Hier könnt Ihr zu den Kapiteln 11 - 21 schreiben...
'Oliver Twist' - Kapitel 11 - 21
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Es gibt in Dickens Welt also doch noch gute Menschen: der alte Mr. Brownlow und die nette Mrs. Bedwin.
Es freut mich richtig für Oliver, daß er einmal die Güte seiner Mitmenschen erfährt.
Leider ist dieses Glück nicht von Dauer....
Kapitelüberschrift 15 strotzt nur wieder so vor Ironie: "Zeigt, wie überaus lieb der alte Jude und Miß Nancy Oliver Twist haben"
Nancy ist ja ganz schön abgebrüht,
wie man sieht, als sie Oliver zurück zu Fagin holt und die aufmerksamen Passanten mit ihrer Schauspielerei täuscht.Und da taucht auch schon wieder unser Kirchspieldiener Mr. Bumble auf,
der Mr. Brownlow von Olivers Schlechtigkeit spielend überzeugen kann. Gut gefällt mir der Satz: "An diesem Abend gab es in Mr. Brownlows Haus nur traurige Herzen." Nur die alte Mrs. Bedwin glaubt nach wie vor an Oliver, aber auch sie ist traurig, weil Mr. Brownlow jedes weitere Wort über Oliver verbietet.
Und Mr. Bumble hat sich verkalkuliert, hätte er ein besseres Urteil über Oliver abgegeben, hätte er mehr als die ausgelobten 5 Pfund erhalten. :grin -
Weiß vielleicht jemand, was diese "-leben" an den Namen bedeuten sollen? Sind das Kosenamen?
In meiner Ausgabe ist es in Kapitel 19 ganz deutlich: "Nancyleben" und "Billeben".
Hab vergleichbares noch nie gelesen....
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Oliver kann übrigens doch lesen:
In der Gefangenschaft von Mr. Fagin wird ihm ein Buch überlassen, daß er verschlingt. Beschreibungen von Verbrechen und der Sühne der Mörder, die sich freiwillig an den Galgen bringen ließen.Was ich interessant finde, ist, daß Oliver trotz seiner Herkunft, in der er kaum Erziehung genossen hat, Moral und die Verwerflichkeit des verbrecherischen Tuns erkennt:
"Außer sich vor Furcht und Entsetzen warf Oliver das Buch weg. Dann fiel er auf die Knie und betete zu Gott, er möge ihn bewahren vor solchen Taten , -ihn lieber sterben als zum Verbrecher werden lassen auf Erden."
(Kapitel 20)Eigentlich hätte man bei einem Jungen mit Olivers Background doch mehr "Aufgeschlossenheit" gegenüber dem verbrecherischen Treiben der Fagin-Bande erwarten können? Oder resultiert seine innere Ablehnung im wesentlichen aus der Angst vor dem allwissenden und strafenden Gott?
Lieber Gruß,
die Fride.
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Bist du schon weit, Fride.............
Ich habe ja so meine Vermutung, was es mit dem Bild der schönen Dame auf sich hat.........
Ist bestimmt seine Mutter, oder? -
Ja, Rosenstolz, denke ich auch....
Zumal in den nächsten Abschnitten immer noch weitere Spuren über Olivers Herkunft gestreut werden.
Das ist richtig spannend, mal sehen, wie es sich nachher auflöst....
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Bin erst bei Kapitel 15, deshalb hab ich schnell über eure Postings gescrollt, damit ich mir nicht zuviel verrate
Deshalb erst nur ein paar Anmerkungen zu Kapitel 11-14:
Die Szene, wie Oliver vor Gericht kommt, ist ja wohl krass. Direkt von der Straße vor den Richter. War das damals üblich? Mich würde interessieren, wie die Rechtssprechung und so eine Verhandlung im 19. Jh. in England so vonstatten ging (Zeugen, Urteil, etc.). Eine Altersgrenze ab wann Kinder strafmündig sind, schien es ja zumindest nicht zu geben. Weiß da jemand mehr drüber?
Ich habe mich auch gefreut, dass Oliver endlich warmherzige und liebevolle Menschen trifft Ich bin gespannt was es mit der Lady auf dem POrtrait auf sich hat...
Dieser Bill Sikes scheint ja ein ganz fieser Charakter zu sein Mir ist jedoch noch nicht ganz klar, welche Stellung/Beziehung zu Fagin er hat. Sowas wie der Oberboss?
