Schreibwettbewerb Mai - Thema: "Mord"

  • Ab dem 1. Mai bis zum 21. Mai könnt ihr hier eure Beiträge zum 'Schreibwettbewerb für registrierte Mitglieder' reinsetzen. Den Ablauf könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Bitte seid so gut und gebt Euren Beiträgen Titel, damit man sie später besser benennen kann.



    Das von Doc vorgeschlagene Thema lautet: "Mord" 



    Wir wünschen euch dabei wieder viel Spaß und Erfolg!



    Diesen Thread bitten wir nur und ausschließlich zum schreiben Eurer Beiträge zum Wettbewerb zu nutzen und die Beiträge hier NICHT zu kommentieren! 

  • Die eiserne Tür fällt mit einem dumpfen Knall ins Schloß. Langsam geht sie durch den düsteren Gang hinter der uniformierten Beamtin her. Das Echo ihrer Schritte hallt ungefähr im gleichen Takt mit ihrem Herzschlag. Noch eine Treppe und dann steht sie vor der Tür, hinter der sich ab jetzt ihr Leben abspielen soll. Das Leben steht still.


    Die Gerichtsverhandlung ist vorbei. Mord. Sie hat 8 Jahre bekommen. Sie ist ganz ruhig, lässt sich in ihrer Zelle auf das schmale Bett sinken, nachdem die Beamtin die Tür hinter ihr geschlossen hat. Eine Weile sitzt sie so da. Sie bereut nichts. Dann nimmt sie das Kind auf dem Stuhl wahr. Ein Mädchen mit dünnen Zöpfen, einem schlaksigen noch ungelenk aussehenden Körper, 11 Jahre alt und mit unglaublich leeren Augen. Das Mädchen sieht sie an. Sie brauchen keine Worte, um sich zu verstehen. Sie kennen sich schon zu lange.


    Vor 4 Jahren tauchte das Mädchen das erste Mal auf, als sie sich gegen einen aufdringlichen Annäherungsversuch wehrte. Plötzlich war das Kind da. Sie kam sich vor, wie im Film; gefangen in einer schrecklichen Handlung. Das Kind wehrt sich verzweifelt gegen seinen Peiniger. Er ist stärker, drückt das Mädchen zu Boden, greift ihr mit brutaler Härte zwischen die Beine, biegt ihre Beine auseinander und dringt in sie ein, zerreißt zuerst ihr Fleisch und dann ihre Seele. Das Mädchen kennt ihn, er ist ein Bekannter ihrer Eltern, die ihm vertrauen. Das Mädchen weint, schreit und nach einer Weile ist alles vorbei und ihr Leben steht still.


    Ihre Psychologin nennt das flash-back und seit 4 Jahren ist das Mädchen immer da. Unvermittelt wird sie immer wieder in diese Szene geschleudert, spielt die Hauptrolle in dem Film, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Sie kann nicht mehr arbeiten seither, nicht mehr allein auf die Straße, erträgt keine Berührungen. Das Leben steht still.


    Zwanzig Jahre lang wusste sie nichts. Ihre Seele hat diesen Tag aus ihrem Gedächtnis gelöscht, bis eben zu diesem bewussten Abend. Die Erinnerung ist da, lässt sich nicht mehr abschütteln, wird ein Teil ihres Lebens überfällt sie oft völlig unvermittelt an den unmöglichsten Orten. Nach zwei Jahren ist sie soweit, ihren Peiniger von damals anzuzeigen. Auf der Wache sieht die Kriminalbeamtin sie mitfühlend an. Sie sagt, die Tat ist verjährt, es gibt keine Beweise. Wie in Trance verlässt sie das Revier. Das Leben steht still.


    Tage, Wochen, Monate vergehen. Sie nimmt alles wie durch Watte wahr. Ihr Peiniger, der Mörder ihrer Seele wohnt im Nachbarort. Er führt ein unauffälliges Leben, ist verheiratet und Vater einer Tochter. Ein Mädchen, wie sie eines war. Vor langer Zeit. Sie fährt zu seinem Haus, schellt, zieht die Waffe aus ihrer Tasche als er ihr öffnet und drückt ab. Das Leben steht still.


