Der Sandelholz-Palast - Yves Aubin

  • Kurzbeschreibung


    Vor dem Hintergrund der wechselvollen Geschichte Indiens mit seinen märchenhaften Palästen und des höfischen Frankreichs im 18. Jahrhundert entfaltet sich die mitreißende, leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen der atemberaubend schönen Johanna, Nichte des französischen Gouverneurs von Pondicherry, und dem unwiderstehlichen Offizier und Frauenhelden Henri de Mainville. Eine Liebe, die die Wirren des Krieges immer wieder auseinander reißt, die aber stärker ist als alle Hindernisse ...


    Über den Autor
    Yves Aubin war schon immer von Indien fasziniert, vor allem von Pondicherry an der märchenhaften Koromandel-Küste im tiefen Süden des Landes. Für seinen Debütroman, in dem es ihm meisterhaft gelingt, eine große, bewegende Liebesgeschichte mit einem farbenprächtigen Zeitpanorama Indiens im 18. Jahrhundert zu verbinden, hat er mehrere Jahre lang auch vor Ort recherchiert. Das Buch avancierte in Frankreich nach Erscheinen rasch zu einem Lieblingsbuch der Buchhändler und wurde für den renommierten „Prix des Libraires“ nominiert.


    Meine Meinung
    Kurz zusammen gefasst: ein schöner Schmöker.


    Der Anfang ist ein wenig beschwerlich. Es passiert zunächst nicht viel und die Charaktere erscheinen recht blass.


    Das wird aber von Seite zu Seite besser. Die letzten 400 Seiten (das gebundene Buch hat insges. 760) habe ich regelrecht verschlungen. Man lernt die Charactere kennen und findet sie immer interessanter. Die Hauptprotagonisten sind wie üblich wahnwitzig schön, reich, begehrt und "schlechte Menschen" spielen ihnen übel mit. Trotzdem schleichen sich nach und nach Charactereigenschaften und Verhaltensweisen ein, die den Roman weniger vorhersehbar und somit spannender machen.


    Alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen. Wer sich mit der romantischen Ader des Autors abfinden kann (keine Angst, soooo schlimm ist es nicht!), findet hier viel über den Wechsel der Kolonialmächte (Frankreich/England) und über die Lebensweise der Inder und Europäer in Pondycherry.


    Ein Tipp für alle, die Rebecca Ryman-Romane mögen.

  • Ich bin vor ca. einem halben Jahr auf dieses Buch aufmerksam geworden und habe es seither auf meiner Wunschliste.
    Aber ich weiß nicht recht: Ich habe kürzlich der Talwar gelesen und da geht aus auch um die Auseinandersetzungen zw. Frankreich und England in Indien. Es waren viele Stellungswechsel und Truppenwechsel beschrieben (ohne ins Detail zu gehen). Auch wann welche Provinz von wem besetzt wurde. Da es mich sehr ermüdet hat, habe ich am Ende auch nicht merh durchblicken können. Die anfängliche Karte, zu ich versuchte in meinem Kopf zu malen, war einfach nur konfus.


    Mich interessieren eher Bücher, die wie 1000+1 Nacht sind mit einem historischen Hintergrund. Kommt das orientalische Flair im Sandelholzpalast zu kurz?


    Gruß Spreequell70

  • Hallo Spreequell,


    nein, das orientalische Flair kommt nicht zu kurz. Das Buch führt durch die Straßen von Pondicherrys, in die Berge, die Paläste, geht auf die Gebräuche und Sprachen des Landes ein. Indien ist also sehr schön beschrieben. Zwischendurch spielen einige Passagen in Frankreich, aber das ist nur ein kurzes Stück. Der Roman knüpft an die Zeit von Talwar an, den brüchigen Frieden und die Auseinandersetzungen zwischen den Franzosen und Engländern, allerdings ohne auf die Details der Kämpfe einzugehen. Die Darlegung von Kriegsstrategie, die in Talwar sehr ausführlich war, findet man also im Sandelholzpalast nicht.


    Mir waren die Protagonisten sehr unsympathisch, Joanna in ihrem Egoismus und ihrer Lieblosigkeit anderen Menschen gegenüber und Henri, der mit jeder Frau ins Bett steigt, aber von Joanna strikte Treue erwartet, sich gleichzeitig aber weigert, sie zu heiraten (steht schon im Klappentext, daher kein Spoiler).


