Mark Twain : Die Abenteuer von Huckleberry Finn

  • Originaltitel: Adventures of Huckleberry Finn


    Inhalt:


    Das Haus der Witwe Douglas ist ein Ort unerträglicher Beengung. Huck Finn und sein Freund, der Sklave Jim, beschließen zu fliehen - auf einem klapprigen Floß den Mississippi hinunter in eine idyllische Gegenwelt der Freiheit und Natur. Das Abenteuer gelingt, bis sich plötzlich zwei Gauner des Floßes bemächtigen und die beiden Freunde zwingen, ihnen bei ihren Betrügereien an Land behilflich zu sein. Am Ende verraten sie Jim gegen Geld, und die Erzählung läuft auf eine komplizierte Befreiungsaktion des Inhaftierten hinaus.
    Was als Charakterroman begann, wird zu einer modernen Version des Schelmenromans: hintergründig, satirisch und höchst unterhaltsam. Freiheit und Humanität, Zivilisations- und Gesellschaftskritik sind die Themen, die den "Huck Finn" weit über die Abenteuer- und Jugendbuchwelt seines Vorgängers "Tom Sawyer" hinausheben.


    Meine Meinung:


    Mehr als nur eine Fortsetzung des Tom Sawyers! Ich habe mich köstlich amüsiert, Huck steht an Einfallsreichtum, was seine Lebensorganisation angeht, in nichts nach! Der beste Teil ist der gegen Ende, wo Tom Sawyer auch wieder mit von der Partie ist und aus einer ganz einfachen Rettungsaktion eine derart komplizierte Angelegenheit macht, das man aus dem Schmunzeln echt nicht mehr hinaus kommt!


    Tip:


    Besorgt Euch, wenns geht, die Übersetzung von Friedhelm Rathjen, denn was manche deutschen Übersetzungen aus dem Negerslang machen ist einfach nur grausam!!!!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Fritzi, klingt interessant, Deine Umschreibung macht mich neugierig :-)


    Habe früher als Kind nur die Filme gesehen, die mich nicht so begeistert haben. Aber meist ist da ja kein Vergleich zwischen Buch und Film.


    Wieviel Punkte würdest Du dem Buch denn geben?

  • Zitat

    Original von mina


    Wieviel Punkte würdest Du dem Buch denn geben?


    10 von 10 !! :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Ich weiß nicht, woran es lag; es könnte der falsche Zeitpunkt für das Buch gewesen sein oder die falsche Ausgabe ...


    Ein Teil war wohl gekürzt worden, habe aber noch nicht in Erfahrung gebracht, welcher Teil das war.


    Gefallen hat mir an der Übersetzung des Buches der flapsige Schreibstil - es war, als hätte Huck mir die Geschichte am Lagerfeuer oder so erzählt. Eine wunderbare Atmosphäre, als wäre man dabei gewesen.


    Zeitweise hat es sich allerdings irgendwie ganz schön gezogen - ich war manchmal so entnervt, dass ich es tagelang zur Seite gelegt habe und keine Lust hatte weiterzulesen.


    So etwa ab dem Zeitpunkt, als zwei gewisse Herren auftauchten und sich für etwas ausgaben, das sie gar nicht waren, wurde es wieder spannend; ich hatte wieder eigene Gedanken zum Buch, habe gewisse Punkte hinterfragt und mit mir selbst gerungen, was ich an Hucks Stelle getan hätte, und die letzten hundert Seiten sind dann auch ganz schnell durchgerutscht.


    Ansonsten war das Buch immer noch genauso schön wie damals, als ich es das erste Mal gelesen habe.


    Nur, wie gesagt, evtl. war es der falsche Zeitpunkt ...

  • auch von mir die volle punktzahl, wenn mir auch tom sawyer noch einen tick besser gefallen hatte. ich habe beide als uralttaschenbuchausgabe von ravensburger.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Meine Ausgabe habe ich nirgends gefunden, aber die Übersetzung war gelungen. Mir hat es besser gefallen als Tom Sawyer, Woran es lag, kann ich gar nicht so genau sagen. Bauchgefühl.


    Herrlich die teilweise grotesken Situationen, in die Huck hinein stolpert. Herrlich die leisen Untertöne Twains. Herrlich wie Fritzi im Eingangsthread erwähnte, was man aus einem einfachen Sachverhalt machen kann.