    Sie sitzt in der Zelle, das kleine Mädchen blickt sie vom Stuhl aus mit traurigen Augen an.



    Danke für eure Aufmerksamkeit.
    Lieben Gruß Idgie, die jetzt schnell zur Maiwanderung verschwindet ;)

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Idgie ()

  • Sport ist Mord


    Dies zumindest behauptete Winston Churchill und ich frage mich, ob er damit nicht Recht hat. Nach Jahren der körperlichen Bequemlichkeit, wenn man von gemütlichem Wandern absieht, habe ich begonnen, Skimarathons zu laufen – denn Skilanglauf hat mich schon immer fasziniert.
    Obwohl ich eigentlich nicht ehrgeizig bin, wollte ich bei einem der größten Ereignisse, dem Engadin-Ski-Marathon, unter 12 000 Startern wenigstens einen 4-stelligen Platz erreichen. Daher kaufe ich mir ganz schnelle Rennski, schmal, leicht und zum wachsen, obwohl ich vom Wachsen nichts verstehe
    Am Freitag fahren wir auf 1500 m Höhe, am Samstag ist herrliches Wetter, ich laufe ganz gemütlich mit meinen No-wax-Ski durch die großartige Berglandschaft und laufe und laufe - mache Pause - und laufe und laufe. Da bin ich aus Versehen die Marathondistanz schon heute gelaufen. Abendessen, natürlich Spaghetti en masse, den inneren Speicher wieder auffüllen. Dann schauen wie die Experten oder die, die sich dafür halten, am Abend wachsen und dann irgendwas wachsen, denn jeder hat hier seine ganz spezielle Idee. Um 4 Uhr aufstehen – das ist mörderisch - frühstücken und zum Startplatz fahren. Hab ich einen Muskelkater. Es ist 6 Uhr, in 2 Stunden wird gestartet, minus 20 0 und keine Möglichkeit, sich im Warmen aufzuhalten. Bewegen, aber nicht zuviel, schnattern und die Frage „Warum bin ich hier?“. Dann langsam den Startplatz einnehmen, mit der Nummer 11397 muss man nicht mehr um gute Plätze kämpfen oder vielleicht gerade. Warm machen, und dann ein Böllerschuss, der unterstützt vom Echo, das Trommelfell gefährdet. Die ersten Kilometer, Doppelstockschub. Dass Oberarme so schmerzen können. Dann nur noch 4 Spuren beim Anstieg zur Schanze bei St. Max, äh natürlich Moritz. Alles hastet kreuz und quer durcheinander, das ist kein Lauf sondern – Schwamm drüber. Dann die Abfahrt nach Pontresina, die Bäume sind durch alte Matratzen geschützt, doch wer schützt die Läufer vor den wildgewordenen Möchtegernprofis, die weder sich noch ihre Ski beherrschen. Einer kann sich später rühmen auf diesen 400 m wenigstens 5 Kollegen in den Schnee geschickt zu haben, leider auch mich.
    Dann 15 km Skaten, das sieht im Fernsehen immer so locker aus, doch jeder Schritt tut weh, meine Arme fallen fast ab. Noch 500 m bis zum Ziel, aber die geht es bergauf, der Ski glatt wie - ich weiß nicht was. Drei Schritt vor, 2 zurück, 3 vor. Ich breche fast zusammen, mein Atem rasselt, ich schaffe es kaum noch, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Hunderte überholen mich. Ich mag nicht mehr, noch 100 m. Jetzt breche ich zusammen. Noch 10 m, das Ziel ist erreicht. Ich bin erledigt, tot.
    NIE WIEDER;NIE
    Eine Stunde Pause und die Frage, mit dem Bus oder den Skier die 20 km bis zum Hotel hinter sich bringen. Keine Frage, Ski. Schon bei der Rückfahrt im Bus kann ich mich kaum bewegen, aber der nächste Tag, einfach grausam.
    4 Woche später: die Siegerliste, Platz 8 337 in 3 Stunden 19 min. Ein Jahr später, derselbe Ort und nach 3 Stunden 13 ein erneutes NIE WIEDER, ein Stunde später …. Aber das kennen Sie schon.

