Das Kind unterm Salatblatt - Luigi Brogna

  • Hehe!:lache Über Geschmack lässt sich doch am besten streiten. :lache


    Nein im ernst, ich finde da keine Ähnlichkeiten. :wow *anmirzweifel*
    Die Geschichten in Maria und Döner sind sehr ähnlich. Aber Sevendims und Weilers Schreibstil sind nicht unbedingt vergleichbar.
    Sevindims Geschichte liest sich, wie ein *lustiges* Teenager Tagebuch.
    Weiler hat diesen wunderbaren, trockenen Witz, der Super zu seiner Geschichte passt.
    Das Kind ist herrlich naiv, beinahe kindlich geschrieben und nur Stellenweise blitzt der Erwachsene, mit teilweise sarkastischem Humor durch.


    Deshalb war ich darüber verwundert, dass es außer meiner Freundin, auch Andere gibt, die diese drei Bücher miteinander vergleichen. Aber die vergleicht auch Tolkien mit C.S.Lewis. Nicht unbedingt repräsentativ!


    Grüßle :wave

  • Lass ich mich unter Druck setzen? :gruebel... Nach dem heutigen Tag nicht mehr, mir ist heute alles wurscht.


    Aber ja, ich hab nicht vergessen, dass ich das Salatblatt noch kommentieren soll :-)

  • So, habe fertig.


    Als erstes: Ich finde, es ist ein Fehler, dieses Buch in der Aufmachung wie "Maria, ihm schmeckt's nicht..." und "Candlelight Döner" zu vertreiben. Bei mir wurden dadurch nämlich falsche Erwartungen geschürt und so las ich die ersten Kapitel auch eher mit dem Gefühl, das falsche Buch in der Hand zu haben.


    Aber dann habe ich mich darauf eingelassen und ein sehr unterhaltsames Buch entdeckt.


    Gigi schildert seine Kindheit in Sizilien. Als ältestes Kind mit zwei jüngeren Geschwistern beschreibt er den Alltag, das Familienleben und seine Kindheit in den 60er Jahren.


    Dabei hat er unheimlich viele Verandte, die regelmäßig besucht werden, wobei sich auch wieder einige Vorfälle ereignen.


    So wird er beispielsweise mit Hungern bestraft, weil er die Faszination einer Mauer entdeckt hat, bzw. was mit Dingen passiert, die man über diese Mauer wirft. Steine, Blätter, aber vor allem Papierflieger. Und wenn man dann beschrieben bekommt, wie das ganze Tal voller Papierflieger ist und er mit seinem knurrenden Magen spricht, der in ganzen Sätzen antwortet, finde ich das wirklich witzig. :lache


    Oder dass seine Eltern ihn unter einem Salatblatt gefunden haben, denn so ist ihm der Vorgang beschrieben worden: Mann und Frau heiraten, der Mann tunkt sein Brötchen ein und dann findet man ein Kind. :lache Seine Schwester war in einem Schokoladenei, während sein Bruder unter Steinen gefunden wurde.


    Manches stimmt auch nachdenklich, wenn die Armut beschrieben wird, die in den 60er Jahren viele zum Auswandern nach Norditalien oder ins Ausland, z.B. Deutschland gezwungen hat, oder die Gewalt, die auf den Straßen alltäglich war, speziell Diebstähle per Vespa.


    Grundsätzlich aber ist dieses Buch ein leises Lesevergnügen, witzig geschrieben, aber nicht auf Brüller aus, denn so war die Kindheit des Luigi Brogna nicht.


    Empfehlenswert, wenn man nicht erwartet, dass es der 3. Teil der "Maria, ihm schmeckts nicht"-Serie ist.

  • Ja... die einen können es, die anderen lernen es noch.


    Geli, wieso kannst du in Worte fassen, was ich gedanklich wohl auch entdecke aber so kurz und knackig, nicht zu Papier bringen kann.
    Hast du einen Kurs besucht? Welchen?


    Du hast genau das geschrieben, was ich auch gedacht habe. Dieses Buch passt nicht zu den Marias un Döners. Es ist wohl witzig, aber auch feinsinnig und Stellenweise sehr traurig. Und ich finde, das sich der Autor sehr Feinfühlig in die Gedankenwelt des Buben "Zurückversetzt?" hat.


    Also das Kapitel, wo er die Trauerszene um seine verstorben Cousine beschreibt, fand ich genial. Krieg ich heut noch Gänsehaut.


    Also ich finde das Buch ist ein toller Erstling der leider ( Vielleicht vom Verlag?) in eine falsche Schublade gesteckt wurde.

  • Keine Ahnung, cimini, ich schreibe es so, wie ich es denke. Danke für das Lob :-) Ich hab aber auch oft das Gefühl, dass andere es viel besser machen. Das lese ich mir durch und versuche mir ein Beispiel daran zu nehmen.

  • Ich hatte auch ein ungutes Gefühl, als ich das Cover gesehen habe: Kaum hat ein Verlag einen Bestseller gelandet, werden unzählige, zum Teil schrottige Bücher herausgebracht, die dem Bestseller irgendwie ähneln könnten... (Man denke nur an die ganzen Arme-Kindheit-in-Irland-Bücher, die nach "Die Asche meiner Mutter" vermarktet wurden!). Aber schön, dass es dir trotzdem gefallen hat, Geli. :-)

  • Au, das stimmt allerdings, so wie die Sakrileg -Welle, die seit Monaten überschwappt. Finde ich eigentlich nur noch nervig: Lateinischer oder wenigstens katholischer Titel und den Zusatz: Wenn sie Dan Brown gut fanden, werden sie: (Scriptum - Sanktum - Idiotum - Kryptum - Vatikanum ) ... garantiert lieben. Und schon läufts.


