Warum ich freiwillig so gut wie nie deutsche Klassiker lese - Sie sprechen mich von der Thematik meistens nicht an. Französische Klassiker (Verne, Dumas...) lese ich hingegen gern.
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Original von kero-chan
Vorweg möchte ich sagen, dass ich wie die meisten hier einfach auch nur das lese, was mir eben Spass macht, denn Lesen ist bei mir einfach eine Freizeitbeschäftigung, ein Hobby und deshalb soll es mir eben auch Vergnügen bereiten.
Wahrscheinlich ist genau das ein entscheidender Punkt. Ich lese nicht, um mir die Zeit zu vertreiben. Literatur ist für mich nicht nur Hobby oder Vergnügen, sondern eine Möglichkeit, bestimmte emotionale und intellektuelle Erfahrungen zu machen, die ich praktisch nur über Literatur erwerben kann. Und das ist durchaus nicht durchgehend vergnüglich, sondern kann Sinnkrisen, Depressionen, Alpträume, aber auch Gelassenheit, Zufriedenheit, Glück erzeugen. Ich kenne Musiker, die zumindest auf emotionaler Ebene dies über Musik erfahren. Ich war immer ein sprachlich orientierter Mensch und greife daher eher zum Buch.Aber diese Art der Literaturaufnahme setzt eine individuelle Bereitschaft voraus. Von daher halte ich Dykes (rhetorische?) Frage für problematisch:
ZitatUnd was nützt die ganze klassische Lesebildung den in den letzten Monaten mistbauenden Vorständen, wenn sie sich verhalten wie in einem drittklassigen U-Roman.
Literatur kann nicht in Haftung für unmoralisches, verantwortungsloses oder dummes Handeln genommen werden. Ich bin überzeugt, dass Literatur sensiblisieren kann. Dies sehe ich sogar als einen der wichtigsten Unterschiede zur reinen Unterhaltungsliteratur, die tendenziell eher zerstreut als sammelt, eher nach neuen Sensationen, neuen Höhepunkten giert, statt den Menschen auf seine Urängste, seine Hoffnungen und Wünsche konzentrieren zu können. Aber es hängt vom einzelnen Menschen ab, ob er anspruchsvolle Literatur nur liest, weil er eben wissen will, wie es ausgeht und anschließend darüber reden will oder ob er sich wirklich einlassen kann auf die Literatur und eventuell als ein (ein bisschen) anderer Mensch ein Buch schließt.Ich sehe hier einen Unterschied von Bildung und Ausbildung - Ausbildung als rein funktionsgebundene, zielorientierte Aneignung von Wissen im Gegensatz zur Bildung, die nicht auf Anwendung orientiert ist, die offener ist und doch wesentlich mehr geeignet ist, den Menschen grundlegend zu beeinflussen, sein Fühlen, Handeln und Denken zu prägen.
Solange jemand sich mit Kunst nur beschäftigt, weil er meint, es gehört zu seiner Ausbildung und kein Interesse an der Sache um ihrer selbst willen hat, zweifle ich daran, dass Kunst ihre Wirkung entfalten kann.Edit: Interessant, was für einen pathetischen Kram ich nachts und übernächtigt so fabrizieren kann. Egal, ich lass es so stehen, weil es schon einen Teil meiner Überzeugungen widerspiegelt. Auch wenn ich hoffe, sonst nicht ganz so ... äh... schwülstig zu sein.
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Original von FoerStorm war einiger der wenigen, wenn nicht sogar einzigen Schriftsteller die ich schon on der Schule nicht mochte. Aber ich nähere mich langsam an Freude
Als wir in der Schule Pole Poppenspäler lasen, musste ich mich auch annähern.
Aber spätestens bei viola tricolor hats mich gepackt.
ist aber ziemlich trivial. Deswegen der Vergleich zu Roberts.Ich hätte bitte mal eine Aufzählung aller Klassiker, damit ich weiß, ob ich schon mal einen gelesen habe
Im Ernst, warum gibt es keine Umfrage, welches dieser Bücher habt ihr schon gelesen. Und überhaupt, wer bestimmt, welches Buch ein Klassiker wird/ist?