  • :write :write


    Eine Geschichte.....


    Es ist 03:14 h. Dunkelheit. Nichts los in der lauen Frühlingsnacht. Plötzlich Hektik. Ein Pkw brennt. Es befinden sich noch Personen im Fahrzeug. Das Blaulicht flackert auf. Man tritt aufs Gas. 120, 190, 210....man fliegt über die Straßen. Keiner der Anderen ist in der Nähe. Die Feuerwehr ausgebucht. Man tritt härter aufs Gas. Sieht wie der Kollege sich mit weißen Fingern an der Türe festhält. "Zu schnell?" " Nein, gib Gas." Nicken. Plötzlich vor einem ein Pkw. Die Fahrerin bremst, haarscharf fliegt man über den Seitenstreifen vorbei. Schnaufen auf dem Beifahrersitz. "Sorry." " Macht nix, gib Gas. Wir müssen dahin." Man sieht die Flammen. "Sieht übel aus." " Ja" Mit quietschenden Reifen kommt man hinter dem Fahrzeug zum Stehen. Personen laufen durchs Dunkel. Der Kollege rennt los. Man selbst spurtet nach vorne, den Feuerlöscher im Arm. Hört Schreie, schiebt Menschen beiseite. Sieht einen Kleinwagen, die Marke ist nicht mehr zu erkennen. Total deformiert. Auf dem Fahrersitz ein Mädchen, höchstens 20. Neben ihr ein junger Mann, bewußtlos. Die Flammen lecken am Fahrzeug Innenraum. Zwei Männer reißen an den Türen, nichts bewegt sich. Einem der Männer drücke ich den Feuerlöscher in die Hände. "Löschen, los." Ich schlage auf die Scheibe ein. Das Glas platzt auf, die Hände des Mädchens recken sich durch das Fenster. "Holt mich raus." Panisch. Ziehen Zerren. Auf der Beifahrerseite das gleiche Bild. Nichts bewegt sich.
    Der Feuerlöscher richtet nichts aus. Ihre Schreie werden schriller, das Feuer stärker. Es nützt nichts. Wir zerren an ihrem Körper können ihn nicht bewegen. Die Menschen schleppen Eimer voll Wasser heran, man versucht sie zu löschen. Vergeblich. Ihre Haare fangen Feuer. Sie schreit panisch. Keine Zeit sich hilflos zu fühlen. Endlich erneut Blaulicht, die Feuerwehr. Wasser und Schaum überall. Dennoch brennt das Fahrzeug weiter. Mein Kollege und ich werden nach hinten gedrängt. Die Feuerwehr braucht Platz. Man will nicht im Weg stehen. Hilflos stehen wir einige Meter entfernt, beobachten. Plötzlich ein fixierenden Blick. Das Mädchen sieht uns, blickt uns an, hebt die Arme. Ich verstehe nicht. Gehe näher, während die Feuerwehrmänner fieberhaft arbeiten.
    Ihr Körper brennt. Sie schreit erneut den gleichen Satz. Jemand greift nach meiner Hand. Mein Kollege.
    Er hat sie auch verstanden.
    Faßungslosigkeit.
    Die Hände an den Waffen, verkampft, bis das Weiße an den Knöcheln hervortritt. Der Griff an meiner Hand wird stärker, ich spüre den Schmerz nicht.
    Sie schreit wieder.
    Diesmal versteht es jeder. Einige sehen uns erwartungsvoll an.
    Eine Frau schreit. "Nun erlöst sie doch schon. Helft ihr ."
    Wieder ihr Schrei.
    "ERSCHIEßT MICH! BITTTTTTTTE !"
    Ich höre nicht mehr was sie ruft. Immer noch wird gelöscht.
    Plötzlich Stille.
    Nur noch das Prasseln des Feuers ist zu hören. Neben uns fällt die Frau auf die Knie. Ich sitze daneben. Spüre nichts. Ein Blick nach oben, mein Kollege weint.
    Ich lege mich auf den Boden. Sehe die Sterne an.