Die Szene zwischen Oliver und Mr. Brownlow vor dem Bücherregal ist toll oder? *gg*
Apropos Mr. Brownlow - Ob man noch mehr über seine eigene Vergangenheit erfährt? Er deutet ja an, dass es das Schicksal nicht immer gut mit ihm meinte... Hm ich bin gespannt!
Mr. Grimwig ist etwas skurril und diese Art Wette zwischen ihm und Mr. Brownlow lässt mich schlimmes vermuten
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Ich bin mit diesem Teil auch schon durch.
@ Rosenstolz: Das vermute ich auch
Ich hab auch gehofft, dass es nun mit Oliver aufwärts geht.
Die Gerichtsverhandlung fand ich krass, der Richter, der schlecht gelaunt eine solche Macht hat ist in meinen Augen absolut fehl am Platz, er soll doch "Recht sprechen". Immerhin kommt die Wahrheit doch noch ans Licht.
Dass Nancy sich dafür hergibt, finde ich traurig, sie scheint sich nicht ganz einig zu sein, auf welcher Seite sie nun steht.
Ja, dass Oliver lesen kann, hätte ich auch nicht unbedingt vermutet.
Meistens lässt sich das Buch sehr gut lesen, hin und wieder wird mein Lesefluß durch die Bemerkungen des "Autors" unterbrochen, der den Leser anspricht.
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Bin nun mit diesem Teil auch durch.
Die Gerichtsverhandlung war echt der Hammer, dass noch nicht mal ein ehrbarer Bürger, scheint Mr. Brownlow ja zu sein, zu Worte kommt, unglaublich
Das Oliver seinen Aufenthaltort ausgerechnet durch seine alten Klamotten, die er so gerne loswerden wollte, verrät, ist sowas von fies
Schön, dass Mr. Bumble nur 5 anstatt 15 Prund bekommt, der würde für Geld jawohl alles behaupten.
Nancy scheint ja doch ein Herz zu haben, zumindest bewahrt sie Oliver vor Prügeln, schon mal ein kleiner Fortschritt, aber dabei bleibt es dann auch.
Jetzt wird Oliver zu einem Verbrechen gezwungen, damit er nicht mehr gegen Fagin und Konsorten aussagen kann.Wirklich eine traurige Zeit damals, die Armen tun den Leuten nicht leid, sondern sind auch noch so unverschämt nach Essen oder Kleidung zu fragen und gehen damit den Leuten auf die Nerven.
@ Fride
ich denke mit dem Portrait hast du recht.
@ Milla
hats du auch Probleme mit dem Dodger und Sikes ? Ich finde die häufig schwer zu lesen/verstehen. -
Ich bin jetzt auch durch mit diesem Teil
ZitatOriginal von Friderike
Weiß vielleicht jemand, was diese "-leben" an den Namen bedeuten sollen? Sind das Kosenamen?
In meiner Ausgabe ist es in Kapitel 19 ganz deutlich: "Nancyleben" und "Billeben".
In der englischen Fassung ist mir sowas nicht aufgefallen. An welcher Stelle denn ungefähr im 19. Kapitel?ZitatOriginal von Friderike
Was ich interessant finde, ist, daß Oliver trotz seiner Herkunft, in der er kaum Erziehung genossen hat, Moral und die Verwerflichkeit des verbrecherischen Tuns erkennt.
Das hat mich auch sehr gewundert... Immerhin wuchs er nicht gerade im Umfeld von moralisch einwandfreien Menschen auf...@ Rosenstolz
Die Vermutung habe ich auch...@ buttercup
Ja vor allem Sikes spricht einen superschweren Slang, einzelne Wörter habe ich mittlerweile identifiziert, z.B. arter = after aber sonst... puh...@ all
Wie ist eigentlich die Beziehung zwischen Nancy und Sikes? Sind sie ein Paar? Oder ist er nur ihr "Zuhälter" (wenn sie denn wirklich Prostituierte ist?)In Kapitel 20, als Nancy Oliver abholt, hat sie da einen (epileptischen?) Anfall?
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Hallo Milla,
diese "-leben"-Formen sind am Ende des ersten Drittels des 19. Kapitel.
Ich schreib mal einen Absatz ab:
..."Was ist mit der Bude in Chertsey, Bill?" fragte der Jude leise und rückte seinen Stuhl näher an Sikes heran.
"Ja, das möcht ich auch fragen", brummte Sikes.
"Nu, sie wissen doch, was ich sagen will, lieber Freind", sprudelte der Jude hervor. "Was glauben Sie, weiß er, was ich will, Nancyleben?"
