v.e.r.d.i - Streik zum Leid der Bürger

  • Zitat

    Original von Branka
    Ja das stimmt, das ist wirklich nicht witzig. Bei Krebs bin ich sowieso empfindlich und so was ist die Höhe. Streik hin oder her, aber Menschenleben deshalb gefährden finde ich nicht in Ordnung.


    Na bitte,dass ist doch genau das,was ich meine.
    Dann sind wir also einer Meinung.


    MfG,He-Man

    "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht Alles bekommen, was wir verdienen. "
    (Dieter Hildebrandt, dt. Kaberettist, *1927)

  • Zitat

    Original von He-Man
    Ich hatte das mit den Tumor-und Herzkranken im TV gehört und dachte ich spinne.Da hört für mich jedenfalls der Streik auf.Selbst,wenn die Patienten davon nicht sterben sollten:Unmenschlich ist es in meinen Augen trotzdem!
    Ich weiß selbst,dass wir den Gewerkschaften sehr viel zu verdanken haben und das sie sehr wichtig für die Interessen der Arbeitnehmer sind,doch habe ich MANCHMAL (in in diesen Fall ist es wieder so)das Gefühl,dass hier übertrieben wird.


    Erstaunlich, daß kaum jemand auf den Gedanken kommt, man könne es mit einer massiv tendenziösen Berichterstattung zu tun haben ... :wow


    Ich habe einen Bekannten, der jahrelang in der Unfallchirurgie (Notaufnahme) gearbeitet hat. Vermutlich ist den wenigsten Bürgern, die sich von solchen streikenden Ärzten verarscht wähnen, klar, was für Schichten Klinikmediziner schieben. Daß gelegentlich 40 Stunden und mehr fast am Stück operiert wird. Ohne eine (dringend notwendige!) Erholungsphase.


    Ein übermüdeter Arzt nach 36 Stunden im OP stellt sicherlich ein höheres Risiko dar als eine Wartezeit.


    Im übrigen richtet sich die Einteilung der OPs weniger nach den Klinikärzten als nach den Auslastungsbedürfnissen der Verwaltung. Und die machen gelegentlich mal einen OP dicht, wenn er ihnen den betriebswirtschaftlichen Auswertungen nach "überzählig" vorkommt. Auch das führt zu Wartezeiten, die dann wieder den ach-so-reichen Ärzten angelastet werden.


    Ich habe sehr großes Verständnis dafür, daß Klinikärzte auf die Straße gehen. Es geht schließlich darum, deutlich zu machen, daß die Grenzen längst weit überschritten sind. Kliniken werden zusammengelegt -- wie hier Gießen und marburg --, privatisiert und dreist weitere Stellen gestrichen. Irgendein Depp wird schon das nötige "Verantwortungsgefühl" haben, sich völlig übermüdet in den OP zu stellen -- für unbezahlte Überstunden.


    Denn wer sich wehrt, darf sich anhören, daß er das bißchen Mehrarbeit ja wohl noch aushalten werde und nicht die "armen Bürger" benachteiligen.


    Ich nehme mal an, das bedeutet, wer streikt, ist kein Bürger mehr? :grin

  • Iris ,
    was die unmmöglichen Arbeitszustände der Ärzte betrifft stimme ich dir vollkommen zu. Da hast du Recht. Allerdings findest du es dann dennoch rechtens, dass solche Dinge gemacht werden wie oben beschrieben? Also das beispielsweise Patienten, die Krebs haben, nicht schnellstmöglich behandelt werden ? Ich denke, man kann das doch irgendwie lösen, ohne die Patienten dafür leiden zu lassen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat: Mir scheint, du willst nicht über deinen Tellerrand, oder in diesem Fall besser deinen Mülleimerdeckel hinausgucken. Sonst hättest du die Beiträge von magali und den anderen auch gelesen und verstanden, worum es hier geht und würdest nicht statt dessen Stammtischweisheiten ungeprüft am Fließband raushauen, dass man es kaum aushält.