    Das Mädchen und ihr Freund haben den Unfall nicht überlebt. Sind unter Qualen gegangen. Ich hätte helfen können.....sollen? Müssen? Habe ich geholfen?


    Irgendwas in mir sagt: "Das wäre Mord gewesen"


    Wäre es das?

  • Heute war der Tag, an dem es passieren sollte. Da waren sich die drei Schwestern einig.


    Sie hatten lange hin- und her überlegt, aber es gab einfach keine andere Lösung. Auch das "wie" stand schon fest: Mit einem Messer würden sie es tun. Erst ein wenig Schlafmittel in das Bier kippen, das er zum Abendessen so gerne und so reichlich genoß und dann, wenn er schlief und sich nicht wehren konnte, würden sie ihm die Kehle durchschneiden.


    Ein sauberer Schnitt und sie hatten ein für allemal ihren Frieden.


    Zulange hatten die drei hilflos und von ihm unter Druck gesetzt, mitgemacht. "Wenn ihr nicht lieb zu Vati seid, werdet ihr Eure Mutter nie mehr sehen"


    Woher sollten sie auch wissen, daß sie ihre Mutter sowieso nie mehr sehen würden, weil diese nicht einfach nur weggegangen war, sondern sich schon vor Jahren, als sie noch zu klein waren, um zu verstehen, das Leben genommen hatte. Sie war vor ihm geflüchtet und hatte die Mädchen schutzlos bei ihm zurück gelassen.


    Letzte Woche hatten sie dies herausgefunden... und auch, daß er das, was er ihnen angetan hatte, bis sie endlich groß und stark genug waren, sich seiner zu erwehren, nun auch mit ihrer jüngsten Schwester begonnen hatte. Das mußte ein Ende haben, bevor auch sie innerlich zerbrach, so wie sie.


    Sie hatten lange überlegt und dann beschlossen, das Schwein nicht einfach davon kommen zu lassen. Jede für sich hatte eine Todesangst vor ihm... das Werk langer Anwendung physischer und psychischer Gewalt. Doch zusammen waren sie stark. Zusammen konnte es ihnen gelingen, das jahrelange Martyrium zu beenden und ihren Peiniger zu stoppen, bevor noch eine weitere Kinderseele endgültig kaputt gehen würde.