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Original von Vulkan
Edit: Interessant, was für einen pathetischen Kram ich nachts und übernächtigt so fabrizieren kann. Egal, ich lass es so stehen, weil es schon einen Teil meiner Überzeugungen widerspiegelt. Auch wenn ich hoffe, sonst nicht ganz so ... äh... schwülstig zu sein.
Wir auch!...
Als ich das heute früh las, wollte ich Dich auch schon fragen, ob Du etwas Schweres gegessen hast, oder so...
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Original von Findus
Im Ernst, warum gibt es keine Umfrage, welches dieser Bücher habt ihr schon gelesen.
Warum machst DU nicht eine?
ZitatUnd überhaupt, wer bestimmt, welches Buch ein Klassiker wird/ist?
Wir?...Die Leser/innen?!?!
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Original von Ikarus
Wir?...Die Leser/innen?!?!
Nein, die Verleger in 50 Jahren. Bücher, die vor 100 Jahren geschrieben, heute aber nicht mehr verlegt werden - selbst, wenn sie gelesen würden - sind wahrscheinlich keine Klassiker. Es sei denn, sie werden wiederentdeckt.
Oder kennt jemand einen noch verlagsseitig erhältlichen Nicht-Klassiker, der älter als 70 Jahre ist?
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Interessanter Thread, der da wieder hochgeholt wurde. So eine Leserklassengesellschaft hat ja bis zu einem gewissen Grad tatsächlich Ursachen in sozialen Klassen. Leute mit bestimmten sozialen Merkmalen kaufen eben bestimmte Bücher, zumindest im ganz Groben gilt das noch.
Und eigentlich kann man diese Klassenliteratur nicht nur im Bereich "Hohe Literatur vs. Kitsch-Romane" ausmachen. Von gewissen Standpunkten aus sieht man auch abschätzig auf die "Kinderbücher" herab, der Professor und Fachmann sieht auf die populären Sachbücher herab und auch der "Frauenliteratur" haftet so was an.
Aber deswegen ist die eine Klasse noch lange nicht die höher gestellte, die sozial besser angesehene. Das mag früher mal so gewesen sein, aber man muss nur die Kreise wechseln und schon sieht das Oben-Unten der Klassen anders aus: Da sind die amerikanischen Bestseller-Autoren und Schreibratgeber-Autoren, die von der Schwulst und gähnenden Langeweile der "hohen Literatur" sprechen. Da sind die Populärwissenschaftler und Journalisten, die die Bürokratiesprache und die Unverständlichkeit der hochwissenschaftlichen Werke verdammen. Die Kinder finden Erwachsenenbücher "langweilig" und Frauen sagen bewusst Ja zum Gefühl und Nein zur männlichen Form von Rationalität.
Daher ist es sehr fragwürdig, wer sich für was zu schämen hat. Es kommt auf die Kreise an, in denen man sich bewegt.
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Mir ist es WURSCHT, was andere denken - ich lese genau das, was ich mag, wo ich keine Einschlafattacken bekomme und worauf ich grade Lust habe. Punkt.
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Ein Buch muss mir beim querlesen zusagen, mich irgendwie ansprechen. Dann nehm ich es mit und les es in der Regel auch durch. Es gab bei mir immer mal wieder Anwandlungen, meinen miserablen Deutschunterricht auszugleichen (wir haben tatsächlich nahezu ausschließlich Reinhard Mey! Texte interpretiert/Realschule).
Heute muß ich feststellen, das mir eine vernünftige Anleitung fehlte. Der Anspruch sollte sich aufeinander aufbauen. Ich bin seinerzeit mit einer Sammlung von Fontane angefangen, habe sie aber nie beendet. Theodor Storm ging schon deutlich besser.
In der Fachoberschule haben wir dann Ansichten eines Clowns von H. Böll und Die Dreigroschenoper von B. Brecht gelesen - beide nicht zuende gelesen. Wahrscheinlich lag es an meiner Vorbildung. Meine Freundin, die auf einer anderen RS einen wesentlichen besseren Deutschunterricht genossen hatte, war total begeistert.