    Sei doch mal ehrlich, wenn nicht grade deine Mülltonne betroffen wäre, hättest du von der ganzen Sache wahrscheinlich nichts mitbekommen; auf jeden Fall vermute ich mal, dass dich das nicht interessiert. Es gibt auch im öffentlichen Dienst Bereiche, in denen schon seit 2 Jahren täglich doppelt so viel fürs gleiche Geld mehr gearbeitet wird und das hat nachweislich nicht zu mehr Arbeitsplätzen geführt. Aber das passt natürlich nicht so schön an die Theken Deutschlands. Draufkloppen ist da viel lustiger.





    Es geht hier nichtum meine Mülltonne das wollen wir mal festhalten , denn wie wohl bekannt ist komme ich aus der Pfalz und wohne auch da. Trotzdem regt mich das auf und ich habe die Beiträge sehr wohl gelesen , sehe die Sache aber immernoch genauso. Das ist aber kein Grund gleich wieder angreiflich zu werden. Aber anscheinend hast DU auch nichts gegen das draufkloppen.

  • Branka : Kannst du mir mal erklären, wie?


    Das Problem besteht doch, weil sich die Herrschaften in Verwaltung uund Management immer darauf verlassen konnten, daß die Mediziner sich an den Hippokratischen Eid gebunden fühlten. Das Faß läuft einfach über!


    Ud wer glaubt, daß Privatisierungen die Lösung der Probleme bringen, der soll sich mal in Ländern umsehen, in denen die Grundversorgung der Bürger in privaten "Händen" ist.

  • @Gastratte
    Es ist nur leider so, dass man nicht alle, nur weil sie im Öffentlichen Dienst arbeiten, über einen Kamm scheren kann. Deine Aussage war zu verallgemeinernd und man hat das Gefühl, das du keine Ahnung von dem hattest was du da so allgemein in den Raum geworfen hast. Tut mir leid, aber ich kann verstehen, wenn sich darüber geärgert wird.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
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    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Momo
    Kann mir mal bitte jemand erklären, was ich vorhin schon gefragt habe?
    Was passiert, wenn die Städte sich entschließen, bspw. die Müllabfuhr zu privatisieren?


    Kurze Frage, kaum zu beantworten, ohne den Rahmen hier zu sprengen.


    Die erste Aussage ist schon mal eine der wichtigsten: Billiger ist nicht immer besser. Kommunen, die die Müllabfuhr selbst betreiben, tun das in aller Regel als Teil der Verwaltung, als eigenes Ressort oder als kommunaler Eigenbetrieb. Für die Müllbeseitigung erheben sie Gebühren und arbeiten in diesem Bereich kostendeckend und nicht gewinnorientiert (anders, als die Privatwirtschaft).


    Wenn man nun über Privatisierung nachdenkt, muss man zunächst mal zwei grundlegende Bereiche voneinander trennen. Im ersten Fall wird aus dem Kommunalbetrieb z. B. eine GmbH oder eine Anstalt öffentlichen Rechts. Das bedeutet, die Rechtsform ändert sich, nicht aber der "Betriebsinhaber". Das kann steuerlich günstiger sein, weil betriebswirtschaftliche Kosten anders kalkuliert werden können.


    Sauber davon trennen sollte man aber die "reine" Privatisierung. In diesem Fall überträgt die Kommune ihre Aufgaben zur Müllbeseitigung an ein Privatunternehmen. Hier wird dann nach dem Motto: Möglichst gering gehaltener Kosten zu maximalem Profit gewirtschaftet. Das führt im schlimmsten Fall zu einem rigorosen Verdrängungswettbewerb und zu lukrativem aber ökologisch nicht unbedenklichem Mülltourismus. (Der Müll wird dann zur billigsten Müllverbrennungsanlage quer durchs Land gekarrt.)
    Ob das langfristig zu mehr Arbeitsplätzen führen wird, darf heftig bezweifelt werden, denn auch in diesem Bereich werden immer mehr Menschen durch kostengünstige und krankheits- und urlaubsresistente Maschinen ersetzt. Wenn man das will, muss man zwangsläufig mehr Arbeitslose in Kauf nehmen und mitfinanzieren, wie übrigens die Gewinne der privaten Wirtschaftsunternehmen gleich mit.


    Ich weiß, das sind nicht alle Argumente, es gibt sicher auch welche, die für Privatisierung sprechen, nur kann ich so schlecht gegen meine eigene Überzeugung anargumentieren. ;-) In vielen Fällen gibt es genug Möglichkeiten unwirtschaftliche Kommunalbetriebe flott zu machen. Meiner Meinung nach ist ein gnadenloser Ausverkauf öffentlicher Betriebe an die Privatwirtschaft aber nicht der alleinselig machende Weg.


    edit: schmerzhaften Tippfehler beseitigt :grin

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Ich weiß es nicht Iris. Aber ich weiß, dass es nicht richtig ist dem Patienten dafür das Leid in die Schuhe zu schieben. Ich kann die Ärzte verstehen. Natürlich. Das ist eine Frechheit. Aber was kann der Patient dafür? Versetze dich doch in die Lage eines Krebskranken. Ich hatte vor kurzem erst so einen Fall in der Familie. Der Kranke kann kaum ein noch aus und wenn man dann noch warten muss und nicht weiß wann es weiter geht, ist das psychisch kaum zu ertragen.
    Aber ich verstehe auch die Ärzte, auf jeden Fall. Es ist allerdings beides keine Lösung wie ich meine.

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    Erich Kästner

  • Idgie : Vielen Dank für deine Mühe.
    Das ist erst einmal ein Klops, den ich verarbeiten muss. :-)


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    Original von gastratte
    Aber anscheinend hast DU auch nichts gegen das draufkloppen.


    Nein, ich habe mir heftigst Mühe gegeben, das nicht zu tun, ich hatte aber zugegebenermaßen das Bedürfnis dich etwas wachzurütteln, damit ein paar üble Vorurteile abbröckeln.
    Und ich hatte auch nicht das Gefühl, als hättest du dich mit den gebrachten Äußerungen bis jetzt auseinandergesetzt. Statt dessen kommt immer dieselbe Antwort. Sorry, für mich hört sich das an wie das statement: Ich stehe zu meinen Vorurteilen.

  • Zitat

    Original von gastratte
    Nur mal so anmerk: Gastratte hat selber im öffentlichen Dienst gearbeitet


    Darf ich raten? Es war nicht bei einem Kommunalbetrieb wie der Müllabfuhr, oder?

  • Zitat

    Original von gastratte
    Nur mal so anmerk: Gastratte hat selber im öffentlichen Dienst gearbeitet


    Und ich habe 2 Leute in der Familie, die das auch jetzt noch tun ;-) Somit kann ich deine Worte nicht bestätigen.

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    Erich Kästner

  • Ich bin der Meinung, daß zwischen den einzelnen Parteien, die streiken, sehr genau unterschieden werden muß.


    Daß sich Ärzte gegen die fast unerträglichen und auch für die Patienten gefährdenden Belastungen wehren, halte ich persönlich für völlig in Ordnung.
    Wenn dadurch lebenswichtige Operationen nicht nur kurzfristig verschoben, sondern ohne Zeitangabe aufgehoben werden, halte ich dies für bedenklich. Allerdings habe ich auch keine Patentlösung in der Tasche, sonst säße ich nicht mehr hier, sondern würde in Berlin Kariere machen.


    Soweit es den öffentlichen Dienst betrifft, bin ich auch der Meinung, daß eine Anpassung der Arbeitszeit an die freie Wirtschaft, in welcher Form auch immer, möglich sein sollte. Die Einigung in Hamburg zeigt, daß es möglich ist, wenn alle Seiten wollen.


    Wenn allerdings durch die Streiks wichtige Aufgabe, wie den Streudienst ausfallen und die von den Städten eingesetzten privaten Dienste dann teilweise auch tätlich angegriffen werden, ist für mich eine Grenze überschritten. Zumal ich der Meinung bin, daß sich die Gewerkschaften ins eigene Fleisch schneiden, wenn, veranlaßt durch die Streiks, immer mehr Städte und Kommunen u.a. die Müllentsorgung an private Unternehmen geben, dann fallen erst recht Arbeitsplätze weg.


    Und es ist auch nicht so, daß die Städte und Gemeinden mehr Mitarbeiter einstellen würden oder könnten, wenn es bei den 38,5 h bliebe, es ist nunmal das Geld nicht vorhanden. Allenfalls werden Überstunden angesammelt oder die Arbeit bleibt eben liegen, wo es möglich ist.


    Und im übrigen halte ich es einfach für ein schlechtes Signal, in Zeiten, in denen es der Wirtschaft nicht sehr gut geht und nur ein geringes Wachstum stattfindet, und irgendwie jeder seinen Beitrag zum Aufschwung bringen sollte, sich so vehement gegen jegliche Anpassung der Arbeitszeit zu wehren.