    Und heute war der Tag der Rache. Der Tisch war bereits für das Abendessen gedeckt. Alles sah so aus wie immer und sie saßen am Tisch, so wie immer. Ganz so, wie er es mochte. Gespannt lauschten sie den Schritten auf der Treppe. Langsam öffnete sich die Tür und er trat ein, ihr so sehr verhasster Vater. Er wußte es noch nicht, aber dies würde sein Henkersmahl werden. Alles war vorbereitet. Der Abend konnte beginnen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Es hätte so schön sein können. Wenn diese blöde Kuh nicht gewesen wäre. Sie hat alles kaputtgemacht ! Und er hat sie auch noch in Watte gepackt ! Ich faß es nicht ! Seit Wochen kriege ich das nicht in meinen Schädel....
    Was sie gemacht hat ? Na, ich erzähle es Dir mal von Anfang an:
    Als wir uns kennengelernt haben, lebten die beiden ja noch zusammen. Klar waren sie da schon kein Paar mehr, aber sie konnte ihn ja nicht loslassen. Sie hatte sich zwar schon ein Zimmer in einer WG gesucht, aber die meiste Zeit war sie doch noch bei ihm.
    Naja, und dann hat sie wohl gemerkt, daß das mit uns was ernsteres wird. Da fingen die fiesen Sprüche an....
    Ach, sie hat angefangen, Lügen über uns zu erzählen. Und hat voll einen auf Mitleidstour gemacht. Ihre Leute haben das natürlich alles geglaubt.
    Irgendwann hat er sie dann mal gebeten, das sein zu lassen, aber er ist ja immer so sanft dabei. Kann sich bei ihr nicht durchsetzen...
    Sie hat dann sogar angefangen, bei mir anzurufen... Hat voll den Scheiß erzählt, er hätte noch irre viele Schulden bei ihr, weil sie ihm die Ausbildung finanziert hätte. Und ob ich sowas für 'ne gute Basis hielte... So'n Scheiß !
    Auf 'ner Party hab ich sie mir dann mal gekrallt, sie war eiskalt. Hat mich vor versammelter Mannschaft voll arrogant angemacht. Naja, ich hab gemerkt, mit der kann man nicht mehr normal reden.
    Aber das hat echt an mir gefressen, kann ich Dir sagen.
    Jedenfalls hatte sie sich dann doch dazu entschlossen, bei ihm auszuziehen. Vom Termin her paßte das ganz gut: wir wollten für 'ne Woche an die Ostsee.
    Als wir wiederkamen, war ich schon ganz gespannt, ob sie nicht doch noch 'n Rückzieher gemacht hat... Nö, sie war tatsächlich ausgezogen, allerdings nicht ohne ihm einen "netten Abschiedsgruß" zu hinterlassen: Gläser kaputt geschmissen ! Überall lagen Scherben...
    Und dann gings erst richtig los: Sie erzählte rum, ich hätte ja meinen Ex schon mit ihm betrogen, da wäre schon länger was gelaufen. Ich hätte nur Interesse an ihm, weil ich ihn ihr wegnehmen könnte usw. usf. Was ich denn schon wäre, 'ne poplige Verkäuferin...
    Und er ? Pah, nix gemacht hat er ! Hat sie ab und zu mal gebeten, mit den Lügengeschichten aufzuhören. Was das denn bringen würde und so.
    Ja, und dann der Hammer: Sie hat sich ja in der Zwischenzeit auch schön trösten lassen : von einem Bekannten, der echt in sie verliebt war. Dem hat sie dann vorgeheult, sie würde sich umbringen! Der war natürlich auch völlig aus dem Häuschen und hat mich nicht mehr mit'm Arsch angeguckt!
    Dabei stimmte das ja alles nicht ! All diese Lügen!
    Und jetzt ? Naja, sie hat mittlerweile 'ne feste Beziehung und wir haben uns in aller Freundschaft getrennt. Ich kann das nicht verstehen, daß er damals nicht mal richtig Tacheless mit ihr geredet hat.
    Und ich ziehe nächste Woche um, in so'ner Kleinstadt wie hier kriegst Du sogar so jemanden wie mich mit Rufmord mürbe...

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Mörderballade


    Ich nahm ihre leichenblasse Hand
    Ihre Lippen so trocken, wie der Sand
    Ich hob sie auf, so federleicht
    Das Wasser war nicht tief, so seicht
    Ich trug sie weit ins Meer hinaus
    Den Fischen war’s ein Leichenschmaus
    Sie liebte diesen anderen Mann
    Dessen Blut so schnell, wie Schnee zerrann
    Unter meiner schnellen Klinge
    Sagte ich ihm, dass es mich zum Rasen bringe
    Wenn er ihr in die Augen schaut
    Ihr meine wahre Liebe raubt
    Ich stach immer wieder, wieder zu
    Und fand erst dann so warme Ruh’
    Als ich ihren zarten Hals fest packte
    Bis sie leblos in meine Arme sackte
    Jetzt treibt sie draussen, tot und leer
    Ihn schick’ ich ihr gleich hinterher
    Mein Messer noch tief in ihm steckt
    Röchelnd ist er mir verreckt
    Nun treib’ davon, zu ihr ins Meer
    Du dachtest wohl, sie liebt dich sehr

