Nollops Vermächtnis - Mark Dunn

  • Inhalt:



    Nollops Vermächtnis ist den Bewohnern der Schlüssel zur Sprache und zur Welt. Sein Pangramm (ein Satz, der alle Buchstaben des Alphabets enthält) ist an seinem Denkmal angebracht. Als das "Z" abfällt, verbietet der Inselrat den weiteren Gebrauch dieses Buchstaben in Wort und Schrift, Verstöße werden bestraft, bis hin zur Todesstrafe. Gleiches gilt auch für die anderen Lettern, die nach und nach abfallen.


    Das Buch ist ein Briefroman, geschrieben von den Bewohnern der Insel, und entsprechend den geltenden Gesetzen verwenden sie selbstverständlich keine verbotenen Buchstaben.



    Autor:
    Mark Dunn, geboren und aufgewachsen in Memphis, ist der Verfasser von nahezu 30 Theaterstücken, für die er mehrfach Preise erhielt. Er lebt mit seiner Frau in New York, wo er bis zu seinem Erfolg mit "Nollops Vermächtnis" in der Abteilung für seltene Bücher und und Manuskripte der New York Public Library gearbeitet hat. "Nollops Vermächtnis" ist Mark Dunns erster Roman (aus dem Klapepntext)



    Meine Meinung:


    Ein sehr amüsant zu lesender Roman, in dem viel mehr steckt, als nur ein Spiel mit der Sprache, nämlich eine böse Satire auf staatliche Kontrolle.
    Gerade weil die Idee, Buchstaben zu verbieten so lächerlich ist, ist das konsequente Vorgehen bei Verstößen der Sprachzensur und der Umgang der Inselbewohner mit dieser Situation teilweise unglaublich bedrückend. Die Menschen trauen sich kaum noch, mtieinander zu reden, weil Fehler gnadenlos geahnet werden (und sie nie sicher sein könne, wer von den Nachbarn sie anzeigt...).
    Die Sprache ist schon durch das Fehlen eines Buchstaben sehr eingeengt (durch das "Z" fehlen ja allein schon diverse Zahlen, die umschrieben werden müssen), anfangs behelfen sich die Bewohner noch mit Wortschöpfungen, aber auch die fallen im Laufe der Zeit wieder weg.
    Das Pangramm, um das es geht: "Keiner schoß fixer als Jung Sibylle das Kaul von Quappe mit der Zwille"
    Unbedingt lesenswert für alle, die Sprache und Sprachspielereien mögen!
    (Und was mir wohl ein Rätsel bleiben wird, ist, wie es dem Übersetzer gelungen ist, diesen Roman ins Deutsche zu übersetzen...)

  • Hi Kahlan,


    Danke für den Tipp. :knuddel1 Ich hab es mir jetzt auf Englisch bestellt. Leider dauert es aber 10-14 Tage, bis es da ist. Ich hab ja ein bisschen Angst, dass ich es am Ende nicht mehr verstehen werde, aber ich kann mir das mit der Übersetzung immer noch nicht vorstellen. Obwohl ich gestern in der deutschen Ausgabe geblättert habe und gesehen habe, dass der Autor dem deutschen Verlag dankt, dass er daran geglaubt hat, dass das Buch übersetzbar ist und dem Übersetzer für seine Leistung.


    Ich finde ja den englischen Titel auch so klasse. "Ella Minnow Pea". Ich glaub, Ella ist eine Figur in dem Buch, oder? Aber dazu kommt noch, dass "Ella Minnow Pea" die Buchstabenfolge "L-M-N-O-P" in englischer Aussprache gelesen ist. Find ich einfach genial. Da wusste ich schon, dass ich das Buch haben muss. :-] Das englische Panagram ist: "the quick brown fox jumps over the lazy dog", was auch das Cover erklärt.


    Ich hab mir diese Ausgabe bestellt, die beim Hugendubel aber nur 11 Euro kostet.


    lg Iris *ungeduldigwartet*
    .

  • Oh, da bin ich gespannt auf Deine Meinung! An die englische Ausgabe hätte ich mich nämlich nicht ran getraut. Aber die wirklich schwer lesbaren Abschnitte waren nicht besonders lang, und im Zweifelsfall hat laut lesen eigentlich immer geholfen.


    Der schöne Originaltitel war mir gar nicht aufgefallen ;-)

  • ich sage jetzt nicht, daß ich wohl etwa im gleichen Moment wie Delphin, also kaum, daß ich es gelesen hatte...
    Wäre ein völlig sinnloses posting.


