Klassengesellschaft des Lesevolks

  • Zitat

    Da hast du zwar recht, aber so als allgemeine Zusammenfassung fand ich Esmes Satz doch sehr schön. Er scheint die unterschiedlichen Meinungen hier zu einer Lösung zu bringen. :lache


    Hallo Vulkan, Foer hat das auch sehr schön ausgedrückt. :anbet Ich möchte das auch nur versinnbildlichen, tatsächlich stehen Heine und Meyer nicht nebeneinander in meinem Bücherregal.
    Ich kann sowohl Mozart als auch Abba hören, auch wenn diese zeitlich, thematisch noch sonstwie zusammen passen. :knuddel1

    Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen. "
    Marcus Tullius Cicero

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Esme ()

  • Zitat

    Original von Findus
    Theodor Storm oder Dostojewski verschlungen habe. Zählen die jetzt zu den Klassikern?


    Theodor Storm fand ich schrecklich, mittlerweile bekomme ich keine Ausschlag mehr wenn er erwähnt wird....wird also immer besser.


    Dostjewski mag ich recht gern und beide Schriftsteller gehören auf jeden Fall zu den Schriftstellern über die man etwas wissen sollte. Ich denke es sind Klassiker.

  • Zitat

    Original von Foer


    Theodor Storm fand ich schrecklich, mittlerweile bekomme ich keine Ausschlag mehr wenn er erwähnt wird....wird also immer besser.


    Dostjewski mag ich recht gern und beide Schriftsteller gehören auf jeden Fall zu den Schriftstellern über die man etwas wissen sollte. Ich denke es sind Klassiker.


    Wieso Ausschlag, :gruebel ?(
    ich meine gut, er drückt schon auf die Tränendrüse, vielleicht so ne Art weibl. Nora Roberts, aber seine Geschichten, Gedichte oder Novellen sind halt so schön melancholisch

  • Ich kann schon verstehen, dass manche Unterhaltungsliteratur-Leser ein gewisses Trotz-Gefühl gegenüber versnobten Klassiker-Propagierern entwickeln. (Was nicht heißen soll, dass alle Klassiker-Leser Snobs sind, ich meine damit die von meinen Vorpostern erwähnten Beispiele, die sich verkniffen durch als hohe Literatur anerkannte Bücher arbeiten, weil sie meinen, man 'muss' es gelesen haben, und wer es nicht gelesen hat, zählt als Prolet).
    Zu Schulzeiten hatte ich einen Deutschlehrer, der stolz erzählt hat, wie er einen als Geschenk bekommenen Stephen King-Roman ungelesen in die Mülltonne geschmissen hat. Nach den Ferien pflegte er gerne zu fragen, was man denn gelesen hatte, und wenn ihm die Antwort nicht gefiel, kamen auch gerne mal die 'eigentlich sind Sie ja so ein intelligenter Mensch...'-Sprüche. (Dass unser Kursschleimer dann laut und deutlich 'Ich habe in den Ferien Faust gelesen!' in den Raum rief, war eigentlich schon fast wieder unfreiwillig komisch.) Da fühlte man sich als Teenager schon verunsichert, weil man doch gerade lieber Tad Williams unter der Bank las, als sich stundenlang über das Schaukelmotiv in 'Effi Briest' auszulassen. Überhaupt habe ich viele der Deutschlektüren mittendrin abgebrochen, weil ich sie sterbenslangweilig fand. Wahrscheinlich passten einfach nur der Büchergeschmack meines Lehrers und mein eigener nicht besonders gut zusammen, aber es hat mir Deutsche Klassiker für lange Zeit verleidet.

  • Hm, ehrlich gesagt... Wenn mir jemand Junger, als jemand, der nicht oder nur geringfügig älter ist als ich ernsthaft sagt, dass er gerne Klassiker liest und seine Lieblingsschriftsteller Georg Büchner, Goethe und Hesse sind, dann schaue ich schon komisch (weil ich mir das einfach nicht vorstellen kann). Genauso viel befremden mich Leute, die, wenn sie gerne lesen, fast ausschließlich Sachbücher lesen.


