Da geht es mir wie Evalotta. Sturmhöhe habe ich noch gar nicht gelesen oder die Bücher von Thomas Mann. An Klassikern lese ich eigentlich nur Gedichte gerne wie z. B. die von Heinrich Heine.
Ansonsten habe ich ein Faible für Historisches, aber es darf auch gern mal ein Krimi oder auch die Biss-Bücher sein.
Ich informiere mich auch gerne hier im Forum, was andere lesen oder eine Bekannte hat mir beispielsweise neulich die Vampirbuchreihe von Anita Blake empfohlen.
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Natürlich soll jede/jeder das lesen was sie/er möchte. Gar keine Frage. Allerdings denke ich schon, dass es Bücher gibt, die man vielleicht gelesen haben sollte - nicht gelesen haben muss. Wenigstens sollte man von einigen Büchern schon mal etwas gehört haben und auch mit dem Namen der Autorin/des Autors etwas anfangen können.
Es gibt Dinge die für mich zu einer normalen und ausgewogenen Allgemeinbildung einfach dazu gehören. Und in puncto Allgemeinbildung sind wir in diesem Land nach meinem Eindruck sehr schlecht aufgestellt. Und Grundkenntnisse der Literatur gehören für mich einfach zur Allgemeinbildung dazu.
Dazu vielleicht diese kleine Begebenheit die ich gestern erleben durfte:
In den beiden letzten Tagen hatte ich den Vorsitz in einem Bewerbungsverfahren. Um den Posten hatten sich 70 Menschen beworben, 20 davon hatten wir zu einem Gespräch eingeladen. Es war schon fast Normalität, dass man Angela Merkel das Amt des Ersten Bürgermeisters hier in Hamburg übertrug, Ole von Beust zum Bundespräsidenten ernannte und die Hamburger Bürgerschaft zum Bundesparlament erhob. Und die Erkenntnis, dass Mecklenburg-Vorpommern offenbar das Stammland der Pommes Frites ist, dass habe ich seit gestern nun auch verinnerlicht.
Ich habe die Bewerberinnen und Bewerber u.a. auch nach Thomas Mann gefragt, wollte hier etwas von ihrem Allgemeinwissen/Abt. Literatur erfahren. Zumeist lauteten die Antworten wie "Ja, da war mal was im Fernsehen...." usw.
Und dann kam der Bewerber XY.
Frage: Was wissen Sie über Thomas Mann. Können Sie mit diesem Namen irgendwas anfangen?
Ich: Da muss ich jetzt mal ein wenig nachdenken. Ich glaube ich habe diesen Namen heute morgen in der Zeitung gelesen.
(Leichte Freude bei mir - vielleicht war Thomas Mann bei unseren jungen Menschen doch nicht so unbekannt....)Ich: Als kleine Hilfe gebe ich Ihnen mal die Stichwörter Buddenbrooks und "Mein Vater der Zauberer".
(Der Bewerbe schaute mich freudestrahlend an.....meine Hoffnungskurve stieg steil ins Unermesslich um dann aber implosionsartig wieder in sich zusammenzufallen....)
Antwort: Jau. Jetzt weiß ich. Ich glaube der soll ab der nächsten Saison beim Karlsruher SC spielen. Guter Verteidiger. Kommt wohl für Mike Franz. Wusste gar nicht, dass die jetzt auch einen holländischen Trainer haben, aber dieser Buddeberg soll ja ein Guter sein. Und der Mann ist wenn ich es richtig gelesen habe, ein echter Zauberer am Ball.
Allein aus diesem Grunde denke ich, das man einige Bücher schon gelesen haben sollte - natürlich nicht gelesen haben muss, das sagte ich ja bereits - bzw. sollte man von einigen Büchern und Autorinnen/Autoren schon mal etwas gehört haben. Schaden tut es jedenfalls nicht.
Falls es interessiert: Wir haben uns dann für eine andere Bewerberin entschieden, die zwar München zur Bundeshauptstadt machte - aber man kann eben nicht alles haben.
