Hier könnt ihr euch über historische Zusatzinformationen austauschen.
Historische Informationen
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Bei etlichen anderen Personen finde ich leider nur fremdsprachige Seiten...
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Ich bin mal so frei und poste auch ein paar Links.
Und hier noch eine Seite zu den Katharern: http://www.katharer.de/
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Hi!
Ein bißchen was an Info von mir, zwecks Entflechtung von Geschichte und Geschichte. Natürlich immer nur anhand meines beschränkten Wissensstandes. Vielleicht ist sehr viel mehr historisch, als ich bisher identifizieren konnte.
Vorsicht, ich betrachte historische Info nicht als Spoiler, also vielleicht lieber erst danach lesen.Zum I. Kapitel:
Willem „William“ von Roebruk
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_RubrukWilliam ist eine historische Persönlichkeit, allerdings ist er hier noch ein paar Jahre von seinem Auftritt in der Geschichte entfernt. 1252 wurde er als päpstlicher Gesandter zu den Mongolen geschickt, da sich Gerüchte verbreitet hatten, wonach mindestens ein hochrangiger Mongole (Sartaq, Sohn Batus) Christ geworden war, was allerdings nicht stimmte. Sartaq schickte ihn an den Hof des damaligen Großkhans, Mönke. Rubruk hat eine Chronik über diese Reise verfaßt. Berling-Leser kennen diese Reise – etwas anders – sehr gut aus dem dritten Band, „Die Krone der Welt“.
http://www.amazon.de/exec/obid…1_0_1/303-3759845-9030604Berlings William unterscheidet sich von seinem historischen Vorbild vor allem was das Nachleben der Mission betrifft. Über die Zeit davor ist mir nichts bekannt.
Korrigiere, laut Wikipedia hat er tatsächlich in Paris studiert.
Ansonsten war auch der historische Rubruk „schwer an Gewicht“ und beschwert sich gelegentlich über unzureichende Nahrungsmittelversorgung.Natürlich gibt es nicht einen einzigen guten Grund, warum ein flämischer Mönch mit vermutlich deutscher Muttersprache „William“ genannt werden sollte. Ich vermute hier eine Verneigung vor Ecos William von Baskerville, mit dem unser William allerdings nicht mehr als den Namen und die Ordenszugehörigkeit gemeinsam hat.
Montségur
Ich beschränke mich mal auf die Rolle der Templer. Ob welche bei der Belagerung anwesend waren, weiß ich nicht. Wenn, dann vermutlich in weit neutralerer Haltung als Gavin und die Seinen, die hier ja ganz klar mit den Belagerten sympathisieren.
Die großen Ritterorden wie Johanniter und Templer haben sich aus den Albigenserkreuzzügen herausgehalten, weil es gegen ihre Regeln war, gegen (selbst „verirrte“) Christen die Waffen zu erheben. Es gibt Gerüchte, wonach beide Orden eher mit den Katharern und Faidits sympathisierten und Verfolgten zB zum Schein ihre Landgüter abkauften, damit sie nicht beschlagnahmt wurden und angeblich einzelne zum Schutz in den Orden aufnahmen. Ich versuche seit Jahren, hier etwas handfesteres, zB Namen solcher Menschen zu finden, was mir bislang aber nicht gelungen ist. Rein logisch könnte ich mir vorstellen, daß es solche Aktionen gegeben hat, aber wohl nicht ordensweit oder gar mit Billigung der Ordensoberen, höchstens vereinzelt. Meine Vermutung, nicht mehr.Die Besatzung des Montségur wie Pierre-Roger de Mirepoix und die Pereilhas sind allesamt historisch. Was die nicht katharische Besatzung betrifft, so bin ich mir bis heute nicht sicher, was aus ihnen geworden ist. Mal heißt es, wie hier, daß alle freien Abzug erhielten, mal enden sie in den Kerkern von Carcassonne und anderen Städten und in der kuriosesten Version wird nur Mirepoix freier Abzug gewährt, gerade weil er am Inquisitorenmord von Avignonet beteiligt war und dafür absolviert worden war.
Der Baske Jordi ist auch historisch, wenn auch vielleicht nicht unter diesem Namen. Aber es waren Basken, die den ersten entscheidenden Erfolg gegen die Besatzung erzielt haben, ziemlich genauso, wie hier beschrieben.