Nur seicht, spricht mich heute nicht mehr wirklich an. Zur Unterhaltung/Ablenkung geht das aber durchaus noch.
Ist vielleicht wie beim Wein, ganz ganz früher habe ich rote Mädchentraube getrunken - heute grusel ich mich davor.
Ich habe lange Rechnungswesen in allen Variationen unterrichtet. Meinen Teilnehmern habe ich empfohlen, sich mehrere Bücher zum gleichen Thema aus verschiedenen Verlagen von verschiedenen Autoren anzusehen, um festzustellen, wessen Sprachstil für sie am eingängigsten ist. Auszubildende waren mit dieser Aussage völlig überfordert. Menschen mit mehr Lebens- und Bildungserfahrung, waren froh diese Möglichkeit nutzen zu können.
Kasten? - sicher gibt es die. Ohne vernünftige Anleitung wird es schwierig, sich auszukennen. Anleitungen werden besser, je engagierter die Schulen und das soziale Umfeld sind. Mehr Geld führt oft zu mehr Engagement.
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Original von keinkomma
Mir ist es WURSCHT, was andere denken - ich lese genau das, was ich mag, wo ich keine Einschlafattacken bekomme und worauf ich grade Lust habe. Punkt.
.Als olle Niedersächsin schreib ich dazu: eben(d)...und Du bringst es genau auf den solchen .
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Original von Ikarus
Warum machst DU nicht eine?
Es ging mir um die gelesenen Klassiker, da ich mir da sehr unsicher bin, welche da, außer den Schiller, Goethe usw. zuzuordnenden, dazu zählen.
Deswegen würde ich mich nicht erdreisten, eine entsprechende Umfrage zu starten. Da gibt es erlesenere Gemüter -
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Original von Findus
Es ging mir um die gelesenen Klassiker, da ich mir da sehr unsicher bin, welche da, außer den Schiller, Goethe usw. zuzuordnenden, dazu zählen.
Deswegen würde ich mich nicht erdreisten, eine entsprechende Umfrage zu starten. Da gibt es erlesenere GemüterAhja...na denn.
Bin ich froh, dass ich nur eine stinknormale Leserin bin...
Manche Menschen haben doch wirklich viel stärkere Beamtenseelen, als es tatsächliche Beamte je haben könnten....*schulterzuck*...nuja.
*kopfschüttelndwegist*
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*kopf kratz*
Ich versuche gerade, Ikarus Kopfschüttel-, Schulterzuck-, und Beamtenbeleidigungsphrase zu verstehen.
Mein Gott, wenn man merkt, dass man sich auf schwammigen Terrain bewegt, ist doch klar, dass man da nicht unbedingt in die vorderste Front will. Ich wüßte auch nicht, wie man so eine Umfrage machen sollte. (Ganz zu schweigen vom Sinn.)Und nicht jeder Mensch muss die Einstellung haben oder kennen, dass Klassiker ein höchst subjektiver Begriff ist, den man relativ frei füllen kann, wenn man genug Einsicht in die Materie und Selbstbewusstsein hat.
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@Vulkan...Ich ziehe meinen Hut vor Dir! Denn Du hast besser ausgedrückt als ich, was ich sagen wollte.
Ich sehe wirklich keinen Sinn darin, Lesestoff zu klassifizieren und finde, dass doch jeder einfach lesen sollte, was er mag. Mag ja vielleicht an meinem Alter liegen oder an meinen mittlerweile vielen Lesejahren, dass ich mir die Freiheit nehme, einfach aus einem riesigen Angebot an Lesefutter die mir behagende Lektüre auszuwählen...querbeet durch alle sogenannten Genres und je nach Lust und Laune.
Auch meine Bibliothek...die nie fertig wird!!!...enthält alles mögliche und unmögliche. Ich liebe es einfach, auswählen zu können und habe es schon als kleines Kind gehasst, wenn man mir sagte: "Du mußt..."
Heutzutage hat sich dieses Gefühl bei mir nur noch potenziert verstärkt.