    Und ja, die englische Version.
    Noch ein überflüssiger Hinweis :lache


    Kahlan, das war gemein, mein SUB ist fast so hoch wie ich!
    Kannst Du nicht mal Langweiliges vorstellen???

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Zitat

    Original von magali
    Kahlan, das war gemein, mein SUB ist fast so hoch wie ich!
    Kannst Du nicht mal Langweiliges vorstellen???


    Das macht doch keinen Spaß, was langweiliges vorzustellen, dann meckert ja keineR :lache

  • Zitat

    Original von magali
    Kahlan, das war gemein, mein SUB ist fast so hoch wie ich!
    Kannst Du nicht mal Langweiliges vorstellen???


    magali,


    da gehts Dir ja noch gut. Würde ich meine ungelesenen Bücher aufeinanderstapeln - ich schwöre, die würden fast bis zum Mond reichen. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Unbedingt lesenswert für alle, die Sprache und Sprachspielereien mögen! (Und was mir wohl ein Rätsel bleiben wird, ist, wie es dem Übersetzer gelungen ist, diesen Roman ins Deutsche zu übersetzen...)


    Kennst Du von Georges Perec das Buch "Anton Voyls Fortgang"? Das Buch ist ganz ohne den Buchstaben "e" geschrieben. Ich möchte es weder geschrieben, noch übersetzt haben. Vor vielen Jahren gab es das bei 2001 - ich habe es allerdings selbst nie gelesen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich kann es mir wirklich nicht erklären - aber als ich mir in der Bahnhofsbuchhandlung eine Zeitung kaufen wollte, muß mir irgendwie dieses Büchlein in die Tüte gefallen sein *flöt*


    Jedenfalls habe ich es am Samstag in einem Rutsch durchgelesen und bin restlos begeistert.


    Das Buch ist wirklich ein Juwel für alle, die Spaß an sprachlichen Spielereien haben. Mit zunehmendem Buchstabenverlust werden auch die Umschreibungen, die die Nollopianer in ihren Briefen verwenden, immer blumiger. Schließlich ist der Gebrauch der vom Denkmal gefallenen Buchstaben bei Strafe verboten und es ist gar nicht so einfach, die vielgebrauchten Wörter von jetzt auf gleich aus seinem Wortschatz, seinen Briefen, seinem Leben zu verbannen. Denunzianten, die einen bei der Regierung anschwärzen, lauern überall.


    Ein ganz herrlicher Spaß, der aber einen durchaus ernsten Hintergrund hat, denn die Regierung Nollops entpuppt sich immer mehr als totalitäres Regime, das die ihm übertragene Macht im schlimmsten Maße mißbraucht.


    So ist das Buch viel mehr als nur ein alberner Jux um verlorene Buchstaben und Wortspielereien und -klaubereien. Für mich ist es vielmehr auch eine Art Fabel, die mich stark an Animal Farm erinnerte.


    Ein Buch, das lange nicht so oberflächlich ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.


    Sehr schön, sehr witzig - dennoch mit ernsten Momenten und mit Tiefgang.
    Dennoch läßt es sich weglesen wie nix. Von mir eine Eins auf der Schulnotenskala - das Buch hat mir sehr, sehr gut gefallen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich sage jetzt mal nichts über die Aussichtslosigkeit, alle Wunschbücher auch zu kaufen, geschweige denn zu lesen. Dafür beschließe ich diese Liste unauffällig mindestens zweimal im Jahr ausgedruckt an jedem möglichen Ort der Wohnung auszulegen und so dezente Geschenketipps zu verteilen. :grin

  • Ich hab's gestern abend noch durchgelesen. Hab es praktisch in einem Tag verschlungen. :wow Ich bin froh, dass ich es auf Englisch habe. Es gibt einfach so viele Wortspiele, bei denen ich mir nicht vorstellen kann, wie man die übersetzen sollte. Ich mein, wie übersetze ich zum Beispiel:


    "We have at present no recourse but to mind our p's and to bury our q's and to eke out some crumps of normalcy from our turvied lives.", wenn es den Spruch "to mind your p's and q's" im Deutschen so nicht gibt. Klar, kann ich den Satz sinngemäß übersetzen, aber dann geht die Anspielung auf das q verloren, das in Zukunft verboten ist.


    Oder die bissigen Bemerkungen, die die Nolloper teilweise machen. Zum Beispiel an einer Stelle, als das z verboten worden ist, wird eine Lehrerin verurteilt, weil sie bei 12 Eiern aus Versehen ein "word no longer at our disposal" [dozen, is klar] verwendet hat und die Tochter schreibt daraufhin: "How DOES, IN any fair and logical way , the council expect us - all of us - not to make such a simple and innocent slip now and then!"


    Ich werde auf jeden Fall noch mal in die deutsche Ausgabe reinschauen, weil ich einfach mal wissen will, wie der Übersetzer manche Dinge gelöst hat.


    Die letzten Briefe, wo die Bewohner kaum noch Buchstaben zur Verfügung haben, fand ich nicht allzu schwer zu verstehen, es sind ja auch nicht viele und im Zweifelsfall hilft es, sich das Ganze laut vorzulesen.


    Tolles Buch! :anbet :anbet :anbet

  • Erst mal danke für Eure begeisterten Rezis - ohne sie hätte ich das Buch wohl nicht weiter beachtet und dann wirklich was verpasst. :grin


    Ich habe es heute in einem Rutsch durchgelesen und es hat mir gut gefallen. Schön wie Ella und ihre Familie nicht aufgeben gegen den Inselrat zu kämpfen.
    Die ganzen Wortspiele und Umschreibungen für die fehlenden Buchstaben sind einfach klasse. Nur der Schluß, wo die gleichtönenden Buchstaben beim Schreiben ersetzt werden dürfen, hat mir nicht so sehr gefallen, da haben mich die Wortschöpfungen mehr begeistert.

  • Ein wunderschönes Buch! Ich liebe es, wenn jemand etwas verrücktes mit der Sprache anstellt und bin von daher von dieser Idee absolut begeistert. Als nächstes werde ich mir auch noch das Original kaufen, um zu sehen, wie Mark Dunn das Buch ursprünglich geschrieben hat.


    Delphin, klar ist das Buch nicht wirklich übersetzbar. Henning Ahrens hat in meinen Augen quasi das Buch neu geschrieben. Die Idee, Schauplätze, Personen und der Handlungablauf sind natürlich gleich geblieben, aber die Sprachspiele sind eben an die Sprache angepasst. Und Sprachspiele gibt es durchaus noch, nur eben deutsche, die auch umgekehrt nicht ins englische übersetzbar sind. Obwohl ich ein riesiger Fan des Originals bin und im Normalfall eher zum Original greife, habe ich hier nach einer Empfehlung zuerst zur deutschen Ausgabe gegriffen. Und es an keiner Stelle bereut!


    Batcat, an Animal Farm musste ich beim Lesen auch ständig denken, der Vergleich passt. Hinter all den Sprachspielen und Experimenten ist das Buch auch noch eine bitterböse Satire. Ein Grund mehr, es zu lieben.

  • Zitat

    Original von Nikana
    Batcat, an Animal Farm musste ich beim Lesen auch ständig denken, der Vergleich passt. Hinter all den Sprachspielen und Experimenten ist das Buch auch noch eine bitterböse Satire. Ein Grund mehr, es zu lieben.


    Ja, gell? Ein Buch, das mehr in sich hat, als man anfangs vermutet.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Nach Euren Empfehlung habe ich mir das Buch letztens auch besorgt (auf deutsch) und gerade in kurzer Zeit durchgelesen. Ein wirklich interessantes Buch mit tiefergehenden Hintergrund. Wobei ich auf den ersten Seiten immer nur darauf gewartet habe, dass doch schnell mal noch eine Kachel fällt, damit die Briefe sprachlich etwas spannender werden... :grin (Das Fehlen des Z hat sich ja hauptsächlich durch die Zahlen bemerkbar gemacht, ansonsten ist es ja kaum aufgefallen.)


    Die kreativen Wortschöpfungen fand ich auch ziemlich gut, der Abschnitt, als die gleichklingenden Buchstaben in Schriftform erlaubt sind, nicht so toll. Aber der ist ja nur kurz.


    Ich würde ebenfalls gerne mal in die Originalausgabe reinschauen und ein wenig vergleichen, welche Worte denn dort so wegfallen. So hat ja z. B. das Z nicht so große Auswirkungen auf die Zahlen wie bei uns...


    Autor und Übersetzer haben meine Hochachtung. :anbet :anbet :anbet Ich wäre vermutlich innerhalb der ersten Woche von der Insel geflogen. :lache