ZitatOriginal von magali
Der Umstand, daß man Männer regelrecht dazu prügeln muß (in Heeren so ab dem späten 17. und im ganzen 18. Jahrhundert wurde vor der Schlacht Branntwein ausgeschenkt und hinter den Soldaten, die da auf Schlachtengemälden so männlich vorwärtsstürmen, standen Feldwebel, die sie vorwärts geprügelt haben!) spricht aber doch gegen die genetisch/hormonell angelegt männliche Gewalt, oder nicht?
Liebe magali,
Um richtig zornig zu werden braucht es eben einen triftigen Grund, die Habgier irgendwelcher Potentaten des 17. und 18. Jhd. mag für den einzelnen Sodalten nicht immer ausgereicht haben.
Mein Großvater väterlicherseits war K&K Offizier im ersten Weltkrieg, er bekam als Akademiker ein polnisches Regiment zugeteilt. Sie wurden nach Osten and die Front geschickt. Es gab keine Probleme mit Deserteuren und keiner der Soldaten musste angetrieben werden - ganz im Gegenteil. Einmal verlor er sogar die Kontrolle über sein Regiment, weil die Fuhrwerke mit den Gulaschkanonen davonfahren wollten, bevor die Soldaten gegessen hatten. Die Männer verfolgten die Kutscher und prügelten sie von den Böcken. Es gab kein Halten mehr. Gib einem Mann einen guten Grund (Hunger) und seine Aggression stellt sich ganz selbstverständlich ein. Ist ein lebenserhaltendes Prinzip.
Für jene, die nachlesen wollen, mein Großvater, Josef Maria Riedl, hat seine Lebenserinnerungen schriftlich festgehalten und letztes Jahr wurden sie publiziert im Peter Lang Verlag "Josef Riedl. Künsterlbiographie". Opa war nämlich Bildhauer im zivilen Beruf Gerade die Geschichten über die Kriesgjahre sind sehr aufschlussreich. Immerhin hat er zwei Kriege erlebt, wobei er zu seinem Glück im zweiten Weltkrieg schon zu alt für den Wehrdienst war. Da musste mein Vater ran (er war 17) und er hat nie etwas erzählt. Nur bei dem Lied "ich hat' einen Kameraden..." fing er regelmäßig zu weinen an. Ihn musste man wohl prügeln zum Dienst mit der Waffe.
Auf der anderen Seite habe ich lebhaft seine Zornausbrüche in Erinnerung, sie waren legendär, entluden sich aber immer an Gerät, nie an Personen. So hat er einmal ein Telephon an der Wand zerschellt nach einem unangenehmen Anruf und als dann der Reparaturdienst kam mit Schraubenzieher und anderem Werkzeug um das schadhafte Gerät zu begutachten, sah er ungläubig in eine Schuhschachtel gefüllt mit Scherben.
Vater hat gelernt mit seinem Zorn umzugehen. Man sah ihm immer an, wenn es mit ihm durchging, dann wurde er ganz weiß um die Nase. Aber er wandte sich ab, ging in den Keller und dort hörte man dann Dinge zu Bruch gehen. Für mich als Kind sehr amüsant. Heut habe ich Hochachtung dafür. Er hat ein Ventil gefunden für seine Aggressionen und hat es geschafft nie gegen Menschen Gewalt anzuwenden.
Übrigens sind Aggressionen auch Frauen angeboren, ganz klar. Frauen drücken nur all ihre Gefühle leichter verbal aus als Männer. Während Vater sich im Keller austobte, konnte Mutter endlose Schimpfkannonanden loslassen.
LG Barbara