    LG

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Ich finde es einfach spitze. Während mir zwar Tom Sawyer von der Geschichte her besser gefällt, ist Huck einfach besser geschrieben.
    Tom Sawyer wirkt da so inkonsequent. Einmal klingt es, als wäre er noch ein sehr kleiner Junge (Robin Hood spielen im Wald), an anderen Stellen hört es sich schon nach einem Jugendlichen an, oder zumindest nach einem größeren Kind.
    Bei Huck ist die Geschichte einfach abgeschlossen und rund.
    Aber für mich gehören sie trotzdem zusammen.

  • Ich kenne sämtliche Filme, TV- und Zeichentzrickserien und Hörspiele, aber um das Original schleiche ich immer noch herum wie die Katze um den heißen Brei.


    Gibt es vielleicht eine besonders empfehlenswerte Ausgabe?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Wir haben eine recht alte Ausgabe, irgendwann aus den 50-er Jahren glaube ich. Lese es zur Zeit meinem fast 6-jährigen abends vor. Wirklich verstehen kann er es noch nicht, aber er hört gerne zu und besteht abends auf ein paar Seiten.
    Moralisches und praktisches Problem bei dem Buch ist, vorallem gegenüber dem Kind, die dauernde Erwähnung von Neger und vorallem Nigger...mehrfach pro Seite. Ist das bei den späteren Ausgaben auch noch so, oder ist das irgendwie umgeschrieben wurden? Ich mach dann immer ein Schwarzer oder Farbiger draus. Käme das Wort selten vor, daß es nicht so im Bewußtsein des Kindes landen würde (wie der Negerkönig bei Pippi...) würde ich es wohl noch aussprechen, aber so wären diese Worte bestimmt ganz schnell ganz vorne im Wortschatz eines 5-jährigen ohne wirklich zu begreifen. Wie habt Ihr das gehandhabt, oder habt Ihr das Buch Kinder in dem Alter vorgelesen?
    Was den hier erwähnten "Negerslang" angeht, so ist es wirklich drastisch, Jim wird schon sehr dumm dargestellt in der Sprachweise "ich arme Jim, nix verstehen" so in der Art....
    Wir sind jetzt bei ca. 3/4 des Buches, Tom ist angekommen und zusammen schmieden sie Pläne wie man Jim befreien kann, da wird das Buch wieder interessanter sogar lustig, Tom hat halt seinen Kopf und seine schrägen Ideen und Huck kann und will nichts dagegen setzen....
    LG
    Nina

  • Die vergangenen Weihnachtsfeiertage habe ich genutzt um eine grosse Lese- und Bildungslücke zu schliessen. Natürlich kenne ich die Namen Tom Sawyer & Huckleberry Finn aber gelesen habe ich die Bücher nie. Ich habe mir immer so vage Vorstellungen gemacht von Abenteuern zweier Jungs im 19. Jahrhundert irgendwo tief in den amerikanischen Südstaaten an den Ufern des mächtigen Flusses Mississippi. Nun falsch lag ich damit nicht aber nun habe ich endlich die Geschichten zum ersten Mal gelesen und es hat sich gelohnt dieses spezielle Buch in entspannter Atmosphäre zu geniessen. Der Reiz und die Ambivalenz des Romans liegt nicht zuletzt darin, die Geschichten aus zwei Blickwinkeln zu lesen, die des Erwachsenen mit Lebenserfahrung aus einer gewissen ironischen Distanz und die als Jugendlicher mit einer kindlichen Faszination, man wird umgehend zwei oder drei Jahrzehnte jünger *seufz* ...


    Was ich nicht wusste, dass es eigentlich zwei Bücher sind. Das eine mit Tom Sawyer als Hauptperson und das andere mit Huckleberry Finn als Protagonist. Beide Jungs kommen in der jeweils anderen Erzählung vor aber die Handlung geht eindeutig von der jeweiligen Figur aus. Tom Sawyer ist das erwartete Buch das man am ehesten mit Lausbubengeschichten umschreiben möchte. Die langweiligen Kleinstadt im idyllischen amerikanischen Süden bietet die formvollendete Kulisse für kindliche Erfahrungen und gewitzten Schabernack. Tom Sawyer ist der klassische Junge dem die Schule zuwider ist und der seinen Freiheitsdrang lieber an den Ufern und den Wäldern auslebt. Er manövriert sich unabsichtlich in alle möglichen Situationen aus denen er es immer wieder schafft als strahlender Held herauszukommen, naja zumindest meistens. :grin Es sind Abenteuer-, Kriminal und sogar Liebesgeschichten.


