Der Eroberer - Georgette Heyer

  • Kurzbeschreibung:
    Herleva, die Geliebte des normannischen Grafen Robert, hat einen Traum: Aus ihrem Leib wächst ein Baum, höher und immer höher, bis er alle anderen um sich überragt und seinen Schatten über die Normandie und England, jenseits des Meeres, wirft . . . Wilhelm, ihr Sohn, ist zum Herrschen geboren. Mit politischem Geschick, Wagemut und Ausdauer erobert er die Macht: zuerst die Normandie, dann, im blutigen Kampf gegen den Angelsachsen Harald, die Krone Englands. Nur eine Frau, Mathilde von Flandern, deren braungrüne Augen wie tiefe Teiche schimmern, ist Wilhelm an Mut und Kraft ebenbürtig. Eine uneinnehmbare Festung ist leichter zu erobern als sie . . . Mit Wilhelms Herrschaft über England beginnt eine bittere Fehde zwischen den dort ansässigen Angelsachsen und den normannischen Eindringlingen. Doch die Liebesgeschichte zwischen Wilhelms Gefolgsmann Raoul de Harcourt und der schönen Angelsächsin Elfrieda zeigt, dass Versöhnung möglich ist.



    Autorin:
    Georgette Heyer, geboren 1902 in Wimbledon, schrieb mit siebzehn Jahren ihren ersten Roman, der zwei Jahre später veröffentlicht wurde. Danach hat sie eine lange Reihe charmant unterhaltender Bücher verfasst, die weit über die Grenzen Englands hinaus Widerhall fanden. Sie starb 1974 in London.



    Meine Meinung:
    Vorweg kann ich gleich sagen, dass dieses Buch nicht für sanfte Gemüter und Freunde romantischer Geschichten geeignet ist.
    Georgette Heyer erzählt den Lebenslauf Wilhelms (incl. der Beweggründe, wie sie gewesen sein könnten) bis zu seiner Krönung zum König von England.
    Als Bastard -aber auch als Herrscher- geboren, ist er umgeben von vielen Feinden und Neidern, die ihn gerne aus dem Weg räumen möchten und dies führt zu etlichen Schlachten, wobei das Blut förmlich aus dem Buch fließt.
    Wilhelm wird dargestellt als kühler Stratege und als harter Mann, der aber durchaus Gerechtigkeit walten lassen kann, solange man ihn nicht unnötig reizt.
    Die "Eroberung" Mathildes fand ich sehr amüsant, denn Wilhelm muss zu recht unkonventionellen Mitteln greifen um sie zu bekommen, dennoch passt es zu der Geschichte und macht deutlich, dass sie eben genau die Frau ist, die zu ihm passt.
    Schön ausgearbeitet sind auch die Konflikte, die zwangsläufig entstehen, wenn sich Freunde bei einer Schlacht plötzlich als Feinde gegenüber stehen.
    Empfehlenswert ist dieses lebendige und informative Buch m.M. nur für Leser, die sich für Wilhelm interessieren - dafür erhalten sie dann aber auch einen Roman, der sich sehr echt anfühlt. Mir hat "Der Eroberer" jedenfalls trotz anfangs gewöhnungsbedürftiger Sprache und fehlendem Personenregister sowie Kartenmaterial sehr gut gefallen.


    Viele Grüße
    Kalypso
    .

  • Hallo Kalypso :wave,


    Dann lag ich doch richtig mit meiner Erinnerung, dass es keine Schmonzette ist :grin


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Hi Kalypso!


    Schöne Rezi! Nur, daß ich die "Zielgruppe" nicht nur auf William-Fans eingrenzen würde, sondern es jedem empfehlen, der gut geschriebene historische Romane aus dieser Zeit mag.


    Ist auch ein leuchtendes Beispiel dafür, daß Heyer eben doch weit mehr konnte, als ihr netten, locker-leichten (von mir sehr gemochten!) Gesellschaftsromanzen zu schreiben.


    Bye,


    Grisel

  • Zitat

    Original von Grisel
    Nur, daß ich die "Zielgruppe" nicht nur auf William-Fans eingrenzen würde, sondern es jedem empfehlen, der gut geschriebene historische Romane aus dieser Zeit mag.


    Da bin ich mir zwar nicht so sicher, aber okay. :-)



    Zitat

    Original von Grisel
    Ist auch ein leuchtendes Beispiel dafür, daß Heyer eben doch weit mehr konnte, als ihr netten, locker-leichten (von mir sehr gemochten!) Gesellschaftsromanzen zu schreiben.


    Ich kannte die Autorin bisher ja gar nicht und kann also nur über dieses Buch urteilen.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Pelican
    Sieht so aus, als ob das auf meine Wunschliste muß!


    Ich sehe mich das auch schon kaufen. Ich bin ja mit Kalypsos Empfehlungen auch immer sehr gut gefahren, [SIZE=7]wenn man mal von Vikto...äh...Viola Alvarez absieht. [/SIZE]


    lg Iris :grin

  • Zitat

    was würdest Du denn noch von dieser Autorin empfehlen?


    Hallo Pelikan,


    zwar bin ich nicht Grisel, doch mein absoluter Liebling unter den Georgette Heyer-Romanen ist "Der Page und die Herzogin" mit einer sehr guten Fortsetzung namens "Eskapaden" und einem lesbaren weiteren Roman "Barbara und die Schlacht von Waterloo".


    Liebe Grüße


    Sysai :kiss

  • Hallo Delphin.