Wenn Berling im Anhang schreibt, die Ruine von „Munsalvätsch“ wäre noch heute zu besichtigen, irrt er sich. Die heutige Ruine stammt aus späterer Zeit. Was jedoch nicht wirklich eine Rolle spielt. Es geht um den Ort, nicht um die Steine.
Der Legende nach sollen sich in der Nacht vor der Übergabe vier Parfaits im wahrsten Sinne des Wortes abgeseilt haben, um die „Schätze“ der Katharer in Sicherheit zu bringen. Ein Teil dieser Schätze sind hier die beiden Kinder. Womit Berling sich eigentlich gewaltige Freiheiten nimmt, denn die lebensfeindlichen Katharer, ganz der Erlösung zugewandt und nicht dem als Strafe empfundenen Leben, hatten wohl kein Interesse an Kindern oder der Aussicht auf ein Friedensreich. Ihr Friedensreich war nicht von dieser Welt. Doch waren auch sie dennoch Menschen. Also, warum nicht?
Fortsetzung folgt, damit das nicht zu lange wird.
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Templerorden
http://www.die-templer.de
Was die Verbindung der berling’schen Templer mit der Prieuré de Sion betrifft, so zeigt sich im zweiten Buch, „Das Blut der Könige“, daß dies nur einen Teil des Ordens betrifft, wie Gavin oder Guillem de Gisors. Die Ordensleitung billigt dieses Tun, aber nur, solange es nicht mit ihren anderen Plänen in Konflikt gerät. (Das zeigt sich schön im zweiten Buch.)
An die Existenz einer Prieuré de Sion glaube ich nicht. Ihre Ziele, zumindest lt. Berling, werden später enthüllt.Gavin Montbard de Bethune
Nicht historisch, aber seine illustren Verwandten sind es. Mütterlicherseits stammt er von der Familie de Bethune, deren prominentestes Mitglied Conon de Bethune (ca. 1150-1220) war. Dieser war nicht nur ein Troubadour, sondern auch wichtiger Teilnehmer am 4. Kreuzzug (1202-1204).Väterlicherseits stammt er aus der Familie de Montbard, besonders für einen Templer ein extrem klangvoller Name, da Andrè de Montbard eines der neun überlieferten Gründungsmitglieder des Ordens war und dessen 5. Großmeister (1153-1156).
Etwas, was man nur im später geschriebenen Prequel "Die Ketzerin" über Gavin erfährt:
Eigentlich ist Gavin kein de Montbard. Tatsächlich ist sein Vater Roger II de Trencavel und Ramon-Roger II, den Gavin zumindest laut Berling unfreiwillig ins Verderben geführt hat, war sein Halbbruder. Der Verlobte seiner Mutter (eine Bethune) aus der Familie Montbard hat sie aber dennoch geheiratet und ihn als Sohn anerkannt. Gavin weiß das, Berling wußte es aber wohl noch nicht, als er „Kinder des Gral“ geschrieben hat.Die Geschichte, daß er bzw. ein Templer der Parlamentär war, der Trencavel vor Carcassonne den falschen freien Zugang gewährt hat, entspricht wohl Berlings Phantasie, da ich das bislang nirgendwo gefunden habe. Selbst Rahn (Kreuzzug gegen den Gral) spricht nur einem „Kreuzritter“.
Auch das Ordenshaus von Rennes-le-Château, dessen Komtur Gavin ist, kann man wohl getrost ins Reich der Phantasie verbannen. Bei Rennes-le-Château klingeln allen Verschwörern die Ohren, eine Templerniederlassung ist dort allerdings nicht verbürgt.
Bertrand de la Beccalaria
Bei Rahn (Kreuzzug gegen den Gral) wird unter der Burgbesatzung ein Kriegsmaschinenbauer namens „Bertran von Bacalara“ erwähnt.Sigbert von Ötzfeld
Vermutlich nicht als historisch zu betrachten, er vertritt den Deutschritterorden. Es besteht immer die Möglichkeit, daß Berling einen Menschen dieses Namens aus alten Schriften kennt und Namensrecycling betreibt. Oder doch einfach erfunden. Er hat auch schon Namen von Fassbinder-Schauspielern und – wie ich vermute – französischen Fußballern verwendet, er ist da recht vielseitig.Konstanz von Selinunt alias Fassr ed-Din Octay
Ist eine historische Fußnote. Jean de Joinville (Das Leben des heiligen Ludwig) erwähnt einen speziellen Mamelucken, der etwas ganz bestimmtes tut (Buch 2, „Das Blut der Könige). Das ist unser Konstanz.
