Ist es euch schon mal passiert oder ist es eine Situation, ueber die ihr euch ueberhaupt Gedanken macht?
Ich selber bin schon viel im Ausland gewesen und war mir immer dessen bewusst, dass mich Leute u.U. erstmal als Deutsche sehen und dann erst als die Person. Hab ein Jahr in Frankreich gelebt und druchaus Befuerchtungen gehabt, dass ich mal "sal boche" hoeren wuerde. Oder "Nazi" in anderen Laendern. Letztlich ist es mir nur ein einziges Mal passiert, dass mich ein Ami "Nazi" schimpft, wirklich nur um mich zu beschimpfen ohne damit in irgendeiner Weise auf meine politischen Ansichten anzuspielen.
Ich weiss, dass diese Angst unterschwellig immer bei mir drin ist. Und mein taegliches Leben mehr oder weniger beeinflusst. Und sei es nur, dass ich beim juedischen Baecker hier in der wohl juedischsten Nachbarschaft in Calgary (nahe der groessten Synagoge und des Jewish Family Centre) mich sehr zusammenreisse um nicht in Gegenwart anderer Kunden mit meinen Kindern deutsch zu reden.
Irgendwie fand ich dieses unterschwellige Angstgefuehl (oder wie immer man es nennen mag) auch durchaus geeignet meinem kanadischen Mann zu erklaeren, warum ich schon hin und wieder Buecher zur Nazizeit lese - auch wenn ich jetzt nicht mehr im gleichen Masse davon fasziniert bin wie noch als Teenager, als das ganze Thema noch mehr oder weniger neu fuer mich war. Aber fuer ihn hat es ueberhaupt keine Faszination, er hat nicht das geringste Interesse z.B. "Der Vorleser" von Schlink zu lesen.
Und wie sieht es fuer euch aus? Ist es einfach so, dass man in Deutschland lebend wohl nicht im gleichen Masse sensibilisiert ist als wir Auslandsdeutschen? Frag mich naemlich auch, ob das vielleicht auch mit erklaeren koennte, wieso auf meine letzte Rezension zu Ursula Hegi Die Andere so gar keine Reaktion kam.