Alles nur deine Schuld!

  • Ahnungslos bin ich wieder in die Falle getappt, dabei hätte ich inzwischen wissen müssen, dass ich hochgradig gefährdet bin. Immer wieder passieren mir solche Missgeschicke und irgendwann muss ich wahrscheinlich ganz bitter dafür bezahlen. Wofür? Dafür, dass ich mich nicht beherrschen kann, mich einfach so verführen lasse und hemmungslos meinen Gelüsten hingebe. Dass ich dabei alles um mich herum vergesse und auch meine Warnsensoren total versagen, kann nur der verstehen, der sich genauso bedingungslos fallen lassen kann. Irgendwann werde ich die Rechnung für so ein Verhalten bezahlen müssen.


    Es fing ganz harmlos mit einer mail an. Mitten im größten Arbeitsstreß meldete der Rechner piepsend das Eintreffen einer neuen Nachricht. Mist, ausgerechnet jetzt! Ich war auf irgendeine blöde Anfrage gefasst, aber ein Blick in den Posteingang ließ mich erst mal aufatmen. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Zeit, jetzt die mail eines guten Freundes zu lesen, aber egal. Manchmal hilft ja auch ein wenig Abschalten. Nach einem ziemlich kurzen Kampf gegen meinen inneren Schweinehund siegte meine Neugier und ich klickte die Nachricht an. Hmmm, nur 2 Zeilen. Und sehr mysteriös. Erst stand da was von meinem angeblich ungebührlichen Verhalten vom vorabendlichen mail-Ausstausch. Frechheit sowas, wenn da einer ungebührlich war, dann sicher nicht ich, aber das ist eine andere Geschichte, und dann eine Ankündigung, dass in meinem Mailfach zu Hause etwas sehr lesenswertes auf mich warten würde. Was für ein geschickter Schachzug. Zu doof, dass ich noch ein paar Stunden Warten vor mir hatte, ich war zu neugierig. Es half alles nichts, am besten ich vergaß diese mail ganz schnell wieder. Wenigstens bis später. Mit einem Seufzer kehrte ich erst mal zu meinem knochentrockenen Bericht zurück.


    Später zuhause hatte ich die mail tatsächlich beinahe vergessen. Aber eben nur fast. Noch eben ein paar Vorbereitungen und dann müssten eigentlich ein paar Minuten Zeit sein, um in diese ominöse mail zu schauen. Im Vorbeilaufen knipste ich den Rechner an und während er langsam hochfuhr, flitzte ich schnell noch in den Keller; meine Zeit ist knapp bemessen. Das Mailprogramm lud die mails irgendwie lahm runter aber dann tauchte die mail auf, auf die ich so gespannt war. Wieder so eine knappe Nachricht. Diesmal reichte es nur noch für eine Zeile: Schau mal in den Anhang. Dahinter nur ein breitgrinsender smilie. Schon leicht zappelig, öffnete ich die anhängende pdf-datei. Und staunte nicht schlecht. Es war eine Ausgabe einer Zeitschrift. Und die enthielt die erste ‚richtige’ Veröffentlichung einer Kurzgeschichte des Absenders. Hey cool, dachte ich, klickte das Ding an und fing an zu lesen. Wie immer in solchen Momenten vergaß ich schlagartig alles außerhalb des Sichtfeldes meines laptops. Ich versank in der Geschichte. Und das, obwohl ich die Urfassung schon kannte, nur eben mit einem Schluß, der ganz sicher so nicht geblieben war. Ich hatte also eine ernstzunehmende Entschuldigung dafür, dass ich einfach weiterlas.


    Der leichte Brandgeruch langsam überhitzenden Fettes in der Küche erreichte mich so selbstverständlich nicht mehr. Das wird jeder Leser sofort nachvollziehen. Erst das entnervende Aufheulen des Rauchmelders riss mich aus der Geschichte. War ja klar, dass da alles schon zu spät war. Ich kam grade noch rechtzeitig, um die qualmende Pfanne vom Herd zu ziehen, bevor der Inhalt in Flammen aufging. Die Küche blieb an diesem Tag kalt und mein Pfannenwender hat den kleinen Ausflug in die Buchstabenwelt auch nicht überlebt. Aber solche Opfer bin ich inzwischen gewohnt. Jede Sucht fordert nun mal ihren Tribut. Und Rauchmelder sind wirklich sehr praktische kleine Dinger.


    Ach ja, der neue Schluß der Geschichte ist besser, als der Erstversuch.

  • Idgie,


    LOL


    schöne Idee.
    Sprachlich hätte ich einiges zu meckern, könnte man kürzer und pointierter machen. :grin


    Immerhin hatte ich so einen winzigen Moment lang den Fettgeruch in der Nase.


    Natürlich würde MIR so etwas nie passieren. Neeeeee.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Zitat

    Original von magali
    Natürlich würde MIR so etwas nie passieren. Neeeeee.
    :wave


    Logisch. Ich leugne später immer hartnäckig jedweden Hauch von Brandgeruch und erst recht, dass ich das mal wieder durch lesen verbockt habe. Leider hat meine Glaubwürdigkeit inzwischen irgendwie gelitten. :grin