Sein Vater Fakhr ed Din ist historisch, ebenso seine Freundschaft mit Kaiser Friedrich II.Loba, die Wölfin
Bei Rahn wird unter den Cab-Arets eine Stephanie, genannt „Loba“ erwähnt. Über Berlings Loba und ihren mißratenen Sohn erfährt man einiges in „Die Ketzerin“.Vitus von Viterbo
Den würde ich schon mit etwas mehr Sicherheit ins Reich der Phantasie schicken. -
II. Kapitel
Ist nicht immer trennscharf, wer wo zum ersten Mal erwähnt wird.
Trou’ des tipli’es
Von einem Ort dieses Namens habe ich noch nie gehört, was nichts heißen muß. Nach der Legende aber haben die Templer in Okzitanien geheime Grabungen durchgeführt. Auch die deutschsprechenden Arbeiter gehören dazu. Sie sollen ausgewählt worden sein, damit sie sich nicht mit der Bevölkerung verständigen können.
Was die Berling’schen Templer dort tun erfährt man, wenn ich mich nicht sehr täusche, in Band 4, „Der Schwarze Kelch“.Crean de Bourivan
Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch nicht historisch. Die Geschichte schreibt zwar die besten Geschichten, aber sein Lebenslauf ist ein bißchen gar schillernd. Jedoch steht er stellvertretend für die „Faidits“, jene nicht katharischen okzitanischen Adligen, die in den Albigenserkreuzzügen gegen die Kreuzfahrer gekämpft hatten (denn es ging natürlich nie um den Glauben) und dadurch alles verloren haben. Manche von ihnen, wie Oliver de Termes, haben ihren Frieden mit Ludwig IX gemacht.
Der ist natürlich historisch, Xacbert de Barbeira auch. Und sein Quéribus auch.
http://france-for-visitors.com/images/large/1013.jpg
Und Crean steht für die Assassinen, die vor allem im 2. und 3. Band eine wichtige Rolle spielen.Ramon-Roger III de Trencavel
historisch und ist definitiv nicht 1240 gefallen. Tatsächlich war RR III nicht mal der letzte seines Stammes, da er zwei Söhne hatte, die sich aber nicht mehr Trencavel sondern „de Béziers“ nannten. Die Spur der Familie verliert sich in der Geschichte. Aber RR machte sogar seinen Frieden mit Ludwig IX.
Für diese Geschichte aber ist es wichtig, daß er tot ist. Man betrachte dies als schriftstellerische Freiheit. In gewisser Weise war er auch der letzte Trencavel. Nun, der vorletzte, wenn man bedenkt wie der Knabe heißt, der die männliche Hälfte der Kinder des Gral bildet.
Ob Ramon-Roger II wirklich das Vorbild für Parcival war, sei dahingestellt. -
Ups, der gehört noch oben dazu.
Yves, der Bretone
Eine doppelte historische Fußnote. Joinville erwähnt in seiner Chronik einen Kleriker, der zwei (drei?) Diener des Königs erschlug und später auf dem Kreuzzug einen arabisch sprechenden Dometscher in den Diensten von Charles d’Anjou. Daraus wurde Yves.Zu den zwei Assassinen, die hier umgehen, auch das ist überliefert. Ich glaube, es ist Joinville selber, der das berichtet. Müßte ich aber nachlesen.
III. Kapitel
Lorenz von Orta, Benedikt von Polen, Andreas und Anselm von Longjumeau
Allesamt historisch, wenn auch, wie im Fall von Lorenz und Benedikt wohl nicht mehr als historische Fußnoten.Ingolinde von Metz
Eine historische Fußnote. Roebruk erwähnt in seiner Chronik eine „Frau Pascha aus Metz“, die es nach Karakorum verschlagen hat. Daraus wurde Ingolinde.Rainer von Capoccio – Der graue Kardinal
Da bin ich momentan noch überfragt, sowohl was den Mann, als auch das geheime Amt betrifft. Spontan würde ich beide ins Reich der Phantasie verbannen, aber da sollte man bei Berling nicht zu schnell sein. Er hatte Zugang zu den vatikanischen Archiven. Vielleicht gab es zumindest einen Kirchenmann in der Zeit mit diesem Namen.
Edit 12.12.08: Ich scheine schockierenderweise übersehen zu haben, daß Friedrichs II erbitterter Feind dieser Zeit, Kardinal Rainer von Viterbo hieß und daher, wegen des gemeinsamen Geburtsortes, wohl genau unser Rainer von Capoccio.
