Kinder ohne Kindheit, Ein Lesebuch über Kinderrechte, Hrsg. Reiner Engelmann, Urs M. Fiechtner, mit einem Vorwort von Wolfgang Niedecken, Patmos Verlag GmbH & Co. KG, Sauerländer Verlag, Januar 2006, 211 Seiten, ISBN 3-7941-8045-3, 19,90 €
Klappentext:
"Wie ich mich kenne, wird vieles von dem, was ich in Uganda erlebt habe, über eine lange Zeit in meinen Gedanken immer wieder nach oben gespült werden. Ich habe Tausende von Kindern gesehen, die sich allabendlich vor Einbruch der Dunkelheit mit ihren Schlafmatten auf den Weg nach Gulu machen, um - bewacht von Militär - wenigstens in Sicherheit schlafen zu können. Ich habe von schrecklichen Erlebnissen erfahren und den Kindern versprechen müssen, sie nicht zu vergessen." So berichtet Wolfgang Niedecken, der gemeinsam mit Tagesthemen - Morderatorin Anne Will Botschafter für die Aktion GEMEINSAM FÜR AFRIKA ist. Mit seinen Eindrücken steht er nicht alleine da. Rund 25 weitere Erfahrungsberichte, Fachbeiträge, aber auch sehr persönliche Texte in diesem Lesebuch geben Einblick in die Notlage vieler Kinder bei uns und auf anderen Kontinenten. Es beginnt bereits mit dem Recht auf Leben, dem ursprünglichsten aller Menschenrechte, das aber z. B. für Kinder im Krieg keine Rolle spielt. Doch auch andere grundlegende Rechte werden viel zu oft eklatant missachtet, wie das Recht auf körperliche und seelische Entwicklung, das Recht auf Bildung, Ernährung und Gesundheit, das Recht auf Schutz vor sexueller Gewalt.
Dieses Lesebuch über Kinderrechte zeigt jedoch nicht nur Missstände auf. Anhand einiger positiver Beispiele, Aktionen und Initiativen, die hier vorgestellt werden wird klar: Engagement lohnt sich!
Ein Buch für alle, denen es nicht egal ist, wenn Unrecht in der Welt passiert. Mit Kontaktadressen und vollständigem Abdruck der UN-Kinderrechtskonvention.
Meine Rezension bei Amazon:
Die Herausgeber Reiner Engelmann und Urs M. Fiechtner sowie die Patmos Verlagsgruppe bzw. der Sauerländer Verlag haben sich mit „Kinder ohne Kindheit“ einem wichtigen Thema angenommen und gleichzeitig eine Lücke im Büchermarkt gefüllt. „Kinder ohne Kindheit“ ist ein Lesebuch über Kinderrechte für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, das Beiträge namhafter und bisher weniger bekannter Autoren und Autorinnen, häufig Experten verschiedener Organisationen zu den einzelnen Themen, enthält.
Wolfgang Niedecken, der bekannte Frontman der Band BAP und Botschafter für GEMEINSAM FÜR AFRIKA eröffnet das Lesebuch mit einem Vorwort und hat einen Reisebericht über eine Uganda-Reise beigetragen.
Das Lesebuch behandelt in seinen sechs Kapiteln Kinderrechte wie das Recht auf Leben, das Recht auf körperliche, geistige, seelische und soziale Entwicklung in der Familie, das Recht auf Bildung und Beruf, auf Schutz vor Kinderarbeit und Ausbeutung, das Recht auf Schutz vor sexueller Gewalt, das Recht auf Sicherheit und Identität und das Recht auf Unterbringung und Gesundheit. Zu jedem dieser Kapitel gibt es 3 bis max. 6 Lesebeiträge unterschiedlichster Art wie Erfahrungsberichte, Sachtexte, Erzählungen etc. . Die meisten Beträge sind Erzählungen verschiedenster Autoren, was meines Erachtens eine ideale Form ist, um Jugendliche und Erwachsene mit den Situationen von Kindern in verschiedensten Ländern vertraut zu machen, betroffen zu machen und eine hohe Identifikation bei den Lesern zu erreichen. Die Beiträge bringen uns die Schicksale von Kindern aus Russland, Rumänien, der Tschechei, Lateinamerika, den USA, aber auch aus Deutschland und vielen andern Ländern näher. Wir lernen Kinder aus Favelas, aus Guerillalagern, Kindersoldaten, entführte Kinder, etc. kennen. Viele der Schicksale werden in einer Intensität geschildert, die den Leser unweigerlich gefangen nimmt, so z. B. das Schicksal von Suyapa aus El Salvador auf der Suche nach ihren verschwundenen Geschwistern oder der Bericht aus dem Leben eines Kindersoldaten und auf der anderen Seite das des Kriegsflüchtlings Elsy oder das Schicksal des Terroropfers Alina. Das Lesebuch reduziert die Problematik Kinderrechte jedoch nicht auf das Ausland sondern zeigt auch vorhandene Probleme innerhalb der Bundesrepublik auf.
„Kinder ohne Kindheit“ ist ein Buch, das man sicher nicht am Stück liest, das man aber immer wieder zur Hand nimmt, ein Buch das informativ ist und das Diskussionsbedürfnisse in der Familie weckt. Meines Erachtens sind viele der Texte sehr gut als Unterrichtsmaterial für verschiedene Fächer geeignet.
Dem Verlag gebührt ein Lob für die gelungene Aufmachung des 211 Seiten starken, fest gebundenen Buches. Ein Anhang rundet das Werk mit dem vollständigen Abdruck der UN-Kinderrechtskonvention ab und enthält Informationen zu allen beteiligten Autoren und Autorinnen. Kontaktadressen z. B. relevanter Organisationen sind zum Teil direkt bei den Texten angegeben.
Das Patmos Verlagshaus unterstützt mit diesem Buch übrigens die Pakistan-Nothilfe von terre des hommes. Vom Verkauf des Buches „Kinder ohne Kindheit“ wird pro Exemplar ein Euro als Spende an terre des hommes fließen. Ein Grund mehr dieses Buch zu kaufen!
Wer sich für Kinder, deren Situation und Rechte interessiert, erhält mit diesem Werk ein interessantes, informatives und abgerundetes Buch zum Thema Kinderrechte, das in dieser Form sicherlich seinesgleichen sucht!