    Aber ich denke, dass die Autoren da keinen Einfluss drauf haben.


    Und die Verlage, versuchen mit dem was gerade angesagt ist, soviel Geld wie möglich zu verdienen.
    Kann man ihnen eigentlich nicht verübeln. Kein Geld - Kein Verlag - Keine Bücher.

    Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben
    A. Schopenhauer :grin

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  • cimini


    So ist es, und der Erfolg gibt dieser Strategie ja vollkommen recht. Es gibt genügend Leser, die nach einem toll geschriebenen Arztroman erst mal 20 weitere lesen müssen, ehe sie sich einem anderen Thema zuwenden können.

  • Hast Du es schon gelesen, Waldfee?


    Ich bin ja gespannt auf die Meinung einer weiteren Madame, hab es einer nicht näher genannten katzenähnlichen Fledermaus geschickt. Aber ich will hier auch niemanden unter Druck setzen. :grin

  • Das hab ich gerade in meinem Blog dazu geschrieben:


    Wenn man das Cover dieses Buchs sieht, denkt man meist an Jan Weilers "Maria, ihm schmeckt's nicht". Und da hört dann die Gemeinsamkeit auch schon fast auf. Naja, fast, denn beide Bücher sind im gleichen Verlag erschienen und beide Autoren haben Familie in Italien (Brogna original, Weiler angeheiratet). Das war's aber leider auch schon an Übereinstimmung.
    Während das Buch von Weiler wunderbar amüsant und spritzig ist und man sogar einen roten Faden, sprich eine Geschichte, erkennen kann, findet man in "Das Kind unterm Salatblatt" nur Aneinanderreihungen echter und phantasierter Kindheitserinnerungen. Noch dazu hat man beim Lesen das Gefühl, im Tagebuch eines 10Jährigen zu blättern, der Schreibstil ist (wahrscheinlich bewusst) "kindlich" gehalten.
    Es sind durchaus lustige Begebenheiten, allerdings hätten die überall auf der Welt sich so ereignen können...Dem Buch fehlt das Besondere.
    Schade, wieder nur ein schlechter Abklatsch einer guten Idee.


    Mir hat's absolut nicht gefallen.

  • So, ich habe das Buch nun auch gelesen - hier meine Meinung.


    Zu keiner Zeit habe ich trotz der ähnlichen Aufmachung einen zweiten Weiler erwartet. Wieso auch? Die Bücher dieser "Reihe" sind ja von unterschiedlichen Autoren geschrieben.


    Der Autor beschreibt hier seine (fiktive?) Jugend im Sizilien der 60er Jahre. Einiges von dem, was er über Armut und Kriminalität schreibt, weiß man - anderes ist wiederum neu.


    In immer neuen, teils lustigen und teils auch dramatischen Anekdoten läßt uns der Autor hier an seiner unbeschwerten sizilianischen Kindheit teilhaben. Das nostalgisch verklärte Bild einer italienischen Kleinstadt taucht dabei vor einem auf und ein Lausbub, der nichts als Unfug im Kopf hat.


    Typisch dabei allerdings auch die über den Missetäter verhängten Strafen: In den 60ern war es halt noch üblich, daß man den Hosenboden stramm gezogen bekam.


    Ich muß allerdings sagen, daß Luigis Eltern mit ganz fürchterlichen Bratzen gestraft und sehr zu bedauern waren. :grin


    Mir hat das Buch Spaß gemacht - vielleicht auch deswegen, weil ich es von Anfang an als ein eigenständiges Buch und nicht als Teil einer Reihe gesehen habe.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ein Buch über die Kindheit und Jugend des kleinen Gigi im Sizilien der sechziger Jahre, gespickt mit allerhand Geschichten von nonna und nonno.


    Für mich war es ein Vergnügen diese Buch zu lesen. Ich fand es komisch, ich fand es traurig, ich fand es einfach schön.


    Übrigens schreibt ja der Autor am Ende des Buches : Alles in dem Buch etspricht der Wahrheit....., aber die Übertreibung ist die Kunst der Erzählung...

  • Also ich bin begeistert von dem Buch. Anfangs muss man wohl erst in die Gedankenwelt des kleinen Gigi rein kommen. Aber wenn man sich dann drtauf einlässt, macht es wirklich Spßa.
    Herrlich wie der kleine Bengel so verquer denkt, sich bei seinen Missetaten eigentlich keiner Schuld bewusst ist, denn er hat doch nur helfen wollen oder es gut gemneint, oder? :lache


    Interessant auch die eingestreuten Berichte über das sizilianische Leben, die Kultur und die gestrengen Sitten.


    Nicht alles ist in dem Buch nur lustig, sondern es gibt auch viele Stellen, die einen doch wirklich berühren. Die Geschichten um Verlust von Freunden und Familenangehörigen. Auch wenn sie dann am Ende wieder durch Gigis krude Gedankenwelt zum leichten Schmunzeln anregen.


    Freue mich auf den nächsten Band, der ja leider der Letzte sein wird. :-(

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

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