Danke Siorac!Die "Flucht" Innozenz' IV
Sehr schön, wie William hier mitanhört, wie das ganze geplant wird. Ein herrlicher Fall von Geschichte & Geschichte. Innozenz, dessen Leben mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht von Friedrich II bedroht war, wohl aber seine Standhaftigkeit, nicht Frieden mit ihm zu schließen, ist tatsächlich "geflohen", das arme Ding, um Friedrich, den Angreifer, vor der Welt ins Unrecht zu setzen und einen schönen Vorwand zu haben, sich nicht mit ihm einigen zu müssen.
Besonders schön zeigt sich die Verflechtung in "Schnittpunkt zweier Fluchten". So weit bin ich aber noch nicht.So, das reicht erst mal. Mehr habe ich noch nicht vorbereitet.
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Zitat
Original von Pelican
- Innozenz IV.Ergänzung: Daß Friedrich II sich Innos Forderungen nicht beugte, lag u.a. daran, daß diese ungerechtfertigt waren. Klar war F II auch kein Unschuldsengel, aber so einfach wie hier präsentiert war es auch nicht.
Und Manfred war eben nicht Friedrichs legitimer Sohn. Es wird vermutet, daß er durch eine Trauung linker Hand mit seiner Mutter Bianca Lancia quasi legitimiert wurde, aber legitim war er dennoch nicht, da er in der Erbfolge nach den ehelich geborenen Söhnen und Nachkommen gereiht ist, was ihn aber nicht gehindert hat. Ups, ich schweife ab.
Und freundlicherweise wird hier Friedrichs Erbe Konrad IV ausgelassen, den Inno zwischen Friedrich und Manfred "befehdete". ARGH!ZitatFriedrich II krönte sich nicht selbst zum König von Jerusalem. Er berichtet nur, daß er "unter der Krone ging". Eine liebgewordene und gern abgeschriebene Fehlinterpretation.
Aber, nach schnellem Überfliegen, der Text klingt gut.Ups, bitte um Vergebung, ich habe meine arrogante Phase. Es ist nicht auszuschließen, daß ich selber Unsinn von mir gebe.
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Ach Grisel...
Du machst mich sprachlos.
Welch Luxus mit Dir dieses Buch lesen zu dürfen.
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Zitat
Original von Pelican
Ach Grisel...
Du machst mich sprachlos.
Welch Luxus mit Dir dieses Buch lesen zu dürfen.
Ich kann das nur unterschreiben, Grisel. Ich lese das Buch zwar nicht mit, verfolge aber natürlich die Leserunde. Ich finde es super schön, dass du die Leserunde so mit deinem Wissen unterstützt. Vielen Dank dafür -
Och, Ihr macht mich ja ganz verlegen. Das Entzücken ist ganz auf meiner Seite, denn genau das ist es, was ich so gern tue. Mein Mittelalter bereisen und das mit dem Meister höchstpersönlich.
Jetzt warte ich nur neugierig drauf, daß mal jemand was zum Inhalt sagt ...PS: Oh, danke für Eure freundlichen Worte!
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Noch zum Kapitel III:
Ich finde es wunderbar, wie Berling die historischen Hintergründe in seine Geschichte einbaut, durch belauschte oder einfach nur mitgehörte Gespräche oder durch Erzählungen, aber nicht herausgehoben, sondern hineingewoben. Das macht seine Bücher für mich zur Idealvorstellung historischer Romane. So muß es sein, Geschichte und Geschichte.
Wie der endgültige Verlust Jerusalems durch die Choresmier 1244. Fast jedes Detail das im Roman erzählt wird, finde ich gerade in Runcimans "Geschichte der Kreuzzüge" wieder, nicht umsonst betrachtet Berling in den Danksagungen und Quellenangaben einen Verzicht auf Runciman als "undenkbar".
Desgleichen die Schlacht von La Forbie kurz darauf, findet sich alles hier wieder, inkl. Baibars, was mir bisher entgangen ist.
Was Berling schön einbaut ist die Fassungslosigkeit der "braven" italienischen Christen, die diese irrwitzige Koalition aus Ritterorden, Baronen Outremers, Damaskus, Homs und Kerak so gar nicht verkraften können. Wie sollen sie das auch verstehen, wenn sie nicht dort leben?