  • SIE



    Wie jeden Morgen sitze ich am Frühstückstisch. Der frische Kaffee duftet, ebenso der Toast, der leicht geröstet gerade nach oben springt. Durch das geöffnete Fenster erschallt an diesem herrlichen Morgen der Gesang der Vögel, die in den ersten Sonnenstrahlen des Tages auf Futtersuche gehen. Ich streiche mir genüsslich die irische Butter auf das noch warme Brot, öffne das Glas mit Pflaumenmus, dass mir Mutter mitbrachte.
    Plötzlich ist sie in der Küche. Wieder vernehme ich ihre unsägliche Stimme. Schon in der letzten Nacht lag sie mir ständig in den Ohren. Kann sie mich nicht wenigstens zum Frühstück in Ruhe lassen? War die letzte Nacht nicht schon genug? Sie setzt sich mir genau gegenüber. Ich hatte gehofft, Kaffee und Brot in Ruhe genießen zu können. Bisher war ich versucht, ihre nervende Art einfach zu ignorieren. Aber es fällt mir langsam immer schwerer. Warum verstand sie nicht, dass ich meinen Schlaf brauchte, um den momentanen Stress auf der Arbeit zu überstehen?
    Mein grimmiger Blick trifft sie, aber es scheint nicht weiter zu stören und bringt sie keineswegs aus der Ruhe.. Als sie sich endlich vom Tisch erhebt, hoffe ich, sie verschwindet zumindest so lange, bis ich fertig bin. Kann man eine lebende Kreatur wie sie so unangenehm empfinden? Eigentlich bin ich ein friedfertiger Mensch, aber irgendwann ist auch meine Geduld zu Ende. Letzte Nacht war ich nahe daran ihr etwas anzutun. Mit geballten Fäusten lag ich unter der Decke. Lass sie, lass sie einfach. Irgendwann muss sie auch mal müde werden, Ruhe und Schlaf brauchen. Man kann doch nicht ununterbrochen die Leute belästigen und ihnen die Nerven rauben. Erst nach über einer Stunde gab sie endlich Ruhe und verstummte.
    Gerade in dem Moment, als ich die Kaffeetasse abstellte, ist sie wieder hinter mir. Meine Hand greift das Frühstücksmesser und beginnt den Griff fest zu umklammern. Nein!!! Nicht schon wieder!!! Wieder setzt sie sich mir gegenüber und schaut auf meine zweite Scheibe Toast. Wage es nicht!!! Solltest du beschließen, dich ihr zu nähern, reisst mir endgültig der Geduldsfaden. Die Knöchel meiner rechten Hand färben sich langsam weiss, so fest umschließen die Finger das Messer. Um ihr die Toastscheibe vor der Nase weg zu schnappen, lasse ich das es fallen und will zugreifen. Zu spät! Sie war schneller und tat sich daran gütlich. Ich spüre, wie mir die heisse Wut durch den Körper strömt und die Zornesfalte auf meiner Stirn sich vertieft. Ich greife in meiner Rage nach dem Nächstbesten, was ich finden kann und schlage zu. Hart, mit vollem Schwung und all meiner angestauten Wut.
    Da liegt sie nun. Völlig reglos. Ihr Blut klebt am Tisch. Ruhe...... endlich Stille......
    Mit erleichtertem Gefühl setze ich mich langsam wieder an den Tisch. Greife nach der Kaffeetasse, trinke einen kräftigen Schluck und lege eine neue Scheibe Brot in den Toaster. Das Zwitschern der Vögel klingt wie Musik in meinen Ohren. Wenn ich fertig gefrühstückt habe, werde ich sie und das verschmierte Blut beseitigen.
    Sie hätte es nicht auf die Spitze treiben dürfen, diese unsägliche Stubenfliege.






    mit mörderischen Grüßen,
    Heaven ;)

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zapping


    Gustav schloß die Fenster, um sich dem Gejaule des Windes und dem Klappern der Rollos zu entziehen.
    Er blickte hinaus in die Dunkelheit, danch auf die Uhr. 0.30h, seine Frau Annegret schlief schon seit Stunden mit heruntergeklappter Kinnlade auf der Couch. Die Geräusche aus ihrem Mund und waren dem Aprilsturm nicht unähnlich. Genervt holte er sich ein Bier aus der Küche und setzte sich hin.