Übrigens: Der Dialog hat wirklich so stattgefunden......
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Naja, meine Frage war jetzt weniger, was genau Ihr lest (dafür haben wir ja doch einige Threads), sondern die Frage, ob es wirklich diese Kasten gibt. Ob Ihr wirklich die Erfahrung gemacht habt, dass Menschen Euch komisch angucken, weil Ihr keine Klassiker lest oder ob Ihr Personen nach ihren Lesegewohnheiten klassifizieren könnt.
Ich habe z. B. immer wieder den Eindruck, dass Eulen, die viel Unterhaltungsliteratur lesen, betonen, sich nicht rechtfertigen zu müssen und schließlich Lesen ein Hobby sei, das Spaß machen solle. Müssen sie ja auch nicht, aber ich finde es komisch, das überhaupt zu erwähnen. (Wobei ich mich dann frage, ob sie davon ausgehen, dass man sich zwangsläufig durch "Klassiker" hindurchquälen muss?) Haben diese Eulen wirklich schon so viele Menschen erlebt, die sämtliche Klassiker auswendig können und überheblich auf einen King, Follett oder xyz gucken? Lassen sich U-Eulen von Klassiklesern so leicht in die Defensive treiben? Und sind es wirklich überhebliche Klassikleser oder liegt das nagende, unsichere Gefühl eher in der U-Eule selbst?
So, jetzt habe ich das ganze ein wenig überspitzt, aber Ihr verzeiht mir das hoffentlich.
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Zitat
Original von Elbereth
Dass es Leute gibt, die beneidenswerter Weise über Geld und Platz verfügen sich eine richtige Bibliothek anzuschaffen, diese aber entweder mit Dummies oder (was ich persönlich für noch schlimmer erachte) mit farblich abgestimmten Werken füllen, damit die "Optik" stimmt, konnte ich lange Zeit auch nicht glauben.Meine Reihe Klassiker der Deutschen Literatur sind genau solche farblich aufeinander abgestimmten Bände. Was soll ich sagen? Ich hab sie schon ein paar Jahre und es gab sie recht günstig alle zusammen. Damals dachte ich, gut dann hast du sie und kannst dann immer mal wieder was davon lesen, ist sicherlich nicht schlecht für die Bildung .... Ähm ... letztens hab ich sie in Bookcook eingetragen und war erstaunt, was da alles bei ist (Die Geschichten von Münchhausen ...). Ich glaub ich hatte ein oder zwei Bücher mal angelesen, aber irgendwie kann ich mich da nicht überwieden sie zu lesen.
Aber ich hab auch kein schlechtes Gewissen, zu zugeben, dass ich die Klassiker nicht gelsen habeIn der Schule war ich die Einzige in der Klasse, die außerhalb des Unterrichts ein Buch in die Hand genommen habe, ich hab auch immer in Pausen und Freistunden gelesen und wurde da ziemlich blöde angeschaut.
In der Bahn werd ich eigentlich nie blöde angeschaut, aber manche Menschen versuchen zu erfahren was für ein Buch man gerade liest.Mir ist es letztendlich schnuppe was andere über meine Lektüren denken (lese ja auch immer wieder Jugendbücher), Hauptsache ist, dass es mir Spaß macht, ich hab es schon in der Schule gehasst mir irgendwelche Bücher aufzwingen zu lassen.
Und was die Studie angeht: Das halte ich für schwachsinnig. Aber vielleicht haben sie ja nur Frauen befragt, die ebenfalls denken mit Klassikern und sonstiger anspruchsvoller Literatur wären sie was besseres.
Frauen die nicht lesen interessiert es nicht ob der Kerl liest, bzw wollen auch nicht das er liest. Und Frauen die lesen sind froh, wenn der Mann überhaupt irgendwas liest.