Der ist für Runciman.In die gleiche Kategorie gehören die Aussagen Elias über Friedrichs II Haltung zu Ketzern. Im allgemeinen heißt es immer, er hätte sie verabscheut, sie als etwas rebellisches, zu vernichtendes betrachtet. Ich habe das ehrlich gesagt nie in Frage gestellt, da es seinem überlieferten Bild zu sehr entspricht. Doch was war zuerst da?
Ich bin einmal über ein hochinteressantes Buch gestolpert über die Ketzerpolitik der staufischen Herrscher. Name und Titel liefere ich bei Interesse gern nach.
Der Autor hat sehr schön dargelegt, daß Ketzer stets nur dann verfolgt wurden, wenn es für die Politik wichtig war. Wie jetzt. Friedrich II, im Überlebenskampf mit Innozenz und noch mit Hoffnung auf Frieden - noch - muß sich als braver Sohn der Kirche zeigen. Genau das erklärt Elia hier William. -
IV. Kapitel
Wieder ein sehr schöner Fall von Geschichte & Geschichte, im Unterkapitel "Wider den Antichrist", als Anselm von Longjumeau und Matthäus von Paris die Rede von Innozenz IV für das Konzil von Lyon konzipieren, mit all den dramatischen Gebärden inkl. der Wirkung, die diese erzielen sollen. Ziemlich genauso ist seine Rede überliefert, mit entsprechender Wirkung, Friedrich II wurde erneut exkommuniziert und abgesetzt. Äh, für abgesetzt erklärt.
Matthäus von Paris
http://de.wikipedia.org/wiki/Matth%C3%A4us_von_Paris
Der Matthäus hier ist verantwortlich für das "geheime Documentarium", was, wie sich später herausstellt, u.a. bedeutet, daß er des Laterans Cheffälscher ist. Eine meiner Lieblingsstellen! Einen Mann dieses Namens zum Cheffälscher des Laterans zu ernennen, ist ein ganz besonders bissiger Seitenhieb Berlings. Der historische Chronist Matthäus von Paris ist nämlich berüchtigt für seine gelegentlich blühenden Anfälle von Phantasie.Laurence de Belgrave
Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit erfunden. Zu schillernd, ihr Lebenslauf. Belgraves hat es zweifellos gegeben, vielleicht auch einen Lionel, das gleiche gilt für ihre Mutter, als Familie und Name? Nur die Mutterschaft von Bischof Guido II von Assissi muß ich irgendwie bezweifeln ...
Aber wohl keine Laurence. Pech fürs Mittelalter, da hat es was verpaßt. (Ihre Jugend wird in „Die Ketzerin“ erzählt, wo man auch einige andere alte, das heißt, jüngere Freunde trifft.)
Ihren Ehemann, Enrico Pescatore, hat es gegeben. Ob er aber auch Graf von Otranto war, weiß ich nicht. Er muß andere Nachkommen außer Hamo gehabt haben, die hier aber keine Rolle spielen. In einem Buch bin ich mal auf die Erwähnung von einem Sohn gestoßen, der von Manfred Malta zurückbekommen hat, das Friedrich II dem Vater entzogen hatte.Hamo L’Estrange
Wie seine Mutter zu schillernd in der Abstammung. Mein Herz hat einen Schlag ausgesetzt, als ich in meiner Kreuzzugsbibel „Geschichte der Kreuzzüge“ von Steven Runciman im Register einen Mann dieses Namens gefunden habe. Der aber hat mit unserem Hamo nichts gemein, sondern gehört mit ziemlicher Sicherheit zu den Lestranges, einer Adelsfamilie aus den englischen Marshes zwischen England und Wales. Vermutlich hat Berling einfach nur der Name gefallen.
Der historische Hamo L'Estrange kam vermutlich mit Edward I (noch als Prinz Edward) auf dessen Kreuzzug nach Outremer und heiratete 1272 Isabella von Zypern, Herrin von Beirut. Als er im nächsten Jahr schon im Sterben lag, stellte er Frau und Lehen unter Baibars' Schutz.Spoiler für die gesamte Berling-Reihe:
Rein zeitlich würde es sich ausgehen, falls unser Hamo zu dem Zeitpunkt Witwer war. Und zu Baibars hatte er ein gewisses Verhältnis, war er doch mit ihm verschwägert ... Fragt nicht, lest Buch 2.Clarion von Salentin
Wie der Rest ihrer kuriosen Familie, zu schillernd in der Abstammung. Als „Nebenprodukt der Hochzeitsnacht von Brindisi“ gilt meistens Friedrich von Antiochien, als dessen Mutter eine Ibelin-Verwandte von Friedrichs II zweiter Frau Isabella/Jolanda vermutet wird.
