genau, was Babyjane meint. Ich kenne das: die schiefen Blicke, weil man in der Buchhandlung "Trivialliteratur" ansieht. Und die beifallsheischenden Blicke derer, die beispielsweise während einer Bahnfahrt einen Klassiker oder Fachliteratur hervorkramen und demonstrativ zu lesen beginnen.
Über solche Menschen kann ich nur lächeln. Wer es notwendig hat, sich über die Literatur zu definieren, ist eigentlich arm dran.

Wie schon gesagt wurde: alles zu seiner Zeit. In einer ruhigen Mußestunde ein Gedicht, ein Klassiker, etwas Anspruchsvolles. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, in der überfüllten U-Bahn oder in einer Gaststätte etwas anderes zu lesen, als flüssig geschriebene "leichte Kost", die kein konzentriertes Mitdenken erfordert.

A propos Asterix: so seicht und trivial ist der gar nicht.

Ich schließe mich da Batcat an. Leser und Nichtleser...

Jedem das seine. Wenn jemand nur die anspruchsvolle Literatur lesen möchte, kann er das gerne tun.
Ich persönlich habe für mich ein paar Klassiker auf meinem SUB, die ich noch gerne lesen möchte, einfach aus Interesse. Bei den Buddenbrooks bin ich beim ersten Mal jedenfalls gescheitert. Manchmal hat man halt nicht die Muse für schwere Kost.

Ich lese, was mir gerade gut tun und was mich gerade interessiert, ob es ein Lucy Maud Montgomery, Maeve Binchy oder Hermann Hesse ist.

Hallo Babyjane,

auch ich habe nicht die geringste Lust, mich in einen Schubladen oder eine Lesekaste einordnen zu lassen, nur weil mir das eine Buch gefällt und das andere nicht. Ich lese einiges an Sachbüchern und bin bei meiner sonstigen Lektüre froh, wenn ich mich dabei so richtig entspannen kann. Ich scheue dabei weder vor einem Liebesroman zurück, noch vor Fantasy, SF oder anderem.
Das einzige Kriterium, das für mich zählt, ist mein eigenes Lesevergnügen. Die Meinungen anderer interessieren mich dabei wenig.

Liebe Grüße
Gheron

Hi!

Ich arbeite noch an meinem "Leseselbstbewußtsein", da mich die verächtlichen Blicke von "Lesesnobs" auf meine Lektüre manchmal doch sehr ärgern. Wie heißt es so schön, "don't judge a book by its cover".

Bye,

Grisel

Eine gute Frage.

Ich lese nicht sehr gern "anspruchsvolle" Bücher; die sind mir oft zu anstrengend zu lesen und/oder zu trüb und düster.

Ich habe meinen eigenen "Anspruch" an Bücher. Sie müssen "leicht zu lesen" sein. Und sie müssen sprachlich von guter Qualität sein, sonst ärgern oder langweilen sie mich. Aber das ist meine ganz eigene Bücher"schublade", in die halt nur "meine" Bücher reinpassen. Jemand anders wird anderes gut oder schlecht finden als ich.

Aber stimmt schon - "du bist doch eine intelligente Frau, warum liest du so einen Quatsch?" Da lässt man sich leicht in die Defensive drängen. Sollte man aber nicht. Braucht man auch nicht.

Wahlweise abzuwandeln: "Du bist doch eine intelligente Frau, warum guckst du so einen Quatsch?" Weil ich es nun mal gern tue. Wenn es für mich zum "Quatsch" wird, höre ich schon von selber auf. Ich bin ja eine intelligente Frau - ich weiss selbst, was mir gefällt und was nicht.

Zitat

Original von Babyjane
*mal zu gibt, daß sie letztes Jahr die Blechtrommel gelesen hat nur um im Freibad intelligent zu wirken*

der war gut, @Babyjane!

Umgekehrt funktioniert's aber auch - ich sass mal in Jeans und Schlabbershirt im DB-Erstklassabteil unter lauter Herren in Nadelstreifen und Damen in Karrierekostümchen und las Ildiko Kürthy oder Hera Lind oder etwas von dem Kaliber, das Cover aufreizend in die Höhe gereckt, und freute mich daran, dass die Ladies und Gentlemen um mich rum mit Sicherheit total neidisch waren, dass ich Zeit und Traute hatte, so einen "Schund" zu lesen, während sie alle mit Laptops und Handys geschäftig tun mussten.

Hauptsache, du hast zwischendurch auch mal laut gelacht und die Schlipsträger damit aus dem Konzept gebracht. Das erhöht den Neidfaktor doch noch ungemein.

Lieben Gruß Idgie, die weder was gegen Jeans und T-Shirt, noch gegen Kostüm und Nadelstreifen hat, aber manchmal einen diebischen Spaß am aus der Rolle fallen hat.

Och nööö, Leute, jetzt fangt hier bitte keinen "Klassenkampf" an, weil ein paar MitstreiterInnen eure Lieblingsschmöker kritisieren.
Wer Kritik an etwas, das man mag, als Kritik an der eigenen Person versteht, macht Diskussionen per se unmöglich.

Und wenn ihr euch wechselseitig erzählt, wie arrogant und doof diejenigen sind, die von einem Buch mehr erwarten als von einer Soap - nämlich kurzweilige Augengymnastik -, dann ist das ebenso arrogant wie die angeprangerte Arroganz der "anderen".

BTW: Ich beneide niemanden, der Bücher oder andere Medien liest, die ich nicht mag - ganz egal ob das Feuilletonliteratur oder Trivialbelletristik, Boulevardpresse oder Fachbücher sind; ich bin dann einfach nur froh, dass ich das Ding nicht lesen muss, und gut! :o)
Außerdem ess ich auch mal gern ein Döner und kriege dann um die Ohren, das sei Fast Food etc. Aber das sehe ich noch lange nicht als Angriff auf meine Persönlichkeit an.

Also haltet den Ball mal ein bisschen flacher - so hart wie ihr mit den Kritikern oder Verächtern eurer Lieblingsschmöker ins Gericht geht, sind selbige mit euch nirgends umgesprungen. :o)

Herzliche Grüße,

Iris