"Nee, er weiß es nicht", höhnte Sikes, "oder er wills nicht wissen-was aufs Gleiche raus kommt. Nun raus damit und die Sache beim Namen nennen. Sitzen Sie nicht da und blinzeln Sie; oder sprechen sie in Rätseln? Also was gibt's?"
"Betuch, Billeben, betuch", flüsterte der Jude abwehrend"...Sikes ist manchmal auch im Deutschen schwer zu verstehen, aber auch der Jude ist nicht ganz einfach.
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Huhu Fride,
ich habe die Stelle gefunden und in meiner (englischen) Ausgabe steht eindeutig nur der Name, also Nancy bzw. Bill. Die Sprache des Juden ist bei dir ja auch so geschrieben wie es in Filmen oft klingt (z.B. bei Woody Allen) - vielleicht ist das eine Abkürzung/Liebkosung die aus dem Jiddischen stammt und die der Übersetzer da reinbringen wollte? Hm. -
Hallo Milla,
danke für Deine Mühe.
Wahrscheinlich haben wir hier eine Besonderheit der Meyrinkschen Übersetzung, der vielleicht wirklich auf jüdische sprachliche Besonderheiten Wert gelegt hat. Die anderen Protagonisten nutzen diese "-leben"-Formen eigentlich nicht.
Ob Gelis Übersetzer diese "-leben"-Formen auch verwendet hat?
Wäre lieb, wenn du mal nachschlagen könntest, Geli.
Lieben Gruß,
die Fride.
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Nochmal zu den "-leben"-Formen:
Mein Freund meinte eben, daß es sich tatsächlich um einen jüdischen Diminuitiv handelt. Es wird aber nicht leben betont, sondern leben. Hab im Internet dazu aber keine offizielle Quelle gefunden.
Meyrink versuchte wahrscheinlich, orginaler als das Orginal zu sein. Nach wikipedia gehörte jüdische Mystik zu seinen Steckenpferden. Wahrscheinlich hat er seine umfangreichen Kenntnisse über die jiddische Sprache in seine Übersetzungen einfließen lassen.
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Zitat
Original von milla
Die Szene, wie Oliver vor Gericht kommt, ist ja wohl krass. Direkt von der Straße vor den Richter. War das damals üblich? Mich würde interessieren, wie die Rechtssprechung und so eine Verhandlung im 19. Jh. in England so vonstatten ging (Zeugen, Urteil, etc.). Eine Altersgrenze ab wann Kinder strafmündig sind, schien es ja zumindest nicht zu geben. Weiß da jemand mehr drüber?Hallo Milla,
leider habe ich nichts explizites über die Rechtsprechung in England im 19. Jahrhundert gefunden.
Grundsätzlich ist es jedoch so, daß in England das "common law" gilt.
Nach wikipedia hat es damit folgende Bewandnis:
Common Law heißt in der Übersetzung ebenso "gemeines Recht". Jedoch ist das englische Common Law ein eigenständiges Rechtssystem, das sich weitgehend unabhängig von dem römisch-kanonisch geprägten Gemeinen Recht Kontinentaleuropas bildete.
Anders als im kontinentalen Europa vermochten es die Engländer, gestützt auf das königliche Common Law, ein umfassendes, eigenständiges Recht zu schaffen, das auch für Neuerungen hinreichend offen war. Als dann das römisch-kanonische Recht seinen Siegeszug durch ganz Kontinentaleuropa antrat, bestand in England wegen des bereits ausgebildeten Rechtssystems keine Notwendigkeit mehr, römisch-kanonische Regeln zu übernehmen. Deshalb blieb in England die Rezeption des römischen Rechts aus.
Also ist erstmal davon auszugehen, daß unser Rechtssystem mit dem englischen nicht vergleichbar ist. Während wir mit kodifizierten Systemen (Bürgerliches Gesetzbuch, Strafgesetzbuch etc.) arbeiten, gibt es in England überwiegend "Case-Law", d.h. einzelfallbezogene Rechsprechung, die auf Präzedenzurteile baut. Inwieweit das für das Strafrecht gilt und wie unabhängig dort die Richter sind, vermag ich nicht zu beurteilen.
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Zitat
Original von Friderike
Ob Gelis Übersetzer diese "-leben"-Formen auch verwendet hat?Wäre lieb, wenn du mal nachschlagen könntest, Geli.
Lieben Gruß,
die Fride.
Ich lese ja dasselbe Buch wie geli.