Mir ist nichts davon bekannt, daß Fakhr ed Din Friedrich eine Tochter "geschenkt" haben soll. -
Blanchefleur
Kaiser Friedrich II hatte eine uneheliche Tochter dieses Namens. Wer ihre Mutter war ist unbekannt. Laut Maschke (Das Geschlecht der Staufer) starb sie am 20. Juni 1279 im französischen Dominikanerinnenkloster in Montargis, wo sie „im Beginenkleide“ gelebt hat. Wie auch immer eine Kaisertochter dort gelandet sein mag.Roger-Ramon-Bertrand genannt Roc
Jetzt wissen wir also, wer seine Eltern waren. Roger und Ramon stehen für die Trencavel, Roger aber auch für die Staufer, da Roger II vom Hauteville Friedrichs II Großvater war, der selbst auf die Namen Friedrich Roger getauft war. Bertrand steht für Beccalaria, den Mann, dem seine Mutter wohl doch besser treu geblieben wäre.Was die dynastischen Pläne der noch nicht enhüllten Mutter Blanchefleurs betrifft, so vermute ich, daß sie ihre Tochter mit Raymond VII von Toulouse verkuppeln und ihr einen Sohn von ihm beschaffen wollte. Der war nämlich auf der verzweifelten Suche nach einem, obwohl er 1229 im Vertrag von Meaux geschworen hatte, Toulouse seiner Tochter Jeanne zu vermachen, egal ob er noch Söhne hat oder nicht. Er hatte keine. Jeanne auch nicht, praktischerweise, wodurch Toulouse nach ihrem Tod und dem ihres Mannes Alphons von Poitou, einem Bruder von Ludwig IX, an die französische Krone gefallen ist. Ein Schelm, wer böses bei dieser Kinderlosigkeit denkt.
Raymond VII von Toulouse
Aber, das ist pure Vermutung meinerseits. Vielleicht wollte sie Blanchefleur von Anfang an mit RR III verkuppeln und Oliver war ihr Werkzeug. Hey, ein neuer Gedanke!Der große Plan
Was für ein Machwerk! Da ist alles drin, was das Verschwörerherz begehrt, das sang reál. Kurzfassung der Legende: Jesus war ein Mensch, verheiratet mit Maria von Magdala, die keine Hure war - Verleumdung von Paulus -, Barabbas war sein Sohn und nach seinem Tod - oder auch nicht - ist sie mit ihren Kindern nach Südfrankreich geflohen, wo sich ihre Nachkommen u.a. mit den Merowingern verbunden haben. Die Merowinger wurden von den Karolingern vom Thron gestoßen, die Capets sind die Nachfolger der Karolinger. Daher wurde ein Geheimbund, die umtriebige Prieuré de Sion, gegründet, um wieder einen Nachkommen mit sang real auf den französischen Thron zu bringen. (Wohl noch nie was von engen Heiratskreisen gehört. Nach ein paar Generationen muß praktisch jeder Adlige und noch einige andere was davon in den Adern gehabt haben ...)
So nachzulesen bei Lincoln/Baigent/Leigh, "Der heilige Gral und seine Erben" und anderen Verschwörern. Dan Brown?
Das Ziel der PdS hier, bei Berling, ist ein anderes, wie man im Großen Plan lesen kann. Es soll ein mediterranes Friedensreich geschaffen werden mit ganz speziellen Herrschern. Schritt 1 des Plans ist bereits umgesetzt. -
Noch zum IV. Kapitel:
John Turnbull
Für ihn gilt das gleiche, wie für Crean. Natürlich heißt das immer nur, bis man mir das Gegenteil beweist. Wofür John steht, tja, das weiß ich selber noch nicht so genau. Er ist definitiv die schillerndste Figur, wenn er hier auch schon am Ende seiner Karriere als Verschwörer und Wirrkopf steht.
Er ist jedenfalls die „Spinne“, bei der alle Fäden zusammenlaufen, da er, wie man erfährt, seinen Sohn, Sigbert und Konstanz mit ins Spiel der Prieuré gebracht hat. Laurence und Gavin kennt er von früher (siehe „Franziskus“ und „Die Ketzerin“).Sehr interessant ist etwas, was mir erst jetzt aufgefallen ist. Es heißt ja im Großen Plan, daß sich das Blut der Kinder des Gral mit dem des Erben der Ismailiten verbinden sollte. Und John war derjenige, der Crean und seine Töchter zur Sicherheit nach Alamut geschickt hat. Etwas, was man für das 3. Buch im Hinterkopf behalten sollte.