    Also ich denke unbewusst schon in Leseklassen, wobei bei mir die Unterhaltsungsliteratur aber offenbar höher steht als die Klassiker ;-)

  • Mannooo, wieder ein interessantes Thema und ich kann nicht mal mitlesen und richtig mitreden :cry :bonk


    Naja, ohne alles zu lesen, hier meine Meinung: natürlich mach ich mir Gedanken und würde mich viel intellektueller fühlen, wenn ich eher anspruchsvollere Sachen lesen würde als seichte Belletristik. Keine Ahnung, warum es mir so geht, aber es ist bei mir so. Aber ich halte mich nicht für dumm oder für weniger wert, nur weil ich mehr Belletristik lese. Für mich steht zur Zeit im Vordergrund, dass ich überhaupt lese - statt sinnlos vor der Glotze zu hängen. Denn das Lesen von seichter Belletristik ist für mich persönlicher sowas wie "Vorstufe" zum Lesen von Büchern. Ich möchte nicht immer nur seichte Belletristik lesen und ich merke es ja selbst, dass ich gern auch andere Sachen lesen würde, diese für mich aber schwere Kost sind.
    Aber ich weiß, dass ich nicht dumm bin und mich gern weiterbilde. Also seh ich kein Problem darin, dass ich zur Zeit eher leichte Belletristik lese. Ich möchte nicht, dass es für immer so bleibt. Ich möchte später mehr über Klassiker wissen, verschiedene Sachbücher lesen, "schwere Kost" (was auch immer das sein mag) und mich durch Lesen auch wirklich bilden. Aber auch da würde ich auf Belletristik nicht verzichten wollen.


    Ob es sowas wie ne "Leseklassengesellschaft" gibt? Kann schon sein. Da wäre ich jetzt wohl in der "niedrigen" Gesellschaft. Wenn es jemand so definieren möchte, hab ich kein Problem damit. Solange man es nicht automatisch mit "dumm" gleichsetzt, ist es mir egal.


    Aber ich würd mich nicht schämen, King im Bus zu lesen oder so :gruebel

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  • Also ich würde mich ganz spontan nirgends einordnen, fühle mich aber auch nicht "dümmer/minderwertiger" wenn ich mal zu Belletristik oder Krimis greife (und das tu ich immer wieder gern) und nicht ständig Klassiker o.ä. lese. Diese lese ich hin und wieder sehr gerne, aber auch hier gibt es Autoren (sie mögen noch so hochgelobt sein) um die ich einen Bogen mache - weil es mich einfach nicht interessiert! Für mich ist wichtig das mir das lesen Spass macht und ich messe die Intelligenz/die Allgemeinbildung nicht an dem was ich lese. Ein Mensch der nur literarisch anspruchsvolles oder Sachbücher liest, ist für mich nicht automatisch klüger oder "besser".
    Fazit: Ich lese was ich will und mir ist es egal was andere da über mich denken. Und genauso halte ich es mit anderen auch, jeder soll das lesen was ihm Freude macht.

  • @ Esme & Foer
    Habe ich doch auch so verstanden. :grin Aber stänkern muss ich trotzdem, wenn jemand Heine und Meyer in einem Atemzug nennt (und vielleicht noch nebeneinander stellt). Ich stelle meinen HP doch auch nicht neben Solschenizyn, sondern... äh, das ist mein Geheimnis. :chen

  • Zitat

    Original von nofret78
    Also ich würde mich ganz spontan nirgends einordnen, fühle mich aber auch nicht "dümmer/minderwertiger" wenn ich mal zu Belletristik oder Krimis greife (und das tu ich immer wieder gern) und nicht ständig Klassiker o.ä. lese.


    Nur eine kurze Zwischenfrage: Ich habe hier teilweise das Gefühl, dass Belletristik hier teilweise gleichbedeutend mit Unterhaltungsliteratur verwendet wird. Ist Belletristik für Euch U-Literatur oder die gesamte fiktionale Literatur? (Es scheint mir widersprüchliche Definitionen zu geben.)