    Lesenswert ist das Buch auf jeden Fall, wenn man sich für die Geschichte und Politik englischer und französicher Kolonialmächte in Indien interessiert. Zudem bieten die meisten Romane, die ich zu der Epoche kenne, einen Einblick von britischer Seite, der Sandelholzpalast zeigt die Auseinandersetzung von der Seite der Franzosen aus, die im Laufe des Krieges ihre wichtigste Stellung, Pondicherry, aufgeben mussten. Eine Liebesgeschichte gibt es auch, aber die ist nur ein Teil des Romanes, nicht das Hauptthema.


    Liebe Grüße,
    Laila

    Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. (Rudyard Kipling)

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  • Hallo Spreequell,


    ich stimme Laila in den meisten Punkten absolut zu. Es gibt viel orientalisches Flair, allerdings nicht vergleichbar mit Romanen wie z.B. von Sharon Mass oder Indu Sundaresan. Aber das ist ja auch klar, weil die Protagonisten Franzosen sind.


    Ich habe Talwar auch auf meinem SUB. Wenn ich es gelesen habe, kann ich Dir ja sagen, ob es Parallelen gibt ... ;-)

  • Hallo Electra,


    Zitat

    Original von electra
    Ich habe Talwar auch auf meinem SUB. Wenn ich es gelesen habe, kann ich Dir ja sagen, ob es Parallelen gibt ... ;-)


    Gelesen habe ich Talwar auch, und Parallelen gibt es keine. Talwar spielt zur Zeit der französisch-britischen Kolonialkriege, eine Zeit, die der Sandelholzpalast nur zu Beginn streift. Der Sandelholzpalast umfasst die politische Situation in einem größeren Rahmen, also von der Zeit des Triumphes der Franzosen Ende in der Blütezeit der Compagnie des Indes und dem Höhepunkt von Dupleix' politischer Macht bis hin zum Ende des siebenjährigen Krieges, der auch das Ende der französischen Kolonialmacht in Indien bedeutet hat. Außerdem ist die Handlung in beiden Romanen komplett unterschiedlich. Talwar legt einen größeren Schwerpunkt auf Kriegsstrategie, die detallierte Beschreibung der Schlachten und ist auch nüchterner geschrieben als der Sandelholzpalast. Im Sandelholzpalast ist die Darstellung des männlichen und weiblichen Protagonisten weitgehend gleich gewichtet, bei Talwar dominiert die männliche Sicht, etwas anderes hätte zu dem Roman auch gar nicht gepasst.


    Liebe Grüße,
    Laila :wave

    Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. (Rudyard Kipling)

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  • Schade...nun habe ich es schon fertig! Dabei könnte ich immer weiter und weiterlesen.
    Mein Lieblingsschauplatz Indien zur Kolonialzeit:
    Es war das erste Buch, dass ich aus französischer Sicht las. Interessant die andere Seite kennenzulernen. Ich war sofort drin...ohne Anfangsschwierigkeiten. Verwundert hat mich, dass die Franzosen bemüht waren ihre Edikette zu waren, es aber tatsächlich viel mehr schleifen ließen als die Engländer.
    Einiges hat ich auch schockirt: So das Desinteresse Frankreichs an der Ostindienkompanie und die Rolle von König Ludwigs Mätresse und ihre Machenschaften. Bislang habe ich kein Interesse gehabt Historische Romane Frankreichs zu lesen, aber mir scheint, dass das Affentheater ganz interssant sein könnte.
    Anhand des Schriftstellernamens konnte ich nicht identifizieren, ob es Mann oder Frau ist (was auch so nicht immer etwas zu sagen hat). Ich war fassungslos, dass es ein Mann ist! Ein Mann kann sich zu so viel Romantik hinreißen lassen??? Bravo!!!! :frech Ich fand's wunderbar! Und dann die Liebe zu Indien! Ich bin so traurig, dass das Buch zu ende ist!
    Typisch männlich fand ich dann im Nachhinein, dass Männer schließlich jede Menge Bettgespielinnen haben können, wenn die Angebetete grad nicht da ist...immerhin sind sie dann die bessseren und erfahreneren Liebhaber, aber als Frau ist man dann ein....Ich hatte diesen Punkt der Kolonialzeit zugeschrieben, aber jetzt glaub' ich, dass es "männlich" ist.
    Vom Stil her habe ich mich ähnlich gut unterhalten gefühlt, wie bei Frau Ryman ("Wer Liebe verspricht").


    Also Ihr Indien-History-Fans: Wer's noch nicht gelesen hat, dann wird's aber Zeit!


    Gruß Spreequell70