    Im Fernseher lief um diese Zeit so gut wie nichts Gescheites. Dauerwerbesundungen für Küchenutensilien wechselten sich mit uralten Serienwiederholungen ab.


    Gustav konnte nicht schlafen, er zappte ein wenig mit der Fernbedienung und blieb bei einer Erotikwerbung hängen. Frauen mit unglaublichen Brüsten und immer offenstehenden Mündern prießen sich ihm an.
    Schnell schaute er auf seine Gattin, sie schlief anscheinlich.


    Seine Frau war nicht gerade sehr ansehnlich, die Brüste hingen im Liegen rechts und links herunter, die heruntergeklappte Kinnlade ließ einen Blick auf unzählige Amalgamfüllungen und fehlende Zähne zu.
    Er schaute wieder zu den schamlosen Weibern, und machte den Ton aus. keinenfalls wollte er dass gerade jetzt seine Frau aufwachte, sie erwischte ihn schonmal beim Schauen von Erotiksendungen, und machte ihm eine Riesenszene. Drei Wochen behandelte sie ihn wie einen Triebtäter und er kam sich vor wie ein Schwein.


    Warum durfte er so etwas nur heimlich sehen, warum hatte er nicht so eine Frau, willig und ansehnlich.


    Annegret produzierte ein schmatzendes Geräusch, drehte sich herum, und trat dabei ihren Mann mit dem Fuß.. Gustav betrachtete sie lange.
    Er stand auf, holte aus der Küche den Fleischklopfer und schlug mit fünf kraftvollen Schlägen ihren Schädel ein.
    Befreidigt setzte er sich neben seine tote Frau, machte den Ton laut und trank sein Bier leer.

  • Der Betrug



    Als Lisa an diesem Morgen aufwachte und einen Blick auf ihren Mann warf, der neben ihr im Bett noch friedliche schlummerte, da wusste sie plötzlich, das sie es nicht länger ertragen konnte.
    Erbost dachte sie daran, wie spät er am Abend vorher wieder mal nach Hause gekommen war, nicht das erste Mal in den letzten Wochen und wie immer mit einer superdämlichen Ausrede auf den Lippen !
    Aber dieses Mal hatte sie ganz genau gewusst, woher er gekommen war, denn vor ein paar Tagen hatte sie sich heimlich an seine Fersen geheftet und musste tatsächlich erleben, wie er 2 Straßen weiter in der Wohnung ihrer besten Freundin Susan verschwand. Gott, was war sie wütend gewesen ! Am liebsten wäre sie sofort dort herein gestürmt und hätte die beiden in flagranti im Bett erwischt.
    Aber nein, zuerst wollte sie sich einen Plan zurechtlegen – einen richtig guten, die beiden sollten dafür büßen, sie so hintergangen zu haben !


    Sie hatte gegrübelt und sich Mike gegenüber nichts anmerken lassen, Susan, diese miese kleine Schlampe hatte sie am Telefon kurz und schmerzlos mit „Keine Zeit“ abgefertigt.
    Sollte sie sich doch ruhig Gedanken machen ...
    Und dann war ihr die Idee gekommen, die sie heute nun in die Tat umzusetzen beabsichtigte.


    Leise verließ sie das Bett und schlüpfte in ihren Bademantel. Dann lief sie die Treppe nach unten und stieg die Kellertreppe hinab !