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Original von Ikarus
Manche Menschen haben doch wirklich viel stärkere Beamtenseelen, als es tatsächliche Beamte je haben könnten....*schulterzuck*...nuja.
Was ist denn eine Beamtenseele?
Bei manchen Beiträgen möchte man wirklich nur noch Dieter Nuhr zitieren....... -
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Original von Vulkan
*kopf kratz*
Ich versuche gerade, Ikarus Kopfschüttel-, Schulterzuck-, und Beamtenbeleidigungsphrase zu verstehen.
Mein Gott, wenn man merkt, dass man sich auf schwammigen Terrain bewegt, ist doch klar, dass man da nicht unbedingt in die vorderste Front will. Ich wüßte auch nicht, wie man so eine Umfrage machen sollte. (Ganz zu schweigen vom Sinn.)Und nicht jeder Mensch muss die Einstellung haben oder kennen, dass Klassiker ein höchst subjektiver Begriff ist, den man relativ frei füllen kann, wenn man genug Einsicht in die Materie und Selbstbewusstsein hat.
Endlich mal ein Wort in dem thread dem ich einen Sinn entnehme. ...subjektiv...
Das hab ich mit meiner Frage angedeutet, wer bestimmt, was Klassiker sind? Aber mir scheint, ich werde hier absichtlich missverstanden.
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Findus, guck' Dir mal Definitionen an, in denen es um Bestimmung und Eingrenzung von "Mittelalter" und "Neuzeit" geht. (Meines Wissens findest Du alles zwischen 14xx bis 1789.)
Begriffe sind immer Hilfskonstruktionen, aber sie können sehr hilfreich sein, weil aus der Situation und dem Sprecher häufig klar wird, welcher Teil der Definition gemeint oder relevant ist.
Von der Seite finde ich den Begriff nicht sinnlos und ich habe je nach Situation auch eine Vorstellung, was damit gemeint ist/sein könnte. -
Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen "Klassiker" zu definieren, und jede dieser Möglichkeiten ist ebenso schwammig wie angreifbar. Ich bezeichne, teilweise in Übereinstimmung mit einer der "anerkannten" Definitionen, Bücher als Klassiker, die für eine Literaturgattung oder die Literatur als Ganzes wichtig sind und als Beispiel für die Gattung als ganzes herangezogen werden können, wie zB. Hammett/Der Malteserfalke für den Kriminalroman oder Lovecrafts Werk für die phantastische Literatur.
Über den "Klassiker-Status" kann man bei fast jedem so bezeichneten Werk streiten, ausserdem - das ist der für mich wichtige Punkt - sagt das Prädikat "Klassiker" nichts über die literarische Qualität (was immer das ist und wie immer man diese definiert) aus, das Nichtgefallen nichts über den ablehnenden Leser, weder positiv noch negativ.
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Original von bertrande
Ich finde es gut, wenn in der Schule Klassiker gelesen und besprochen werden. Später machen das freiwillig wahrscheinlich doch wenig Leute.
Es kommt wahrscheinlich drauf an, welche Klassiker gelesen werden müssen. Erstmal macht dieser Zwang das ausgewählte Buch meist automatisch schonmal schlechter als wenn ich es in einer Buchhandlung zufällig kaufen würde und zweitens hat es mich in der Hinsicht eher abgeschreckt: Seitdem ich in der Oberstufe sowohl Emilia Galotti als auch Die Leiden des jungen Werthers lesen musste, kann ich allein bei dem Wort ,,Klassiker" eigentlich nur noch die Augen verdrehen. Heißt: Seitdem habe ich kein Buch dieser Art mehr angerührt, was aber nicht heißt, dass ich meine Bücher, die ich lese als anspruchslos betrachte. (Das fände ich abwertend und warum sollte ich Dinge lesen, die man abwertend betrachtet?)Gingen wir mal weg von dem Wort Klassiker und packen jene Bücher diesen Ursprungs auf eine Bestsellerliste, würden wir ggf. einen gewissen Kaufrausch dieser Literatur feststellen.
Im übrigen ist heutzutage viel wichtiger, dass überhaupt noch gelesen wird.