    LG, Ina

  • Klar,ich habe Verständnis für die Ärzte (sogar sehr großes)und,Iris,ich weiß auch bestens bescheid über deren Situation.Anders denke ich aber darüber,dass die Medien die Ärzte als"schlecht"darstellen.Meiner Meinung nach,schildern die TV-Sender etc. die Arbeitsverhältnisse der Ärzte sogar sehr gut,wodurch die Bürger Verständnis für die Ärzte bekommen.


    Ich will das Problem mit den Ärzten mal wieder in den Zusammenhang mit den Streik bringen:


    Ich glaube,dass sich die Gewerkschaft ins eigene Fleisch schneidet,wenn sie Krankenhauspatienten aufgrund des Streikes leiden lässt.
    Es ist für eine Gewerkschaft doch von großer Wichtigkeit,dass die Bürger eines Landes hinter ihr steht?Wie will es ver.di aber schaffen,die Bürger auf ihre Seite zu bekommen,wenn man als Bürger hören muss,dass da kranke Menschen leiden,weil manch einer nicht länger arbeiten will?
    Ich glaube,dass ver.di sich etwas anderes hätte einfallen lassen sollen,um so die Bürger hinter sich zu bekommen und zusammen mit deren Verständnis ihre Ziele zu erreichen.


    EDIT:


    Ina :

    Zitat

    Und es ist auch nicht so, daß die Städte und Gemeinden mehr Mitarbeiter einstellen würden oder könnten, wenn es bei den 38,5 h bliebe, es ist nunmal das Geld nicht vorhanden. Allenfalls werden Überstunden angesammelt oder die Arbeit bleibt eben liegen, wo es möglich ist.


    Ich habe in einen meiner vorigen Beiträge davon gesprochen,dass wir in der Schule einen Film darüber gesehen haben,was passiert,wenn man mehr/weniger etc. usw.,usf. Arbeiter einstellt/entlässt.
    Und das was du gesagt hast,wurde unter anderem auch bestätigt.

    "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht Alles bekommen, was wir verdienen. "
    (Dieter Hildebrandt, dt. Kaberettist, *1927)

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  • Hi Branka,
    ich kann verstehen, dass dich das Krebsthema aufregt. Aber bedenke bitte, was Iris zum Thema effekthascherische Berichterstattung weiter oben geschrieben hat. Kennst du einen gewissenhaften Arzt, der bei tatsächlich lebensbedrohlichem Zustand seiner Patienten ruhig um eine brennende Mülltonne vor der Klinik rumhüpft? Wenn man Klinikpersonal jedes Streikrecht mit diesem erpresserischen Druck auf ihre lebenswichtige Aufgabe grundsätzlich verwehren würde, welche Chancen bestünden da zur Veränderung.


    Es sieht so wenig aus, aber gerade diese Mehrarbeit wird die Stellschrauben auf sehr lange Sicht verstellen, und es ist wichtig, dass die Menschen merken, dass es nicht nur um ein paar Minuten mehr oder weniger geht. Die meisten denken ja wenigstens mal drüber nach. Von allen kann man das wohl nicht verlangen.


    Natürlich muss und wird auch bei den Ärzten das Patientenwohl an oberster Stelle stehen, aber es darf auch durch die Presse nicht zu einem Druckmittel herabgewürdigt werden. Das ist in meinen Augen unlauter.

  • Steht das eigentlich irgendwo schwarz auf weiß (außer in der Bildzeitung vielleicht), dass Patienten vor sich hin vegetieren müssen, unnötige Schmerzen erleiden und vielleicht sogar sterben müssen, weil die Ärzte streiken?
    Ich kann das so nämlich nicht wirklich glauben.


    Edit: Idgie war einen Tick schneller...


    Momo

    Momo


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    -Hermann Hesse-

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  • Ich glaube auch nicht, dass Patienten dahinvegetieren oder sogar sterben. Das muss ich nochmal differenzieren von meiner anderen Aussage. Sondern ich glaube schon, dass Patienten, denen nicht wirklich akut geholfen werden muss, warten müssen.

    Auch aus Steinen,
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    Erich Kästner