Spoiler für "Die Krone der Welt":Da zeugt der letzte Assassinengroßmeister seinen Erben nämlich mit einer der Töchter Creans um seine heilige Blutlinie weiterzugeben. Durchaus möglich, daß das von John so vorgesehen war.V. Kapitel
Isabella-Constance-Ramona genannt Yeza
Nun kennt man auch ihre Abstammung, eine Tochter Esclarmonde de Pereilhas und Friedrichs II. Sie ist damit also Roc’s Tante und Clarions Schwester.
Isabella steht also für den Anspruch auf Jerusalem, da zwei seiner Königinnen diesen Namen trugen, Isabella von Anjou und Isabella-Jolanda von Brienne, die zweite Frau Friedrichs II und Mutter des aktuellen nominellen Königs von Jerusalem, Konrad IV (II in Jerusalem).
Wundert mich etwas, weil Isabella nicht unbedingt der typische Name dieses Königreichs ist. Auf jeden Fall sind beide Isabellas nicht gerade die tollsten Vorbilder. Melisende wäre passender gewesen. Doch dann hätten wir jetzt Roc und Meli ...
Constance steht für die Staufer, für Friedrichs Mutter Konstanze von Hauteville, die ihnen Sizilien einbrachte und seine erste Frau Konstanze von Aragaon. Ramona steht wie Ramon für das okzitanische.Pian del Carpine
Johannes de Plano Carpini
Hat im Jahr 1245 tatsächlich eine Mission zum Großkhan der Mongolen unternommen und darüber den Bericht „Geschichte der Mongolen und Reisebericht 1245 – 1247“ geschrieben.
Sein Begleiter auf der Reise war der Mönch Benedikt von Polen. Oder doch William?
Eine andere Ausgabe als die von mir gelesene:
http://www.amazon.de/exec/obid…1_2_2/303-4100687-6448215 -
VI. Kapitel
Castel del Monte
http://www.schaetze-der-welt.de/denkmal.php?id=183
Ist eine schöne Reise durch das staufische Süditalien, die William & Co da machen. Jede Menge Orte, bei denen es „Neo-Ghibellinen“ in den Ohren klingelt.
Das Castel del Monte gehört zu den geradezu überirdisch schön wirkenden Gebäuden, selbst auf Bildern. (Es in natura zu sehen war mir noch nicht vergönnt.)
Jedoch hat Vitus nicht unrecht, wenn es ihn irgendwie auch an ein Gefängnis erinnert, denn hier hat Charles d’Anjou nach der Ausrottung der Staufer u.a. die drei kleinen Söhne Manfreds eingekerkert, die ihr gesamtes Leben hier in Ketten verbracht haben, bis auf einen, der angeblich als Erwachsener fliehen konnte, schwer geistig umnachtet.Marie de St. Clair und Gisors
Sie gehört wie ihr Mann Jean de Gisors und ihr Stiefsohn Guillem zu denen, die ich einfach nicht einordnen kann. Die einzigen, wo ich die drei bisher gefunden habe, sind ausgerechnet Lincoln/Baigent/Leigh „Der heilige Gral und seine Erben“, und ich scheue mich, die als ernstzunehmende Quelle zu betrachten. Bei ihnen ist Guillem allerdings Enkel, nicht Sohn von Jean de Gisors.
In den Inquistionsprotokollen der Templervernichtung heißt es – allerdings auch von LBL zitiert! – daß ein gewisser Wilhelm von Gisors 1308 gemeinsam mit zwei Kollegen den Auftrag hatte, den Temple zu Paris nach Skulpturen zu untersuchen. Er soll derjenige gewesen sein, der einen berühmten Frauenkopf gefunden und der Inquisition vorgelegt haben soll.
Auffallend: Erstens, der Mann, wenn es „unser“ Guillem gewesen sein soll, muß steinalt gewesen sein. Zweitens, Wilhelm ist nicht gerade ein seltener Name und de Gisors' wird es wohl auch mehr gegeben haben.Zu Gisors empfehle ich Interessierten eine – vorsichtige – Suche im Internet. Denn auch das ist ein klingender Name für Verschwörungsfans.