    Als alles erledigt war, holte sie tief Atem und kehrte ins Schlafzimmer zurück, drehte im Bad nebenan die Dusche auf und weckte Mike mit zuckersüßer Stimme : „Schatzi, könntest du mal nach den Sicherungen sehen ? Es kommt mal wieder kein warmes Wasser !“


    Schlaftrunken murrend hievte „Schatzi“ sich daraufhin aus dem Bett und schlurfte die Treppe nach unten.
    Sie folgte ihm und hielt ihm freundlich die Kellertür auf.


    Als er die Treppe bereits 3 Stufen nach unten gegangen war, sagte sie mit ihrer liebsten Stimme :“ Du solltest wohl besser die Taschenlampe mitnehmen.“


    Er drehte sich lächelnd zu ihr um, und streckte die Hand nach der Lampe aus, die sie fest umklammerte, nach oben schwang und mit einem lauten Krachen auf seinen Schädel schmetterte.
    Für den Überraschungseffekt hatte er keine Zeit mehr. Als er unten an der Treppe angekommen war, konnte sie ihren keuschenden Atem hören, so still war es.


    Sie ging ins Wohnzimmer um das geplante Telefonat mit ihrer besten Freundin Susan zu führen.


    Dabei fiel ihr ein großes in Geschenkpapier verpacktes Etwas auf dem Couchtisch auf, das mit einer großen Schleife versehen war. Unter der Schleife steckte eine Karte, die sie nun mit zitternden Fingern öffnete :


    „Liebe Lisa, verzeih, das ich die letzten Wochen so wenig Zeit für dich hatte, aber ich denke, dieses wunderbare Geschenk, wird dich darüber hinwegtrösten. Susan war so lieb und hat mir erlaubt, die Truhe, die du dir schon so lange wünschst, in ihrer Wohnung zu schnitzen – alles Liebe zum Hochzeitstag – Dein Mike“


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    Danke für's Lesen :-)


    Hannah

  • Mit rasendem Herzen lehnte ich erschöpft an der Wand einer kleinen Seitengasse, die in völliger Dunkelheit lag. Ich rannte. Rannte aus der Wohnung, die Straße entlang bis ich schließlich nicht mehr konnte und hier halt machte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf die Teufelsfratze, die sich grotesk in der Pfütze zu meinen Füßen wieder spiegelte. Ich ran nach Atem und obwohl mein Herz kräftig schlug, war es jetzt nichts weiter als eine Blutpumpe, ich hatte kein Mitgefühl mehr, empfand keine Schuld. Keine Angst. Keine Trauer. Und erst recht keine Schuld. Doch jetzt, wo ich alleine war, wurde mir meine Tat erst bewusst.
    Wir hatten einen Streit. Es ging wohl wieder nur um eine Kleinigkeit, doch war ich wieder einmal ausgerastet. Wie schon so viele male zuvor. Ich hatte sie geschlagen, sie als dreckige Hure beschimpft. Doch war ich dieses mal zu weit gegangen. In meiner Wut hatte ich nach dem Messer gegriffen, das auf dem Küchentisch lag. Ich stach auf sie ein. Immer und immer wieder bohrte sich das Messer in ihre Brust. Ihre Ohrenzereisenden Schreie mussten im ganzen Haus zu hören gewesen sein. Und sie schallten immer noch, in meinen Inneren nach. Als mein Zorn schließlich versiebt war und ich endlich von ihr abließ, war sie schon lange Tod. Das Bild meiner entsetzlichen Tat brannte sich tief in mein Gedächtnis ein. Überall war Blut. So viel Blut. Es klebt an den Wänden und Möbeln. Auf dem Boden hatte sich bereit eine große Pfütze gebildet. Auch an meinen Händen und Kleidern klebte das Blut. Ihr Blut. Ihr Gott verdammtes dreckiges Blut.



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    Ich habe mich entschieden!
    *verneig*


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    Die Titel änderun HIER gibt es nur unter protest :fetch