    These Old Shades ist "Der Page und die Herzogin". In "Eskapaden" (engl. Devils Cub) wird die Geschichte des Sohnes der Hauptpersonen aus "Der Page und die herzogin" erzählt.


    Beinahe hätte ich einen meiner besonderen Lieblinge unterschlagen, nämlich The Masqueraders oder "Brautjagd".


    Auch "Lord Ajax" (The unknown Ajax) lässt sich sehr gut lesen.


    Liebe Grüße


    Sysai :kiss

  • @ Pelican + Delphin:
    "Das zweite Königreich" von Gablé habt ihr ja sicher gelesen und alleine zur Ergänzung ist "Der Eroberer" bestens geeignet.
    (Ich finde den Mann jedenfalls total faszinierend, obwohl ich ihn natürlich nicht zuhause haben möchte. :grin)


    Viele Grüße
    Kalypso


    Delphin :fetch: Das Kleingedruckte habe ich jetzt mal großzügig überlesen! :grin

  • Hi Pelican!


    Zitat

    Original von Pelican
    was würdest Du denn noch von dieser Autorin empfehlen?


    Ihr bestes Buch - lt. Vorwort ihres Mannes auch für sie ihr wichtigstes - ist für mich "Lord John", ein Roman über John of Bedford, Sohn von Henry IV und Bruder von Nr. V. Besonders für Gablé-Fans ein Leckerbissen, weil John so ziemlich genau den Teil erzählt, den sie auslässt, Henrys IV Regierungszeit. Leider ist das Buch unvollendet, kurz nach seinem Tod, weil da auch Heyer gestorben ist.
    (Also, er 1413, sie etwas später ...)


    Sehr gut gefallen haben mir noch
    - Simon the Coldheart - ich glaube, das war auch unter den Lancasters und ich denke, das war auch mehr historisch als romantisch
    - Die spanische Braut - über ein historisches Paar (Harry und Juana Smith), das sich in den Napoleonischen Kriegen in Spanien kennenlernt und gemeinsam die Kriege Wellingtons miterlebt, da er Offizier in dessen Heer ist --- definitiv nicht romantisch
    - Barbara und die Schlacht von Waterloo - Barbara ist Nachkommin der Helden von "These old shades" und "Devil's cub" und ihre Liebelei ist nur Randgeschichte zur Schlacht, die im Mittelpunkt steht.


    Von den leichteren, romantischen:
    - Beauvallet/Der tolle Nick - ein herrlicher "Swashbuckler" von einem Buch über einen Freibeuter zur Zeit Elisabeths I --- Nick ist ein Nachkomme von Simon, wenn ich mich recht erinnere
    - Das Findelkind - entzückendes Buch!
    - Lord Ajax - detto!
    - These old shades - ein köstlicher Held
    - Devil's cub - der Sohn dazu, auch nicht schlecht, kann dem Vater aber nicht das Wasser reichen


    Viel mehr Heyers habe ich noch nicht gelesen, außer einer Kurzgeschichtensammlung. Aber sie schreibt gut und nett, speziell bei den "Romanzen". Wie sicher schon erwähnt, sie ist meine aktuelle Feel-good-Autorin, wenn mir eine Lesekrise droht.


    Zitat

    P.S.: Ich freue mich schon auf die Berling-Leserunde!


    Und ich bin schon richtig nervös deswegen! :wow


    PPS: Was für ein bescheuertes Cover zu "Lord John"! :fetch


    Bye,


    Grisel

  • Zitat

    Original von Grisel
    Ihr bestes Buch - lt. Vorwort ihres Mannes auch für sie ihr wichtigstes - ist für mich "Lord John", ein Roman über John of Bedford, Sohn von Henry IV und Bruder von Nr. V. Besonders für Gablé-Fans ein Leckerbissen, weil John so ziemlich genau den Teil erzählt, den sie auslässt, Henrys IV Regierungszeit.


    :yikes Genau so was hab ich gesucht.


    Zitat

    Leider ist das Buch unvollendet, kurz nach seinem Tod, weil da auch Heyer gestorben ist.
    (Also, er 1413, sie etwas später ...)


    Wie haben die denn das gelöst. Bricht das Buch einfach mittendrin ab, oder haben die Herausgeber da eine Art Ende zurechtgebastelt?


    lg Iris

  • Hi Iris!


    Zu "Lord John":

    Zitat

    Original von Delphin
    Wie haben die denn das gelöst. Bricht das Buch einfach mittendrin ab, oder haben die Herausgeber da eine Art Ende zurechtgebastelt?


    Ich hatte eine deutsche Fassung, da bricht es mittendrin ab. Ich glaube gar, mitten im Satz. Klingt eigenartig, aber es ändert nichts am Lesevergnügen, außer daß man traurig ist, daß sie es nicht beenden konnte. Aber da es eben relativ bald nach Henrys IV Tod endet, ist es in gewisser Weise abgeschlossen. So paßt es auch hübsch zwischen die beiden Waringham-Gablés, rein chronologisch natürlich.
    Tatsächlich zähle ich Heyers Buch zu den besten historischen Romanen, die ich kenne.
    Wenn Du aber einen Ausweg willst:


    Bye,


    Grisel

  • Ohhhhhhhhh jeeeeee! Und ich hatte mich schon gefreut, meinen Wunschzettel deutlich reduziert zu haben!


    Trotzdem: ganz lieben Dank Sysai und Grisel!


    P.S.: Wenn der Eroberer gestern in der Buchhandlung vorrätig gewesen wäre, dann hätte ich ihn gestern gleich mitgenommen.