Ich bin sehr glücklich dass mein Schatz auch eine Leseratte ist und das der Lesestoff an sich dabei keine Rolle spielt -
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Original von Voltaire
Frage: Was wissen Sie über Thomas Mann. Können Sie mit diesem Namen irgendwas anfangen.
[...] Als kleine Hilfe gebe ich Ihnen mal die Stichwörter Buddenbrooks und "Mein Vater der Zauberer".
Ich überlege gerade, was ich in der Sitution geantwortet hätte. Ich fürchte, ich wäre bei Bewerbungsgesprächen da auch nicht besonders eloquent.
Was erwartest Du bei so einer Frage? Dass Dir jemand Eckdaten der Biographie (Lebensdaten, Nobelpreis, Emigration, Nichtrückkehr nach D) nennt, oder einfach Titel nennt, über eigene Leseerfahrungen berichtet (was ich wiederum dann doch relativ persönlich finde) oder Thomas Manns politische Einstellungen zur Demokratie im Wandel der Zeit zerpflückt?Ich glaube, ich würde da auch herumstottern. (Ja, ich weiß, es geht Dir darum, dass es offenbar Menschen gibt, die keine Ahnung haben, wer Th. Mann ist. Aber mir wäre trotzdem unklar, was man auf so eine allgemeine Frage im Bewerbungsgespräch idealerweise antworten sollte.) Darf man einfach zurückfragen, was der Personaler/potentielle Chef/etc. denn gern über Th. Mann hören möchte?
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Also, ich könnte zumindest bei einem Bewerbungsgespräch antworten, worum es in Buddenbrooks geht und ich könnte sagen, dass Voltaire ein Philosoph war.
Wird das heute nicht mehr im Unterricht besprochen, aber meine Schulzeit liegt schon eine ganze Weile zurück.
Ansonsten unterhalte ich mich mit meinen Bekannten eher über "Unterhaltungsliteratur". Klassikleser kenne ich kaum, so das ich nicht beurteilen kann, ob es diese "Kasten "gibt, wie Elbereth beschreibt. -
evalotta, da haste vollkommen Recht. Bisher habe ich auch kaum "Klassiker" gelesen, weil mir die meisten nicht wirklich zusagen.
Aber wer sagt denn, das die Bücher von heute nicht irgendwann die Klassiker von morgen sind.
Voltaire, ich hab zwar Thomas Mann nicht gelesen, weiß aber immerhin wer er ist *G*. Aber bei einem Vorstellungsgespräch bin ich das noch nie gefragt worden.
Er steht aber in meinem Bücherregal, als Erbe meines Vaters. -
Ja Vulkan, es gibt diese "Kasten" und es gibt sie zunhemend unter jungen Menschen.
Was Voltaire gerade weiter oben so schön beschrieben hat (:grin) mag zwar auf den ersten Blick witzig sein, aber genauer betrachtet natürlich schlimm.
Ich persönlich glaube, dass die Schere nicht nur zwischen arm und reich weiter auseinader geht, sondern auch was das Bildungsbürgertum, wenn ich das hier mal so nennen darf, betrifft. (Wobei natürlich immer zu berücksichtigen ist, wieweit das Eine das Andere bedingt)
Und es gibt durchaus Leute, die gerne erzählen, wie teuer die in Leder gebunden Hamburger Gesamtausgabe von Goethe war
Ich glaube es gibt einfach zwei verschiedene Zweige des Intellektuellen Proletentums, wie ich schon weiter oben schrub.Die Einen die nach aussen hin die schöne Bibo mit Readers Digest füllen um auf der nächsten Party ein paar Schlagwörter fallenlassen zu können, und die Anderen, die einen gewissen Bildungsstandard (und damit auch die Kenntnis von Klassikern der Weltliteratur) als angemessen erachten und einfach viel Wert darauf legen, somit die Klassiker vielleicht nicht aus eigenem Antrieb, wie etwa der schönen Sprache, wegen lesen, sondern aus einem Anspruch heraus
den Titel zu kennen.