    Das Buch Huckleberry Finns ist dann ganz anders und der Grundton und die Ausstrahlung verändert sich komplett. Die Leichtigkeit von Tom Sawyer, die aus der Sicht des auktorialen Erzählers geschrieben ist, weicht der ernsten und durchaus bedrohlichen Situation Huck Finns und es ist konsequent aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Leser spürt die Veränderung sehr schnell und die Flucht ins Niemandsland von Huckleberry Finn aus dem "sicheren" Dorfleben hinaus an die Ufer des Mississippi gestaltet sich ganz anders als erwartet. Dem Gefühl der Freiheit folgend flieht er vor gesellschaftlichen Konventionen und muss sich dann aber anderen Unfreiheiten unterordnen. Der raue Wind ausserhalb der Gemeinschaft bläst ihm ins Gesicht und die Gesellschaftskritik von Mark Twain am Südstaaten-Rassismus ist dabei unüberlesbar.


    Ich hab das Buch des Carls Hanser Verlages in der Neuübersetzung von Andres Nohl gelesen. Es liest sich flüssig und man fühlt sich in die Zeit im 19. Jahrhundert zurückversetzt und die Empfindung einen Klassiker der Weltliteratur zu lesen ist stets vorhanden. Mangels Kenntnisse anderer Ausgaben kann ich sonst dazu nichts sagen. Das filigrane Buch umfasst etwas mehr als 700 Seiten, inkl. sehr ausführlichem Nachwort, und ist auf diesem dünnen "Bibelpapier" gedruckt und dabei ganz schmal und handlich. Man kann das Buch so wie ich in einem Stück in fünf Tagen lesen oder auch Kapitel für Kapitel über einen längeren Zeitraum, ganz individuell und ganz nach Lust und Laune. Aber lesen sollte man sie unbedingt!


    Dieses Text steht identisch beim Buch Tom Sawyer wie auch beim Buch Huckleberry Finn.

  • Eventuell ist das Buch in dieser Übersetzung mittlerweile preiswerter als Taschenbuch erhältlich. Es scheint auch die Übersetzung von Andreas Nohl zu sein.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Dieses Text steht identisch beim Buch Tom Sawyer wie auch beim Buch Huckleberry Finn.


    So handhabe ich es auch:


    Meine Meinung:


    Wer kennt sie nicht, die Geschichte um die beiden Lausbuben Tom Sawyer und Huckleberry Finn? Auch fast 150 Jahre nach seinem ersten Erscheinen fasziniert, amüsiert und fesselt sie junge und alte Leser gleichermaßen. Die Faszination ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass man sich - gleich welchen Alters - wunderbar in die Abenteuer der beiden Lausebengel und damit auch in die eigene Kindheit/Jugend hineinversetzen kann, und das obwohl sie in einer ganz anderen Zeit, Region und Gesellschaft spielen. Apropos Gesellschaft: Mark Twain ließ es sich nicht nehmen, in seine Lausbubengeschichte eine gehörige Portion Gesellschaftskritik einzupflegen, die bei aufmerksamer Lektüre nicht zu übersehen ist.


    Zwischen den beiden Romanen "Tom Sawyers Abenteuer" und "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" gibt es deutliche Unterschiede. Während der Leser von einem auktorialen Erzähler von "Tom Sawyers Abenteuer" erfährt, berichtet Huck Finn seine Abenteuer selbst. Auch die Geschichte selbst hat einen jeweils anderen Fokus. "Tom Sawyers Abenteuer" sind die Streiche eines ebenso intelligenten wie dreisten Jungen, der sein vermeintlich langweiliges Leben durch jede Menge Fantasie spannender machen will und dies gelingt ihm immer wieder: Er sorgt bei seiner Tante und in der ganzen Gemeinde für jede Menge Aufregung.


    Ein echtes Abenteuer in Form einer langen (teilweise vielleicht etwas zu detailliert beschriebenen) Floßfahrt auf dem Mississippi erlebt Huckleberry Finn zusammen mit dem entlaufenen Sklaven Jim. Dabei begegnen sie skurrilen Gestalten und geraten gleich mehrfach in Gefahr. Doch Huck Finn wäre nicht der beste Freund von Tom Sawyer, wenn er sich nicht auf seine Art aus dem Schlamassel befreien könnte. Doch er hat die Rechnung ohne Tom gemacht und wie sich am Ende alles auflöst, ist herrlich amüsant. Ein wirklich tolles Lesevergnügen für 9 Punkte!



    Ich habe übrigens diese empfehlenswerte (vollständige!) Ausgabe gelesen: