Jugend und Bildung; Allgemeine Diskussion über Schulsystem, Ziele, Urs

  • Hallo Idgie,


    ich Beglückwünsche dich zu deinen Halbtagsjob. Es ist in meinen Augen die beste Entscheidung die du treffen konntest und das die Kinder dadurch vernachlässigt werden ist in meinen Augen der absolute Quatsch.


    Bei Kindern, deren Eltern Arbeitslos sind, in dem sie somit den Frust erleben der zu Hause herscht, ist die "Verwahrlosung" viel mehr ausgebrägt. Sie treiben sich nach der Schule auf Hinterhöfen rum, nur um den Frust im Elternhaus zu entgehen.


    Früher gab es mal den Begriff "Schlüsselkinder", wo ich auch dazu gehörte. Und hat es mir geschadet, ich würde sagen nein, denn meine Schule habe ich mit 2,0 beendet, habe einen Beruf gelernt, der mir Spaß macht.
    Also was soll daran verkehrt sein, wenn man arbeitet.
    Mit dem Geld kann man auch einen Zweit- oder Dritturlaub finanzieren und somit den Kindern auch etwas bieten, indem sie die Welt kennenlernen.



    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat


    Diese Behauptung finde ich unverschämt. Es gibt zahllose Haushalte, in denen die Kinder nicht versorgt werden könnten, wenn nicht beide Eltern arbeiten gingen. Es gibt sogar Haushalte, in denen ein Elternteil mehrere Jobs machen muss, damit die Familie über die Runden kommt. Aber selbst wenn das "zusätzliche" Geld nicht unbedingt nötig wäre, gehen doch viele Frauen arbeiten, weil sie irgendwann fürchten, zu verblöden, wenn sie fast ausschließlich von ihren Kindern umgeben sind. So entzückend und bereichernd der Umgang mit Kindern ist, so sehr kann man sich sicherlich auch mal nach einer anderen Umgebung sehnen.


    Vielen Dank, Jaleh, meine Frau freut sich darüber, daß du sie für verblödet hältst, weil sie für unseren Nachwuchs zu Hause blieb und einen lukrativen Job aufgab.
    Auch wenn ich jetzt weiterhin als unverschämt gelte, Frauen, die ihrer Mutterpflicht nachkommen und Eltern, die eben auch mal den Gürtel enger schnallen für ihre Kinder, halte ich für sozial besonders wertvolle Menschen. Denn sie stellen ihren Egoismus für andere hintan. Aber das ist jetzt wieder eine Frage der Lebensphilosophie des einzelnen und kommt wieder in den Thread nach dem Sinn des Lebens. Also schließe ich damit meinen Beitrag ab. Es ist ohnehin schon alles gesagt.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Hallo Demosthenes,


    Zitat

    Auch wenn ich jetzt weiterhin als unverschämt gelte, Frauen, die ihrer Mutterpflicht nachkommen und Eltern, die eben auch mal den Gürtel enger schnallen für ihre Kinder, halte ich für sozial besonders wertvolle Menschen.


    Was sind das für besonders sozial wertvolle Menschen, die infolge Geldmangel in unserer Gesellschaft ihren Kinder nicht das Grundlegenste bieten können. Da unsere Gesellschaft nun mal so aufgebaut ist, das Geld alles ist, werden diese Kinder in der Schule gehänselt, sie bekommen Probleme, wenn es um die technische Ausrüstung (sprich Taschenrechner als Beispiel) geht. Und wenn ein Kind gehänselt wird, fühlt sich erniedrigt. Es fühlt sich der Gesellschaft nicht zugehörig, da verwette ich fast alles dagegen.
    Nicht das ich das für gut befinde, die Hänselei, aber es ist nun mal so.
    Wenn wie bei uns ein Kind fast die Abschlussfahrt nicht mitmachen konnte, nur weil die Mutter nicht arbeiten geht (ober verschuldet oder unverschuldet steht erst einmal außer Frage) - was ist daran besonders sozial wertvoll??


    Ich wollte das nur noch einmal gesagt haben und da du ja dieses Thema für abgeschlossen hälst, erwarte ich auch keine Antwort.



    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat

    Original von Demosthenes


    Vielen Dank, Jaleh, meine Frau freut sich darüber, daß du sie für verblödet hältst, weil sie für unseren Nachwuchs zu Hause blieb und einen lukrativen Job aufgab.


    Willst Du vielleicht nochmal meinen Satz lesen, den Du selbst zitiert hast?


    ICH habe nirgendwo behauptet, dass ich irgend jemanden für verblödet halte. Aber ich habe schon von mehreren Müttern gehört, dass sie, wenn sie fast ausschließlich von ihren Kindern umgeben sind, doch schnell anspruchsvollere Gespräche vermissen. Oder eben auch eine intellektuell anders geartete Tätigkeit, wie sie in vielen Berufen geboten wird.


    Dass ich auch gesellschaftliche Fragen sehe, habe ich ja bereits geschrieben.


    Jaleh

  • Was mich bei dieser Diskussion völlig verwundert ist, dass hier die wenigsten mit berufstätigen Müttern, geschweige denn mit Müttern in einer verantwortungsvollen Position aufgewachsen sind.
    Kann mir mal jemand erklären, wieso es unabdingbar sein sollte, dass die Mutter 24/7 bei ihrem Nachwuchs zugegen sein sollte? Für mich wäre eine nicht berufstätige Ehefrau einfach nicht akzeptabel. Auch die Mutter meiner Tochter arbeitet und käme niemals auf die Idee nur wegen einer Schwangerschaft (und sie ist gerade wieder schwanger) ihren Beruf einzuschränken oder gar aufzugeben.


    Ich hatte Nannies, eine liebevolle, wenn auch anspruchsvolle Grossmutter, eine sehr liebevolle Mutter, die eben nicht täglich neben mir gesessen ist, aber trotzdem für Probleme ansprechbar war.
    (b)Zur Erziehung gehört hauptsächlich Qualität und nicht Quantität. (/b) Wenn sich eine Mutter oder ein Vater am Abend auch nur eine Stunde mit ihrem Kind hinsetzen und die Hausaufgaben durchsehen, oder eine Geschichte erzählen, oder gemeinsam spielen, reicht das durchaus, um ein intaktes Familienleben zu haben und sich als Kind gut aufgehoben und geliebt zu fühlen. Meine Mutter hat mir mit 3 Jahren lesen und schreiben, sowie rechnen beigebracht, meine Schwester durfte daher mit 5 gleich in die 2. Klasse. Das Interesse am Leben und an der Natur wurde uns bei Wochenendausflügen und bei Ferienaufenthalten bei den Grosseltern immer wieder angefacht und Fragen waren einfach willkommen.



    Zur Bildungsmisere in Deutschland muss ich sagen, dass es den meisten Deutschen einfach nicht einfällt sich energischer gegen den Missstand aufzulehnen oder sich aktiver an der Schule beteiligen oder auch die Schule am Schüler interessiert erscheint.
    In Japan ruft die Schule daheim an, wenn der Schüler abwesend ist. Auch in den meisten Schulen, die ich kennengelernt habe, war das so.


    Schulgeld scheint auch etwas zu sein, was der normale Deutsche kaum in sein Budget einrechnet.
    Die vormals von Fdlmich genannten 1,000 Euro sind in Mexico beispielsweise nicht im Jahr notwendig, sondern fast schon monatlich. Die Deutsche Schule verlangt umgerechnet 700 USD Schulgeld pro Monat, die guten Unis manchmal sogar 1,500 USD. Und wenn man bedenkt, dass das normale Monatseinkommen oftmals diesen letztgenannten Betrag kaum überschreitet, dann sollte man doch bedenken, wie in anderen Ländern die Eltern zu Opfern bereit sind, um ihren Kindern die bestmögliche Bildung zu ermöglichen. Dann gibt es eben kein Zweitauto, keine schöne grosse Wohnung, kein Urlaub im Ausland, etc.
    Eine 16jährige Nachbarin von mir träumt davon in Harvard zu studieren und ihre Mutter hat es versprochen, dass sie, wenn sie einen Notendurchschnitt von 9.8 schafft (10 ist die höchste Zahl), auch dorthin darf. Die Kleine hat diesen Durchschnitt geschafft und wird in 1.5 Jahren die Schule verlassen, wahrscheinlich mit einer noch höheren Punktezahl. Die Eltern plus Tanten, Grosseltern, etc. sparen inzwischen die notwendigen 36,000 USD pro Jahr an.

  • Zitat

    Original von Jaleh
    Aber ich habe schon von mehreren Müttern gehört, dass sie, wenn sie fast ausschließlich von ihren Kindern umgeben sind, doch schnell anspruchsvollere Gespräche vermissen.


    Das ist eine Tatsache. Gerade in den ersten Jahren bestehen die meisten sozialen Kontakte von Elternteilen (Väter!!, wie Mütter), die z. B. den Erziehungsurlaub in Anspruch nehmen oder mit dem Beruf ganz aufhören, in der Regel aus Gesprächen mit dem Kinderarzt und anderen Eltern in irgendwelchen Krabbelgruppen (wo dann auch nur übers Kind gesprochen wird!). Es bleibt einfach zu wenig Zeit, um den Kopf auch noch für "normale" Kontakte freizubekommen und mann/frau ist am Abend dann meistens so erledigt, dass mann/frau auch gar keine Lust mehr hat auszugehen und mal was Anderes zu erleben.
    Das hat mit Verblödung Nichts zu tun, sondern mit Fokussierung auf einen ganz eng begrenzten Bereich, nämlich der Hege und Pflege eines Säuglings bzw. Kleinkindes. Es werden nur sehr Wenige schaffen dabei nicht irgendwann einen sozial-kulturellen-was-auch-immer Kontakt-Blackout zu bekommen. Dass dann irgendwann der Punkt kommt, wo mann/frau einfach sagt: ich muss raus hier und mal wieder was "Richtiges" tun ist doch nachvollziehbar und verständlich.


    Gruss,


    Doc

  • Kinder brauchen Aufmerksamkeit, keine Frage. Aber ob die schon dadurch gewährleistet ist, dass ein Elternteil nicht berufstätig ist, wage ich doch sehr zu bezweifeln. In meiner Familie sind die Frauen seit drei Generationen berufstätig. Dadurch sind die Kinder weder ungebildeter noch schlechter erzogen als Kinder, deren Mütter (oder Väter) sie rund um die Uhr betreut haben. Allerdings sind die Kinder in unserer Familie selbständiger und selbstbewusster als ihre Altersgenossen.
    Wenn ich jedoch die Erinnerungen an meine Schule mit dem vergleiche, was heutzutage in den Schulen abläuft, komme ich zu dem Schluss, dass sich tatsächlich viele Lehrer (auch und besonders in der Grundschule) ihrer Verantwortung für die Bildung der Kinder keinesfalls bewusst sind. Wie sollen Grundschüler Lesen und Schreiben lernen, wenn ihnen vorgefertigte Kopien vorgelegt werden, in denen maximal ein paar Wörter oder Buchstaben zu ergänzen sind? Wie sollen sie lernen, sich zu konzentrieren, wenn sie beim kleinsten Anzeichen von Unlust ins Nebenzimmer geschickt werden – zum Spielen! Die meisten Kinder beginnen ihre Schullaufbahn sehr motiviert – sie wollen lernen – aber unter solchen Voraussetzungen verliert sich das sehr schnell.
    Muss ich als (inzwischen allein erziehendes) Elternteil es mir aufgrund meiner Berufstätigkeit (mit der ich schließlich meine Familie ernähre) ankreiden lassen, dass die Lese-Rechtschreib-Schwäche meiner Ältesten erst im Gymnasium erkannt wurde? Oder dass ich durch einen Zufall erfahren habe, dass sie die Schule wochenlang gemieden hat, ohne dass ich von dort informiert wurde? Diese Liste kann ich noch fortführen… Oder ist das nicht viel mehr ein Zeichen für das Desinteresse unserer verbeamteten Lehrer, die 12 Monate Gehalt beziehen für 9 Monate Arbeit und keine Angst um ihren Job haben müssen, egal wie schlecht sie ihn machen?
    Es ist ausgesprochen schwierig, dem als Eltern entgegenzuwirken. Wenn die Kinder nicht spüren, dass ihre Arbeit (in der und für die Schule) auch dort anerkannt wird, hilft es auch nicht, dass Mutter oder Vater in der zweiten Hälfte des Tages zur Verfügung stehen.

    ToniO



    Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.
    Rabbi Me'ir


    Coincidence is God's way of remaining anonymous.
    Albert Einstein

  • Eigentlich wollte ich ja nicht mehr in die Diskussion eingreifen, weil jetzt nur noch Wiederholungen kommen. Aber vielleicht hilft es einige, wenn ich mal schildere, wie eine Kindheit vor fünzig Jahen in einer ländlichen Gemeinde verlief.
    Im Haus lebten die Grosseltern und die Eltern. Vater jobbte in der nahen Stadt auf der "Hütte" und bauerte nebenbei noch, um den kargen Lohn aufzubessern. Die Kinder gingen morgens in die Volksschule. Wenn sie mittags heimkamen, wartete die Mutter schon mit dem Essen und danach gings "alle Mann" hoch auf die Felder, um dort zu arbeiten. Wenn der Vater dann nach Hause kam, wurden Schularbeiten gemacht, während er noch bis zur Dunkelheit arbeitete. In der Schule unterrichtete der Lehrer stets zwei Klassen zusammen, Übertäter wurden einfach kurz über die erste Bank gelegt und mit dem Rohrstock eines Besseren belehrt.
    Die Großeltern, die meist nicht mehr auf dem Acker viel helfen konnten, versorgten zu Hause das Vieh und den Haushalt. Das Leben spielte sich in der großen Wohnküche ab und die Kinder konnten sich glücklich schätzen, wenn sie alle zusammen ein Zimmer für sich hatten. Später, wenn sie ins Gymnasium gingen, änderte sich am Lebensablauf nicht das Geringste. Vielleicht wurden sie nicht mehr so oft zur Feldarbeit herangezogen, aber diese Erleichterung wurde von den Kindern sogar oft als Strafe empfunden.
    Diejenigen, die Probleme hatten (heute sagt man Lernschwäche dazu) wurden vom Lehrer nachmittags nochmal zur Schule bestellt und soweit fit gemacht, daß sie die Klassenstufe wenigstens mit Ach und Krach bestanden. Sitzen blieb in aller Regel keiner. Lediglich, wenn die Eltern zuviel Mitarbeit forderten, dann sprach der Lehrer meist mal ein ernstes Wort mit den Eltern und schon lief die Sache im Rahmen.
    Allerdings gab es dafür kein Fernsehen, kein PC, keine teuren Klassenfahrten, keine Designerklamotten. Die Jungs trugen abgewetzte Hosen und genagelte hohe Schuhe - auch im Sommer. Damit konnte man auch im Sommer auf der Strasse Schleimern. Wenn dann doch mal ein wenig karge Freizeit übrigblieb, dann traf man sich in den verwilderten Auen, baute Baumhäuser aus Brettern und Nägeln, die man zuhause gestibitzt hatte oder tollte in der Natur rum. Die Spiele waren meist gefährlich, denn überall lag noch Munition aus dem Krieg rum, der Fluß hatte seine Tücken, da noch nicht begradigt und im Schilf gabs noch jede Menge Getier.
    Wir haben alle unseren Weg damals gemacht und keiner ist irgendwo auf der Strecke geblieben.
    Wo liegt heute also das Problem? :gruebel

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Die Realität meiner Mutter vor 50 Jahren war mit der von Demosthenes nicht im Geringsten zu vergleichen.


    Die kleinen Kinder wurden bis zur Schulreife daheim unterrichtet, dann kamen sie ins Internat, 300 km von zuhause entfernt, da es keine Schule in der näheren Umgebung gab. Körperliche Züchtigung gab es auch (englisches Bildungssystem), aber hauptsächlich hatten sie eine Vollzeitschule mit Nachmittagsunterricht. Die Kinder kamen nur zu den Ferie nachhause und Telefonanrufe mit der Familie waren praktisch unmöglich.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Die Kinder kamen nur zu den Ferie nachhause und Telefonanrufe mit der Familie waren praktisch unmöglich.


    :chen Telefon gabs damals nur auf der Gemeinde, der Post, dem Bahnhof, dem Pfarrer und dem Gendarmen. Ich muß aber zugeben, wir haben es auch nicht vermisst.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Da die Diskussion abflaut und mir zu einseitig ist, hier einige diskussionsfördernde Fragen:


    1) Seit ihr mit den Lerninhalten in der Schule einverstanden? Sind sie sinnvoll, oder realitätsfremd?


    2) Wenn Ja, was würdet ihr an den Lerninhalten ändern?


    3) Wie sieht eure Schule der Zukunft aus?


    mfg

  • zu 1) Die Lerninhalte sind ok, nur die Motivation mancher Lehrkräfte diese auch vernünftig und mit genügend Geduld zu vermitteln lässt bisweilen zu wünschen übrig


    zu 2) Nix! Ich würde nur gerne an den Lehrern etwas ändern.


    zu 3) Schule sollte so stattfinden, wie zu meiner Schulzeit! Mit ausreichend Zeit und Lust der Lehrer, ohne Markenfetischismus auf dem Schulhof, ohne motivationskillende asoziale Mitschüler, die es nicht mal nötig haben auch nur die Minimumanforderung an menschlichem Miteinander erfüllen zu wollen. Die Schule der Zukunft wird wahrscheinlich leider anders aussehen, ausser ein jetzt schon abzusehender Trend lässt sich noch umkehren.


    Noch ein paar erklärende Worte zu meinen Lehrerbemerkungen:
    Ich kann das Gejammere mancher Lehrer einfach nicht mehr hören! Da wird alles Mögliche beklagt, von zu geringer Entlohnung bis zuviel Stunden und zuvielen administrativen Tätigkeiten - und das sowas "natürlich" zu Lasten der Schüler bzw. des Schulstoffes geht. Die Liste von solchen Lehrerklagen lässt sich noch zigfach erweitern.
    Solche Leute sollten sich einmal vor Augen führen, dass der normal arbeitenden Bevölkerung auch Nichts geschenkt wird. Ich werde meiner Ansicht nach auch zu niedrig bezahlt, muss unterm Strich wesentlich länger arbeiten, als eine Lehrkraft und werde mit immer mehr anderen Aufgaben zugeschüttet. Ich kann das aber nicht zu Lasten der Produktqualität gehen lassen, sonst gibt es irgendwann keine Kunden mehr bzw. ich bin bald darauf meinen Job los.
    Die Lehrer machen es sich zu einfach, wenn sie sagen, dass durch diese und jene Umstände eben Alles zu Lasten der Schulqualität gehen muss. Im "normalen" Arbeitsleben wird so eine Einstellung mit Kündigung oder Konkurs beantwortet. Schüler können sich aber (anders als Kunden) leider die Lehrer nicht aussuchen und Lehrer sind wahrscheinlich noch nie wegen Unfähigkeit oder Arbeitsverweigerung entlassen worden.
    Nicht die Anforderungen an die Lehrer sind schuld, sondern deren Einstellung zu ihrem Beruf - das ist das Problem!


    Und bevor ich jetzt auf den Scheiterhaufen geworfen werde: ich weiss, dass es sehr wohl auch noch Lehrer gibt, die ihren Beruf ernstnehmen und auch mal die Ärmel hochkrempeln...nur leider sind die ein seltenes Bild in der derzeitigen Schullandschaft geworden (meinem subjektiven Erleben nach).


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Historikus
    1) Seit ihr mit den Lerninhalten in der Schule einverstanden? Sind sie sinnvoll, oder realitätsfremd?


    Eigentlich sollten sie "realitätsfremder" sein und nicht den Interessen der Wirtschaftsverbände dienen. Jede weitere Anpassung an die "Notwendigkeiten des Marktes" (der kruden Religion der westlichen Welt und ihrer Nachahmer) entfernt uns weiter von der Realisierung einer humanen, weitgehend gerechten Welt.
    Ich will hier nicht in die Wehklagen über einen Wildwuchs des "Egoismus" einstimmen (Egoismus im eigentlichen Sinne ist imvho eine Naturnotwendigkeit - und außerdem die Grundlage für einen funktionierenden Altruismus). Man kann jedoch kein "gemeinsames Haus Europa" beschwören, wenn man die gemeinsamen Wurzeln nicht unter Wirtschaftsinteressen verschüttet.


    Zitat

    2) Wenn Ja, was würdet ihr an den Lerninhalten ändern?


    Jetzt mal nur von mir ausgehend:

    • Einführung der Ganztagsschule
    • Weniger Pädadogik in der Lehrerausbildung, dafür mehr Didaktik und Praxis
    • Mehr fächerübergreifende Arbeit, d.h. mehr Zusammenarbeit der LehrerInnen
    • Stärkung der Kulturfächer, der Sprachen, Geschichte und des musischen Unterrichts (Latein z.B. sollte als Sprache unterrichtet werden, nicht als grammatisches Konstrukt!)
    • Abschaffung von WiWi und "Arbeitslehre" in der SekI der Gymnasien


    Zitat

    3) Wie sieht eure Schule der Zukunft aus?


    Wunsch: Lebensraum für Kinder in ihrer Lieblingstätigkeit LERNEN!
    Realität: Kaderschmiede für flexible, teamfähige Lohnarbeiter. :o(


    Aber daran ist nicht "Berlin" schuld, sondern die Entwicklung unkontrollierter internationaler "Märkte", in denen wie zu Zeiten der frühneuzeitlichen Kleinstaaterei, Konzerne gegeneinander antreten und Piranhateich "spielen".

  • Schule macht immer mehr Lehrer krank


    Zahl der Dauerpatienten und Frühpensionierungen steigt - Psychisch bedingte Leiden an erster Stelle


    von Christa Beckmann


    Unter den etwa 32 000 Berliner Lehrern gibt es immer mehr Dauerpatienten. Die Zahl der Pädagogen, die mehrere Monate im Jahr fehlen, ist nach Angaben der Schulverwaltung seit 2002 von 519 auf 681 Langzeiterkrankte Ende 2003 gestiegen. Amtsärzte registrieren vor allem einen Anstieg psychisch bedingter Leiden durch Stress.


    quelle: http://www.welt.de/data/2004/01/28/229570.html

  • meine meinung....schwierig, da ich immer vorsichtig bin mit aussagen zu erziehung und bildung. schliesslich hab ich keine kinder und stehe deshalb der ganzen 'misere' nur theoretisch gegenüber.


    ich bekomme nur viel mit von bekannten, die - zum teil mit viel enthusiasmus und herzblut - den lehrerberuf ausüben oder noch referendare sind.



    jedenfalls denke ich nicht, dass man pauschal sagen kann: die lehrer sind schuld. genauso wenig kann man allgemein den vorwurf an die eltern richten.


    fakt ist: was ich heute so höre, was in den schulen abgeht, stimmt mich sehr bedenklich, sodass ich angst hätte, mein kind dorthin zu schicken.



    ich habe nun primär kein problem mit den lehrinhalten - die kenne ich nicht so gut. komisch finde ich es allerding, dass leute naturwissenschaften wie informatik studieren können, wenn sie beim abi mathe 'abgewählt' hatten. (komische erfindung!)


    mir geht es um die stellung der schule an für sich, die rolle der lehrer und der eltern.
    man kann von keinem kind verlangen, dass es schon von anfang an versteht, warum es da hin soll. erst mit zunehmenden alter sollte es erfassen können, wie wichtig bildung für die zukunft, für die eigene lebensgestaltung ist.
    und genau da sehe ich heutzutage das problem: nach meinen beobachtungen (ich hüte mich vor verallgemeinerungen) sind viele eltern nicht in der lage, dem kind zu vermitteln, wie wichtig das lernen ist. und sie leben es auch nicht vor! im gegenteil - das kind erfährt von zuhause, dass es für nichts verantwortlich ist, dass man sich eigentlich um nichts kümmern muss, und grundwerte bekommt es via vorabendserien oder schlimmeres vermittelt.
    ich erlebe viele kinder im einschulungsalter, denen ein mindestmass an anstand und respekt vor anderen personen völlig fremd ist.


    und da kommen wir zum lehrer: der lehrer soll wissen vermitteln. gut, da gibt es sicher mehr oder weniger begabte, aber im grunde genommen kommen sie ja kaum noch dazu, ihren eigentlichen job zu machen. was sie in den schulen tag für tag für einen 'kampf' führen, hat mehr mit katastrophenschutz im zwischenmenschlichen bereich zu tun. die wenigsten pädagogen sind respektspersonen. sie besitzen ja auch kaum eine handhabe, sich durchzusetzen. und wenn sie dann die kinder realistisch einschätzen bei der zensurengebung, kommen die entrüsteten eltern zum direktor und beschweren sich - und das mit erfolg!!!
    kein wunder, dass immer mehr lehrer aufgeben...


    und nun frage ich mich: wenn man als kind weder bei den eltern noch in der schule grenzen aufgezeigt bekommt und lernt, verantwortung zu übernehmen, wie sollen die im späteren leben zurechtkommen - und wir mit ihnen?


    vor kurzen hat ein personalratschef im interview gesagt: "wir können den ausbildungsbewerbern nicht auch noch nachhilfekurse in benehmen anbieten!"



    tja, da stelle ich mir wirklich die frage: was ist eigentlich der punkt? was wird da nicht richtig vermittelt? bestimmt nicht das einmaleins in mathe.


    bo

  • "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!"


    Kennt ihr den Spruch noch? Das Wissen welches in der Schule zum Teil vermittelt wird, wird nur zu einem Bruchteil gebraucht. Und jeder Schüler wird einen anderen Bruchteil für sein weiteres Leben benötigen. Aber was mir schon zu meiner Schulzeit (68 - 81) auffiel, waren einige wirklich lästige Beispiele, die ich anschließend sofort wieder vergessen habe, um den Kopf frei zu kriegen für die wichtigen Dinge. Das ging zum Teil schwer zu Lasten einer vernünftigen Allgemeinbildung. Ich bin eben ein Opfer der (kaputt)reformierten Oberstufe. So hatte ich zwar unmittelbar nach dem Abitur einen chemischen Wissenstand, der in etwa dem 4. Semester Chemiestudium entsprach, aber dafür ein paar nette Lücken in Geschichte und leider auch in Literatur.


    Das scheint mir heute nicht viel anders zu sein. Aus leidvoller Erfahrung (ich lese ab und an mal Bewerbungsschreiben) weiß ich, dass kaum ein Schulabgänger - egal welcher Schule - heute noch die Grundregeln der Rechtschreibung beherrscht, von Grammatik und Satzbau gar nicht zu reden. Die formulieren fröhlich und unbeschwert vor sich hin, frei nach dem Motto: Komm´s über allem, auch überm Dativ :cry Wenigstens rudimentäre Kenntnisse in diesem Bereich sollten doch vorhanden sein. Das ist doch nicht zuviel verlangt!!!


    Tja, und jetzt zur spannenden Frage, wer dieses Wissen denn vermitteln soll.
    Keine Frage, in erster Linie die Eltern. Das geht nicht ohne Zeiteinsatz und fängt ganz früh an, indem ihnen die Grundregeln von Respekt und sozialem Umgang innerhalb der Familie vermittelt werden und sie so die Möglichkeit haben, unbeschwert in einer größeren Gruppe zu lernen.


    In einem Punkt muss ich dir widersprechen, bo. Kinder haben einen ganz natürlichen Drang zu lernen. Nur muss man sie dort auch abholen und das Lernen fördern. Erst ganz spielerisch und dann natürlich auch mal mit der notwendigen Konsequenz, wenn sie die aufgestellten Regeln (bei uns z.B. Vokabeln lernen) mißachten. Man muss schon versuchen ihnen klarzumachen, dass sie sich selbst schaden.


    Das ist auch nicht so schwer. Ich frage sie, wie sie sich ihr Leben vorstellen und sie kommen dann im Gespräch selbst darauf, was sie tun müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Klappt bisher ganz gut.


    Lehrern die ganze Verantwortung aufzuhalsen ist nicht richtig. Die Verantwortung trägt die Gesellschaft im Allgemeinen und daher ist es auch so schwer, Änderungen zu bewirken. Man fängt nicht gern bei sich selbst an. Dass Lehrer die Folgen der technischen Babysitter TV und PC auffangen sollen, ist zuviel verlangt. Umgekehrt können sie sich auch nicht damit rausreden, dass Schüler heute ihre Lehrer krank machen.


    Alles in Allem habe ich kein Patentrezept. Es kann nur Bewegung ins Spiel kommen durch möglichst viele engagierte Lehrer und Eltern, die aktiv werden.

  • Zitat

    Original von Idgie
    Lehrern die ganze Verantwortung aufzuhalsen ist nicht richtig. Die Verantwortung trägt die Gesellschaft im Allgemeinen...


    In meiner Tirade weiter oben habe ich das auch gar nicht den Lehrern aufbürden wollen. Ich hatte ja auch schon noch weiter oben geschrieben, dass das schon zuhause anfangen muss. Mein Unmut richtet sich aber gegen jene Lehrer, die zusätzlich zu den vielen anderen Problemen mit dem heutigen Schulwesen, durch ihr Verhalten nur noch kontraproduktiv sind und in jedem anderen Job in der freien Wirtschaft mit so einem Gebaren schon längst gefeuert wären.


    Ansonsten stehen wir ja wirklich an einer Front, Idgie. ;)


    Gruss,


    Doc

  • Ich habe mal ein Gedankenspiel gemacht und versucht, ein gutes Schulmodell zu entwerfen, das trotzdem finanziell realisierbar ist.


    Meine Schule wäre eine Ganztagsschule (ein Gymnasium, eine Realschule oder Gesamtschule) mit Unterrichtseinheiten bis 16 Uhr und weiterer Betreuung für Kinder berufstätiger Eltern bis 18 Uhr.


    Idealerweise würde diese Schule erst um 9 Uhr beginnen. Da das aber für viele Berufstätige wieder zu Schwierigkeiten führen könnte, lassen wir es ruhig bei 8 Uhr. Von 8 Uhr bis 11:30 Uhr gibt es nach dem gewohnten Prinzip Unterricht. Danach ist eine Stunde Pause für das Essen, Quatschen, Toben und Spielen. Anschließend folgt noch eine weitere Unterrichtsstunde und danach zwei Einheiten von je einer Stunde mit Pausen dazwischen. Diese Einheiten können von Lehrern, ehrenamtlich arbeitenden Eltern und/oder älteren Schülern geleitet oder betreut werden.


    Manche sind vielleicht Pflicht, so dass jedes Kind etwas Musikalisches machen muss, sich aber aussuchen kann, ob es Flötenunterricht, Klavierunterricht, Chor etc. nimmt.


    Dadurch, dass nicht nur Lehrer unterrichten, sind die Gruppen deutlich kleiner als Schulklassen. Das Alter ist gemischt. Wenn ein 12jähriger ein hervorragender Pianist ist, kann er Klavierunterricht mit 16jährigen zusammen nehmen.


    In dem Unterricht am Morgen werden die Hauptfächer unterrichtet. Kunst, Musik, Sport und gegebenenfalls weitere Fächer werden auf die Nachmittagseinheiten verlegt. Diese Nachmittagskurse gehen nicht unbedingt über ein komplettes Schulhalbjahr sondern so lange, wie der Tutor es unterrichten kann/möchte. Wenn z. B. ein älterer Schüler sich für Dinosaurier interessiert, kann er eine Reihe darüber anbieten, die vielleicht aus drei Stunden besteht. Oder jeder Tutor muss, der besseren Planbarkeit wegen, einen Kurs anbieten, der mindestens einen Monat dauert. Tutoren können Lehrer sein oder z. B. eine Mutter oder eine ältere Schülerin, vielleicht aber auch ein Student (idealerweise ein Lehramtsstudent, der laut Studienplan einmal wöchentlich in einer Schule arbeiten muss, noch eine nette Utopie) oder ein ehemaliger Schüler. Tutoren müssen ihren Lehrplan mit einem Lehrer absprechen. Der Saurier-Kurs könnte darin bestehen, dass der Tutor den Schülern erst etwas erzählt, dann mit ihnen einen Film guckt, Referatsthemen über unterschiedliche Saurier verteilt (Material aus Was-ist-was-Büchern), mit ihnen aus Pappmachee Dinos bastelt usw.


    Ältere Schüler miteinzubinden halte ich für eine großartige Idee. Mein Freund sagt immer, dass man am besten lernt, wenn man anderen etwas beibringt. Zudem hat fast jeder Jugendliche Interessen, von denen er anderen gerne erzählt sowie ein oder mehrere Schulfächer, die er gut beherrscht. Außerdem ist es sicher gut für das Selbstwertgefühl, andere unterrichten zu können und die jungen Tutoren lernen Verantwortungsbewusstsein.


    Selbst Interessen, die von den Eltern und Pädagogen nicht so gern gesehen werden, können so genutzt werden. Nehmen wir den 14jährigen, der den ganzen Tag vor dem PC hängt und meistens irgendwelche Ego-Shooter-Spiele spielt. Dieser Jugendliche könnte wunderbar Computerkurse geben, in denen er sogar auch Spiele vorstellen kann. (Ich denke, dass es durchaus zur Allgemeinbildung gehört, verschiedene Computerspieltypen wenigstens zu kennen.)


    Diese Unterrichtseinheiten am Nachmittag beinhalten auch Hausaufgabenhilfe bzw. Nachhilfe-/Vertiefungsunterricht für unterschiedliche Fächer.


    Da außer den älteren Schülern auch noch interessierte Eltern mithelfen, gibt es Kurse für Türkisch, Italienisch und Griechisch, Kochkurse, Handarbeiten, Seidenmalerei, Makramee, römische Geschichte, das Leben Elisabeth von Österreichs, Internet, Internetrecherche, creative writing und unzählige weitere Angebote wie Theatergruppen, Bauchtanzgruppen und Artistengruppen - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Da diese Kurse oft nur einen Monat dauern, lernen Schüler die unterschiedlichsten Themen kennen.


    Einmal in der Woche (vielleicht auch nur einmal im Monat) ist Exkursionstag, da geht es nach dem Essen gleich los. Auf dem Programm stehen Besuche in der Bibliothek, Museen, Ämtern, Imkereien, botanischen Gärten, Universitäten, Arbeitsstätten von Eltern, Planetarien, Zoos usw.


    Die Idee dahinter ist natürlich, dass es eine Sache ist, im Biologiebuch zu lesen, dass Bienen Blumen bestäuben. Eine ganz andere ist es, eine vollbeladene Biene mit gelben Höschen zum Stock taumeln zu sehen, um dann wohlmöglich auch noch anderen Bienen zu zeigen, wo sie das ganze Zeug gefunden hat. Besuche in öffentlichen Einrichtungen, auch Ämtern, vermitteln einen Überblick über die Arbeit solcher Stellen, aber auch die Fähigkeit, sich später selbst im Bezirksrathaus, der Bibliothek oder dem Arbeitsamt zurechtzufinden. Besuche in Firmen vermitteln einen ersten Eindruck über verschiedene Arbeitswelten.


    Wenn die Lehrer damit überfordert wären, Unterricht vorzubereiten und zu erteilen, Tutoren zu beraten und auch noch die verschiedenen Kurse und Exkursionen zu organisieren, könnte jede Schule eine Kraft extra dafür einstellen. Ich glaube allerdings, dass es vielen Lehrern Spaß machen würde, zumal sie ja auch Hilfe von Eltern und älteren Schülern hätten.


    Von 16 bis 18 Uhr würden die Schüler, die noch nicht nach Hause gehen können/wollen, dann nur noch von einigen wenigen Lehrern, älteren Schülern und Eltern betreut, könnten aber machen, was sie wollen. Vielleicht gäbe es auch nochmal extra Sportgruppen, Gesellschaftsspiele oder dergleichen.


    Außer den Nachmittagskursen sollte natürlich auch der reguläre Unterricht praxisnäher sein. Im Fremdsprachenunterricht sollten möglichst schnell für alle Schüler Brief- oder Email-Freunde organisiert werden. Ich persönlich wäre beim Fremdsprachenunterricht für Blockunterricht, nachdem ich gesehen habe, wieviel Sprache man in wenigen Wochen Sprachurlaub erlernen kann. D. h. ich würde beim Beginn des Unterrichts einer Fremdsprache zwei oder drei Monate lang jeden Tag zwei Stunden Unterricht geben. Danach, wenn die Strukturen sich gefestigt haben, reichen ein bis zwei Stunden Aufbauunterricht in der Woche. Idealerweise würde der Grundkurs schon in der Grundschule gegeben (da allerdings von gut geschulten Sprachlehrern!!), da es jüngeren Schülern sowieso viel leichter fällt, Sprachen zu erlernen.


    Selbstredend würden an meinem Unterricht keine Kinder teilnehmen, die der Sprache gar nicht mächtig sind. Hier müsste einfach jede Stadt (notfalls aber auch die Schule) Deutschkurse anbieten und die Schüler erst in den Unterricht lassen, wenn sie diesem wenigstens ansatzweise folgen können. Stellt Euch mal vor, Ihr müsstet jeden Tag 6 Stunden Unterricht in russischer oder türkischer Sprache über Euch ergehen lassen, ohne mehr zu verstehen, als hier und da mal ein Wort. Da würdet Ihr auch ganz schnell den Unterricht stören oder Depressionen bekommen. Ich kann einfach nicht fassen, dass es das in einem so durchorganisierten Land wie Deutschland gibt.


    Außerdem gäbe es an meiner Schule auch Psychologen, die sowohl Schüler als auch Eltern und Lehrer betreuen. Und ich möchte die Möglichkeit haben, Lehrer zu entlassen, die nicht mitarbeiten. Es müssten auch einige Lehrer mehr eingestellt werden, da von 8 bis 16 Uhr (18 Uhr) Lehrer anwesend sind. Wenn das immer die selben sind, haben sie keine Zeit, um Unterricht vor- und nachzubereiten, was gute Lehrer einige Zeit kostet.


    Insgesamt fallen für mein System relativ wenig Mehrkosten an. Eventuell die Organisationskraft, dann die Busse für die Exkursionen (je nach Lage der Schule frisst die Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel zu viel Zeit), die zusätzlichen Lehrer, der/die Psychologe(n), die Einrichtung einer Kantine und wahrscheinlich noch zwei, drei Posten, die ich jetzt übersehen habe. Insgesamt aber kann ich nicht entdecken, dass da etwas dabei wäre, das Unsummen an Geld verschlingt. Im Gegenzug sind die Kinder ja auch bis 16 oder 18 Uhr versorgt, lernen mehr, haben Gesellschaft statt alleine zu Hause herumzuhocken und bekommen etwas zu essen.


    So, das war jetzt eine hübsche Phantasieübung. Da fehlt noch vieles, z. B. die Benotung, Versicherung für die Zeiten, in denen keine Lehrer anwesend sind und und und. Trotzdem glaube ich, dass sich eine Menge machen ließe und vielerorts wird ja auch schon einiges getan.

  • Hübsches kleines Modell. Man könnte es auch viel kürzer ausdrücken:
    Die störenden Kinder werden abgeschoben und in eine staatliche Erziehung, damit die Eltern sich nicht mit solchen Lappalien abgeben müssen. Zuneigung, Nestwärme oder dergl. kann man dann vielleicht an Weihnachten mal eben von einem staatlich engagierten Weihnachtsmann bringen lassen.
    Danke für so eine Kindheit. Dann lieber keine haben, als sich so massiv vor der Verantwortung zu drücken.


    Ps: Prügel sind zwecklos, hab den Stahlhelm aufgezogen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.