Auf jeden Fall war Gisors ein wichtiger Zankapfel im Konflikt zwischen englischem und französischem Königshaus, speziell im 12. Jahrhundert.Loba, Capoccio und Vitus
Die Geschichte, die St. Clair hier als Druckmittel gegen Capoccio einsetzt hat sich später geändert. In „Die Ketzerin“ laufen das Kennenlernen von Loba – denn natürlich ist sie Capoccios ketzerische Exgeliebte, die sich so gut mit Kräutern auskennt - und ihm und Vitus’ erste Jahre anders ab.
Interessant auch ihr Tod. Bisher hatte ich es eher als kaltblütigen Mord von Vitus an seiner Mutter betrachtet. Diesmal habe ich es eher als Gnadentod gelesen um ihr schlimmeres durch die Inquisition zu ersparen. -
VII. Kapitel
Die Saratz
Gewissermaßen komplett eine historische Fußnote. Da habe ich was im Vorwort von Roebruks Chronik entdeckt. Der Herausgeber gibt eine kurze Erklärung dafür, daß der „Islam zum Trauma des christlich-abendländischen Menschen geworden“ war, weil die Muslime in Europa verhältnismäßig weit vorgedrungen waren. „Selbst verschiedene Alpenpässe wurden von den Muslim kontrolliert, und der bekannte Schweizer Ort Pontresina trägt heute noch seinen Namen als Erbe jener Zeit: Pons Saracinorum, Brücke der Sarazenen.“
Wobei allerdings nicht die Rede davon ist, daß da noch 13. Jahrhundert Sarazenen ansässig waren, die sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt haben. Ich schätze, davon hätte man gehört.Nicola della Porta
Auch ein schwerer Fall. Ich nehme an, es müßte zu der Zeit einen römischen Bischof in Konstantinopel gegeben haben, aber ob er Nicola della Porta hieß?
Irgendwie macht mich die Tatsache mißtrauisch, daß unter den Bedankten bei Berlings Danksagungen auch ein Darius della Porta auftaucht ...
Ziemlich unwahrscheinlich jedoch ist, daß sein Vater Guido II von Assissi war. Seine „unbekannte Mutter“ ist so unbekannt nicht.
Spoiler für die Ketzerin:Das war eine gewisse Sancie de la Roche, eine recht lebenslustige junge Frau, die zuerst die Verlobte von Laurence’ erster großer Liebe war und dann ihre Geliebte und dann die ihres Bruders. Es wird auch vermutet, daß sie Yazinths Mutter war. -
VIII. Kapitel
Das Treffen Friedrichs II mit Heinrich Raspe 1246
Eine hochinteressante Szene. Es ist nicht überliefert, wird aber gelegentlich vermutet, daß Friedrich in dieser Zeit noch einmal in Deutschland war, vielleicht wegen Konrads IV Hochzeit. Hier hakt Berling ein um uns dieses Treffen zu zeigen. Er präsentiert hier sehr schön Raspes Dilemma, der sich eigentlich nicht gegen Friedrich stellen will, aber auch nicht gegen den Papst. Die Vorstellung König zu sein – wenn auch nur als „Pfaffenkönig“ und Gegenkönig zu Konrad IV – mag ihm auch nicht unangenehm gewesen sein.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_RaspeWoraus ich absolut nicht schlau werde sind Gavin und Guillem de Gisors in Friedrichs Begleitung. Welche Interessen hat die Prieuré (Gisors) an der Frage des Deutschen Königs? Und Friedrich war nicht gerade berühmt für sein herzliches Verhältnis zu den Templern und vice versa.
Oder sind sie wegen William gekommen?X.
Hamos Abstammung
Wird im 3. Buch teilweise gelöst.
Spoiler für "Die Krone der Welt":Das Amulett, das ihm sein Vater vermacht hat, weist diesen als Abkömmling des zweiten Sohnes von Temujin, Dschingis Khans, aus, Dschagatai. Ich bilde mir ein, irgendwann hört man auch etwas von einem verschollenen Sohn, der dann der unglückliche Vater Hamos wird, aber ich kann den Finger nicht drauflegen. -
Ich stelle fest, ich weiche gelegentlich etwas vom rein historischen ab. Ich hoffe, das stört niemanden. Ist ein klassischer Fall von Berlingitis.
Betrachtet mich einfach als Anhang zum Anhang. -
Das finde ich auch ganz gut so. In diesem Roman ist Berlings Anhang schießlich noch nicht so üppig.