Bei zweiterem Modell setzt das Proletentum ein, wenn damit kokettiert wird, was man auch immer wieder erleben darf.Ich selber lese gerne Zeitgenössische Literatur aber auch bisweilen einen Klassiker. Ich besitze einige Reclam Ausgaben, in denen auch hemmungslos "gearbeitet" wird.
Einige davon habe ich der Schule lesen müssen und gleich toll gefunden, zu anderen habe ich meine Liebe erst später entdeckt.
Und dann sind da noch die Werke, die man immer wieder liest und merkt, dass der Blick auf viele Dinge sich mit der Zeit ändert.
Das ist auch beeindruckend an sich selber festzustellen.Ob ich Menschen, die ausschließlich Konsalik und Utta Danella lesen verurteile?
Pauschal kann ich das nicht sagen, doch ich erwische mich schon dabei, dass ich ab und an innerlich die Augen verdrehe, wenn ich sehe, dass die "Wölkchenbücher" immer öfter in freier Wildbahn zu sehen sind und ich selten jemand mit seinem Manesse Band im Café sitzen sehe..nachdenkliche Grüße von Elbereth
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Zitat
Original von buchwürmchen
Aber wer sagt denn, das die Bücher von heute nicht irgendwann die Klassiker von morgen sind.
Sicher gibt es zeitgenössische Literatur, die die kommenden Jahrzehnte überdauern wird. Aber das werden ganz sicher nicht jede x-beliebige Krimireihe, typische Frauenromane oder das Meer an historischen Romanen sein.
Auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die meinen "Klassiker" kommen ganz zufällig und willkürlich zustande - ganz so ist eben dann doch nicht. -
Zitat
Original von Vulkan
[quote]Original von buchwürmchen
Aber wer sagt denn, das die Bücher von heute nicht irgendwann die Klassiker von morgen sind.
Sicher gibt es zeitgenössische Literatur, die die kommenden Jahrzehnte überdauern wird. Aber das werden ganz sicher nicht jede x-beliebige Krimireihe, typische Frauenromane oder das Meer an historischen Romanen sein.
Auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die meinen "Klassiker" kommen ganz zufällig und willkürlich zustande - ganz so ist eben dann doch nicht. ;-)[/quoteOk nicht jedes Xbeliebige Buch wird vielleicht mal ein Klassiker.
Aber wie kommen Klassiker zustande? Wer beschließt das Thomas Mann einer ist, das man Hamlet gelesen haben sollte als Klassiker (wobei man auch sagen muß, früher gabs ja nicht die Menge an Dichtern und Schriftstellern wie heute).
Interessiert mich jetzt wirklich, also kein Quatsch. Wie kommt ein Klassiker zustande? Kann man Erich Kästner auch schon als einen bezeichnen, oder nicht?
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Bzgl. Thomas Mann wäre ich in einem Bewerbungsgespräch auch ins Schleudern gekommen. Ich hätte zwar gewusst, dass er die Buddenbrooks geschrieben hat und dass er aus einer Schriftstellerfamilie stammt, aber das wär´s dann auch gewesen. Die Buddenbrooks haben wir in der Schule nicht gelesen, unser Deutschlehrer in der Oberstufe fand dieses Buch glaube ich langweilig. Und es passte wohl nicht zu den Themen, die wir bearbeitet haben.
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Dieses Thema erinnert mich so an meinem ehemaligen NDL (Neue Deutsche Literaturwissenschaft) Professor.
In meinem ersten Semester habe ich mich von dem Herrn schon ein wenig abschrecken lassen, denn er war der Meinung, dass nahezu jegliche Unterhaltungsliteratur unserer heutigen Zeit nichts wert sei und zu unserer Verdummung führe. Nur die alten Klassiker seien lesenwert. Wenn er einen Studenten dann irgendwann mal mit einem Buch antraf, dass nicht seinem Geschmack entsprach, dann gab es gleich wieder Diskussionen.