Und diese "leben"-Schreibweise kommt bei uns nicht vor. -
Zitat
Original von Friderike
Hallo Milla,diese "-leben"-Formen sind am Ende des ersten Drittels des 19. Kapitel.
Ich schreib mal einen Absatz ab:
..."Was ist mit der Bude in Chertsey, Bill?" fragte der Jude leise und rückte seinen Stuhl näher an Sikes heran.
"Ja, das möcht ich auch fragen", brummte Sikes.
"Nu, sie wissen doch, was ich sagen will, lieber Freind", sprudelte der Jude hervor. "Was glauben Sie, weiß er, was ich will, Nancyleben?"
"Nee, er weiß es nicht", höhnte Sikes, "oder er wills nicht wissen-was aufs Gleiche raus kommt. Nun raus damit und die Sache beim Namen nennen. Sitzen Sie nicht da und blinzeln Sie; oder sprechen sie in Rätseln? Also was gibt's?"
"Betuch, Billeben, betuch", flüsterte der Jude abwehrend"...Sikes ist manchmal auch im Deutschen schwer zu verstehen, aber auch der Jude ist nicht ganz einfach.
Dieser Abschnitt ist in meinem Buch so übersetzt:
"Es ist wegen der Fahrt ( Erklärung im Buch: Gaunerausdruck für "Diebstahlsunternehmen" ) in Chertsey, Bill", sagte der Jude, zog seinen Stuhl nach vorn und sprach sehr leise.
"Na und, was ist damit?" forschte Sikes.
"Ach, du weißt doch, was ich meine, mein Lieber" antwortete der Jude. "Nicht wahr, Nancy, er weiß, was ich meine?"
"Nein, er weiß es nicht" höhnte Sikes. "Oder er will nichts wissen, und das ist dasselbe. Heraus mit der Sprache, und nenn die Dinge beim rechten Namen; sitz nicht blinzelnd und zwinkernd da herum, und sprich nicht so in Andeutungen mit mir, als ob du nicht der Allererste gewesen wärest, der an diesen Raubzug gedacht hat. Was meinst du also?" -
@ Fride
danke schon mal, ich versuche noch mehr herauszukriegen@ all
Was haltet ihr eigentlich bis jetzt von Fagin? Am Anfang dachte ich er wäre der klassisch böse, etwas dümmliche Charakter, aber mittlerweile sehe ich ihn etwas komplexer. Die Art und Weise, wie er Oliver zum echten Mitglied der Bande machen will, das sich auch mit seinen Kollegen identifiziert, ist richtig geschickt eingefädelt (Kapitel 18.) und wie er Oliver vor Fagin warnt (Kapitel 20) lässt mich schwanken, ob er einfach nur Angst um ein von ihm "durchgefüttertes" Bandenmitglied hat oder ihm doch mehr an Oliver liegt (aus welchen Gründen auch immer)... -
Zitat
Original von Friderike
Hallo Milla,danke für Deine Mühe.
Wahrscheinlich haben wir hier eine Besonderheit der Meyrinkschen Übersetzung, der vielleicht wirklich auf jüdische sprachliche Besonderheiten Wert gelegt hat. Die anderen Protagonisten nutzen diese "-leben"-Formen eigentlich nicht.
Ob Gelis Übersetzer diese "-leben"-Formen auch verwendet hat?
Wäre lieb, wenn du mal nachschlagen könntest, Geli.
Lieben Gruß,
die Fride.
Hab ich gerade. bei mir ist der Absatz so: (S. 196)
EDIT: Okee, hat Rosenstolz schon gemacht
Also dieses -leben ist bei mir "Mein Lieber"
Witzig finde ich auch, dass bei Euch die Leute im Dialekt sprechen, das hatte ich nur zu Anfang, als Jack (der Ganef) Oliver aufgegabelt hat. Mein Jude spricht ganz normal.
Und mir ist aufgefallen, dass sie sich in meiner Ausgabe duzen und bei Dir, Fride, siezen sie sich.
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@ Milla: Fagin habe ich auch noch nicht durchschaut. Später kommt ein Hinweis, dass Oliver mehr wert ist, als nur ein normaler Junge, der geschickt für Diebsthl u.a. Gaunereien einzusetzen ist. Fagin scheint also sehr gerissen zu sein.
Die Rolle von Mr. Sikes ist mir auch noch nicht ganz klar, ist er das Oberhaupt der Bande? Ob er Nancy "Zuhälter" ist, würde sich dann ja darauf erschließen.