Inhalt (von amazon.de)
Ein Mann im Garten am Ölberg, allein, am Vorabend seiner Verhaftung. Die Worte der Mutter klingen ihm noch im Ohr: "Jemand, der liebt wie du, wird leiden müssen." Ein schlechter Jude, ein schlechter Zimmermann. Er wartet auf die Soldaten, die ihn holen und abführen werden. Er wartet auf seine Hinrichtung. Ein anderer Mann, ein anderer Ort. Vielleicht fünfzehn Verhaftungen, nur drei Kreuzigungen, es hätten geruhsame Feiertage für ihn werden können. Doch dann verschwindet die Leiche eines der gekreuzigten Männer. Ganz Jerusalem ist erschüttert, die Menschen sprechen von Wunder und Auferstehung, manche sagen, der Gekreuzigte sei ihnen erschienen, oder man habe zumindest davon gehört. Pilatus hat wenig Verständnis für die jüdischen Verrücktheiten, die Lage muß beruhigt, der Tote muß gefunden werden, die Ermittlungen beginnen. Judas, der Verräter, Pilatus, der Henker, und Jesus das Opferlamm? - vergessen wir diese Rollenfestschreibung. Schmitt befreit die Protagonisten der Passionsgeschichte von jeder Überhöhung oder Vorverurteilung, haucht ihnen mit frischer Feder neues Leben ein und erzählt uns eine sehr vertraute Geschichte so spannend und neu, als hörten wir sie zum ersten Mal.
Meine Meinung
Ein ganz wundervolles Buch! Wird der erste Teil des Buches der Leidensweg bis zum Tod aus der Sicht eines (sehr menschlichen) Jesus dargestellt, so erzählt im zweiten Teil Pilatus die Geschehnisse nach der Kreuzigung in Form von Briefen an seinen Bruder in Rom.
Angehängt ist ein sogeanntes "Arbeitstagebuch", in dem Schmitt über die Entstehung des Romanes und seine eigene Haltung zum Christentum schreibt.
Es ist wohl - so stellt es E.E. Schmitt auch in seinem "Arbeitstagebuch" dar - ein sehr persönliches Buch. Ich möchte folgende Textstelle aus dem Buch - genauer gesagt aus dem angehängten Arbeitstagebuch zitieren:
ZitatMeine Rechtfertigung ist der Zweck meines Buches: Ich will diesen Jesus lebendig, nah, intim wiederaufleben lassen, weil seine Gestalt im Lauf der Jahrhunderte hinter den Bildern verblasst ist, weil seine Worte nach unzähligen mechanischen Wiederholungen nur noch wie ein abgedroschener Refrain klingen, weil seine Taten in so vielen berühmten Gemälden erstarrt sind, dass sie nicht mehr gesehen werden, und weil die Kirchen, die zur Erbauung des Volkes einen beruhigenden, selbstsicheren, seiner Bestimmung bewussten Gott präsentieren wollten, seine Schreie, seine Zweifel und seinen Mut ignoriert und erstickt haben.
Und das ist ihm gelungen! Es werden die "Menschen" gezeigt, nicht der abgehobene, unerreichbare Sohn Gottes, und nicht der "Mörder" Pilatus. Auch für Judas bietet er eine durchaus menschliche Rehabilitation an
Es wird das Christentum in seinen ureigensten Ideen dargestellt, die sich leider im Laufe der Zeit in Dogmen, Zwängen und zwischenkirchlichen Glaubensstreitereien verloren haben.