  • Das hat mich auch schon gewundert, Vulkan. Für mich ist Belletristik einfach "Schöne Literatur" im Gegensatz zu Sachbüchern. Aber hier im Forum (ich habe lange gebraucht, bis ich die Rubrik Belletristik deuten konnte) scheint damit "leichte" Literatur gemeint zu sein.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)


  • lach ich wollte dich nicht in die Falle lassen. Aber die Frage lag für mich einfach auf der Hand. Denn wirklich beschäftigt hab ich mich bisher noch nie damit.


    Ich muß auch zugeben, mein Vater war in der Hinsicht mit Klassikern total gebildet. Auch meine Mutter ist es, aber ich mag lieber schöne Liebesgeschichten, wo ich nicht von vornherein weiß, das sie nicht zum Happy End führen siehe Romeo und Julia


    Danke für die Antwort! Bin beruhigt mit Erich Kästner, den hab ich nämlich fast vollständig gelesen.

  • Zitat

    Original von Vulkan
    @ Esme & Foer
    Habe ich doch auch so verstanden. :grin Aber stänkern muss ich trotzdem, wenn jemand Heine und Meyer in einem Atemzug nennt (und vielleicht noch nebeneinander stellt). Ich stelle meinen HP doch auch nicht neben Solschenizyn, sondern... äh, das ist mein Geheimnis. :chen


    Da fällt mir ein...als ich Ostern Besuch hatte, hat sich meine Freundin das Bücherregal angeguckt, sieht mich dann an und meint:
    "Das ist jetzt nicht dein Ernst, das da, oder?"
    Hab sie leicht verständnislos angeguckt und sie meinte mit so nem fetten Grinsen "Bushido-Biographie neben dem Duden und Fremdwörterbuch. Das ist echt ne geile Kombi. 'Sie wissen nicht weiter? Sehen Sie einfach beim Bushido nach'"
    Muss ich heut noch drüber lachen. Und Bushido steht immer noch dort :lache

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  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Das hat mich auch schon gewundert, Vulkan. Für mich ist Belletristik einfach "Schöne Literatur" im Gegensatz zu Sachbüchern. Aber hier im Forum (ich habe lange gebraucht, bis ich die Rubrik Belletristik deuten konnte) scheint damit "leichte" Literatur gemeint zu sein.


    Für mich ist "Belletristik" einfach leichte Unterhaltung im Gegensatz zu Sachbüchern. Ob das die richtige Definition ist, weiß ich nicht, aber so ist es für mich. Also ist für mich Belletristik auch Literatur, die sich hier in den Spalten "Thriller" oder "Horror" findet :gruebel

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  • Für mich war Belletristik immer alles Fiktionale. Wobei ich bei allzu seichten Sachen dann eher Probleme mit dem Begriff Belletristik, der ja aus den "schönen Wörtern" hergeleitet wurde. Klassiker der Prosaliteratur waren für mich immer belletristische Werke.
    Muss ich jetzt meine Kategorien ändern? :gruebel Aber gut zu wissen, dass auch dieser Begriff nicht eindeutig ist.

  • Zitat

    Original von Vulkan


    Nur eine kurze Zwischenfrage: Ich habe hier teilweise das Gefühl, dass Belletristik hier teilweise gleichbedeutend mit Unterhaltungsliteratur verwendet wird. Ist Belletristik für Euch U-Literatur oder die gesamte fiktionale Literatur? (Es scheint mir widersprüchliche Definitionen zu geben.)


    Also, für mich ist Belletristik schon Unterhaltungsliteratur. Und innerhalb dieser unterscheide ich dann für mich schon wieder zwischen anspruchsvollerer und weniger anspruchsvoller Belletristik. :gruebel

  • Zitat

    Original von Findus


    Wieso Ausschlag, :gruebel ?(
    ich meine gut, er drückt schon auf die Tränendrüse, vielleicht so ne Art weibl. Nora Roberts, aber seine Geschichten, Gedichte oder Novellen sind halt so schön melancholisch


    Roberts und Storm ein interessanter Vergleich. Ich liebe Roberts, aber mit Storm konnte ich nie was anfangen. Den haben wir mal im Unterricht gehabt.

  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Für mich ist "Belletristik" einfach leichte Unterhaltung im Gegensatz zu Sachbüchern. Ob das die richtige Definition ist, weiß ich nicht, aber so ist es für mich. Also ist für mich Belletristik auch Literatur, die sich hier in den Spalten "Thriller" oder "Horror" findet :gruebel


    Betonung auf "leicht"? Für mich ist auch Anna Seghers oder Thomas Mann Belletristik ?(

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Belletristik hätte ich früher immer auch richtung Klassiker eingeordnet.


    Konnta am Anfang das hier nicht so einordnen, weil ja doch vieles drin steht.


    Mittlerweile denke ich, ist es ein allgemeinbegriff für Neuzeitliche Literatur.


    aber weil es mich interessiert hat, hier die Definition (ein auszug daraus) aus Wikipedia)


    Die Belletristik umfasst noch heute weitgehend das Spektrum, das die belles lettres im frühen 18. Jahrhundert umfassten: Memoiren, populärwissenschaftliche Bücher, Romane – kurz das gesamte Feld, aus dem die Nationalliteraturen entstanden, eingebettet in den aktuellen internationalen Massenmarkt.


    Anders als die „Literatur“ ist die Belletristik kein Unterrichtsfach und den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen entzogen. Es gibt „Literaturkritiker“, aber keine „Belletristikkritiker“ – darum die einleitende Definition der Belletristik als „Segment des Buchmarkts“. Heute wird der Begriff der Belletristik allerdings oft auch euphemistisch für reine Unterhaltungsliteratur (vor allem leichte Romane) gebraucht. Im deutschsprachigen Buchmarkt wird der Begriff Belletristik seit Mitte des 20. Jahrhunderts aber auch synonym zum im angelsächsischen Raum üblichen Terminus Fiction (als Gegensatz zu Nonfiction) verwendet.

  • Ich sehe keinen Grund, eine Klasseneinteilung anhand des Lesestoffs vorzunehmen. Für mich ist jemand, der lauter Klassiker oder hochgelobte Werke liest, nicht automatisch klüger als jemand, der bunt gemischt liest oder am liebsten zu Krimis greift. Ich lese mich zurzeit nebenher durch das gesamte Werk des schon mehrfach genannten Stephen King und schäme mich keineswegs dafür - warum auch? Klar ist er kein Poet und wird niemals zur "Hochliteratur" zählen, aber das ist doch kein Grund, seine Bücher nicht zu lesen, sofern einem die Grundthematik zusagt.
    Ich lese nicht, um gebildeter zu werden oder um andere mit meinem erlesenen Geschmack zu beeindrucken, sondern weil es mir ganz einfach ungeheuren Spaß macht. Wenn ich nebenher dabei noch etwas Neues dazulerne, schön und gut, aber das Primärziel ist dies ganz sicher nicht.

  • Leseklassengesellschaft? - Sieht ja ganz so aus!
    Aber wenn ihr mich jetzt nach der Klasse fragt in die ich mich einsortieren würde, dann kann ich nur sagen in alle!
    Ich lese mehr Belletristik (trotzdem existiert ein SUB), einige Sachbücher und selten Klassiker, dennoch denke ich das mich das keinesfalls dümmer und auch nicht klüger macht.
    Es ehöht lediglich mein Wohlbefinden!
    Ich geb ja ehrlich zu, das ich manchmal mit dem Kopf auf die Tischplatte knallen möchte :bonk, ich sag jetzt nicht bei welchen Autoren, aber ich finde das auch normal. Geschmäcker sind zum Glück verschieden.


    Meiner Meinung nach sind Bücher wie Essen. Der pure Genuß!
    Und jeder hat ein Recht auf seinen eigenen Geschmack.


    Wer mich jetzt in eine Schublade stecken will, nur zu, aber bitte eine Taschenlampe dazu legen :chen


    LG