Jetzt im Nachhinein find ich das recht lustig, aber damals hat mich das schon ein wenig beeinflusst und ich habe eine zeitlang fast ausschließlich die Klassiker gelesen (okay, die musste ich ja fürs Studium eh lesen ;).Ansonsten kenne ich aber auch heute noch ein paar Leute, die Bücher eigentlich nur für ihre Bildung lesen. Also Klassiker oder Sachbücher und auf unterhaltendes eigentlich keinen Wert legen. Einige einfach, weil es sie auch wirklich nicht interessiert, andere aber tatsächlich, weil sie es als unter ihrem Niveau betrachten.
Ich persönlich bin mittlerweile dazu übergegangen nur das zu lesen, was ich auch wirklich lesen mag und da gehört irgendwie alles zu, sowohl Klassiker als auch der seichteste Liebesroman, wenn ich dazu in Stimmung bin
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Zitat
Original von buchwürmchen
Ok nicht jedes Xbeliebige Buch wird vielleicht mal ein Klassiker.
Aber wie kommen Klassiker zustande? Wer beschließt das Thomas Mann einer ist, das man Hamlet gelesen haben sollte als Klassiker (wobei man auch sagen muß, früher gabs ja nicht die Menge an Dichtern und Schriftstellern wie heute).
Interessiert mich jetzt wirklich, also kein Quatsch. Wie kommt ein Klassiker zustande? Kann man Erich Kästner auch schon als einen bezeichnen, oder nicht?
War ja klar, dass ich in diese Falle tappe. Ich halte mich nicht für sonderlich prädestiniert, hier eine Definition zu geben. Wenn Du mal bei der Suchfunktion "Klassiker" eingibst und nur in den Betreffzeilen suchen lässt, kommen meines Wissens mehrere Freds, die sich um die Beantwortung dieser Frage bemühen.Für MICH ist "Klassiker" eine Hilfskonstruktion, ein Begriff, der künstlich ist und dementsprechend immer angreifbar ist.
Nichtdestotrotz gibt es Bücher, die aufgrund von Sprache, Inhalt, Wirkungsmacht/Rezeption besonderen Einfluss auf Leser und Schriftsteller haben und hatten, die aus diesem Grund immer wieder gelesen werden. Dies sind - wenn sie etwas älter sind, wobei es nun egal ist, welche genaue Jahreszahl man da einsetzt - für mich "Klassiker".Bücher, die heute publiziert werden und weder besondere sprachliche Prägnanz haben, die inhaltlich relativ einfach strukturiert sind, die flache Emotionen transportieren, die jenseits der unterhaltsamen Geschichte für folgende Generationen keine zeitlosen Aussagen haben, werden höchstwahrscheinlich in ein paar Jahren/Jahrzehnten nicht mehr gelesen werden, weil es dann genug neue, dem zukünftigen Geschmack und Zeitproblemen angepasste Romane gibt.
Ich weiß, dass meine Definition angreifbar ist, aber damit kann ich leben. Was ich nur sagen möchte: Nicht Deutschlehrer, nicht Hochschulprofessoren machen einen Klassiker zum Klassiker, sondern Leser - sowohl professionelle, die auch schreiben also auch Laien, die immer wieder alte Romane, Stücke, Gedichte lesen und sie somit im kulturellen Gedächtnis einer Gesellschaft verankern.
Edit:
Für MICH ist Kästner ein Klassiker - v.a. seine Kinderbücher sind absolute Klassiker (der Kinderliteratur), aber auch seine anderen Werke würde ich da einordnen. -
Ich versuche, Menschen nicht nach ihrer Lektüre zu qualifizieren, aber in Schubladen stecke ich sie schon. Wenn eine ausschließlich "Freche Frauen" liest, ist sie für mich erstmal uninteressant, auch wenn man mit ihr vielleicht ganz wunderbar über Spargelanbau oder Nahostpolitik debattieren könnte. Und wenn ich einen Mann kennenlernen würde, der ausschließlich Metzelbücher liest und Horrorfilme anguckt, wäre mein Interesse, die Bekanntschaft zu vertiefen, doch sehr eingeschränkt.
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Wie genau klassische Lietratur zustande kommt, bzw, ab wann sie das ist weiß ich auch nicht. Aber ich denke, es sollten Bücher sein, die die Gesellschaft zu neuen Denkanstössen gebracht haben und deren Autoren selbst auch dadurch etwas geleistet haben, die als besonders wertvolle Bücher betrachtet werden.
Ich bin z.B. kein Thomas Mann-Fan, habe aber schon einiges von ihm gelesen und weiß bei seinen wichtigen Bücher etwas über ihre Handlung. Dies habe ich nicht getan, wie hier viele Eulen behaupten, die sich ihrerseits von dem bösen Klassiklesern verfolgt fühlen, weil ich einen "auf dicke Hose" machen will, sondern weil es mich aus verschiedenen Gründen interessiert.
Am Beispiel Mann: Thomas Mann war zu seiner Zeit bereits bekannt, war politisch in Erscheinung getreten (seinen "Brief" aus dem Exil während des Nationalsozialismus kann ich widerum sehr empfehlen), allein deswegen wollte ich mehr wissen. Er wurde sehr oft in Bücher über das 3. Reich erwähnt. Auch wird die von ihm geschaffene Literatur des öfteren in anderen Büchern erwähnt, auf sie Bezug genommen, oder gar als Vergleich heran gezogen. Noch ein Punkt etwas über Mann zu wissen.
Lest mal MRR "Mein Leben", er erwähnt oft Mann und da macht es einfach Spaß zu wissen um wen es geht.
Durch Thomas Mann bin ich dann auf Klaus Mann gekommen und "Mephisto" gehört zu meinen absoluten Favoriten. Dann haben sich die Manns auch mit anderen Autoren ausgetauscht und *schwupps* ist man beim nächsten Klassiker.ERICH KÄSTNER: Ich habe seine Kinderbücher geliebt, trotz dem erhobenen Zeigefinger. Deswegen eine Biographie über ihn gelesen, geschriebenvon Klaus Kordon, welchen ich auch aus Jugendtagen verehre.......tolles Buch, wahnsinn was man alles nicht über Kästner weiß,(auch seine Bücher wurden verbrannt) danach aus Interesse Kästners "Fabian" gelesen. Würde ich jetzt nicht zu meinen Favoriten zählen, muss aber voller Anerkennung sagen, dass michdie Weitsicht Kästners faziniert hat. (JA; "FABIAN" ist ein Klassiker nach meiner Definition)
Hermann Hesse: So mit 15 Jahren will man doch mal auf "dicke Hose" machen, den "Steppenwolf" gelesen, bissl in die Metaphilosophische-pseudointellektuelle Ecke gerutscht, also Hermann Hesse verschlungen, viel gelernt daraus, heute ist dieses Getue mir etwas peinlich, aber die nächsten "Klassiker" durch und wieder kann man mitreden.
Heinrich Heine: Meiner Meinung DER Dichter überhaupt. Seine Lyrik macht mir einen solchen Spaß, das ich ihn öfters mal aus dem Regal hole und auch noch so aktuell.
Klassiker lesen kann Spaß machen und muss nicht immer was mit "ANGEBEN" zu tun haben. Der Exkurs, der Vergleich und nicht selten das Lesevergnügen macht mir einfach Spaß-
"Robinson Crusoe" ist auch als Klassiker verschrien: TOLLES BUCH! Verfilmung mit Tom Hanks und tausend anderen- da macht es doch Spaß, wenn man das Original kennt, oder?
Heute ist auf Bild.de eine Liste mit den kuriosesten Todesanzeigen aufgelistet, da macht es doh Spaß und ist fast schon "cool" wenn ich in mich reingrinsen kann und an Kurt Tucholsky (ganz toll für Pazifisten und Satiriker) denke, der auf seinem Grabstein stehen hatte:
"Hier liegt ein goldenes Herz und eiserne Schnauze. Gute Nacht-!"
Man muss nicht alles verurteilen und wenn man es doch tut, dann muss man auch damit leben, dass anderen auch so handeln. Und ja, wenn manche hier schreiben, hach du liest aber wenig, habe diesen Monat 20 Bücher gelesen, dann lächel ich auch und denke, klar, die Biss-Romane habe ich auch in 4 Stunden durch .....
Und ja, ich gebe meinen Neffen lieber "Robinson Crusoe" zu lesen als die Biss Romane, einfach wil ich denke, dass sie da mehr rausziehen können. "moby Dick" hat sie genauso fasziniert wie "Die wilden Kerle"
So, auch wenn ich jetzt wieder gelyncht werde schiebe ich noch ein: " Ich lese auch gerne U-Literatur!!"
Ich wollte jetzt aber mal für die "Klassiker" plädieren und auch sagen, dass hier viele U-Literaten auch recht intolerant sind!Und ich wurde noch nie schief angeschaut weil ich sehr viel lese. Im Gegenteil, ich habe eher Wertschätzung entgegengebracht bekommen. AUCH und GERADE von Menschen die nicht oder kaum lesen.
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Hallo Foer, Erich Kästner habe ich seinerzeit auch gelesen. Ich denke, es ist so, was die Klassiker der Literatur betrifft, so wie mit der U und E Musik. Ich gehe zwar nicht in die Oper, höre aber gerne auch klassische Musik. Deshalb brauche ich aber auch nicht meine Cd mit Unterhaltungsmusik verschämt in eine Ecke stellen.
So habe ich auch keine Probleme damit, einen Gedichtband von Heine neben den Biss-Büchern in meinem Bücherregal zu haben. -
Zitat
Original von Esme
So habe ich auch keine Probleme damit, einen Gedichtband von Heine neben den Biss-Büchern in meinem Bücherregal zu haben. -
Zitat
Original von Esme
So habe ich auch keine Probleme damit, einen Gedichtband von Heine neben den Biss-Büchern in meinem Bücherregal zu haben.
Oh, damit hätte ich massive Probleme. Die beiden passen weder zeitlich noch ländermäßig (Originalsprache), noch alphabetisch zusammen. Ob man Lyrik von Prosa trennen sollte, ist noch mal eine andere Frage, aber selbst wenn nicht, würde Meyer nicht neben Heine stehen bei mir. -
Zitat
Original von Vulkan
Oh, damit hätte ich massive Probleme. Die beiden passen weder zeitlich noch ländermäßig (Originalsprache), noch alphabetisch zusammen. Ob man Lyrik von Prosa trennen sollte, ist noch mal eine andere Frage, aber selbst wenn nicht, würde Meyer nicht neben Heine stehen bei mir.Da hast du zwar recht, aber so als allgemeine Zusammenfassung fand ich Esmes Satz doch sehr schön. Er scheint die unterschiedlichen Meinungen hier zu einer Lösung zu bringen.
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Interessante Diskussion.
ich habe mich noch nie gefragt, in welche Kaste ich lesemäßig gehöre.
Ich lese nach meinem Geschmack, der sehr variiert und sich im Laufe des Lebens und der Lesejahre auch geändert hat.Ich will hier jetzt auch nicht groß meine Kenntnis von "Klassikern" verbreiten, obwohl ich schon in jungen Jahren z.B, Theodor Storm oder Dostojewski verschlungen habe. Zählen die jetzt zu den Klassikern?
Leidenschaftlich gerne lese ich Kinder- und Jugendbücher z.B. von Nöstlinger, Lindgren, Ende usw.Immer nur ein Genre wäre mir zu langweilig, immer nur Klassiker, wobei die Definition dazu ja sehr breit ist, zu einseitig.
Eine Frage an elbereth? Was sind Wölkchenbücher?